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Orden, Wappen, Embleme- wieso der Rosenkranz so bedeutungsvoll ist

Link-Liste und Bilder, unkommentiert:

sowie Rosenkranz-Familie Royalty in Italien

Rosenkranz-Orden und Verbreitung
ERIK II, EMUNE, Erbrecht der Familie Rosenkranz

Rosenkranz von der Kanzel

Rosenkranz-Verkündigung und Wappen

Rosenkranz-Orden

Schleswig das Erbe des Hauses und der Linie Rosenkranz

Wappen Herzog zu Schleswig Holstein.jpg
Von Zeichnung von Professor Ad. M. Hildebrandt – Alfred Freiherr von Krane, Wappen- und Handbuch des in Schlesien (einschliesslich der Oberlausitz) landgesessenen Adels, Goerlitz 1901 – 1904,, Gemeinfrei, Link

“’Erich II.“‘ (* um [[1288]]; † [[12. März]] [[1325]]) war von 1312 bis 1325 Herzog von [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] oder auch [[Sønderjylland]]. Er war einziger ehelicher und somit erbberechtigter Sohn des Herzogs [[Waldemar IV. (Schleswig)|Waldemar IV. Erichssohn]] von Schleswig. Seine Grabstätte befindet sich in der Domkirche der Stadt [[Schleswig]].

== Leben und Wirken ==

Erich war der erste Herzog aus der Abelslinie, zu der die 1232–1375 in Schleswig herrschenden Herzöge gehörten, der ohne vorher Kämpfe mit dem dänischen König austragen zu müssen, von König Erich VI. Erichssohn Anfang Juli 1312 vor [[Warnemünde]] erblich mit Schleswig belehnt wurde. Dies erfolgte im Fürstentum [[Rostock]], da es 1301–1323 ein Lehen der dänischen Krone war. Erich II. versuchte ebenfalls seine Belehnung mit der Insel [[Langeland]] zu erreichen. Sein Onkel Erich Erichssohn Langbein (* 1272; † 1310), der ohne Kinder zu hinterlassen starb, war in 1295 mit Langeland belehnt worden. König [[Erik VI. (Dänemark)|Erich VI. Menved]] hatte mit Bauernunruhen und Adelsaufständen in unterschiedlichen Teilen des Königreichs Dänemark zu kämpfen; daher schloss er am 9. August 1313 einen Vergleich mit Herzog Erich, der dadurch in den Besitz des Kronguts in Schleswig kam.

Dennoch gab es auch weiterhin fast jedes Jahr erneute Unstimmigkeiten und Schlichtungen zwischen den beiden. Herzog Erich nahm 1318 Langeland von der Witwe Erich Langbeins, Sophia Burghardstochter von Querfurt-Rosenburg († 1325), Tochter von Burchard VIII., Burggraf von Magdeburg und seiner ersten Gattin Judith von Sachsen, der Witwe König [[Erik IV. (Dänemark)|Eriks IV]].Helmut Lötzke: “Die Burggrafen von Magdeburg aus dem Querfurter Hause“ 2. Auflage. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2005, ISBN 978-3-936030-22-8, S. 128–132 (Reprint der neu gesetzten Ausgabe, 1. Auflage 1950). Nach dem Tod von König Erich VI. im November 1319 kam es zu einem kurzen Thronfolgestreit zwischen Erich II. und dem königlichen Bruder [[Christoph II. (Dänemark)|Christoffer]], der Anfang 1320 zum König gewählt wurde. Herzog Erich erreichte jetzt seine Belehnung mit Langeland, hierdurch hatte er seine Herrschaft im Herzogtum Schleswig gut abgesichert.

== Familie ==

Erich II. heiratete 1313 Adelheid Heinrichstochter von Schauenburg, Komtesse von Holstein-Rendsburg († Januar 1350). Ihre Kinder waren [[Waldemar III. (Dänemark)|Waldemar]], der beim Tod des Vaters minderjährig war, und Helvig, die 1340 mit König [[Waldemar IV. (Dänemark)|Waldemar IV. Christofferssohn Atterdag]] verheiratet wurde.

== Siehe auch ==

* [[Stammtafel der dänischen Könige]]
== Literatur ==

* “[[Dansk biografisk leksikon]]“, Band 6, Kopenhagen 1935
* Diplomatarium Danicum II, 6, Nr. 437 (Warnemünde 1312), Kopenhagen 1948
* Diplomatarium Danicum II, 7, Nr. 81 (Horsens 1313), Kopenhagen 1956
* [[Otto Brandt (Historiker)|Otto Brandt]]: “Geschichte Schleswig-Holsteins.“ Kiel 1989.
* Lars N. Henningsen, Hans Schultz Hansen: “Sønderjylland“ und “Slesvig“. In: “Sønderjyllands årbøger“, 1997, Hadersleben o. J.
* H.V. Gregersen: “Slesvig og Holsten indtil 1830“. Kopenhagen 1981

== Einzelnachweise ==

{{Personenleiste
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[[Liste der Herzöge von Schleswig|Herzog von Schleswig]]
|ZEIT=1312–1325}}

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{{SORTIERUNG:Erich 02 #Schleswig}}
[[Kategorie:Herzog (Schleswig)]]
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{{Personendaten
|NAME=Erich II.
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|STERBEDATUM=12. März 1325
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Die folgende Liste enthält eine Übersicht der [[Jarl]]e und [[Herzog|Herzöge]] des [[Herzogtum Schleswig|Herzogtums Schleswig]] bzw. [[Sønderjylland|Südjütlands]]. Aufgrund von [[Landesteilung]]en können mehrere Herrscher im gleichen Zeitraum aufgeführt sein (beispielsweise in königlichen und gottorfschen Anteilen).

== Erste Jarle/Herzöge ==
*1058–1095 [[Olaf I. (Dänemark)|Olaf Hunger]], König von Dänemark (1086–1095)
*1119–1131 [[Knud Lavard]]
*1132–1134 [[Magnus (Schweden)|Magnus]], [[Liste der Könige von Schweden|Gegenkönig von Schweden]] (1125–1130)
*1150–1156 [[Waldemar I. (Dänemark)|Waldemar I.]] “der Große“, König von Dänemark (1157–1182)
*1167–1173 [[Christoph (Schleswig)|Christoph]]
*1182–1202 [[Waldemar II. (Dänemark)|Waldemar II.]] “der Sieger“, König von Dänemark (1202–1241)
*1209–1215 [[Waldemar (Schleswig)|Waldemar]] der Junge
*1215–1232 [[Erik IV. (Dänemark)|Erich]]

== Abelslinie der Ulfinger (Abels-Geschlecht, Seitenlinie der Ulfinger-Dynastie) ==
*1232–1252 [[Abel (Dänemark)|Abel]], König von Dänemark (1250–1252)
*1254–1257 [[Waldemar III. (Schleswig)|Waldemar III.]]
*1260–1272 [[Erich I. (Schleswig)|Erich I.]]
*1283–1312 [[Waldemar IV. (Schleswig)|Waldemar IV.]]
*1312–1325 [[Erich II. (Schleswig)|Erich II.]]
*1325–1326 [[Waldemar III. (Dänemark)|Waldemar V.]], unter Vormundschaft von Graf [[Gerhard III. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard dem Großen]] von Holstein-Rendsburg
*1326–1330 [[Gerhard III. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard der Große]] ([[Grafen von Schauenburg und Holstein|Schauenburger]], kein Ulfinger)
*1330–1364 [[Waldemar III. (Dänemark)|Waldemar V.]], unter Vormundschaft von Graf [[Gerhard III. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard dem Großen]] bis 1336
*1364–1375 [[Heinrich (Schleswig)|Heinrich]]

== [[Grafen von Schauenburg und Holstein|Schauenburger]] ==
(Nach Aussterben des Abels-Geschlechtes der Ulfinger werden die schauenburgschen Grafen von Holstein auch Herzöge in Schleswig)

