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Dieser Artikel behandelt die aus dem historischen Johannis-Kloster hervorgegangene Wohnanlage in Hamburg-Eppendorf. Zum gleichnamigen Dominikanerkloster in Barmbek siehe Dominikanerkloster St. Johannis (Hamburg) |
Gedenktafel für das Kloster im Eichenpark, Hamburg-Harvestehude
Das
Kloster St. Johannis in
Hamburg ist heute als
Evangelisches Damenstift eine Wohnanlage in der Heilwigstraße 162 im Stadtteil
Eppendorf. Diese wurde zwischen 1912 und 1914 durch die Architekten
Richard Kahl und
Ludwig Endresen errichtet und liegt in einem großzügigen Garten an der
Alster. Für alleinstehende Frauen im Alter über 60 Jahren stehen 69 abgeschlossene Wohnungen zur Verfügung. Geleitet wird das Kloster durch einen vom
Senat genehmigten Vorstand im Ehrenamt. Der
Große Konvent wird gebildet aus den beiden
Patronen, das sind der jeweilige Erste und Zweite
Bürgermeister der Stadt, den drei Vorständen und der
Domina genannten Vorsteherin. Diese Struktur besteht seit der
Reformation.
Hervorgegangen ist das Kloster aus dem 1246 durch
Heilwig von der Lippe gegründeten
Zisterzienserinnen-Kloster Herwardeshude, das zunächst am
Pepermölenbek vor dem späteren
Altona lag und 1295 in die Gegend des heutigen Stadtteils
Harvestehude verlegt wurde. Nach der
Reformation wurden die Nonnen 1530 in den Gebäuden des zuvor aufgehobenen
Dominikanerklosters St. Johannis in der Hamburger Innenstadt untergebracht und gründeten 1536 das
Evangelische Conventualinnenstift für unverheiratete Hamburger Patrizier- und Bürgertöchter. 1837 wurde das Kloster an den Schützenwall, dem späteren Klosterwall verlegt, 1914 erfolgte der weitere Umzug zu dem heutigen Standort an der
Heilwigstraße. Diese Straße wurde bereits 1870 nach der Klostergründerin benannt.
Gründungsgeschichte
Die Gründung des Klosters geht auf den Grafen
Adolph IV. von Schauenburg und Holstein zurück. Dieser hatte vor seiner Teilnahme an der
Schlacht bei Bornhöved gegen die Dänen am 22. Juli, dem
Namenstag der heiligen
Maria Magdalena im Jahr 1227 das Gelübde abgelegt, für den Fall seines Sieges ein Kloster zu gründen und dort fortan zu leben. In Erfüllung dieses Gelübdes gründete er 1231 das
franziskanische Maria-Magdalenen-Kloster am heutigen
Adolphsplatz in Hamburg
[1][2] und 1236 das
St.-Johannis-Kloster der
Dominikaner am heutigen Rathausplatz, sowie 1242 in
Kiel ein weiteres
Franziskanerkloster, in dem er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Adolfs Ehefrau, Gräfin Heilwig von der Lippe, tat es ihrem Mann gleich und gründete am 24. Februar 1246 ein Zisterzienserinnenkloster in Herwardeshude. Dies war ein Flecken auf einer Anhöhe oberhalb der
Elbe, an dem Pepermölenbek, der später die Grenze zwischen
St. Pauli und Altona markierte. Durch Schenkung konnte Heilwig für die Anlage des Klosters in den Besitz eines Hofes und einer Mühle sowie einiger Äcker und zwei weiterer Häuser gelangen. Die Einnahmen aus Hof und Mühle reichten für die Lebensgrundlagen des kleinen Konvents.
[3] 1247 wurde das Kloster von Papst
Innozenz IV. bestätigt.
1293 kauften die Nonnen vom
Schauenburger Grafen Heinrich I. von
Holstein-Rendsburg Ländereien bei den Dörfern Oderfelde und Heimichhude an der Alster, „mit Gebüsch, Mooren, Wiesen, Weiden, Gewässern und allen Freiheiten, von allen Abgaben befreit“, und verlegten 1295 ihr Kloster an diesen Ort.
[4] Als Gründe für den Umzug wurden zum einen die Interessen Hamburgs genannt, das vor den Toren der Stadt ein freies
Glacis zur Verteidigung wollte, wie auch, dass der Mühlbach Ende des 13. Jahrhunderts versiegte und so die Versorgung des Klosters nicht länger gewährleistet blieb.
Kloster Herwardeshude
Die Lage des Klosters, Zeichnung von C.F. Gaedechens auf einen Plan des 19. Jahrhunderts
Name und Lage
Die Nonnen nannten ihr neues Kloster
In valle virginum – Jungfrauenthal. Doch der Name setzte sich nicht durch. Stattdessen wurde das Kloster volkstümlich weiterhin nach dem ursprünglichen Standort
Herwardeshude genannt. Aus diesem Namen entwickelte sich schließlich
Harvestehude, die Bezeichnung für den umliegenden Stadtteil. Der Hamburger Geschichten- und Sagenschreiber
Otto Beneke führte dazu aus: „In der Zeiten Lauf verschwand das alte Dorf Herwerdeshude an der Elbe, oder mindestens der Name desselben ging unter, der dafür von den Leuten aus alter Gewohnheit dem Kloster Frauenthal an der Alster übertragen wurde, das man zuletzt gar nicht anders als Herwerdeshude nannte, woraus endlich unser Harvestehude entstanden ist, was manche gute Hamburger, da ein Winterhude gegenüber liegt, auch wohl Herbstehude nennen und zwar gar nicht so irrig, denn ‚Harvest‘ ist das plattdeutsche Wort für Herbst.“
[5] Die neuen Klostergebäude wurden an der Feldmark von Oderfelde errichtet, dem heute westlichen Teil des
Eichenparks. Bei einer Neubebauung des Grundstücks im 19. Jahrhundert konnte die genaue Lage festgestellt und von
Cipriano Francisco Gaedechens auf einer Skizze festgehalten werden. Demnach lagen die Klostergebäude an der heutigen Straße Klostergarten und am
Harvestehuder Weg östlich der Einmündung des Mittelwegs und nördlich des Licentiatenbergs bis zur Alster hin. Die heutige Straße Frauenthal führt durch den westlichen Teil der Gebäude, der nach dem Plan als Waisenhaus genutzt wurde, hindurch.
Zahlreiche Straßennamen in der Umgebung weisen heute noch auf das Kloster an diesem Ort hin. Neben Klosterstern, Klosterstieg und Klostergarten sind auch die Bezeichnungen Frauenthal, Jungfrauenthal und Nonnenstieg, St. Benedictstraße, in Ehrung des
Heiligen Benedicts als Schutzpatron des Klosters, und Heilwigstraße, in Erinnerung an die Gründerin des Klosters, auf diesen Ursprung zurückzuführen.
Verhältnis zur Stadt Hamburg
Das Kloster stand seit seiner Gründung sowohl unter Schutz wie in wirtschaftlichen Beziehungen zu den Schauenburger Grafen und darüber in Kontakt mit der Verwaltung Hamburgs. 1305 wurden aus dem Rat der Stadt Klostervögte eingesetzt, die zum Beispiel für die Auszahlungen der
Kornrenten an das Kloster sorgten. Aus dieser Tradition sind noch heute die Bürgermeister der Stadt Hamburg
Geborene Patrone des Klosters.
Im Jahr 1310 kam es zum Vertrag zwischen der Stadt Hamburg, die den Schutz des Klosters übernahm, und den Nonnen, die sich verpflichteten, die stadtnahen Ländereien von Gebäuden zu räumen. In einem weiteren Vertrag wurde die
Hundebek, die im Grindelwald beim heutigen
Universitätsgelände entsprang und etwa 200 Meter südlich des heutigen Anlegers
Alte Rabenstraße in die Alster mündete, als Grenze zwischen Kloster- und Stadtgebiet festgelegt. Die Dörfer Oderfelde und Heimichhude wurden niedergelegt. Die Interessen Hamburgs waren dabei militärische, aus Verteidigungsgründen sollte das Gelände vor der Stadtfestung unbebaut bleiben. Es wurde fortan landwirtschaftlich genutzt.
[6]
Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich die Funktion des Klosters, junge Frauen aus der Oberschicht zu erziehen und zu unterrichten. Für die Zahlung einer gewissen Rente sollte den Töchtern „mores und virtutes“ gelehrt werden. Es entstand so eine persönliche Nähe zahlreicher Hamburger Bürger zu dem Kloster in Herwardeshude. Aber auch der Lebensstil der Frauen im Kloster passte sich weitgehend dem der Frauen aus der Stadt an, was im 15. Jahrhundert zu Problemen mit der Kirchenobrigkeit führte.
[7]
Landerwerb
Die Einnahmen des Nonnenklosters bestanden, im Gegensatz zu Mönchsklöstern, allerdings nicht aus eigener Bewirtschaftung ihrer zahlreichen Güter, sondern aus der Einziehung von
Zehnten, Zinsen und Renten aus dem Grundbesitz. Bereits um 1250 hatte das noch junge Kloster Land auf dem
Gorieswerder gekauft und um 1275 dreizehn Hufen Land in neun
stormarnschen Dörfern und eine Fischgerechtigkeit an der
Bille. „Das Kloster Harvestehude besaß schon in dieser ersten Phase seiner Entwicklung genügend Kapital und Kontakte für einen langsamen aber stetigen Besitzaufbau.“
[8] Das 1293 gekaufte Gebiet umfasste den
Grindelwald, den
Schlump und den Schäferkamp und streckte sich im Norden bis zur
Isebek. Im 14. Jahrhundert wurden der aktive Erwerb von Landbesitz und Rechtsgütern fortgesetzt. So erwarb das Kloster unter anderem einen Wirtschaftshof in
Ottensen und die an der Alster gelegenen Dörfer
Alsterdorf,
Eimsbüttel,
Eppendorf und
Winterhude, zudem das Tarpenbeker Moor und den Alsterzoll bei Eppendorf. Auch in weiterer Entfernung kamen Besitzungen hinzu: vierundzwanzig Morgen Land in den
Stader Elbmarschen, ein Krug in
Bramfeld, Land in der
Haseldorfer Marsch und weiteres auf den Elbwerdern. 1385 kam noch das Dorf
Bilsen mit sämtlichen Gütern und Rechten vor allem an wertvollen Holzungen hinzu. 1400 wurde die Eppendorfer
St. Johanniskirche dem Kloster
inkorporiert. Damit waren die Landerwerbungen des Klosters weitgehend abgeschlossen, es besaß eine um ein Vielfaches größere Landfläche als die Stadt Hamburg selbst.
[9]
Auflösung
Ab 1525 setzte sich die Reformation in Hamburg zunehmend durch,
Johannes Bugenhagen wurde in die Stadt berufen und erarbeitete eine neue Kirchenordnung. Die Zisterzienserinnen widersetzten sich einer Reform, 1530 kam es zum Eklat. Die Nonnen, von Bugenhagen
Lügenbräute Gottes genannt, wurden aus Harvestehude vertrieben, die Gebäude auf Weisung des Hamburger Rats und der Bürgerschaft zerstört und abgebrochen. Auch die Dominikaner im Stadtkloster St. Johannis beim heutigen Rathausmarkt waren 1528 vertrieben worden. Das nun leerstehende Gebäude wurde den heimatlos gewordenen Frauen von der Stadt angeboten, unter der Bedingung, dass sie zum evangelischen Glauben übertreten und sich nicht mehr als Nonnen bezeichneten. So wurde das Haus kurze Zeit später von neunzehn konvertierten Nonnen unter der Äbtissin
Caecilia von Oldessem bezogen, die fortan
Jungfrau Domina genannt wurde. 1536 wurde so das
Evangelische Conventualinnenstift für unverheiratete Hamburger Patrizier- und Bürgertöchter gegründet. Zudem wurde in einem
Rezess bestimmt, den großen Güterbesitz des ehemaligen Klosters Herwardeshude zu erhalten und unter der Klosterstiftung zu verwalten. Damit war das alte Kloster Herwardeshude in ein evangelisches Damenwohnstift übergegangen, die Verwendung der Klostereinkünfte hatten fortan den Zweck, Unterbringung und Unterhalt lediger Hamburger Bürgertöchter zu bestreiten.