*1375–1386 [[Heinrich II. (Holstein-Rendsburg)|Heinrich der Eiserne]] und [[Nikolaus (Holstein-Rendsburg)|Nikolaus]] beherrschten gemeinsam Teile des Herzogtums als Pfandherren, wurden aber nie damit belehnt
*1386–1404 [[Gerhard VI. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard VI.]]
*1404–1427 [[Heinrich IV. (Holstein)|Heinrich IV.]] war nie mit dem Herzogtum belehnt, jedoch Pfandherr großer Teile
*1427–1459 [[Adolf VIII. (Holstein)|Adolf VIII. von Holstein]] als Herzog Adolf I. von Schleswig

== [[Haus Oldenburg|Oldenburger]] ==
(Nach dem Aussterben von zwei der drei Schauenburger Linien werden dänischen Könige aus dem Haus Oldenburg in Personalunion Herzöge von Schleswig und von Holstein)

*1460–1481 [[Christian I. (Dänemark, Norwegen und Schweden)|Christian I.]], [[Vertrag von Ripen]]
*1481–1533 [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich I.]] gibt das Herzogtum Holstein an seinen Bruder [[Johann_I._(Dänemark,_Norwegen_und_Schweden)|Johann I.]] ab.
*1533–1544 [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian III.]] König von Dänemark, führte die [[Reformation]] ein; Dreiteilung von Schleswig und Holstein.

== [[Schleswig-Holstein-Gottorp|Oldenburger, Gottorfer]] Linie ==
(die Herzöge aus dem Haus Schleswig-Holstein-Gottorf regierten in den gottorfschen Anteilen)
*1544–1586 [[Adolf I. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Adolf II.]]
*1586–1587 [[Friedrich II. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich II.]]
*1587–1590 [[Philipp (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Philipp]]
*1590–1616 [[Johann Adolf (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Johann Adolf]] erbaute [[Schloss Gottorf]]
*1616–1659 [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich III.]] erreichte 1658 die Unabhängigkeit von Dänemark.
*1659–1694 [[Christian Albrecht (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Christian-Albrecht]] gründete [[1665]] die [[Christian-Albrechts-Universität Kiel|Universität in Kiel]].
*1694–1702 [[Friedrich IV. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich IV.]] war der letzte auf Gottorf residierende Herzog.
*1702–1713 [[Karl Friedrich (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Karl Friedrich]]. Für ihn regierten die Räte [[Magnus von Wedderkop (Jurist, 1637)|Magnus von Wedderkop]] und danach von [[Georg Heinrich von Görtz]].

== [[Haus Oldenburg|Oldenburger]], königliche Linie ==
(die Herzöge aus dem Haus Oldenburg regierten bis 1713 in den königlichen Anteilen, nach 1713 bzw. 1721 im ganzen Herzogtum)

*1544–1559 [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian III.]] König von Dänemark
*1559–1588 [[Friedrich II. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich II.]] König von Dänemark
*1588–1648 [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christian IV.]] König von Dänemark
*1648–1670 [[Friedrich III. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich III.]] König von Dänemark
*1670–1699 [[Christian V. (Dänemark und Norwegen)|Christian V.]] König von Dänemark
*1699–1730 [[Friedrich IV. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich IV.]] König von Dänemark
*1730–1746 [[Christian VI. (Dänemark und Norwegen)|Christian VI.]] König von Dänemark
*1746–1766 [[Friedrich V. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich V.]] König von Dänemark
*1766–1808 [[Christian VII. (Dänemark und Norwegen)|Christian VII.]] König von Dänemark
*1808–1839 [[Friedrich VI. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich VI.]] König von Dänemark
*1839–1848 [[Christian VIII. (Dänemark und Norwegen)|Christian VIII.]] König von Dänemark
*1848–1863 [[Friedrich VII. (Dänemark)|Friedrich VII.]] König von Dänemark
*1863–1864 [[Christian IX.]] König von Dänemark (letzter Herzog)

== Oldenburger, Sonderburg-Augustenburger Linie ==
*1863–1864 bzw. 1866 [[Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein]] (vom Deutschen Bund, aber weder von Preußen noch Dänemark anerkannt)

== Literatur ==
*“Die Fürsten des Landes: Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg“ [De slevigske hertuger; dt.], Carsten Porskrog Rasmussen (Hg.) im Auftrag der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Neumünster: Wachholtz, 2008. ISBN 978-3-529-02606-5
*Ulrich Lange (Hrsg.): “Geschichte Schleswig-Holsteins.“ Neumünster (Wachholtz) 2003, ISBN 3-529-02440-6
*Carsten Porskrog Rasmussen (o.a.): “De slesvigske hertuger“, udgivet af “Historisk Samfund for Sønderjylland“, Aabenraa 2005

== Weblinks ==
*[http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/bilder/gottorf3_600.gif Karte über die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1622] (die gottorfschen Teile in gelb, die königlichen Teile in rosa, die gemeinsam regierten Teile in grau)

{{DEFAULTSORT:Liste Der Herzoge Von Schleswig}}
[[Kategorie:Herzog (Schleswig)|!Herzoge von Schleswig]]
[[Kategorie:Liste (Herzöge)|Schleswig]]
[[Datei:Hertugdømmerne.png|mini|Die Herzogtümer vor dem Deutsch-Dänischen Krieg]]
[[Datei:Karte Deutsch-Dänischer Krieg.png|mini|Karte der Gebietsveränderungen (ohne die [[Königliche Enklaven|königlichen Enklaven]])]]
Die “’Schleswig-Holstein-Frage“‘ betraf die nationale Zugehörigkeit des [[Herzogtum Schleswig|Herzogtums Schleswig]] im 19. Jahrhundert. Ihretwegen kam es 1848 mit der [[Schleswig-Holsteinische Erhebung|Schleswig-Holsteinischen Erhebung]] zum Krieg (dänisch: “Treårskrigen“). 1864 folgte mit dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] der erste [[Deutsche Einigungskriege|deutsche Einigungskrieg]].

== Bedeutung ==
In der Auseinandersetzung ging es nicht um das [[Herzogtum Holstein]], das zum [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] und als deutsches Lehen bereits seit dem Mittelalter zum [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] gehört hatte, sondern um das Herzogtum Schleswig. Schleswig war ein [[Dänemark|dänisches]] [[Lehnswesen|Lehen]], aber national gespalten. Die deutschen Schleswig-Holsteiner beriefen sich in ihrer Argumentation auf den [[Vertrag von Ripen]] und die Verbindung Schleswigs mit Holstein, während sich die dänischen Nationalliberalen auf die Verbindung Schleswigs mit Dänemark und auf die Eidergrenze beriefen.

Im Zuge der europäischen [[Deutsche Revolution 1848/1849|Deutschen Revolution 1848/1849]] bildeten deutsche Nationalliberale 1848 in Kiel eine [[Provisorische Regierung (Schleswig-Holstein)]]. Zeitgleich wurde in Kopenhagen eine aus [[De Nationalliberale|dänische Nationalliberalen]] ([[Eiderdänen]]) und konservativen Befürwortern des [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaat]]es bestehende [[Märzministerium (Dänemark)|bürgerliche dänische Regierung]] gebildet. Die deutschgesinnten Schleswig-Holsteiner erhoben sich vor allem gegen die Absicht der dänischen Nationalliberalen, Schleswig verfassungsrechtlich an das dänische Königreich anzuschließen. Die provisorische Regierung forderte stattdessen, Schleswig in den [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] aufzunehmen. Die provisorische Regierung der Herzogtümer bat schließlich den Bundestag in Frankfurt um militärische Unterstützung. Der Konflikt wurde zu einer Prestigefrage für die [[Frankfurter Nationalversammlung|Nationalversammlung]]. Schließlich kämpften [[Bundesheer (Deutscher Bund)|Bundestruppen]] unter preußischem Kommando gegen die dänischen Truppen, bis am 26. August 1848 unter dem Druck von [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|England]] und [[Geschichte Russlands|Russland]] der [[Vertrag von Malmö (1848)|Waffenstillstandsvertrag von Malmö]] zwischen den Kriegsgegnern Dänemark und Preußen geschlossen wurde. [[Preußen]] musste den nationalen Gedanken zugunsten seiner Interessen als europäische Macht verwerfen. Nun kam es im Verlauf der Auseinandersetzungen um [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] zu einer Konfrontation mit den realen Machtverhältnissen; radikale und gemäßigte Abgeordnete der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]] entschieden unterschiedlich. Am 5. September 1848 lehnte die Nationalversammlung mit 238 gegen 221 Stimmen den Waffenstillstand ab, ratifizierte ihn aber am 16. September. Am 2. Juli 1850 wurde schließlich der [[Frieden von Berlin (1850)|Frieden von Berlin]] zwischen dem [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] und [[Dänemark]] geschlossen und acht Tage später unterzeichnet.

Eine Antwort auf die Schleswig-Holstein-Frage konnte jedoch noch nicht gefunden werden. Erst nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] wurden die Herzogtümer 1867 preußisch. Die Auseinandersetzungen wurden mit der [[Volksabstimmung in Schleswig]] 1920 abgeschlossen, als [[Nordschleswig]] wieder dänisch wurde, während [[Südschleswig]] weiterhin zu Deutschland gehört.

== Siehe auch ==
* [[Schleswig-Holsteinische Erhebung]]
* [[Frieden von Berlin (1850)]]

== Literatur ==
* [[Martin Rackwitz]]: “Dahlmanns größte Herausforderungen: Die Schleswig-Holstein-Frage und die Verfassungsfrage in der Deutschen Nationalversammlung 1848/49 im Spiegel der politischen Karikatur“, in [[Utz Schliesky]], [[Wilhelm Knelangen]] (Hg.): “Friedrich Christoph Dahlmann“. Band 1 der Reihe “Demokratie. Köpfe. Schleswig-Holstein“. Husum 2012, S. 71–100.

== Weblinks ==
* [https://www.dhm.de/lemo/kapitel/reaktionszeit/deutscher-bund/schleswig-holstein-frage-1864.html Schleswig-Holstein-Frage (DHM)]

{{Normdaten|TYP=s|GND=4124136-8}}

{{SORTIERUNG:SchleswigholsteinFrage}}
[[Kategorie:Preußische Geschichte (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schleswig-holsteinische Geschichte (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Dänische Geschichte (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Dänisch-deutsche Beziehungen]]
[[Kategorie:Konflikt (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Außenpolitik in Deutschland 1848-1851]]
[[Datei:DuchySchleswigSlesvig.png|mini|Das Herzogtum Schleswig bis 1864]]
[[Datei:Schleswig Arms.svg|mini|Wappen von Schleswig ([[Schleswigsche Löwen]])]]

Das “’Herzogtum Schleswig“‘ (dänisch: “Hertugdømmet Slesvig“) entwickelte sich ab etwa 1200 und existierte bis 1864. Es umfasste im Wesentlichen das heutige [[Nordschleswig]] (Dänemark) und [[Südschleswig]] (Deutschland, Schleswig-Holstein). Hauptort war die Stadt [[Schleswig]]. Vorläufer des Herzogtums war im frühen Mittelalter das [[Jarl]]tum [[Sønderjylland|Süderjütland]] “(Sønderjylland)“. Die Herrschaft über das Herzogtum war im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder umstritten und umkämpft.

Schleswig war vor 1864 zusammen mit dem [[Herzogtum Holstein]] Teil des multi-ethnischen [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaates]]. Anders als Holstein gehörte Schleswig als dänisches Reichs- und Königslehen nicht zum [[Heiliges Römisches Reich|Römisch-Deutschen Reich]] oder [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]]. Die Grenze zwischen Schleswig und Holstein wurde dabei durch die Flüsse [[Eider]] und [[Levensau]] markiert. Sprachlich war Schleswig im 19. Jh. gemischtsprachig deutsch-dänisch-nordfriesisch geprägt, wobei sich die dänische und friesische Sprache früher weiter nach Süden erstreckten, dort seit der Frühen Neuzeit aber zunehmend vom Deutschen abgelöst wurden.{{Literatur |Autor=Karl N. Bock |Hrsg=Det Kgl. Danske Videnskabernes Selskab |Titel=Mittelniederdeutsch und heutiges Plattdeutsch im ehemaligen Dänischen Herzogtum Schleswig. Studien zur Beleuchtung des Sprachwechsels in Angeln und Mittelschleswig |Sammelwerk=Historisk-Filologiske Meddelelser |Auflage= |Verlag= |Ort=Kopenhagen |Datum=1948 |ISBN= |Seiten=}}{{Literatur |Autor=Manfred Hinrichsen |Titel=Die Entwicklung der Sprachverhältnisse im Landesteil Schleswig |Reihe= |Auflage= |Verlag=Wachholtz |Ort=Neumünster |Datum=1984 |ISBN=3-529-04356-7}}

Nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] 1864 herrschten Österreich und Preußen gemeinsam über Schleswig und Holstein. Ab der [[Gasteiner Konvention]] von 1865 verwaltete Preußen Schleswig. Nach dem [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] 1866 wurde Schleswig ein Teil der neuen preußischen [[Provinz Schleswig-Holstein]], die Provinzialregierung hatte ihren Sitz dabei bis 1917 in der Stadt [[Schleswig]]. Nach einer Volksabstimmung 1920 wurde das ehemalige Herzogtum in das heute dänische Nord- und das deutsche Südschleswig geteilt. Nordschleswig ist heute Teil der 2007 geschaffenen [[Region Syddanmark]], Südschleswig ist Teil des 1946 gegründeten Landes [[Schleswig-Holstein]].

== Geographie ==
Die Fläche des historischen Herzogtums Schleswig umfasste rund 9200 km². Es befand sich in [[Jütland]]. Im Süden waren [[Eider]] und [[Levensau]] die Grenze zu [[Dithmarschen]] und [[Holstein]]; die Inseln [[Alsen]], [[Helgoland]], [[Ærø]] und [[Fehmarn]] gehörten zum Herzogtum. Die Grenze zum nördlichen Jütland wurde durch den Fluss [[Kongeå]] (deutsch Königsau) gebildet, der in etwa von Kolding an der Ostsee aus nach Westen fließt und sich südlich von Esbjerg in die Nordsee ergießt. Im Westen befand sich die [[Nordsee]], im Osten die [[Ostsee]].

Das Gebiet des Herzogtums in den Grenzen von 1864 umfasst heute auf deutscher Seite den [[Landesteil Schleswig]], bestehend aus den Kreisen [[Kreis Nordfriesland|Nordfriesland]], [[Kreis Schleswig-Flensburg|Schleswig-Flensburg]], dem Nordteil des Kreises [[Kreis Rendsburg-Eckernförde|Rendsburg-Eckernförde]] und der Stadt [[Flensburg]]. Auf dänischer Seite zählt [[Nordschleswig]] dazu, das bis zum 31. Dezember 2006 deckungsgleich mit dem [[Sønderjyllands Amt]] war, jetzt aber in der [[Region Syddanmark]] aufgegangen ist.