Kloster St. Johannis
Die Klosterverwaltung hat sich seit dem Rezess von 1536 kaum verändert. Vertreten wurde die Stiftung durch die ehrenamtlich tätigen Patrone und Vorsteher. Die Patrone wurden vom Bürgermeister aus den Mitgliedern des Senats ernannt oder aber selbst durch die Bürgermeister gestellt. Die Vorsteher ernannte der große Konvent, der sich aus den Patronen, Vorstehern und der Domina zusammensetzte. Die Geschäftsführung hatte der Klosterschreiber inne, der den Weisungen der Vorsteher unterlag. Die innere Klosterordnung war und ist Aufgabe der Domina.
St. Johannis Kloster um 1590, Ausschnitt aus einem Kupferstich
Erster Standort Rathausmarkt
Das Gebäude, das den Frauen 1530 nach der Vertreibung aus Harvestehude zugewiesen wurde, ging auf die Klostergründung des Grafen Adolf IV. von etwa 1235 zurück. Es lag am
Dreckwall, an der Stelle des heutigen Rathauses und seines Vorplatzes, zum Bestand gehörte auch die Klosterkirche St. Johannis, die als evangelische Kirche weiter genutzt werden konnte. Sie teilten sich dieses Haus mit der 1529 von Bugenhagen gegründeten Schule, der
Gelehrtenschule des Johanneums.
Blick durch Hinter dem Breiten Giebel auf den breiten Ostgiebel der Klosterkirche St. Johannis und angrenzende Klosterbauten, Lithographie um 1825 von Peter Suhr
Die Umwandlung in das evangelische Konventualinnenstift, das unverheirateten Hamburger Bürgertöchtern Wohnung und Rente gewährte, wurde hanseatischen Gepflogenheiten entsprechend organisiert, die Jungfrauen mussten von ihren Verwandten eingekauft werden: „Bei der Eintragung ins Expektantinnenbuch war eine erste Rate fällig, bei der ‚Hebung‘ zur Konventualin die zweite Zahlung. Oft wurde der ‚Klosterbrief‘ als Patengeschenk schon in die Wiege gelegt. Bei der Heirat fiel das eingezahlte Vermögen dem Kloster zu.“
[10]
Die
Besetzung durch die Franzosen von 1806 bis 1814 brachte die Klosterstiftung in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, da viele ihrer Dörfer und Höfe vor der Stadtmauer niedergebrannt worden waren. Napoleonische Truppen nutzten die Klosterkirche als Magazin. 1829 wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen. Da auch das alte Klostergebäude zunehmend verfiel, erwarb das Stift 1836 ein neues Gebäude am Schützenwall, dem späteren Klosterwall.
Zweiter Standort Klosterwall
Das von
Carl Ludwig Wimmel erbaute neue Gebäude, in das 1837 zwanzig Konventualinnen und achtzehn Witwen aus dem alten Johanniskloster umzogen, war erheblich geräumiger. Es bot Platz für 60 Konventualinnen und verfügte zudem über ein eigenes Witwenhaus an der
Steinstraße mit zehn Wohnungen. Finanziert wurde der Neubau und der Umzug durch zahlreiche Verkäufe aus dem Grundbesitz der Stiftung. Auch an diesem Standort weisen die Straßenbenennungen auf die Lage des ehemaligen Klosters hin, neben dem Klosterwall und dem Johanniswall, erinnert die Straße
Klostertor an das von 1853 bis 1861 bestehende Tor in direkter Nähe des Klosters.
Nachdem 1866 das
Vorwerk Harvestehude, das Gebiet zwischen
Rothenbaumchaussee, Isebek und Hallerstraße, für vier Millionen
Mark an ein Konsortium verkauft worden war, gründete das Stift 1872 mit diesem Geld die
Unterrichtsanstalten des Klosters St. Johannis am Holzdamm. Sie beinhalteten eine
höhere Mädchenschule, einen
Kindergarten und ein
Lehrerinnenseminar, später kamen weitere Ausbildungsgänge hinzu. Ende 1881 wurde die Klosterschule von 742 Schülerinnen und 92 Seminaristinnen besucht. 1923 wurde die Institution aufgrund der geänderten politischen Verhältnisse sowie der wirtschaftlichen Lage des Klosters der
Oberschulbehörde übereignet und in einem von
Fritz Schumacher entworfenen Neubau beim
Berliner Tor untergebracht. Das Gebäude Holzdamm 5 im Ensemble mit der Rautenbergstraße 1 – unmittelbar neben dem
Hotel Atlantic gelegen – steht unter
Denkmalschutz und beherbergt heute die Staatliche
Handelsschule.
Dritter Standort Heilwigstraße
Das Gebiet am Klosterwall wurde ab 1900 durch den Bau des
Hamburger Hauptbahnhofs zu innerstädtischem Interessengebiet. 1911 verkaufte der Konvent sein dortiges Gelände für 2,5 Millionen Goldmark an die Finanzdeputation und ließ an der Eppendorfer Heilwigstraße einen neuen Gebäudekomplex errichten. Er wurde von den Architekten Kahl und Endresen im englischen Landhausstil geplant und lehnt sich an klösterliche Vorbilder an. Am augenfälligsten ist darin der Uhrturm am Eingangsbereich und die Anlage nach Art mittelalterlicher Kreuzgänge, alle Korridore haben direktes Licht, die Eingangshalle ist mit weißem Marmor ausgelegt und die Treppenhäuser bestehen aus Eichenholz. Die Wohnanlage liegt auf einem 11.000 Quadratmeter großen Grundstück mit abgeschirmtem Garten und Uferbefestigung zur Alster hin. Am 11. Juli 1914 weihte es der damalige Patron, Bürgermeister
William Henry O’Swald, als
Evangelisches Damenstift Kloster St. Johannis ein. Es hat bis heute Bestand:
„Je nach Leerstand werden neue Bewohnerinnen aufgenommen und zahlen eine angemessene Miete. Jede Dame verfügt über eine abgeschlossene Wohnung (verschiedene Größen) und versorgt sich selbst. Die Nachbarschaftshilfe ist vorbildlich. Wir fühlen uns einer christlich humanistischen Lebensordnung verpflichtet. […] Eingedenk der klösterlichen Wurzeln, bemühen wir uns, um eine in die Zukunft weisende lebendige Orientierung in der Gegenwart.“
– Homepage des Klosters St. Johannis
[11]
Benachbarte St.-Johannis-Kirche
Etwa 250 Meter nordwestlich des heutigen Klostergebäudes befindet sich die
St.-Johannis-Kirche, die von 1400 bis 1832 durch das Kloster bzw. die Klosterstiftung verwaltet wurde.
Übersicht über den Grundbesitz
Das einst so große Grundvermögen des Klosters, das 1530 vom Kloster Herwardeshude in die Stiftung St. Johannis überging, ist im Laufe der Zeit wesentlich zusammengeschrumpft. Einige der städtischen und ländlichen Grundstücke wurden bereits im 17. und 18. Jahrhundert veräußert. Nach der Franzosenzeit und mit dem Umzug in das neue Gebäude am Klosterwall, ging die Stiftung dazu über, weitere Grundstücke zu verkaufen. Da für die Stadt Hamburg die Gebiete für die geplanten Stadterweiterungen von großem Interesse waren, beschloss der Senat 1826 die Übernahme der obrigkeitlichen Rechte, 1830 wurden die meisten der Klosterländereien in die neugegründeten
Landherrenschaften der Geest- und Marschlande eingegliedert. 1866 wurde der Grundbesitz der Stadt übereignet, die sich dafür zu einer immerwährenden Jahresrente an die Kirche verpflichtete, und vielfach an private Investoren weiterverkauft.
Anmerkung |
Alsterdorf |
1803 |
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nach Verhandlungen mit Dänemark im Tausch gegen Bilsen erworben; ab 1831 unter Verwaltung der Landherrenschaft der Geestlande |
Alt-Herwardeshude |
1246 |
vor 1530 |
von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Bahrenfeld |
vor 1350 |
vor 1530 |
von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Barmbek |
vor 1300 |
|
einzelne Güter, eine Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Bassenfleth |
vor 1350 |
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einzelne Güter; gingen 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Bilsen |
1385 |
1803 |
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Bramfeld |
vor 1300 |
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einzelne Güter, viereinhalb Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Duvenstedt |
vor 1300 |
|
einzelne Güter von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Eimsbüttel |
1339 |
|
bereits 1275 wurde eine Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft; ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Eppendorf |
1343 |
|
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Gorieswerder |
1250 |
|
einzelne Güter, erste Erwerbung des Klosters; nach Sturmfluten im 13. und 14. Jahrhundert war der Gorieswerder in mehrere Elbinseln geteilt; gingen 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Grindel |
1293 |
|
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Groß Borstel |
vor 1350 |
1836 |
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über; 1836 Verkauf an den Jäger Wehling |
Halstenfleth |
vor 1350 |
|
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Harvestehude |
1293 |
1866 |
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über; ab 1831 unter Verwaltung der Landherrenschaft der Geestlande; 1866 an ein privates Klosterkonsortium verkauft |
Kirchsteinbek |
vor 1300 |
|
einzelne Güter von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Lemsahl |
vor 1300 |
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einzelne Güter, zweieinhalb von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Lokstedt |
1383 |
vor 1530 |
von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Mellingstedt |
vor 1300 |
|
einzelne Güter, eine Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Niendorf |
1383 |
vor 1530 |
von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Ohlsdorf |
1366 |
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ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Osdorf |
vor 1300 |
|
einzelne Güter, zwei Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft |
Othmarschen |
vor 1400 |
vor 1530 |
einzelne Güter; von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Ottensen |
vor 1400 |
vor 1530 |
einzelne Güter; von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Schäferkamp |
1293 |
|
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Schiffbek |
vor 1300 |
|
einzelne Güter von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft, einschließlich Fischrechte an der Bille |
Schlump |
1293 |
|
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Tinsdal |
1348 |
vor 1530 |
einzelne Güter; von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft |
Twielenfleth |
vor 1350 |
|
einzelne Güter; gingen 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über |
Wellingsbüttel |
vor 1450 |
1484 |
Besitz des Bistums Bremen, 1430–1484 Pfandbesitz des Klosters, |
Winterhude |
1365 |
1831 |
ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über; ab 1831 unter Verwaltung der Landherrenschaft der Geestlande |
Hamburg,
Bergstraße |
1478 |
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Innerstädtisches Grundstück, geschenkt von Johann Schreye |
Hamburg,
Katharinenstraße |
vor 1530 |
|
Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung |
Hamburg,
Kattrepelstaven |
vor 1530 |
|
Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung |
Hamburg,
Knochenhauerstraße |
vor 1500 |
|
Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung |
Hamburg,
Neue Burg |
vor 1500 |
|
Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung |
Hamburg,
Rosenstraße |
vor 1500 |
|
Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung |
Hamburg,
Stekelhörn |
vor 1500 |
|
Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung |
Literatur
- Christian Hanke, Reinhard Hentschel: Harvestehude – Rotherbaum im Wandel. Hamburg 1993, ISBN 3-929229-09-9.
- Felix Rexhausen: In Harvestehude. Aufzeichnungen eines Hamburger Stadtteilschreibers. Hamburg 1979, ISBN 3-920610-26-1.
- Wilhelm Schwarz: But’n Dammdoor. Aus der Vergangenheit des hamburgischen Stadtteiles Harvestehude-Rotherbaum. Hamburg (um 1930).
- Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530. (Dissertationsschrift), Münster 1996, ISBN 3-8258-2758-5. S. 1 ff. in der Google-Buchsuche
- Jonas Ludwig von Heß: Hamburg topographisch, politisch und historisch beschrieben, Band 3, Verlag (der Verfasser), 1811, Harvestehude ab S.55 Volltext bei InternetArchive.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Heike Angermann: Diedrich Becker, Musikus. Annäherung an einen Musiker und seine Zeit. 2013 (online) (PDF; 2,3 MB) S. 80
- ↑ Handelskammer Hamburg (pdf; 30,95kb)
- ↑ Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 19
- ↑ Wilhelm Schwarz: But’n Dammdoor. Aus der Vergangenheit des hamburgischen Stadtteiles Harvestehude-Rotherbaum, Hamburg (ohne Datum, um 1930), S. 5
- ↑ Otto Beneke, Hamburgische Geschichten und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 27 Digitale Volltext-Ausgabe in wikisource, abgerufen am 1. Oktober 2010
- ↑ Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 21
- ↑ Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 35
- ↑ Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 20
- ↑ Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 25 f.