Bis 1864 gehörten dem Herzogtum noch sieben Kirchspiele südlich von [[Kolding]], ein zwischen Königsau und [[Ribe]] (deutsch: “Ripen“) gelegener Landstrich und die erwähnten Inseln mit Ausnahme von Helgoland an. Nach der Übergabe Schleswigs an Preußen gelangten die ausschließlich dänisch bevölkerten Gebiete im Tausch gegen die [[Königliche Enklaven|königlich dänischen Enklaven]] an der Westküste Schleswigs an das Königreich Dänemark. Im 13. und 14. Jahrhundert gehörten den schleswigschen Herzögen auch [[Langeland]] sowie Gebiete auf dem südlichen [[Fünen]].

Die erste genaue [[Landesaufnahme]] Schleswigs stammt bereits von [[Johannes Mejer (Kartograf)|Johannes Mejer]] (1606–1674). Verschiedene seiner “Landcarten“ wurden 1652 – zusammen mit Beschreibungen von [[Caspar Danckwerth]] – als dreiteiliger Atlas “[[Neue Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein]]“ gedruckt. Sie enthält auch Pläne der größeren Städte.

Ein umfassendes Werk ist die 1805 erschienene “Topographie von Schleswig“ von [[Johann Friedrich August Dörfer]] (1766–1824). Es wurde in mehreren Auflagen nachgedruckt und 1855 durch die Landeskunde [[Johannes von Schröder]] ergänzt. Neuere Landesaufnahmen wurden von [[Militärgeographie|Militärtopographen]] und im 20. Jahrhundert vom [[Landesvermessungsamt]] durchgeführt.

== Siedlungsgeschichte und Bevölkerung ==
[[Datei:SiedlungsgebieteSchleswig-HolsteinText.png|mini|Siedlungsgebiete zwischen 800 und 1100]]
Das Gebiet Schleswigs war in der [[Eisenzeit]] vor allem von germanischen [[Angeln (Volk)|Angeln]] und der Kulturgruppe des [[Over-Jerstal-Kreis]]es besiedelt.{{Internetquelle |url=http://oldtidsglimt.dk/projects/anglerne-kommer/ |titel=Anglerne kommer! |hrsg=Museum Sønderjylland Arkæologi Haderslev: Glimt fra Oldtidsdage |zugriff=2013-10-19}} Nachdem große Teile der Angeln zusammen mit den in [[Nørrejylland]] siedelnden [[Jüten]]Meyers Neues Lexikon (Mannheim 1979) und Meyers Enzyklopädisches Lexikon (Mannheim 1975) definierten die Jüten noch als nordgermanisch, während der Atlas zur Universalgeschichte von Oldenbourg/Westermann die Jüten als westgermanisch beschreibt; der Brockhaus (Mannheim 2006), die Encyclopædia Britannica (Chicago 2005), das Duden-Lexikon (1980) und das dtv-Lexikon (München 1971) beschreiben die Jüten allgemeiner als germanischen Stamm in Jütland und den südlich Schleswigs siedelnden [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] im 4. und 5. Jahrhundert (insbesondere wohl um das Jahr 350){{cite web |url=http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/angelsachsen.htm |title=Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte über Angelsachsen |publisher=Geschichte-s-h.de |date= |accessdate=2010-06-05 |offline=yes |archiveurl=https://web.archive.org/web/20090209221441/http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/angelsachsen.htm |archivedate=2009-02-09 |archivebot=2018-04-14 20:52:49 InternetArchiveBot }} zu den [[Britische Inseln|Britischen Inseln]] auswanderten, drangen von den Inseln zwischen Schweden und Jütland nordgermanische [[Dänen]], deren ursprüngliche Heimat wahrscheinlich [[Schonen]] (im heutigen Südschweden) war, in das nun bevölkerungsarme Jütland ein und vermischten sich mit den Resten der Jüten und Angeln.

Die [[Friesen]] kamen in zwei Einwanderungswellen nach Schleswig. Im 7. und 8. Jahrhundert besiedelten sie zunächst vor allem die heutigen Inseln Sylt, Föhr und Amrum und wohl auch Eiderstedt sowie einige höhergelegenen Gebiete des heutigen Festlands. Erst im 10. und 11. Jahrhundert kamen erneut Friesen ins Land, die nun vor allem in den Marschgebieten auf dem heutigen nordfriesischen Festland ihre Wohnsitze nahmen. Die jeweilige nord- oder westgermanische Vorbevölkerung wurde ethnisch und sprachlich assimiliert. Eine sehr alte Schicht von dänischen Lehnwörtern in allen nordfriesischen Dialekten zeugt dabei von einer nicht unerheblichen nordgermanischen Vorbesiedling aus der frühen Wikingerzeit.vgl. Århammar, Nils (2001): “Die Herkunft der Nordfriesen und des Nordfriesischen.“ In: Horst H. Munske (Hrsg.): “Handbuch des Friesischen“. Tübingen, S. 531–537 Der Landstrich zwischen den Linien [[Eckernförde]]–[[Treene]] und [[Eider]]–[[Levensau]] war damals kaum besiedelt, von dichtem Wald bedeckt und wurde erst im [[Hochmittelalter]] von aus Süden kommenden sächsischen Kolonisten besiedelt.Henning Unverhau: “Untersuchungen zur historischen Entwicklung des Landes zwischen Schlei und Eider im Mittelalter“, Neumünster 1990

Zur Zeit des aufgeklärten Absolutismus im 18. Jahrhundert wurden vom dänischen König im Rahmen der [[Moorkolonisation#Schleswig-Holstein|Kolonisation]] der bis dahin kaum besiedelten Moor- und Heidelandschaften deutsche Kolonisten aus Württemberg, Schwaben, Hessen und der Pfalz in Teilen der Schleswigschen Geest – wie auch im mittleren Jütland bei Silkeborg{{cite web|url=http://kartoffeltysker.dk/|title=Om “Kartoffeltyskerne på Alheden”|publisher=Verein “Kartoffeltyskerne på Alheden“|date= |accessdate=2014-02-10}} – angesiedelt, die vielfach bereits in der zweiten Generation die dänische Sprache übernahmen, sofern sie nicht, wie etwa in [[Stapelholm]], in unmittelbarer Nähe zu Holstein lebten.Bjarne Stoklund: “Grænser i grænselandet“, in: Bygd 4, 1972{{cite web|url=http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/heidekonolisation.htm|title=Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte über die Heide- und Moorkolonisation|publisher=Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte|date=|accessdate=2014-02-10|offline=yes|archiveurl=https://web.archive.org/web/20130622065535/http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/heidekonolisation.htm|archivedate=2013-06-22|archivebot=2018-04-14 20:52:49 InternetArchiveBot}}{{cite web|url=http://www.shz.de/schleswig-holstein/region-nord/250-jahre-kolonisten-auf-der-geest-der-atlas-zum-jubilaeum-id1239011.html|title=250 Jahre Kolonisten auf der Geest: Der Atlas zum Jubiläum|publisher=Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag|date= |accessdate=2014-02-10}}

Heute leben in beiden Teilen Schleswigs – im dänischen Norden und im deutschen Süden – [[Nationale Minderheit|Minderheiten]] der jeweils anderen Nation. Die Rechte der Minderheiten regeln unter anderem die [[Bonn-Kopenhagener Erklärungen]] von 1955. Hinzu kommt die zwischen Eider und Vidå siedelnde [[Nordfriesen|nordfriesische Volksgruppe]].

“Siehe auch: [[Dänische Minderheit in Deutschland]] und [[Deutsche Minderheit in Dänemark]]“

=== Sprachen ===

{{Siehe auch|Sprachen und Dialekte in Schleswig-Holstein}}
Im [[Frühmittelalter|Früh-]] und [[Hochmittelalter]] (ab der späten [[Eisenzeit|Eisen-]] und [[Wikingerzeit]]) war die Sprache Schleswigs nördlich der [[Treene]], des [[Dannewerk]]s und der [[Eckernförder Bucht]] das [[Altdänisch|Alt-]] bzw. Mitteldänische und der sich daraus entwickelnde Dialekt [[Sønderjysk]] (Südjütisch). An der Westküste zwischen [[Eider]] und [[Vidå]] waren zudem das [[Altfriesische Sprache|Altfriesische]] und die sich daraus entwickelten [[Nordfriesische Sprache|nordfriesischen Dialekte]] verbreitet. Mit der Rodung und Besiedlung des früheren deutsch-dänischen Grenzwaldes ([[Dänischer Wohld]]) durch deutsche Siedler im 13. Jahrhundert verbreitete sich im äußersten Süden Schleswigs, etwa in [[Stapelholm]], auch das [[Mittelniederdeutsche Sprache|Niederdeutsche]].