- ↑ Die Welt: Damengesellschaft mit Domina, Artikel vom 3. Januar 2001, abgerufen am 2. Oktober 2010
- ↑ Homepage Kloster St. Johannis, abgerufen am 2. Oktober 2010
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Domkloster Lübeck
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Das
Domkloster an der Südseite des
Lübecker Doms war bis 1803 Lebensmittelpunkt des Lübecker
Domkapitels. Im 19. Jahrhundert wurden große Teile des Gebäudes abgerissen.
Geschichte
Das Domkloster Lübeck als Institution wurde bereits 1160 von
Heinrich dem Löwen zusammen mit dem
Bistum Lübeck als Ort des gemeinsamen Lebens des Domkapitels gegründet. Dabei ist unklar, ob die Domherren einer Regel folgten; es wird angenommen, dass dies die
Augustinusregel war.
[1] Die Verpflichtung zum gemeinsamen Leben bestand bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Die Statuten von 1263 erwähnen keine Regel; seitdem lebten die
Domherren in ihren
Kurien und kamen nur zu Kapitelssitzungen und im Refektorium des Domklosters zusammen.
[2] Das Kloster, dessen Gebäude im Zeitraum vom 13. bis zum 15. Jahrhundert errichtet wurden, blieb jedoch bis zur Durchführung der
Reformation 1571 unter
Eberhard von Holle Lebensmittelpunkt der Domgeistlichen und beherbergte auch noch später die Domschule und die Dombibliothek.
Mit Auflösung des
Hochstifts Lübeck als Körperschaft infolge des
Reichsdeputationshauptschlusses 1803 fiel das Domkloster an die Freie Hansestadt Lübeck als Staat. Es bestand als überliefertes Bauwerk bis zum Abriss des baufälligen Südflügels 1816; der Ostflügel und das den Westflügel bildende Predigthaus blieben bis zum Bau des
Museums am Dom 1889/1893 erhalten. Einzelne Bauteile wurden in den Museumsneubau integriert. Sie bestehen nach Zerstörung des Dommuseums durch den
Luftangriff auf Lübeck 1942 teilweise fort und sind in die Wiederaufbausubstanz einbezogen.
Zustand vor Abbruch
Der
Kreuzgang und das gewölbte Erdgeschoss des 1816 abgebrochenen Südflügels wurden ab 1413 für die
Domschule Lübeck genutzt, deren Schulgebäude zuvor abgebrannt war. Die Domschule bezog 1850 die Gebäude des ehemaligen
Lübecker Bischofshofs. Im Obergeschoss befanden sich nach einem Bericht des Dompastors
Johann Friedrich Petersen die Wohnungen der zwei Lehrer der Schule, die alten Versammlungszimmer des
Domkapitels und die Wohnung des Nachtwächters.
[3]
Der 1889 bis auf fünf Joche des Kreuzgangs abgebrochene, ursprünglich spätromanische Ostflügel beherbergte im Erdgeschoss die
choralia, also die Räume der Chorknaben. Im Obergeschoss befanden sich das
Refektorium und das
Dormitorium, also die Schlafkammern der Priester. Der Bau brannte 1412 bis auf die Gewölbe des Erdgeschosses ab und wurde im gotischen Stil wieder aufgebaut.
Den Westflügel bildete das um 1466 errichtete Predigthaus. Es wird in einer Urkunde, mit der Bischof
Albert II. Krummendiek und der Lübecker Rat sich 1466 über die Neuverwendung von Geldern eines
Opferstockes einigten, als im Bau befindlich erwähnt. Auch in einer Übereinkunft der
Testamentsvollstrecker des 1469 in Lübeck verstorbenen Schweriner Bischofs
Nicolaus Böddeker und dem Lübecker
Domherrn Magister Johann Lange und den weiteren Erben des
Lüneburger Bürgermeisters
Heinrich Lange wird das Predigthaus begünstigt.
[4] Das Predigthaus war im Erdgeschoss zweischiffig mit acht Jochen. Beim Museumsneubau 1889/1893 wurden die beiden nördlichen Joche entfernt. Die Schauwand zum Innenhof blieb erhalten. Im Obergeschoss befanden sich Schlafräume und die Dombibliothek, deren Bestand mit Auflösung des Kapitels an die
Stadtbibliothek gelangte und zu diesem Zeitpunkt noch aus 130 Handschriften und 500 Drucken bestand.
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Das als Hospital genutzte Domkloster, links das Predigthaus (Foto:
Joseph Wilhelm Pero vor 1847)
-
Grundriss des Doms und der Klostergebäude mit Kreuzgang vor dem Abriss 1889
Erhaltene Baubestandteile
Schauwand des Predigthauses
Innenhof des Domklosters Lübeck mit Resten der Schauwand
An der westlichen Innenhofseite hat sich die Schauwand des Predigthauses aus der Spätgotik um 1460 erhalten. Sie ist zweigeschossig und in den Neubau des
Archivs der Hansestadt Lübeck als Wiederaufbausubstanz der Jahre 1959–1963 einbezogen.
Kreuzgang
Der spätromanische östliche Flügel des
Kreuzgangs vor dem Giebel des Süderquerschiffs (ca. 1250) mit fünf kreuzgewölbten Jochen ist der Rest des den Innenhof vermutlich umschließenden Kreuzganges. Während beim 1816 abgebrochenen Südflügel der Kreuzgang sicher vorhanden war, wird dies für die Westseite vor dem Predigthaus nur vermutet.
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Innenhof, Blick zum Kreuzgang
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Giebel der Südervorhalle des Querschiffs
Giebel des Süderquerschiffs
Durch den Kriegsverlust des Zweiten Weltkrieges ergab sich die Möglichkeit, den Giebel des Süderquerschiffs wieder freizustellen. Er ist heute bis auf den spätromanischen Kreuzgangflügel unverbaut. Auch die Rochuskapelle östlich wurde als Seitenkapelle nach 1945 nicht wieder errichtet. Am Mauerwerk lassen sich die früheren Anbauten (auch die Gewölbeansätze der Rochuskapelle) noch gut erkennen.
Innenhof
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Skelett eines Pottwals an der Südwand des Innenhofs
-
Literatur
- Johannes Baltzer und Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring: Lübeck 1920, S. 102–107
- Hartwig Beseler (Hrsg.): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1974, S. 56
- Dieter-Jürgen Mehlhorn: Klöster und Stifte in Schleswig-Holstein: 1200 Jahre Geschichte, Architektur und Kunst, Ludwig, 2007, S. 178
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Klosterprojekt Schleswig-Holstein Augustinerchorherren
- ↑ Adolf Friederici: Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter 1160–1400. Neumünster: Wachholtz 1998 (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins 91) ISBN 3-529-02191-1, S. 77
- ↑ Diarium ecclesiasticum des Doms I, S. 313.
- ↑ Heinrich Langes Sohn Gottfried Lange war Nachfolger Böddekers als Bischof von Schwerin aufgrund einer mit der Familie Lange getroffenen Versorgungsvereinbarung.
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Ratzeburger Dom
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Der Ratzeburger Dom im Winter
Geschichte
Am 11. August 1154 fand die Grundsteinlegung statt; nach 1160 begannen die Bauarbeiten am Chor. Mit der Südvorhalle wurde der Kirchenbau um 1220 vollendet. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden der Kreuzgang und das Kapitelhaus der
Prämonstratenser-Chorherren angebaut, 1380 die sogenannte „Lauenburger Kapelle“.
Nach dem Tod des Bischofs
Georg von Blumenthal 1550 versuchte Herzog
Franz I. von Sachsen-Lauenburg vergeblich, seinen neunjährigen Sohn
Magnus zum Bischof wählen zu lassen, gewählt wurde jedoch Christoph von der Schulenburg. Darauf hin rief der Herzog den Söldnerführer
Vollrad von Mansfeld mit seinen Truppen ins Land, die am 23. Mai 1552 den Dom plünderten. Mansfeld blieb zwei Monate; gegen eine Zahlung von 4.000 Talern brannte er den Dom nicht nieder.
Der Dom und seine Gemeinde, zu der auch die
Bäk gehört, blieb Teil der
Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, die jedoch nach Gründung der
DDR an der Verwaltung gehindert war und deshalb 1954 per Kirchengesetz den
Verwaltungsbezirk Ratzeburg, der auch die Kirchengemeinde
Ziethen umfasste, schuf. Die Verwaltungsstelle wurde durch den Landessuperintendenten in Ratzeburg errichtet, stand aber unter der Aufsicht des Schweriner Oberkirchenrats. 1972 ermächtigte der Oberkirchenrat das Lutherische Kirchenamt der
VELKD in
Hannover, seine Rechte wahrzunehmen und Schutz- Fürsorge- und Verwaltungshilfsmassnahemen zu gewähren. 1978 übertrug der Oberkirchenrat seine Aufgaben und Rechte an die
Nordelbische Kirche.
[1] Am 23. September 1980 wurde ein Vertrag zwischen den beiden Kirchen geschlossen, der die Domgemeinde und die Gemeinde Ziethen der Nordelbischen Kirche
zuordnet, ohne ihren Rechtsstatus zu ändern.
[2]
Nach der
Wiedervereinigung blieb diese
Zuordnung mit ihren finanziellen Vorteilen erhalten; nach jahrelangen Diskussionen
[3] wurde zwar die Kirchengemeinde Ziethen 1998 kirchenrechtlich vollständig aus Mecklenburg aus- und der Nordelbischen Kirche angegliedert;
[4] beim Dom und seiner Gemeinde hingegen ist es bis 2012 beim
status quo geblieben, der als Ausdruck der Verbundenheit und Zusammenarbeit beider Landeskirchen angesehen wurde, die in diesem Dom ihren gemeinsamen Angelpunkt gefunden hatten.
[5]
Bei der Vereinigung der drei norddeutschen Landeskirchen zur
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland 2012 blieb der Status des Doms ohne Zugehörigkeit zu einem Kirchenkreis bis auf weiteres bestehen.
[6] Die Synode der Nordkirche beschloss im September 2016 ein Kirchengesetz, nach dem die Ratzeburger Domkirchgemeinde ab 2017 zum Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gehört.
[7]
Wegen der „Brückenfunktion“ des Doms fand hier am Pfingstsonntag, dem 27. Mai 2012 der Festgottesdienst zur Gründung der
Nordkirche statt. Anwesend war dabei auch Bundespräsident
Joachim Gauck.
Architektur
Der Dom von der Südseite gesehen
Ratzeburger Dom von Bäk über den Ratzeburger See
Vor und nach dem Brand am 19. August 1893
Das eindrucksvolle Bauwerk ist eine dreischiffige romanische
Basilika im
gebundenen System mit
Querhaus,
gotischem Kreuzgang des angegliederten Prämonstratenser-Klosters (1251) auf der Nordseite und wuchtigem Westturm. Komplettiert wird das
Westwerk des Doms von zwei
querhausartigen Anbauten, die zu beiden Seiten dem Turm angefügt sind; ursprünglich war die Anlage von Doppeltürmen geplant. Auf der Südseite gliedert sich hier ebenfalls noch eine niedrigere Vorhalle, die
Südervorhalle von 1220, an, die über eine prächtige Fassade mit verziertem Giebel verfügt.
1693 wurde der Dom bei der Beschießung der Stadt Ratzeburg durch die dänischen Truppen König
Christians des V. nur beschädigt, während die Stadt Ratzeburg in Schutt und Asche sank. 1876 bis 1881 erfolgte eine umfassende Restaurierung des Doms unter Leitung von
Georg Daniel, bei der auch die gotischen Kapellenanbauten bis auf die Lauenburger Kapelle beseitigt wurden. Am 19. August 1893 wurden Teile des Baus durch einen Brand zerstört. Die nachfolgenden Restaurierungen wurden bis 1899 durch Georg Daniel und Friedrich Wilhelm J. Rickmann durchgeführt. Bei den letzten größeren Restaurierungen (1953–1966) wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Heute ist der mittelalterliche Dom eines der ältesten Kirchengebäude im Land
Schleswig-Holstein. Die Gesamtanlage mit Dom,
Kreuzgang und Klosterbauten ist eines der am vollständigsten erhaltenen Ensembles der
Spätromanik in
Europa.
Ausstattung
In der
Lauenburger Kapelle am südlichen Seitenschiff befindet sich das Grabmal von Herzog
Johann von Sachsen-Lauenburg und seiner Ehefrau samt dem herzoglichen
Kirchengestühl. Das nicht zugängliche Erbbegräbnis der Lauenburger Herzöge befindet sich unterhalb der Vierung. Auch die Gebeine des heiligen
Ansverus sind im Ratzeburger Dom bestattet.
Im Innenhof des Kreuzgangs befindet sich seit 1978 ein Nachguss der Plastik des
Bettlers von
Ernst Barlach, einer der Skulpturen aus der
Gemeinschaft der Heiligen am Westwerk der
Lübecker Katharinenkirche.
Orgeln
Die Geschichte der
Orgeln im Ratzeburger Dom lässt sich bis in das Jahr 1230 zurückverfolgen; der Dom hatte damals eines der ersten Instrumente in Norddeutschland. Im Jahre 1563 baute der Orgelbauer
Jacob Scherer ein neues Instrument; im Jahr 1619 errichtete der Orgelbauer Albrecht Lewin eine Schwalbennestorgel, die insgesamt 38
Register hatte.
[9]
Nach der Renovierung des Domes Ende des 19. Jahrhunderts baute der Orgelbaumeister
Friedrich Albert Mehmel (Stralsund) auf der Westempore eine große Domorgel. Das Instrument hatte 41 Register auf drei
Manualen und Pedal.
[10] 1902 wurde dieses Instrument von dem Orgelbauer Barnim Grüneberg (Stettin) umgebaut; dieses wiederum wurde 1954 durch die Orgelbaufirma Kemper und Sohn (Lübeck) erneut umgebaut. Bereits im Jahre 1966 baute die Orgelbaufirma Kemper ein neues Instrument für den zwischenzeitlich restaurierten Dom.
Heute verfügt der Dom über drei
Orgeln, die allesamt neueren Datums sind.
[11]
Große Domorgel
I Rückpositiv C–g3
|
1. |
Principal |
8′ |
2. |
Rohrflöte |
8′ |
3. |
Quintade |
8′ |
4. |
Octav |
4′ |
5. |
Koppelflöte |
4′ |
6. |
Sesquialter II |
2 2⁄3′ |
|
Quinte (aus 6.) |
2 2⁄3′ |
7. |
Prinzipal |
2′ |
8. |
Quinte |
1 1⁄3′ |
9. |
Scharff IV |
1′ |
10. |
Rankett |
16′ |
11. |
Krummhorn |
8′ |
|
Tremulant |
|
II Hauptwerk C–g3
|
12. |
Principal |
16′ |
13. |
Principal |
8′ |
14. |
Spitzflöte |
8′ |
15. |
Metallgedeckt |
8′ |
16. |
Octav |
4′ |
17. |
Quinte |
2 2⁄3′ |
18. |
Super Octav |
2′ |
19. |
Cornett V |
8′ |
20. |
Mixtur major VI |
2 2⁄3′ |
21. |
Mixtur minor IV |
2′ |
22. |
Fagott |
16′ |
23. |
Trompete |
8′ |
24. |
Span. Trompete |
8′ |
25. |
Span. Trompete |
4′ |
|
III Schwellwerk C–g3
|
26. |
Bordun |
16′ |
27. |
Holzprincipal |
8′ |
28. |
Bleigedackt |
8′ |
29. |
Gamba |
8′ |
30. |
Schwebung |
8′ |
31. |
Octav |
4′ |
32. |
Blockflöte |
4′ |
33. |
Viola |
4′ |
34. |
Nasat |
2 2⁄3′ |
35. |
Waldflöte |
2′ |
36. |
Terz |
1 3⁄5′ |
37. |
Sifflet |
1′ |
38. |
Mixtur VI |
2 2⁄3′ |
39. |
Dulzian |
16′ |
40. |
Oboe |
8′ |
41. |
Franz. Trompete |
8′ |
|
Tremulant |
|
IV Brustwerk C–g3
|
42. |
Holzgedackt |
8′ |
43. |
Holzrohrflöte |
4′ |
44. |
Gemshorn |
2′ |
45. |
Terzsept IV |
1 3⁄5′ |
46. |
Zimbel II |
1⁄3′ |
47. |
Regal |
16′ |
48. |
Vox humana |
8′ |
|
Tremulant |
|
Pedal C–f1
|
49. |
Principal |
32′ |
50. |
Principal |
16′ |
51. |
Subbaß * |
16′ |
52. |
Octav |
8′ |
53. |
Gedackt * |
8′ |
54. |
Octav |
4′ |
55. |
Rohrpfeife * |
4′ |
56. |
Rauschpfeife IV |
2 2⁄3′ |
57. |
Kontrafagott |
32′ |
58. |
Bombarde |
16′ |
59. |
Posaune |
8′ |
60. |
Schalmei * |
4′ |
|
- Koppeln: III/I, I/II, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
- Nebenregister: Zimbelstern V in G (Rückpositiv), Glockenspiel V in C (Hauptwerk), Carillon (37 Bronze-Glocken, Schwellwerk)
- Kollektivzüge für Prinzipale, Mixturen und Zungen (wirken nur auf Hauptwerk- und Pedalregister)
- Sperrventil für Großpedal, es bleiben die mit * gekennzeichneten Register
In einem Abwägungsprozess, angeregt durch den Domorganisten Christian Skobowsky, wurde entschieden, die Disposition 2013 geringfügig zu verändern:
- Die wenig charakteristische Flöte 4’ des Hauptwerks wurde zum (15.) Metallgedeckt 8’ umgearbeitet, um ein (wirklich) leises Begleitregister zu gewinnen.
- Der (6.) Sesquialter 2 2⁄3′ des Rückpositivs wurde getrennt und die Quinte 2 2⁄3′ mittels eines Vorabzuges einzeln registrierbar gemacht, um die Farbvielfalt zu erhöhen.
- Das (44.) Gemshorn 2’ des Rückpositivs und (7.) Principal 2’ des Brustwerks haben die Plätze getauscht.
- Die (41.) Franz. Trompete 8’ des Schwellwerks wurde mit einer neuen großen Oktave versehen und von 4′ auf 8′ umgerückt.
- Die alte Oboe 8’ des Schwellwerks wurde durch eine neue (40.) Oboe 8’ französischer Art ersetzt.
Chororgel
Die
Chororgel wurde im Jahre 1972 von der Orgelbaufirma Rieger (Vorarlberg, Österreich) erbaut und am südlichen Rand des Chorraumes aufgestellt. Das Instrument wurde 1977 und 1997 erweitert. Es hat heute 13 Register (mit teilweise recht amüsanten Registernamen) auf zwei Manualen und Pedal.
I Hauptwerk C–g3
|
1. |
Peters Panflöte |
8′ |
2. |
Gambenschwebung (ab F) |
8′ |
3. |
Bischofsprinzipal |
4′ |
4. |
Buchholzer Waldflöte |
2′ |
5. |
Anden-Terz (ab c) |
1 3⁄5′ |
6. |
Ulrichs-Oktave |
1′ |
7. |
Mixtur „Uwe und Hille“ II |
|
Tremulant |
|
II Schwellwerk C–g3
|
8. |
Cocopula |
8′ |
9. |
Foweline |
4′ |
10. |
Chilenischer Prinzipal |
2′ |
11. |
Guillermos Quintessenz |
1 1⁄3′ |
12. |
Frz. Bibelregal „Du Maire“ |
8′ |
|
Tremulant |
|
Pedal C–f1
|
13. |
Römnitzer Grunzbaß |
16′ |
14. |
Souffleur „Ludwig Diehn“ |
|
Paradies-Orgel
Die kleine Orgel in der Vorhalle des Domes, dem „Paradies“, wurde 1985 von dem Orgelbauer
Michael Becker erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 10 Register auf zwei Manualen und Pedal.
I Hauptwerk C–
|
1. |
Rohrflöte |
8′ |
2. |
Prinzipal |
4′ |
3. |
Pommer |
4′ |
4. |
Waldflöte |
2′ |
5. |
Mixtur III |
|
II Brustwerk C–
|
6. |
Gedackt |
4′ |
7. |
Prinzipal |
2′ |
8. |
Sesquialter II |
9. |
Regal |
8′ |
|
Tremulant |
|
|
Zu den namhaften
Organisten des Doms gehörte der Kirchenmusikdirektor
Neithard Bethke. Sein Nachfolger seit 2007 und derzeitiger Kirchenmusiker am Dom ist Christian Skobowsky, der vorher am
Freiberger Dom tätig war.
Glocken
Beim Brand des Doms 1893 wurden die vier historischen Glocken des Doms zerstört. Sie waren alle in Lübeck gegossen worden, und zwar 1678 von
Albert Benningk, 1727 von
Lorenz Strahlborn und 1752 von
Johann Hinrich Armowitz. Die anschließend neu gegossenen Glocken wurden im Ersten Weltkrieg 1917 zu Rüstungszwecken eingezogen. 1927 erhielt der Dom als Ersatz Eisenglocken, die 2001 durch ein sechsstimmiges Geläut aus Bronzeglocken der
Glocken- und Kunstgießerei Rincker ersetzt wurden.
[13]
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer, Gussort |
Masse
(kg) |
Durchmesser
(mm) |
Schlagton
(HT–1/16) |
1 |
Sterbeglocke |
2001 |
Glocken- und Kunstgießerei Rincker, Sinn |
2947 |
1677 |
ais0 |
2 |
Betglocke |
1886 |
1431 |
cis1 |
3 |
Abendmahlsglocke |
1292 |
1267 |
dis1 |
4 |
Taufglocke |
857 |
857 |
fis1 –3 |
5 |
Gottesdienstglocke |
648 |
995 |
gis1 |
6 |
Friedensglocke |
443 |
860 |
h1 |
Geistliche
Die folgenden Personen waren als Geistliche mit wechselnder Amtsbezeichnung
[14] am Ratzeburger Dom nach Einführung der Reformation tätig:
[15]
- 1566–1597: Georg Usler, Pastor
-
- 1589–1593: Henricus Berndes, Diaconus[16]
-
- 1593–1624: Josau Huxterus (Hückstedt), Diaconus[17]
-
- 1625–1639: Jeremias Schrey, Diaconus
- 1639–1645: Zacharias Vogel, Diaconus
-
- 1646–1654: Johann Daniel von Engeln, Diaconus
- 1654–1660: Johannes Beverinus, Diaconus
-
- 1660–1663: Gottlieb Schwarz (Theophilus Nigrinus), Diaconus
Vakanz
- 1669–1703: Laurentius Gutzmer, Pastor, ab 1690 Senior, ab 1701 Propst
- 1704–1750: Gottfried Kohlreif, Propst
- 1751–1766: Ernst Martin Ditmar, Propst
- 1767–1801: Karl Albert Nauwerk, Propst
- 1802–1830: Carl Gottlob Heinrich Arndt, Propst und Domprediger
- 1831–1856: Carl Genzken, Propst
- 1859–1890: Johannes Rußwurm, Propst
- 1891–1909: Hermann Ohl, Propst
- 1909–1917: Ernst Ahlers, Dompropst
- 1917–1933: Carl Ludwig Bossart, Dompropst
- 1934–1965: Hans Henning Schreiber, Dompropst, Landessuperintendent
- 1965–1975: Heinz-Dietrich Groß, Dompropst
- 1976–1993: Uwe Steffen, Dompropst
- 1993–2001: Hans-Jürgen Müller, Dompropst
- seit 2001: Gert-Axel Reuß, Dompropst
Literatur
- W. Schulz-Demmin: Das bemalte Kreuzigungsrelief im Dom zu Ratzeburg. In: Der Wagen, 1963, S. 31–33.
- Karl Heinz Göttert und Eckard Isenberg: Orgelführer Deutschland Band 1 Bärenreiter-Verlag, ISBN 3-7618-1347-3, S. 29–32.
- Heinz-Dietrich Gross: Dom und Domhof Ratzeburg. Aufnahmen von Hans-Jürgen Wohlfahrt. 5. Auflage. Langewiesche, Königstein im Taunus 1996, ISBN 3-7845-3183-0 (Die blauen Bücher).
- Carl Jacob: Die Restaurierung des Ratzeburger Domes. In: Der Wagen, 1965, S. 55–59.