Der spätere Sprachwechsel zum Deutschen in der ganzen südlichen Hälfte Schleswigs beruhte zunächst auf der Verwendung des [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen]] und ab etwa dem 17. Jh. des [[Standarddeutsche Sprache|Hochdeutschen]] als Kanzlei-, Kirchen- und Schulsprache im südlichen Schleswig.Der aus [[Lippstadt]] stammende [[Generalsuperintendent]] [[Liste der Bischöfe von Schleswig#Generalsuperintendenten für Schleswig königlichen Anteils|Stephan Klotz]] verfügte 1647, dass Gottesdienste nur noch auf Hochdeutsch zu halten seien und der Katechismusunterricht in der Schule ebenfalls auf Hochdeutsch stattfinden müsse. In den heute den zu Dänemark gehörenden Gebieten wurden aber wenigstens die Nachmittagsgottesdienste auf Dänisch gehalten (Heinrich Kröger: “Plattdüütsch in de Kark in drei Jahrhunderten“. Band 1: 18. und 19. Jahrhundert; Hannover 1996; S. 28). Das erste dänischsprachige Schulbuch für schleswigsche Schulen verfasste 1791 der Vedsteder Prediger Peter Prahl. Verstärkt wurde dieser Sprachwechsel durch die Handelsbeziehungen nach Süden und den Einfluss des holsteinischen Adels. Im nördlichen Schleswig fand dagegen [[Hochdänisch]] (“rigsdansk“) als Kirchen- und Schulsprache Anwendung.{{Internetquelle |url=http://www.vimu.info/multimedia.jsp?id=for_02_8_mm_sprogkort&lang=de&u=child&flash=true&s= |titel=Sprachkarte |hrsg=Das Virtuelle Museum (vimu.info) |zugriff=2014-11-30}}

So verbreitete sich ab dem 14. und 15. Jahrhundert zunehmend das Niederdeutsche und später das Hochdeutsche. Ausgangspunkte waren dabei vor allem die Städte und der Adel. Später verbreitete sich das Niederdeutsche auch im ländlichen Raum, in Nordschleswig hingegen vor allem in Hafenstädten wie [[Hadersleben]] und [[Apenrade]]. An der Westküste löste es bis ins 17. und 18. Jahrhundert das [[Eiderstedter Friesisch|Eiderstedter]] und [[Strander Friesisch]], in Schwansen und Angeln bis in 19. und teilweise 20. Jahrhundert das [[Angeldänisch]]e als Umgangssprache ab. Bis in die 1930er Jahre verschwanden schließlich auch die letzten dänischen Sprachinseln der südlichen [[Schleswigsche Geest|Schleswigschen Geest]] (wie das grammatisch altertümliche [[Viöler Dänisch]]) und nach der Ansiedlung ostdeutscher [[Heimatvertriebene|Vertriebener]] nach 1945 wurde nun auch im grenznahen Bereich der Geest die deutsche Sprache die [[Lingua Franca]], wo bis dahin das Südjütische als Umgangssprache ohne Hinsicht auf nationale Gesinnung galt. Heute fällt die Sprachgrenze, sieht man von den Minderheiten nördlich und südlich der Grenze ab, ungefähr mit der Staatsgrenze zusammen, nur vereinzelt unter der älteren Generation wird Südjütisch noch in den grenznahen Kirchspielen zwischen Niebüll und Flensburg gesprochen. Im ländlichen Raum Nordschleswigs war Sønderjysk noch bis ins 20. Jahrhundert weitgehend Umgangssprache, wohingegen die Städte Nordschleswigs vom 19. Jahrhundert bis 1920 gemischtsprachig (dänisch-deutsch) geprägt waren. Erst mit der Urbanisierung in den Jahrzehnten nach 1960 ging auch in Nordschleswig Sønderjysk zugunsten des [[Reichsdänisch]]en (Hochdänisch) zurück. Sprachforscher gehen heute davon aus, dass sowohl den historischen [[Sprachwechsel (Sprache)|Sprachwechseln]] (Dänisch zu Plattdeutsch, Friesisch zu Plattdeutsch) als den modernen Wechseln (Plattdeutsch zu Hochdeutsch, Friesisch zu Hochdeutsch, Südjütisch zu Reichsdänisch bzw. Südjütisch zu Hochdeutsch) weitverbreitete Kenntnisse der Nachbarsprachen vorausgingen, die das [[Code-Switching]] ermöglichten; so war z. B. das Plattdeutsche die Verkehrssprache zwischen den Sprachgruppen in weiten Teilen Südschleswigs, während die friesische Bevölkerung im Gebiet [[Südtondern]] zusätzlich teilweise das Südjütische beherrschte und diese Variante im Kontakt mit Dänischsprachigen benutzte.

Umgangssprachen sind heute vor allem die beiden Hochsprachen Hochdeutsch (in Südschleswig) und Hochdänisch/Reichsdänisch (in Nordschleswig). Vor allem im ländlichen Bereich findet jedoch auch noch Niederdeutsch, Sønderjysk und Nordfriesisch Anwendung. Zu benennen sind auch die nationale Minderheiten und Volksgruppen in Schleswig (die deutschen Nordschleswiger, die dänischen Südschleswiger und die Nordfriesen), die ihre Sprache und Kultur in Vereinen, Kindergärten und Schulen vermitteln, die zu von jeweils beiden nationalen Bildungssystemen anerkannten Abschlüssen führen. Die traditionelle [[Zweisprachigkeit]] der Region wird heute eher innerhalb der Minderheiten fortgeführt, wobei die Minderheiten sich selbst vor allem über das Bekenntnis/Selbstzuordnung und nicht die Sprache definieren, was seit den [[Bonn-Kopenhagener Erklärungen]] 1955 auch formalisiert ist. Während diese Selbstzuordnung traditionell als „nationale Gesinnung“ oder „Bekenntnis“ beschrieben wurde, spricht man in den letzten Jahrzehnten zunehmend von einem kulturellen Zugehörigkeitsgefühl oder „Zweiströmigkeit“.

Südlich der Staatsgrenze bekennen sich etwa 50.000 Menschen zur dänischen Minderheit, von denen etwa 10.000 dänische Muttersprachler sind,{{cite web|url=http://www.dankultur.de/daenemark-info/sprache.htm |title=Dänisches Kulturinstitut Bonn |publisher=Dankultur.de |date= |accessdate=2010-06-05}} die überwiegend die Variante [[Sydslesvigdansk]] sprechen. Ein kleiner Teil spricht auch noch Sønderjysk oder Friesisch. Der [[Dänischer Schulverein für Südschleswig|Dänische Schulverein für Südschleswig]] trägt zwei Gymnasien in Flensburg und Schleswig, ein Schülerwohnheim in Flensburg sowie 44 weitere Schulen mit zusammen 5.612 Schülern (Stand 2007){{cite web|url=http://www.skoleforeningen.org/ |title=Dänischer Schulverein für Südschleswig |publisher=Skoleforeningen.org |date= |accessdate=2010-06-05}} und 55 Kindergärten, die 2000 von etwa 1800 Kindern besucht wurden. In allen Institutionen wird (mit Ausnahme des Faches Deutsch) auf Dänisch unterrichtet. Die [[Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig]] betreibt fünf dänische Bibliotheken.