- Georg Krüger: Die Pastoren im Fürstentum Ratzeburg seit der Reformation, Schönberg 1899 (Digitalisat)
- Georg Krüger (Bearb.): Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaats Mecklenburg-Strelitz. Band II: Das Land Ratzeburg, Neubrandenburg 1934; Nachdruck Stock & Stein, Schwerin 1994, ISBN 3-910179-28-2, S. 41–180.
- Hans-Jürgen Müller: Der Dom zu Ratzeburg. Aufnahmen: Jutta Brüdern. 4. völlig neu bearb. Auflage. Dt. Kunstverlag, München–Berlin 2002, (DKV-Kunstführer. Nr. 283).
- Horst Otto Müller: Ratzeburger Dom. Fotografische Facetten. 1. Auflage. Buchhandlung Weber, Ratzeburg 2016, ISBN 978-3-00-054102-5.
- Th. G.: Der Dom von Ratzeburg. In: Die Gartenlaube. Heft 39, 1893, S. 668 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Siehe die Dokumentation von Klaus Blaschke: Dokumentation: Zuordnung der Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Kirche. Zuordnung der Kirchengemeinde Lassahn zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. In: Kurt Jürgensen (Hrsg.): Die Kirche im Herzogtum Lauenburg: Beiträge zu ihrer Geschichte und Gegenwart. (Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur: Kolloquium 5), Neumünster: Wachholtz 1994, ISBN 978-3-529-02005-6, S. 152–164
- ↑ Vertrag über die Zuordnung der zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gehörenden Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Memento des Originals vom 19. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. und Kirchengesetz über die Zustimmung zu dem Vertrag betreffend die Zuordnung der Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Memento des Originals vom 9. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 29. November 1980.
- ↑ Dom-Wirrwarr. In: Die Zeit, Nr. 11/1996
- ↑ Zuordnungsgesetzaufhebungsverordnung (Memento des Originals vom 23. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Siehe Nach dem Bistum (Website des Ratzeburger Doms, abgerufen am 10. Februar 2009)
- ↑ Das Einführungesetz zur Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland sagte dazu in § 8: „Domkirchgemeinde Ratzeburg. Bis zu einer anderweitigen kirchengesetzlichen Regelung wird die Praxis entsprechend den bisherigen Rechtsverhältnissen fortgeführt.“ Einführungsgesetz zur Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Memento des Originals vom 22. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 949 kB), 3. Tagung der Verfassunggebenden Synode 7. Januar 2012, Beschluss – Drucksache 5/III, abgerufen am 5. März 2012
- ↑ Dombote 3 (PDF, S. 4), 2016; Beschlussvorlage Kirchengesetz über die Neuordnung der Rechtsverhältnisse der Ev.-Luth. Domkirchgemeinde Ratzeburg und die Rechtsbereinigung betreffend die Rechtsverhältnisse der Ev.-Luth. Kirchengemeinden Ziethen und Lassahn (PDF); Domkirchgemeinde Ratzeburg ab 2017 im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.
- ↑ Oskar Epha: Der Ratzeburger Dom und das Kirchenpatronat des Landes Schleswig-Holstein. In: Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte 39-40 (1983-84), S. 89–108.
- ↑ Informationen zur Geschichte der Orgeln (PDF) in der Festschrift von 2013
- ↑ Disposition siehe Urania: Musik-Zeitschrift für Orgelbau, Orgel- und Harmoniumspiel. 39 (1881), S. 66 f (books.google.com Digitalisat).
- ↑ Nähere Informationen zu den Orgeln auf der Website des Ratzeburger Doms
- ↑ Nähere Informationen zu den Orgeln im Ratzeburger Dom
- ↑ Die folgende Übersicht nach einer Informationstafel im Dom. Nach anderen Angaben ist die Schlagtonfolge ais0–cis1–dis1–fis1–gis1–h1
- ↑ In den historischen Quellen wird sowohl Propst als auch Probst gebraucht; die heutige Amtsbezeichnung ist Domprobst (Vertrag über die Zuordnung der zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gehörenden Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Memento des Originals vom 19. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Artikel 4: Der Pfarrstelleninhaber führt weiterhin die Dienstbezeichnung „Domprobst“.) – mit b zur Unterscheidung von Propst (mit p) als Vorsteher einer Propstei bzw. eines Kirchenkreis-Bezirkes.
- ↑ Bis 1899 nach Georg Krüger: Die Pastoren im Fürstentum Ratzeburg. 1899
- ↑ Eintrag im Rostocker Matrikelportal
- ↑ Eintrag im Rostocker Matrikelportal
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Kloster Bordesholm
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Die Klosterkirche von Osten aus gesehen mit südlichem Gruftanbau
Geschichte des Klosters
Das 1125 in
Neumünster von
Vicelin gegründete Chorherrenstift siedelte 1330 nach Bordesholm um. Die Chorherren machten eine Insel im Bordesholmer See durch drei Dämme landfest und bauten darauf Kirche und Klostergebäude. Für den 1309 begonnenen Bau stiftete Otto
Pogwisch aus Bistenkesse (Bissee, später
Bothkamp), in seinem Testament 1327 300 Mk, davon ausdrücklich 100 Mk. für Glasfenster.
[1] Als erster seiner Familie wurde er im damals noch nicht fertiggestellten Chor der Klosterkirche beigesetzt.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Kloster zu einem bedeutenden kulturellen und religiösen Zentrum. Die Einnahmen durch Wallfahrer erlaubten, die Kirche zweimal zu erweitern. Eine Filiale befand sich in
Jasenitz bei Stettin. Dort beendete Propst Reborch 1476 die im folgenden Jahr in Bordesholm erstmals aufgeführte
Bordesholmer Marienklage. Dem Kloster
inkorporiert war u. a. die Pfarrkirche
St. Nikolai in
Kiel. 1490 schloss sich das Chorherrenstift der
Windesheimer Kongregation an. Ein letzter wirtschaftlicher Aufschwung ermöglichte es noch im selben Jahr, die Erweiterung der Klosterkirche in Angriff zu nehmen.
1528 schrieb der Kieler Pfarrer, der Chorherr Wilhelm Prävest, an
Martin Luther, um sich über den Laienprediger
Melchior Hofmann zu beschweren. Als sich jedoch herausstellte, dass er gleichzeitig gegen Luther polemisierte, musste er sich nach Bordesholm zurückziehen. Predigt und Seelsorge in Kiel wurden daraufhin von evangelischen Predigern übernommen. Obwohl die
Reformation in Schleswig-Holstein bereits 1547 offiziell eingeführt wurde, bestand das Kloster bis 1566, als es von
Herzog Hans dem Älterensäkularisiert wurde. Die älteren Chorherren durften bleiben, die jüngeren wurden verpflichtet, am Unterricht der nun evangelischen
Fürstenschule teilzunehmen, die in die Gebäude einzog. Stattdessen flohen die Mönche ins
Kloster Windesheim in
Zwolle und prozessierten elf Jahre lang – letztlich vergeblich – um die Herausgabe ihres Besitzes. Die Gelehrtenschule wurde im
Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst 1662 wieder eröffnet. Aber schon 1665 wurde sie nach Kiel verlegt und bildete den Grundstock der dort neu gegründeten
Universität. Die Klostergebäude wurden danach abgerissen. Das letzte aus der Bordesholmer Klosterzeit heute noch erhaltene Bauwerk ist die Klosterkirche.
Klosterkirche
Das Innere der Kirche; im Vordergrund das Grabmal der Herzogin Anna († 1514)
Rankenwerkmalerei im Gurtbogen (ursprünglich 1490, erneuert)
Bau und Baugeschichte
Die Klosterkirche Bordesholm ist ein langgestreckter Backsteinbau. Es handelt sich um eine
dreischiffige, sechs
Joch lange
Hallenkirche mit Fünfachtelschluss im Osten. Stützpfeiler sind tief in den Bau eingezogen und außen nur als Wandstreifen sichtbar. Die Kirche ist turmlos, das hohe
Satteldach trägt einen
Dachreiter. In ihren einheitlich
gotischen Formen gilt die Kirche als eine der schönsten Bauten des Landes.
Die Bauzeit für den ersten Bauabschnitt begann 1309. 1332 wurde die Kirche
geweiht. Sie hatte anfangs ein dreijochiges Mittelschiff mit begleitenden Seitenräumen.
Zwischen 1450 und 1462 wurde im Westen ein Verlängerungsjoch mit schmalen Seitenschiffen angebaut. Es folgte 1490 bis 1509 ein diesmal zweijochiger Verlängerungsabschnitt, sodass der gesamte Bau jetzt aus sechs Jochen bestand. In der
Barockzeit wurde schließlich ein
Gruftanbau an der Südseite angefügt. In dieser Form ist die Kirche bis heute erhalten.
Innerer Raum
Die Seitenwände im Ostteil des Mittelschiffs (erster Bauabschnitt) sind spitzbogig aufgeschnitten. Nach oben wird der Raum durch ein spätgotisches
Kreuzrippengewölbe auf Rundstabdiensten abgeschlossen. Auch die Verlängerungsjoche haben Kreuzrippengewölbe. Im ersten weiträumigen Verlängerungsjoch befinden sich kreuzförmige Pfeiler. Die Pfeiler im zweijochigen zweiten Verlängerungsteil sind achteckig und steigen im Mittelschiff höher auf.
Ausstattung
Ausmalung
Der
Mittelschiffgurtbogen zwischen dem 1. und 2. Verlängerungsteil ist mit Rankenwerk bemalt. Die spätgotische Bemalung, ursprünglich aus der Zeit um 1490, wurde aber stark erneuert.
Chorgestühl
Das
Chorgestühl von 1509 besteht aus 30
Klappsitzen. Die Rückwand ist in Felder aufgeteilt, darüber liegt ein Baldachin mit Maßwerkstirn.
Triumphkreuz
Das spätgotische 2,20 m hohe
Triumphkreuz wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschaffen.
Fotoprojektion des Brüggemann-Altar an seinem ursprünglichen Standort
Hauptaltar
Herzog Friedrich stiftete der Klosterkirche nach dem Tod seiner Frau einen Schnitzaltar, den der Künstler
Hans Brüggemann 1521 fertigstellte. Dieser Brüggemann-Altar, auch als
Bordesholmer Altar berühmte Schnitzaltar wurde 1666 von Bordesholm in den
Schleswiger Dom überführt. 1672 überließ die St. Johanniskirche in
Brügge eine ebenfalls Brüggemann oder seiner Werkstatt zugeschriebenen geschnitzte Darstellung der Kreuzigung der Bordesholmer Kirche. Diese befindet sich heute auf
Schloss Gottorf.
[2]
Der heutige
Altar mit großem, spätbarockem Aufbau stammt von 1727. Im Sockelbild zeigt er das Abendmahl, im Hauptbild die Taufe Christi. Bekrönt ist er mit Wolken und Strahlenkranz. Der Altar wurde von Herzog
Carl-Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf gestiftet, als die Kirche nach jahrzehntelangem Leerstand eine neue Nutzung als Gemeindekirche erhielt.
Augustinus-Altar
Im ersten südlichen Seitenraum befindet sich ein spätgotischer Schnitzaltar aus der Zeit um 1500. Er zeigt im Mittelschrein die Figur des
heiligen Augustin, von
Astwerk umrankt.
Kirchenväter-Altar
Im ersten nördlichen Seitenraum steht ein spätgotischer dreiflügeliger Bildaltar mit den
Kirchenvätern. Im Mittelfeld sind
Augustinus und
Ambrosius abgebildet, in den Flügeln
Gregorius und
Hieronymus. Alle vier Figuren sind vor Brokatvorhängen in Kirchenräumen dargestellt. Der Altar stammt aus der Zeit um 1510 und zeigt niederländische Machart.
Taufe
Die pokalartige
Taufe ist aus Kupfer getrieben und stammt von 1737. Der Deckel mit Buckelrand wird durch eine Taube bekrönt, dem Symbol der
Heiligen Geistes.
Später im 18. Jahrhundert wurden vier mittelalterlichen Bronzelöwen als Stützen für das Taufbecken benutzt.
[3] Sie hatten als Träger der heute noch in der Kirche befindlichen steinernen Grabplatte von
Wolfgang Pogwischs und seiner Ehefrau Christina Munk gedient. Wolfgang (Wulf) Pogwisch, ein enger Vertrauter von Herzog und König Friedrich I., erhob auch nach der Reformation noch Anspruch auf das 200 Jahre zuvor von seinem Vorfahren gegründete Stift.