Auf dänischer Seite der Grenze umfasst die deutsche Minderheit nach stark schwankenden Schätzungen zwischen 10.000{{cite web|url=http://www.denstoredanske.dk/Danmarks_geografi_og_historie/Danmarks_historie/Danmark_1849-1945/det_tyske_mindretal_i_Danmark |title=Det tyske mindretal i Danmark |publisher=denstoredanske.dk |date= |accessdate=2010-12-03}} und 20.000{{cite web|url=http://www2.arnes.si/~ljinv16/RIG/RIG%2044/rig44%20kuhl%20E.pdf |title=National Minorities and Cross-border Cooperation between Denmark and Germany |publisher=Jørgen Kühl |date=2004 |accessdate=2010-12-03 |format=PDF; 171 kB}} Menschen, von denen etwa ein Drittel deutsche Muttersprachler sind, die überwiegend die Variante Nordschleswigdeutsch (Nordslesvigtysk) sprechen, während die Mehrheit den dänischen Dialekt Südjütisch als Muttersprache hat.{{cite web|url=http://www.denstoredanske.dk/Samfund,_jura_og_politik/Sprog/Dansk/dansk |title=Dansk |publisher=denstoredanske.dk |date= |accessdate=2010-12-03}} Ein kleiner Teil von ihnen spricht auch noch das “Nordschleswiger Platt“ des Schleswigschen.
Zur Pflege deutscher Sprache und Kultur betreibt der [[Deutsche Minderheit in Dänemark#Schulen|Schul- und Sprachverein für Nordschleswig]] ein Gymnasium in Apenrade, 15 weitere allgemeinbildende Schulen mit zusammen 1.350 Schülern und 24 Kindergärten mit 600 Kindern. In allen Bildungseinrichtungen wird (mit Ausnahme des Faches Dänisch) auf Deutsch unterrichtet. Der [[Deutsche Minderheit in Dänemark#Bibliotheken|Verband Deutscher Büchereien in Nordschleswig]] betreibt fünf deutsche Bibliotheken.

Die nordfriesische Volksgruppe an der Westküste Schleswigs besitzt kein eigenes Schul- oder Bibliothekswesen. Jedoch gibt es eine Reihe friesischer Vereine sowie das [[Nordfriisk Instituut]], die die nordfriesische Sprache und Kultur fördern. An vielen deutschen und dänischen Schulen und Kindergärten wird Friesisch als Unterrichtsfach angeboten. Als erste führte die dänische Schule in Risum seit den 1950er Jahren friesischen Muttersprachenunterricht ein. Heute sprechen etwa 10.000 Nordfriesen Friesisch, vor allem auf den Inseln [[Amrum]], [[Föhr]], [[Sylt]] und [[Helgoland]] sowie in der Gegend von [[Risum-Lindholm]].

{{Siehe auch|Friesischunterricht in Deutschland}}

== Wappen ==
Blason: In Gelb (Gold) zwei blaue laufende rot gezungte und rot [[Bewehrung (Heraldik)|bewehrte]] [[Löwe (Wappentier)|Löwen]].

“Siehe auch: [[Schleswigsche Löwen]]“

== Geschichte ==
[[Datei:Schloss Gottorf 0728.jpg|mini|[[Schloss Gottorf]], früherer Sitz der schleswigschen Herzöge, nach 1713 Sitz des dänischen Statthalters.]]

=== Übersicht ===
Das [[Jarl]]tum Schleswig bildete sich im Hochmittelalter innerhalb Dänemarks als Lehen heraus. Um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert nahmen die Jarle nach deutschem Vorbild den Herzogtitel an und behaupteten zunehmend ihre Autonomie gegenüber dem dänischen Königshaus. Vor allem das [[Abel (Dänemark)|Abelgeschlecht]] versuchte, das Gebiet von der dänischen Krone unabhängig zu machen. Nach seinem Aussterben im 14. Jahrhundert gelang es den deutschen [[Grafen von Schauenburg und Holstein|Schauenburgern]], die erbliche [[Lehen|Belehnung]] mit dem Herzogtum Schleswig zu erhalten. Sie versuchten ebenfalls, Schleswig von Dänemark zu lösen, allerdings mit dem Ziel einer Vereinigung mit dem von ihnen regierten Holstein. Die komplexen dynastischen und rechtlichen Verflechtungen zwischen dem Herzogtum Schleswig, der Grafschaft Holstein und dem Königreich Dänemark sollten von da an fünfhundert Jahre lang die Geschichte des Landes bestimmen. Dennoch fand das Recht des dänischen Reiches mit den reichsweiten Obergerichtshöfen und der Gesetzgebung des Danehofs bis zur Regierungszeit [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|König Friedrichs I.]] (1523–1533) weiterhin auch im Herzogtum Schleswig (Sønderjylland) Anwendung,{{Literatur |Autor=Karl N. Bock |Titel=Mittelniederdeutsch und heutliges Plattdeutsch im ehemaligen Herzogtum Schleswig |Auflage= |Verlag= |Ort=Kopenhagen |Datum=1948 |ISBN= |Seiten=42/43}} das [[Jyske Lov]] wurde teils noch bis [[1900]] verwendet.

=== Entstehung des Herzogtums ===
[[Datei:Slesvig i Valdemarernes Tid.png|mini|Die [[Syssel]] in Schleswig/Sønderjylland]]
Die [[Eider]] bildete seit 811 die Grenze zwischen dem [[Frankenreich|fränkischen]] und dem dänischen Reich: Der [[Wikinger]]könig [[Hemming]] schloss in diesem Jahr Frieden mit [[Karl der Große|Karl dem Großen]], der während des [[Sachsenkriege (Karl der Große)|Sachsenkrieges]] [[Dänemark]] vom Süden her bedrängt hatte, nachdem er die nordelbischen Sachsen unterworfen hatte. Der Vertrag wurde von zwölf dänischen und fränkischen Unterhändlern auf der Eiderinsel im heutigen [[Rendsburg]] geschlossen.Robert Bohn: “Geschichte Schleswig-Holsteins.“ Beck, München 2006, S. 9. Schon vorher waren Verteidigungswälle von den Dänen bzw. Jüten gebaut worden, um das eigene Gebiet gegen Süden abzusichern. Das wichtigste Bollwerk war dabei das 20 km nördlich der Eider gelegene [[Danewerk]], das im 4. oder 5. Jahrhundert entstand und in mehreren Phasen bis 1168 ausgebaut wurde. In Verbindung mit dem Danewerk gab es die überregional wichtige Wikingersiedlung [[Haithabu]] (dänisch: “Hedeby“ = „Heideort“), die in damaligen Quellen teilweise synonym mit [[Schleswig]] (= „Schlei-Bucht“) genannt wurde. Unweit von Haithabu befand sich zudem die [[Wikingersiedlung von Füsing]].

Als Grenze blieb die Eider über ein Jahrhundert unangetastet. Erst mit den Kolonisationsbestrebungen des [[Ostfrankenreich|ostfränkischen]] Königs [[Heinrich I. (Ostfrankenreich)|Heinrich I.]] wurde das Gebiet zwischen Eider und Schlei mit der Stadt Schleswig 934 erobert. Dieses Gebiet erhielt für die nachfolgenden Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] [[Otto I. (HRR)|Otto I.]], [[Otto II. (HRR)|Otto II.]], [[Otto III. (HRR)|Otto III.]], [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] und [[Konrad II. (HRR)|Konrad II.]] den Namen [[Mark Schleswig]] (auch Dänische Mark).

In einer Periode um 960 gelang es [[Harald Blauzahn]], die dänische Südgrenze zeitweilig wieder bis zur Eider-Zone vorzuschieben.Horst Windmann: “Schleswig als Territorium.“ Wachholtz, Neumünster 1954, S. 12. Um 968 verstärkte er das Danewerk.