[4] Er wurde 1554 als letzter seiner Familie in der Bordesholmer Kirche beigesetzt. Die Löwen wurden aber vermutlich früher angefertigt. Sie tragen in den Tatzen die Wappen der Familien Pogwisch, Munk, Ahlefeld und Rosenkranz nach den Eltern von Wulf Pogwisch und seiner Ehefrau.
[5] Die Bronzelöwen wurden in 1864 im Zuge einer Klosterkirchenrestaurierung an Hamburger Händler verkauft und galten seitdem als verschollen. 2015 tauchten sie wieder auf und wurden identifiziert. Die mittelalterlichen Kunstwerke befinden sich im
Rijksmuseum Amsterdam und der
Eremitage in Sankt Petersburg.
[6] In Bordesholm soll eine Replik aufgestellt werden.
[7]
-
Augustinusaltar
(um 1500)
-
Dreiflügeliger Kirchenväteraltar
(um 1510)
-
Pokalartige Taufe aus Kupfer (1737)
Grabmal der Herzogin Anna von Brandenburg († 1514)
Im Mittelgang zwischen dem ersten und dem zweiten Erweiterungsteil steht auf einem Sandsteinsockel die
Bronzetumba mit den liegenden Figuren des Herzogpaares
Anna von Brandenburg und
Friedrich I. von Schleswig-Holstein-Gottorp. Es ist das bedeutendste spätgotische Grabmal im Land. Die Wandungen zeigen Reliefs der Wappen der beiden Toten, der Verkündigung und die Figuren der 12 Apostel. Vor den Ecken stehen als Freifiguren vier leuchtertragende Engel.
Der Sarkophag ist allerdings leer. Die Herzogin ist unterhalb des
Kenotaphs im Grabgewölbe des Kirchenschiffs beigesetzt, der Herzog hat sein Grab im Schleswiger Dom.
-
-
Apostelfiguren an der Längswandung
Russische Kapelle
Die ehemalige Sakristei gehört zu den wenigen erhaltenen überirdischen Bauresten des Augustiner-Chorherren-Stifts außerhalb der Kirche. Sie ist die Grabkapelle des 1739 verstorbenen Herzogs Carl Friedrich. Der Herzog war mit
Anna Petrowna, der Tochter
Peter des Großen, verheiratet und Vater des späteren Zaren
Peter III., daher der heutige Name der Kapelle.
1999 wurde bei Sanierungsarbeiten eine spätmittelalterliche Wandmalerei, die die Geißelung Christi darstellt, wiederentdeckt und freigelegt.
Orgel
I Hauptwerk C–g3
|
Prinzipal |
8′ |
Spitzflöte |
8′ |
Oktave |
4′ |
Koppelflöte |
4′ |
Nassat |
2 2⁄3′ |
Oktave |
2′ |
Blockflöte |
2′ |
Mixtur V |
Cymbal III |
Dulzian |
16′ |
Trompete |
8′ |
|
II Schwellwerk C–g3
|
Holzflöte |
8′ |
Salicional |
8′ |
Schwebung |
8′ |
Traversflöte |
4′ |
Quinte |
2 2⁄3′ |
Oktave |
2′ |
Terz |
1 3⁄5′ |
Cornettino III |
Oboe |
8′ |
Vox Humana |
8′ |
Tremulant |
|
III Brust-Schwellwerk C–g3
|
Gedackt |
8′ |
Prinzipal |
4′ |
Rohrflöte |
4′ |
Oktave |
2′ |
Oktave |
1′ |
Sesquialtera II |
Scharff IV–VI |
Krummhorn |
8′ |
Tremulant |
|
Pedalwerk C–f1
|
Prinzipal |
16′ |
Subbass |
16′ |
Oktave |
8′ |
Gedackt |
8′ |
Oktave |
4′ |
Nachthorn |
2′ |
Hintersatz IV |
Posaune |
16′ |
Trompete |
8′ |
|
- Koppeln: II/I, II/II (Suboktavkoppel), III/I, IIII/II, I/P, II/P, III/P
Muhlius-Kapelle
Die Muhlius-Kapelle liegt in der westlichen Hälfte des nördlichen Seitenschiffes. Dieser Gebäudeteil gehört zum ältesten Bauabschnitt der Kirche (ca. 1327 bis 1460). Das Kreuzrippengewölbe war bereits in vorreformatorischen Zeit eingerichtet. Die Rechte als
Erbbegräbnisstätte erwarb Heinrich Muhlius (1666–1733) schon zu Lebzeiten. Heute steht in der Kapelle nur noch der Sarkophag des Sohnes Friedrich Gabriel Muhlius.
[9]
Saldern-Gruft
1768 erwarb der Diplomat
Caspar von Saldern einen Teil des später abgebrochenen Kreuzgangs und ließ dort eine zweigeschossige Grabkapelle für seine Familie errichten. 1861 wurde die Kapelle vermauert und erst 2011 wieder eröffnet und renoviert.
[10] In der Gruft befinden sich heute noch die steinernen Sarkophage von Saldern, seiner Mutter Anna Maria Saldern, geb. Kamphövener (1691–1775), seiner bereits 1742 verstorbenen Ehefrau Catharina Lucia Thieden und der 1774 verstorbenen Tochter Anna Maria. Die in hölzernen Särge auf einem Eisengestell darüber später Bestatteten wurden auf den Friedhof umgebettet.
[11]
Bibliothek
Das Chorherrenstift verfügte über eine umfangreiche Bibliothek, die bei der Auflösung des Stiftes 1566 über 650 Handschriften und Drucken umfasste. Die Bibliothek diente dann der Gelehrtenschule und wurde 1665 bei Gründung der
Christian-Albrechts-Universität als Grundbestand in die
Universitätsbibliothek Kiel übernommen. In Kiel sind heute 139 Handschriften und 163 Druckschriftenbände erhalten.
Hierbei handelt es sich nicht nur um den wichtigsten mittelalterlichen Handschriftenbestand in Schleswig-Holstein, sondern auch um einen überregional im Hinblick auf Umfang und Geschlossenheit seltenen Überrest einer vorreformatorischen Klosterbibliothek.[12]
Kirchengemeinde
Pastoren
Siehe auch
Literatur
- Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1982, ISBN 3-529-02627-1.
- Johannes Hugo Koch: Schleswig-Holstein. Köln 1989, ISBN 3-7701-0936-8.
- Hilke Elisabeth Saggau, Nils Claussen: Klosterkirche Bordesholm. Faltblatt zur Kirche.
- Enno Bünz: Zwischen Kanonikerreform und Reformation. Anfänge, Blütezeit und Untergang der Augustiner-Chorherrenstifte Neumünster-Bordesholm und Segeberg (12. bis 16. Jahrhundert). (= Schriftenreihe der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim. 7), Augustiner-Chorherren-Verlag, Paring 2002, ISBN 3-9805469-9-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hans Wilhelm Schwarz: Das Testament des Ritters Otto Pogwisch aus dem Jahre 1327 (pdf), abgerufen 16. Juni 2016
- ↑ St. Johannis-Kirche Brügge
- ↑ Bieke van der Mark: Four north German bronze lions from Bordesholm. In: The Burlington Magazine. Band 157, Nr. 1352, 2015, S. 749–757.
- ↑ Paul Steffen: Die Ritterfamilie Pogwisch und das Augustiner Chorherrenstift Bordesholm (abgerufen 16. Juni 2016)
- ↑ Wappen (Memento vom 6. August 2016 im Internet Archive)
- ↑ Kieler Nachrichten, Kiel, Schleswig-Holstein, Germany vom 13. November 2016: Bordesholmer Klosterkirche – Schätze aus dem Mittelalter aufgetaucht / Nachrichten aus Rendsburg / News – KN – Kieler Nachrichten. In: www.kn-online.de. Abgerufen am 16. Juni 2016.
- ↑ Der Löwe kehrt zurück. sh:z vom 10. Juni 2016
- ↑ Informationen zur Disposition
- ↑ Wolfgang Bauch: Das Erbbegräbnis der Familie Muhlius aus Kiel in der Bordesholmer Stiftskirche. In: Mitteilung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 89, Heft 2, S. 76–89
- ↑ Saldern-Gruft (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Andreas Ströbl, Regina Ströbl, Dana Vick: Bestatten, Bewahren, Besuchen – Beispiele zum sachgerechten Umgang mit Gruftinventaren, in: OHLSDORF – Zeitschrift für Trauerkultur Nr. 122, III, August 2013
- ↑ DFG fördert Erschließung von Bordesholmer Handschriften, Pressemitteilung vom 20. August 2013, abgerufen am 21. August 2013
- ↑ www.kirchebordesholm.de
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Kloster Segeberg
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Geschichte
Literatur
- Enno Bünz: Zwischen Kanonikerreform und Reformation. Anfänge, Blütezeit und Untergang der Augustiner-Chorherrenstifte Neumünster-Bordesholm und Segeberg (12. bis 16. Jahrhundert) (= Schriftenreihe der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim. 7), Augustiner-Chorherren-Verlag, Paring 2002. ISBN 3-9805469-9-3
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St.-Annen-Kloster (Lübeck)
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Blick in die St.-Annen-Straße von Norden (1900)
Geschichte
Brand des St.-Annen-Klosters 1843
Das Kloster und die dazugehörige Kirche, die aufgrund der beengten Grundstücksverhältnisse einen eigenständigen Baustil aufweist, wurden von 1502 bis 1515 im
spätgotischen Stil errichtet. Der Baumeister war Sisinnius Hesse aus Braunschweig.
Das Kloster diente vor allem der Unterbringung unverheirateter Töchter Lübecker Bürger. Die Gemeinschaft folgte der
Augustinerregel und wurde zunächst mit Augustiner-Chorfrauen aus dem
Stift Steterburg begründet. Auf Vorschlag des Lübecker Bischofs wurden Kloster und Kirche der
Heiligen Anna geweiht. Nur wenige Jahre später wurde das Kloster im Zuge der
Reformation wieder geschlossen. 1532 wurden die Nonnen aus dem Mutterkloster nach Steterburg zurückgebracht, aber erst 1542 verließen die letzten Lübecker Nonnen das Kloster.
[1] 1601 entstand in den Räumen ein
Armenhaus, später wurden weitere Teile als
Zuchthaus genutzt, wofür 1778 ein weiterer Flügel, das
Spinnhaus, errichtet wurde. Armenpflege und Strafvollzug befanden sich unter einem Dach. Die Leitung oblag
Präzeptoren wie beispielsweise
Nathanael Schlott oder
Johann Nicolaus Pouget.
1843 brannten Teile des Klosters und die Kirche aus. Während die Klostergebäude wiederhergestellt wurden, wurde die Kirche bis auf Fragmente abgerissen, die als
Ruine stehen blieben.
Die meisten Räume im Erdgeschoss des Klosters sind noch original aus der Erbauungszeit erhalten: der
Kreuzgang, die
Refektorien, der
Remter (der größte Raum des Klosters, wahrscheinlich Arbeits- und Tagesraum der Nonnen, seit 1733 Esssaal des Armenhauses), der
Kapitelsaal und die
Sakristei der Klosterkirche. In der Südwestecke des Kreuzgangs befindet sich die Wärmekammer, das
Kalefaktorium.
Vor dem Ersten Weltkrieg begann die Umnutzung zum St.-Annen-Museum, welches 1915 eröffnet wurde.
- Galerie
-
Der Chor der Kirchenruine, 1843
-
Das Innere der Kirchenruine, um 1870
-
Die Fassade der Kirchenruine, vor 1875
-
-
Grundriss des Erdgeschosses der Anlage, 1733
-
Grundriss des Erdgeschosses der Anlage, 1883
Literatur
- Johannes Baltzer, Friedrich Bruns, Hugo Rahtgens: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck. Band IV: Die Klöster. Die kleineren Gotteshäuser der Stadt. Die Kirchen und Kapellen in den Außengebieten. Denk – und wegekreuze und der Leidenweg Christi. Lübeck: Nöhring 1928, Faksimile-Nachdruck 2001 ISBN 3-89557-168-7, S. 281–345.
- Heinrich Dormeier: Gründung und Frühgeschichte des Lübecker St. Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Überlieferung. ZVLGA 91 (2011) (Digitalisat), S. 29–69.
- Karl Schaefer: Führer durch das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte zu Lübeck. 1915.
- Thorsten Rodiek: Kunsthalle St. Annen in Lübeck. Hrsg. Herbert Perl, Junius Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-88506-537-1
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Dormeyer: Gründung und Frühgeschichte des Lübecker St. Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Überlieferung. ZVLGA 2011, S. 29–69; S. 68.
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Kloster Cismar
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Kloster Cismar, Westfassade
Kloster Cismar, Ostfassade
Heutiger Bauzustand
Der Bau ist im Stil der
Backsteingotik errichtet, dabei wurden zahlreiche Ziegel speziell für die künftige Verwendung hergestellt. Er besteht aus einer heute einschiffigen hohen Kirche ohne Turm. Der ehemalige Laienabschnitt im Westen wurde abgetrennt und im Stile des
Barocks als Wohnung des
Amtmannes des
Amtes Cismar umgebaut. Dieser Abschnitt wird heute als Dependance des Landesmuseums Schleswig-Holsteins für Kunstausstellungen im Sommer genutzt. Weitere einstöckige Bauten umschließen den viereckigen Innenhof im Osten und Süden, Umrisse des
Kreuzganges sind durch Steinmarkierungen angedeutet. Der westliche Bauteil ist nicht mehr erhalten. Die Westfront ist als Treppengiebel ausgeführt. Ausgrabungen haben 1965 erkennen lassen, dass der ursprüngliche Bau bereits um 1320 wesentlich vergrößert wurde. Der gesamte Komplex ist von einem Wassergraben und Erdwällen umschlossen.
Geschichtlicher Überblick
Das St.-Johannes-Kloster in Cismar wurde nicht neugegründet, sondern von Lübeck ab 1245 nach Cismar verlegt. Der Lübecker Konvent besaß von Anfang an Ländereien in Ostholstein. Als die Abtei verlegt wurde, stand kein anderer Platz außer Cismar in Frage.
Von den Anfängen bis zur Säkularisation
1177, nach der Verlegung des Bischofssitzes von
Oldenburg nach
Lübeck, berief der Lübecker
Bischof Heinrich I. von Brüssel Benediktinermönche aus
Braunschweig in die Stadt und weihte dort ein
Kloster, das
Johanniskloster. Vermutlich unter Abt Johann I. wurden Töchter und Witwen Lübecker Patrizier als
Nonnen aufgenommen.
[1] Das Kirchenrecht duldete das Zusammenleben von Mönchen und Nonnen in einem Kloster nicht. Es kam zu Klagen über die Missstände im
Doppelkloster,
die Klosterbrüder benähmen sich innerhalb und außerhalb der Klostermauern so gar nicht wie Mönche. Die Benediktinermönche hatten danach Schwierigkeiten, ein den Ordensregeln entsprechendes Leben zu führen.
Spätestens um 1230 begann die Auseinandersetzung um die Verlegung des Konvents von Lübeck nach Cismar. In einer Urkunde vom 25. Oktober 1231
[2] wurde auf Anordnung des Grafen
Adolf IV. von einer Verlegung des St.-Johannesklosters nach
Cicimeresthorp im Osten der noch kaum christianisierten Halbinsel Wagrien berichtet. Die Versetzung des Mönchskonvents ging nicht ohne Schwierigkeiten vor sich, denn es kam zu einem Rechtsstreit um die Rechtmäßigkeit dieser Verlegung. Abt Johann I. und ein Teil des Konvents zogen 1245 nach Cismar und begannen dort das Kloster neu zu bauen. Beendet wurden die Auseinandersetzungen erst im März 1256.
[3]
Der Cismarer Konvent war zahlenmäßig nie groß. Konkrete Angaben liegen aber nur für das 14. und 15. Jahrhundert vor. In einer Urkunde vom 21. Mai 1325 beurkunden außer Abt Wiprecht und Prior Johann II. noch 18 Mönche einen Verkauf. Wenn der Konvent doch größer war, so doch gewiss nicht erheblich. 1328 wurden Abt Johann VIII. und 16 Mönche genannt, während es 1346 neben dem Abt Johann XI. 13 Mönche waren. Aus einer Urkunde von 1361 ist zu entnehmen, dass während der Pestepidemie ein Teil der Klosterinsassen an der Pest gestorben war.
Nach dem Anschluss der
Abtei an die
Bursfelder Kongregation wurden 1502 urkundlich 25 Mönche und 1513 noch 21 Mönche aufgeführt. Die Urkunde vom 16. Dezember 1502 ist bisher der einzige Beleg für eine namentliche Auflistung aller anwesenden Mönche im hiesigen Kloster. Die Anschlussurkunde des Klosters an die Bursfelder Union stammt vom 13. Oktober 1449, der Lübecker Bischof
Arnold Westphal gab am 8. Oktober 1451 seine Einwilligung zu diesem Anschluss. Dem Kloster wurde 1502 von dem päpstlichen Legaten, Kardinal
Raimund Peraudi, Bischof von Gurk, der Jubel
ablass gewährt.
Überliefert sind neun vom Kloster Cismar eingegangene Bruderschaftsverträge, von denen zwei noch aus der Zeit vor der Verlegung nach Cismar stammen.
[4] 1283 erneuerte das Kloster einen Bruderschaftsvertrag mit dem
Aegidienkloster[5] in Braunschweig und 1290 mit dem
Ratzeburger Domkapitel.
[6] Der bedeutendste Vertrag wurde am 9. Oktober 1301 mit dem
Benediktinerkloster Stolpe an der Peene in Pommern geschlossen.
[7] Mit dem
Kloster Bordesholm schloss Cismar am 1. Oktober 1389 einen Freundschaftsvertrag, der ebenfalls dem Cismarer Konvent ein Übergewicht verlieh.
[8]
Das
Benediktinerinnenkloster Preetz unterstellte sich zeitweilig für die Leitung in geistlichen und wirtschaftlichen Dingen Mönchen aus Cismar. Da es in der Lübecker Diözese kein anderes Mönchskloster des Benediktinerordens gab, war neben dem Lübecker Bischof der Abt von Cismar die übergeordnete geistliche Instanz. Sie waren auch für die Bestellung des Klosterpropstes zuständig. So wurden zwei Cismarer Mönche Pröpste im Kloster Preetz. Von 1275 bis 1285 war Konrad dort Propst, unter ihm wurde die Klosterkirche gebaut. Ab 1491 war Mönch Hermann Kulpin nur ein Jahr Propst, er konnte wegen Unfähigkeit den dortigen großen Wirtschaftsbetrieb nicht sinnvoll leiten.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lehnte sich das Kloster gegen seinen Diözesanbischof auf und versuchte vor dem
Basler Konzil die
Exemtion zu erreichen, scheiterte aber. Die danach vom Lübecker Bischof
Johannes Schele beim Basler Konzil eingereichte Petition, in der er Unterstützung gegen den Cismarer Abt Thomas Lunow wünschte, wurde am 1. Juni 1436 zu seinen Gunsten entschieden. Das Konzil befand, dass das Kloster in allem dem
Hochstift Lübeck unterworfen sei und Gehorsam leisten müsse. Es gelang dem Bischof aber nicht, den Abt absetzen zu lassen, da der Konvent auf der Seite des Abtes stand. Der Cismarer Abt war weder vom Bischof noch von dessen Vertreter geweiht worden. Das Verhältnis zum Lübecker Bischofsstuhl verbesserte sich auch in späteren Jahren nicht.
[9]
Der Cismarer Abt Walter Vechel wurde 1498 durch Papst
Alexander VI. mehrfach als Visitator und Reformator des Benediktinerordens in den mecklenburgischen Klöstern
Dobbertin und
Rühn eingesetzt, um die in den dortigen Klöstern
eingerissene Unordnung zu beseitigen.
[10]
Wirtschaftliche Verhältnisse
Durch den Verkauf des Dorfes
Sycima (Cismar) 1237 an die Mönche des St.-Johannes-Klosters in Lübeck schuf Graf Adolf IV. von Holstein eine wichtige Voraussetzung für die Klosterverlegung. Die wirtschaftliche Grundlage für das Kloster war von Anfang an relativ gut, da es schon in seinen Lübecker Jahren seinen Besitz in
Wagrien, also in der Nähe des späteren Klosters Cismar, systematisch erweitert und abgerundet hatte. Im 13. und 14. Jahrhundert berichten die Urkunden von frommen Stiftungen und Reliquienschenkungen, Klagen und Streitbeilegungen, ebenso von Renten- und Grundstücksgeschäften. Deren Ziel war durchweg die Erweiterung der Liegenschaften in Cismar.
1325 besaß die Abtei Cismar einen direkt dem Kloster vorgelagerten Hafen, 22 ganze und zwei halbe Dörfer in Klosternähe, zwölf Mühlen, Seen und Fischteiche. Neben zwei Mühlen in Cismar hatten die Mönche auch die
Dammhusener Mühle westlich von
Wismar in ihrem Besitz. Zum umfassenden Landbesitz in
Lauenburg kamen in
Mecklenburg weitere Dörfer
[11] und Streubesitz in rascher Folge hinzu. In den Jahren zwischen 1303 und 1321 kaufte das Kloster neben den bereits vorhandenen Dörfern
Krempin und
Schmakentin weitere zehn Besitzungen westlich und östlich von Wismar hinzu, bis 1318 dann noch drei Hofstellen vom Ratsherrn Johannes de Crkow zu Wismar in der Vogtsgrube, der heutigen Claus-Jesup-Straße in Wismar und bis 1321 Teile und ganze Dörfer auf der
Insel Poel.
Die Cismarer Mönche förderten maßgeblich die Erschließung des wagrischen Landes und richteten einen umfangreichen Armendienst ein. Das Kloster hatte seine Besitzungen in Holstein fast ausnahmslos mit der Hoch- und
Niedergerichtsbarkeit erworben. In den
Pestjahren um 1350 konnte das Land oft nicht bewirtschaftet werden, da viele Pächter starben, flohen oder die Abgaben verweigerten. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts dehnte das Kloster seinen Landbesitz bereits wieder aus. Neue Rückschläge brachten die Kämpfe um das
Herzogtum Schleswig zwischen den dänischen Königen und den holsteinischen Grafen im 15. Jahrhundert, als Kloster und Besitz beim Einfall
Erichs von Pommern in Wagrien verheert wurden.
Baulichkeiten
Über Beginn und Fortgang der Bauten von Kirche und Kloster ist nichts überliefert. Eine erste Klosterkirche, deren Einrichtung wegen der aus Lübeck gekommenen Mönche um 1245 anzusetzen ist, wurde zwischen 1260 und 1300 nach Osten hin durch zwei Joche mit polygonalem Chorabschluss einschiffig erweitert. Die 1965 bis 1970 durchgeführten bauhistorische Untersuchungen ergaben, dass der vierjochige Westteil der ersten Klosterkirche im 14. Jahrhundert neu gestaltet wurde. Ein Hallenlettner trennte diesen Teil vom Mönchschor. Die Gesamtlänge des einschiffigen, gewölbten Baues beträgt 62 Meter. Der Chorabschluss ist recht eindrucksvoll in der schlichten Größe der Formen lübischer Frühgotik.
[12]
Um den großen Reliquienschatz des Klosters angemessen zur Schau stellen zu können, wurde zwischen 1310 und 1320 im Chor ein aufwendiger, kunstgeschichtlich bedeutender
dreiflügeliger Hochaltarschrein aufgestellt. Die fünf tiefen Nischen im Mittelteil des Altaraufsatzes, früher noch durch Borte unterteilt, zeigen in 15 Feldern Motive aus dem Leben Jesu. Im rechten Flügel sind Szenen aus dem Leben
Benedikts und im linken Flügel aus der Legende des
Evangelisten Johannes, des Klosterpatrons, dargestellt. Einige Figuren sind vermutlich schon um 1250 entstanden. Die holzgeschnitzten Flachreliefs tragen noch die ursprüngliche Farbfassung. Der Altar wird derselben Werkstatt wie das
Bocholtgestühl im
Lübecker Dom zugeschrieben, vermutlich wurde er von
Hermann Walther von Kolberg und seiner Werkstatt geschaffen. Er ist der älteste in der Kunstgeschichte bekannte Schnitzaltar.