Der mächtige [[Nordseereich|dänisch-englische]] König [[Knut der Große]] freundete sich mit dem ostfränkischen König Konrad II. an. Er versprach 1025 seine sechs Jahre alte Tochter [[Gunhild von Dänemark]] als Frau für Konrads Sohn Heinrich. Im Gegenzug erhielt Knut die Anerkennung als Herrscher über die Mark Schleswig. Knut war dann Gast der Kaiserkrönung Konrads II. in Rom. Die Hochzeit zwischen Gunhild und [[Heinrich III. (HRR)|Heinrich III.]] fand Pfingsten 1036 in [[Nijmegen|Nimwegen]] statt. Die Eidergrenze wurde damit als Grenze zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Dänemark bekräftigt. Diese Grenze blieb bis 1864 die Nordgrenze Deutschlands.Troels Fink: “Geschichte des schleswigschen Grenzlandes“. Munksgaard, København 1958. S. 23.

Am Ende des 11. Jahrhunderts setzten die Könige von Dänemark in den drei südlichen [[Syssel]]n Jütlands, im Barvidsyssel, Ellumsyssel und Istedsyssel, [[Statthalter]] ein, die zunächst den Titel eines [[Jarl]]s führten und die Aufgaben eines markgräflichen [[Prokurator]]s übernahmen. Das Amt wurde vorzugsweise an Mitglieder der Königsfamilie vergeben: Erstmals soll [[Olaf I. (Dänemark)|Olaf I.]], ein Sohn von [[Sven Estridsson]], seit 1080 den Titel getragen haben. Ihm folgte vermutlich um 1100 sein Bruder Björn, Gründer der [[Rendsburg]].Horst Windmann: “Schleswig als Territorium.“ Wachholtz, Neumünster 1954, S. 23 u. Zeittabelle I.

Durch königliche Delegation erhielt [[Knud Lavard|Knud Laward]] um 1115 die süderjütische Jarlschaft, für die er sich vermutlich den deutschen Herzogstitel ([[Herzog|“Dux Daciae“]] = Herzog Dänemarks) zulegte, den er bis zu seiner Ermordung im Jahr 1131 trug. Seinen Machtbereich konnte Knud Laward durch die Eroberung [[Wagrien]]s in den Jahren 1128/29 ausdehnen und durch ein [[Lehen|Lehnsverhältnis]] zu [[Lothar von Supplinburg]] sichern.Horst Windmann: “Schleswig als Territorium.“ Wachholtz, Neumünster 1954, S. 49.

Der schleswigsche/süderjütländische Herzog und Königssohn [[Abel (Dänemark)|Abel]] (1250–1252) ließ 1250 seinen Bruder [[Erik IV. (Dänemark)|Erik IV.]] ermorden und wurde an dessen Statt selber König von Dänemark. Unter Abels Söhnen [[Waldemar III. (Schleswig)|Waldemar III.]] (1252–1257) und [[Erich I. (Schleswig)|Erich I.]] (1260–1272)Horst Windmann: “Schleswig als Territorium.“ Wachholtz, Neumünster 1954, Stammtafel II. spaltete sich die herzogliche Dynastie vom dänischen Königshaus ab. Ab 1375 wechselte der Titel „Herzog Jütlands“ oder „Herzog Süderjütlands“ zu „Herzog Schleswigs“.

=== Dynastische Auseinandersetzungen ===
[[Datei:Slesvig-counties.png|mini|Das Herzogtum Schleswig und seine [[Harde]]n in den historischen Grenzen vor 1864.]]
Die [[Schauenburger]] Grafen, die seit dem frühen 12. Jahrhundert mit dem zum Heiligen Römischen Reich gehörenden benachbarten [[Holstein]] belehnt waren, forcierten eine Politik, die Schleswig von der dänischen Krone lösen sollte. Graf [[Gerhard III. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard III. von Holstein]] konnte [[Waldemar III. (Dänemark)|Waldemar III. von Dänemark]] und den dänischen Reichsrat so 1326 höchstwahrscheinlich dazu bewegen, die “Constitutio Valdemariana“ zu erlassen, die eine gemeinsame Regierung von Dänemark und Schleswig verbot: Das Herzogtum wurde damit staatsrechtlich faktisch von Dänemark getrennt, blieb jedoch zugleich formal als [[Lehen]] an die dänische Krone gebunden. Dies sollte 1448 noch einmal bekräftigt werden (nur diese zweite Urkunde ist erhalten).
[[Datei:Seal Gerhard VI. (Holstein-Rendsburg) 01.jpg|mini|Siegel des Gerhard VI. aus der Zeit um 1392]]

Nach dem Aussterben des Schleswiger Herzogsgeschlechts 1386 erzwangen die Schauenburger in Nyborg ihre erbliche [[Lehen|Belehnung]] mit dem Herzogtum Schleswig durch das [[Liste der Könige Dänemarks|dänische Königshaus]], und der holsteinische [[Adel]] begann verstärkt, Besitz in Schleswig zu erwerben. Insbesondere im Südosten Schleswigs entstanden große [[Gutshof|Güter]]. Der bis dahin als deutsch-dänischer Grenzwald fungierende Dänische Wohld (dänisch: “Jernved“) nördlich der Eider wurde bereits seit 1260 an holsteinische Adlige verpachtet und in der Folge vor allem von Deutschen besiedelt.Hanswilhelm Haefs: “Ortsnamen und Ortsgeschichten in Schleswig-Holstein“, Norderstedt 2004. Die Schauenburger bemühten sich systematisch darum, Schleswig eng an ihr Stammland Holstein zu binden. Seit 1386 führten sie so auch ein Wappen, das die beiden Schleswiger Löwen mit dem Holsteinischen Nesselblatt verband.

Die dänische Krone strebte seit 1396 ihrerseits danach, erneut Zugriff auf das Herzogtum zu erlangen. Als der Schauenburger [[Gerhard VI. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard VI.]] 1404 in [[Dithmarschen]] umkam, wollte die tatkräftige Königin [[Margarethe I.]] versuchen, Schleswig wieder zum integralen Bestandteil Dänemarks zu machen. Zunächst brachte sie einzelne Orte und Gebiete in Schleswig durch Kauf oder als Pfand in ihre Hand, später kam es zu jahrelangen Kämpfen. 1411 ließ die dänische Krone so in [[Flensburg]] die Festung [[Duburg]] errichten, und der römisch-deutsche Kaiser und der Papst wurden als Schiedsrichter angerufen. 1426 griff dann die [[Hanse]] auf Seiten der Schauenburger in den Konflikt ein, und 1435 wurde schließlich der Frieden von Vordingborg geschlossen, der den Herzögen fast ganz Schleswig zusprach. 1440 erhielten die Schauenburger das Herzogtum erneut als erbliches, „freies und unbelastetes“ Lehen: Schleswig blieb also formal an die dänische Krone gebunden, konnte aber nach Belieben von den Herzögen verwaltet und vererbt werden, die den Königen weder zu Abgaben noch zur Heerfolge verpflichtet waren; die dänische Krone hatte damit faktisch keinen Zugriff mehr auf das Herzogtum.