Über 800 wertvolle
Reliquien wie ein Blutstropfen Christi, ein Dorn seiner Krone, die dem Bischof von Lübeck von
Heinrich II. geschenkt wurde, und die geheiligte Quelle auf dem Klostergrund machten das Kloster zu einem bedeutenden
Wallfahrtsort. Dies bedeutete auch Einnahmen großen Stils. Durch die
Pest und als Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem dänischen König und dem
Holsteiner Adel gingen die Wallfahrten zurück, die Einkünfte aus dem Landbesitz reichten nicht mehr zum Unterhalt des Klosters. Am 23. Mai 1432 wurde Papst
Eugen IV. um Unterstützung für den Unterhalt gebeten.
Von den Klosterbauten ist die Kirche und ein Teil des Refektoriums erhalten geblieben. Ein Großteil der Kirche wurde durch Umbauten in einen Wohnsitz verwandelt. Der Kreuzgang kann durch noch sichtbare Bogenansätze und Konsolen nachgewiesen werden. An der Südseite befindet sich in einem Backsteinpfeiler eingelassen die Grabplatte des Lübecker Ratsherrn
Heinrich von Hachede von 1473.
Aufhebung des Klosters
Kloster Cismar: Lageplan und Grundriß mit Amtswohnung.
Im Zuge der lutherischen
Reformation erfolgte die Aberkennung der Echtheit der Reliquien durch den Lübecker Bischof. Dies führte dazu, dass die Bedeutung als Wallfahrtsort schwand. Der Niedergang des Klosters setzte sich fort, doch über die tatsächlichen Auswirkungen im Kloster Cismar ist wenig bekannt. Auf dem Landtag zu Rendsburg am 9. März 1542 wurde die Annahme der protestantischen Kirchenordnung beschlossen. Das Kloster wurde 1542 durch Bischof
Nikolaus Sachow von Lübeck visitiert und fiel bei der Landesteilung 1544 an Herzog
Adolf von
Holstein-Gottorp, der Joachim von Rantzau als Amtmann einsetzte.
Die Klostergemeinschaft bestand zunächst weiter fort. Um 1560 wurde das Kloster aufgegeben und später in ein landesherrliches Schloss umgewandelt. Die letzte vom Abt Augustinus überlieferte Urkunde stammt vom 20. Dezember 1559, die Entscheidung des Abts genehmigte Herzog Adolf erst am 2. Dezember 1560.
[13] Die Aufhebung war 1561 abgeschlossen. Der Cismarer Hof des Klosters Cismar in Lübeck wurde 1563 verkauft.
[14]
Johannes Stricker wurde zum ersten protestantischen Pfarrer in Cismar ernannt und im Herbst 1561 vom Amtmann des Klosters in Cismar eingeführt. Stricker wurde 1572 aus Holstein vertrieben und ging nach Lübeck, wo er 1599 starb. Der erste evangelische Geistliche der Grömitzer Patronatskirche war Andreas Grote, der dort 1559 ein lebenslanges Wohnrecht bekam. Am 28. Januar 1561 wurde Benedikt von Ahlefeldt als Amtmann eingesetzt und im selben Jahr 1561 wurde das Kloster endgültig säkularisiert und das Klostergebiet in ein Amt umgewandelt. Da Abt Augustinus vermutlich im hohen Alter gestanden hat und der Konvent sich widerspruchslos fügte, schien die Aufhebung des Klosters problemlos ohne Flucht oder Vertreibung vonstattengegangen zu sein.
Äbte von Cismar
Namen und Jahreszahlen bezeichnen die urkundlich nachweisbare Erwähnung als
Abt.
[15]
- 1219–1246 Johann I.
- Johann II. Stultus
- 1251–1252 Gottfried de Elbing
- 1253–1255 Johann III. von Landesbergen
- 1256 Herbord I.
- 1258 Dietrich I. von Vlothow
- 1263–1276 Herbord II.
- Hartwich von Stolpe
- 1276–1278 Johann IV. von Lüneburg
- 1280–1286 Johann V. von Lüneburg (trat zurück)
- 1290–1296 Heinrich von Brilow (trat zurück)
- 1296–1305 Johann VII. von Stolpe
- 1306 Johann VII. von Ledereke
- 1308–1325 Wiprecht
- Konrad (urkundlich nicht belegt)
- Christian (urkundlich nicht belegt)
- 1326–1328 Johann VIII. Bowekendorp
- 1329–1363 Johann IX. Parchimus Hovemann
- 1368–1371 Ludolf
- 1389–1400 Nikolaus Sidenkrul
- 1411 Johann X.
- 1426–1427 Lorenz I.
- 1432 Georg
- 1436–1447 Thomas Lunau
- 1449–1459 Gerhard II. Bruzevitz
- 1460–1464 Dietrich II.
- 1465–1473 Gerhard III.
- 1473–1494 Heinrich II. von Minden
- 1495–1504 Walter Vechel
- 1504–1512 Lorenz II.
- 1513–1542 Johann X. Vechel
- 1542–1560 Augustin (mit ihm schließt die Kopenhagener Abtsliste) er war mit großer Sicherheit der letzte regierende Abt des Klosters.[16]
Prioren von Cismar
Namen und Jahreszahlen bezeichnen die urkundlich nachweisbare Erwähnung als
Prior.
[17]
- 1227 Friedrich
- 1232 Arnold I.
- 1241 Herbord
- 1256 Johann I.
- 1283 Otto
- 1296 Bertram
- 1310 Arnold II.
- 1318–1331 Johann II.
- 1345–1347 Bruno
- 1361–1363 Ludolf (ab 1368 Abt von Cismar)
- 1368–1370 Nikolaus II.
- 1389–1400 Christian
- 1409 Georg (ab 1432 Abt von Cismar)
- 1411 Johann III.
- 1432–1441 Marquard Rad
- 1449–1454 Henning
- 1460 Tilemann
- 1465–1466 Mathias I.
- 1467–1470 Heinrich (wahrscheinlich ab 1473 Abt als Heinrich von Minden in Cismar)
- 1473–1488 Johann VI.
- 1491 Albert
- 1494–1502 Johann V.
- 1507–1510 Mathias II.
- 1518–1529 Augustin (war später Abt des Klosters und regierte dieses bis zur Aufhebung)
- 1546 Mathias III. Grunderbeke
- 1558 Johann VI. (letzte nachweisbare Prior des Klosters Cismar)
Siegel
Das
Siegel des Cismarer Konventes zeigt einen rückwärts blickenden, auffliegenden Adler, das Wahrzeichen des Evangelisten Johannes, unter dessen Patrozinium Cismar stand. In seinen Fängen hält der Adler ein Spruchband mit den Anfangsworten des Johannesevangeliums: IN PRINCIPIO ERAT VERBUM. Die Umschreibung lautet: S + CONVENTUS + S + IOANIS + EWG + I + SICIMER + Das Siegel stammt von einer Urkunde des Bistums Lübeck vom 22. Juni 1305, Eutin.
Nach der Aufhebung des Klosters
Nach der Auflösung der Klostergemeinschaft fiel deren Besitz 1561 an die
Gottorfer Herzogslinie, die es zu einem Schloss mit Gutsbetrieb umbauten. Ein weiter Umbau erfolgte 1768, als für den Großfürstlichen Amtmann
David Reinhold von Sievers der Westteil der Kirche abgetrennte wurde und durch Einziehung zweiner Zwischendecken in eine Wohnung als Sitz des
Amtmanns verwandelt wurde. Danach dient das Kloster lange Zeit als Scheune, Amtmannwohnung, Auslagerungsort der
Universitätsbibliothek Kiel im Zweiten Weltkrieg, Flüchtlingswohnheim, Jugendherberge, Schule – bis es zu verfallen drohte.
Weitere Nutzung
Seit 1987 ist das Kloster Cismar nach umfangreichen Restaurierungen und dem Ausbau ab 1982 zum Kulturzentrum Dependance der
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen geworden. Hier finden wechselnde Ausstellungen von überregionaler Bedeutung statt, im Winterhalbjahr im Gewölbesaal hochkarätige Konzertveranstaltungen des Förderkreis Kloster Cismar e.V. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist das Klosterfest Cismar am zweiten Wochenende im August, ein nostalgischer Kunsthandwerkermarkt recht anspruchsvoller Ausprägung mit ca. 150 Marktbeschickern und 60.000–80.000 Besuchern pro Jahr. 25 % der vom Förderkreis Kloster Cismar e.V. erwirtschafteten Überschüsse fließen an die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen zur Verwendung in Cismar, der übrige Teil in die Erhaltung und Ausgestaltung des Klosters und in die kulturelle Belebung der Klosterinsel (Konzerte, Lesungen, Kulturpreise etc.).
Literatur
- A. F. Nissen: Oekonomische Beschreibung des Amtes Cismar. In: Neue Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte 1, 1811, S. 18–53, 122–146.
- C. Kuss: Die vormaligen Klöster des Benediktinerordens in den Herzogthümern Schleswig und Holstein. In: Staatsbürgerliches Magazin 9, 1829, S. 600–694.
- C. F. Mooyer: Chronologisches Verzeichnis der Äbte des lübeckischen Benediktinerklosters Cismar. In: Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte, I., 1860, S. 184–196.
- R. Haupt: Das Lübecker St.-Johannis-Kloster, seine Festsetzung und Ausbreitung in Wagrien und das Kloster Cismar. In: Lübeckische Blätter 63, 1921, S. 296 ff.
- Carsten Fleischhauer: Kloster Cismar. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2004 (DKV-Kunstführer Nr. 229/4)
- Kurt Borchard: Der älteste Flügelaltarschrein. Cismar und seine Sehenswürdigkeiten. Dialog-Verlag 1996, ISBN 3-923707-01-0
- Jan Martin Meissner: Die Klosterkirche zu Cismar (Große Baudenkmäler, Heft 229). Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1969
- Jan Martin Meissner: Baugeschichte und Rekonstruktion des Benediktinerklosters in Cismar/Ostholstein. Kiel 1976
- Amadeus Eilermann (OSB): GERMANIA BENEDICTINA VI. Die Benediktinerklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen. St. Ottilien 1979 ISBN 3-88096-606-0, S. 101–108.
- Anna-Therese Grabkowsky: Das Kloster Cismar. In: Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins. Neumünster 1982 ISBN 3-529-02180-6, S. 9–182.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Urkundenbuch der Stadt Lübeck (UBStL) I. 104 S. 103, I. 136 S. 71.
- ↑ Schleswig-Holstein-Lauenburgische Regesten und Urkunden (SHRU) I. 490 S. 226, 227.
- ↑ UBStL I. 226 S. 206, 207.
- ↑ Anna-Therese Grabkowsky: Die Bruderschaftsverträge. In: Das Kloster Cismar, 1982 S.64–66.
- ↑ SHRU II. 633 S. 251.
- ↑ Mecklenburgisches Urkundenbuch MUB III. (1865) Nr. 2081.
- ↑ SHRU III. 16 S. 7–9.
- ↑ SHRU VII. 837 S. 592.
- ↑ Anna-Therese Grabkowsky: Das Verhältnis zu geistlichen Einrichtungen der Lübecker Diözese. In: Das Kloster Cismar, 1982 S. 60–63.
- ↑ Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) 1.5-4/3 Urkunden Kloster Dobbertin Regesten Nr. 194, 196.
- ↑ MUB VII. (1872) Nr. 4653
- ↑ Amadeus Eilermann (OSB): Bau- und Kunstgeschichte. In: GERMANIA BENEDICTINA VI. 1979 S. 105.
- ↑ Landesarchiv Schleswig-Holstein (LAS) U.A. 115 Nr. 86, 87.
- ↑ Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL.Hs.) 900.b. S. 677.
- ↑ Amadeus Eilermann (OSB): Äbte von Cismar. In: GERMANIA BENEDICTINA, VI. 1979 S. 105.
- ↑ Anna-Therese Grabkowsky: Abts- und Priorenliste. In: Das Kloster Cismar, 1982 S. 113–120
- ↑ Anna-Therese Grabkowsky: Das Kloster Cismar. 1982 S. 119–120.
- ↑ Ulrich Kuder u. a. (Hrsg.): Die Bibliothek der Gottorfer Herzöge. Nordhausen: Bautz 2008 ISBN 3-88309-459-5, S. 45
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