Als das Schauenburger Geschlecht jedoch 1459 mit dem Tod [[Adolf VIII. (Holstein)|Adolfs VIII.]] ausstarb, war dem Adel in Holstein und Schleswig daran gelegen, dass in beiden Gebieten weiterhin derselbe Herrscher regieren solle. Darum wählten die Stände König [[Christian I. (Dänemark, Norwegen und Schweden)|Christian I. von Dänemark, Norwegen und Schweden]] aus dem [[Haus Oldenburg|Hause Oldenburg]], einen Neffen Adolfs VIII., zum Landesherrn. Im [[Vertrag von Ripen]] (Ribe) 1460 – der Wahlkapitulation [[Christian I. (Dänemark, Norwegen und Schweden)|Christians I.]] – stand unter anderem, dass “se bliwen tosamende up ewig ungedelt“ („dass sie auf ewig ungeteilt zusammen bleiben“). Obwohl dieser weit hinten in der Urkunde stehende Paragraf im zeitgenössischen Kontext wohl nichts mit einer territorialen Unteilbarkeit zu tun hatte,Carsten Jahnke: “„dat se bliven ewich tosamende ungedelt“. Neue Überlegungen zu einem alten Schlagwort“. In: [[Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte|ZSHG]], Bd. 128, 2003. wurde “op ewig ungedeelt“ später das Leitmotto der schleswig-holsteinischen Bewegung des 19. Jahrhunderts, die eine Loslösung vom [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaat]] anstrebte. Da der dänische König als Landesherr über Holstein kein einfacher Graf sein wollte, erreichte er 1474 beim römisch-deutschen Kaiser Friedrich III. die Erhebung des Territoriums zum [[Herzogtum Holstein]].

=== Teilungen ab 1544 ===
[[Datei:Map SLH-1650.png|mini|Schleswig und Holstein um 1650, die Herzogtümer sind in einen Flickenteppich verschiedener Hoheitsgebiete zerrissen]]
[[Datei:Johs. Mejer 1650.JPG|mini|Historische Karte des Herzogtums Schleswig aus dem Jahr 1650]]
1544 wurden die Herzogtümer Schleswig und [[Herzogtum Holstein|Holstein]] in drei Gebiete geteilt, die in etwa gleiche Steuerkraft hatten. Diese hingen jeweils räumlich nicht zusammen und waren formal auch nicht eigenständig. Eines dieser Gebiete, als „königlich dänischer Anteil“ bezeichnet, gehörte [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian III.]], dem König von Dänemark und Norwegen. Dessen zwei Halbbrüder, [[Johann II. (Schleswig-Holstein-Hadersleben)|Johann II.]], Begründer der Nebenlinie [[Schleswig-Holstein-Hadersleben]], und [[Adolf I. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Adolf I.]], Begründer der Nebenlinie [[Schleswig-Holstein-Gottorf]], erhielten jeweils eines der anderen beiden Gebiete. Ebenso wie bei den folgenden Teilungen entstanden so aber keine souveränen, unabhängigen Staaten.

Als 1580 Johann II. starb und mit ihm die Nebenlinie Schleswig-Holstein-Hadersleben endete, wurde das ihm 1544 zugeteilte Gebiet zur Hälfte dem König zugeschlagen und zur anderen Hälfte seinem Bruder Adolf I.

Bereits im Jahr 1564 war es zu einer weiteren faktischen Landesteilung gekommen; denn König Friedrich II. von Dänemark, der Sohn Christians III., trat seinem Bruder [[Johann (Schleswig-Holstein-Sonderburg)|Johann]] (genannt „Johann der Jüngere“, der das [[Schloss Glücksburg (Glücksburg)|Schloss Glücksburg]] 1582–1587 errichten ließ) ein Drittel seines Anteils an Schlössern, Ämtern und Städten in Schleswig ab, eine „Subdivision“, wodurch Johann der Jüngere Sonderburg, Arroe, Plön und Ahrensbök erhielt. Nach dem Tod seines Sohnes [[Alexander (Schleswig-Holstein-Sonderburg)|Alexander]] (1622–1627) teilte sich diese [[Schleswig-Holstein-Sonderburg|Sonderburger Linie]] des Hauses [[Haus Oldenburg|Oldenburg]] einerseits in die Linie des Erstgeborenen (Ernst Günther, 1627–1689), der zum Begründer des herzoglichen Hauses [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]] wurde; Nachfahre dieses Ernst Günther war beispielsweise der in der Zeit von 1863 bis 1866 besonders bekannt gewordene Herzog Friedrich (Christian August) von Augustenburg (1829–1888) (genannt „Friedrich VIII.“). Andererseits entstand durch die Erbteilung von 1627 die jüngere Linie des „Hauses Sonderburg“ unter ihrem Begründer Herzog August Philip (1627–1675), die den Namen [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck]] (später: Sonderburg-Glücksburg) trug.

Die Gottorfer Herzöge stiegen im 17. Jahrhundert zu einer Regionalmacht auf, ihr Machtbereich in Schleswig und Holstein war ein wichtiges kulturelles Zentrum des [[Barock]]. Um aber die Unabhängigkeit von der dänischen Krone zu gewinnen, suchten die Gottorfer die Allianz zu Schweden, mit desaströsen Folgen: Im [[Großer Nordischer Krieg|Großen Nordischen Krieg]] besetzte Dänemark 1713 den herzoglichen Anteil Schleswigs. Von da an war ganz Schleswig wieder vereinigt in königlich dänischer Hand. Im [[Frieden von Frederiksborg]] wurde die Annexion 1720 als rechtmäßig bestätigt, und 1721 erfolgte auf Schloss Gottorf die Huldigung des dänischen Königs durch den Ritterstand Schleswigs. Zu einer Einigung auch des [[Herzogtum Holstein|Herzogtums Holstein]] kam es erst 1773, als Herzog [[Paul I. (Russland)|Paul]] nach Erlangung des [[Russisches Kaiserreich|russischen Zarenthrons]] zugunsten der dänischen Krone auf seine holsteinischen Herrschaftsrechte verzichtete.

=== Nationale Auseinandersetzungen ===
Mit Aufkommen der nationalliberalen Bewegungen im 19. Jahrhundert entstanden auch in den Herzogtümer jeweils eine deutsche und dänische nationalliberale Partei, die sich in ihren liberalen Grundausrichtungen entsprachen, jedoch in der Frage über den künftigen Status des Herzogtums Schleswig einen unüberbrückbaren Gegensatz aufwiesen. Während die dänischen Nationalliberalen bereit waren, das unbestritten deutsche Holstein aufzugeben, und stattdessen Schleswig enger an das Königreich Dänemark binden wollten (“Eiderdänen“), forderten die deutschen Nationalliberalen die staatsrechtliche Vereinigung der beiden Herzogtümer, den Beitritt auch Schleswigs zum Deutschen Bund und somit die Loslösung von der dänischen Krone. Beide Gruppen standen damit in Opposition zum bisherigen Dänischen Gesamtstaat. Auf dänischer Seite gab es zudem noch eine konservative Partei von Gesamtstaatsbefürwortern (“Helstatsfolk“). Einige Schleswig-Holsteiner forderten, die Augustenburger Linie wieder als Landesherren einzusetzen. Die dritte in Schleswig lebende Volksgruppe, die Nordfriesen, bildete trotz einiger Ansätze wie unter [[Harro Harring]] derweil keine eigene Nationalbewegung heraus. Zeitgleich mit der Entwicklung nationalliberaler Gedanken fand in Teilen des südlichen Schleswigs wie in Angeln und nachfolgend auch auf der Geest ein verstärkter Sprachwandel vom Dänischen zum Deutschen statt.[http://www.spsh.uni-kiel.de/ueber-das-projekt/sprachsituation-in-schleswig-holstein-im-19.-jahrhundert CAU Kiel: “Sprachsituation in Schleswig-Holstein im 19. Jahrhundert “] Erste Gedanken, Schleswig entlang einer Sprachgrenze zu teilen, wurden daher schon 1830 entwickelt; doch hatte der Teilungsgedanke auf keiner Seite einen größeren Rückhalt, da sich die Mehrheit gesinnungsübergreifend als Schleswiger sah.

Schleswig war im 19. Jahrhundert zweimal Anlass für militärische Konflikte: Der dänische König [[Christian VIII.]] war noch bemüht den multi-ethnischen [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaat]] zu erhalten. Der von ihm angeregte Entwurf für eine gemäßigt-liberale Gesamtstaatsverfassung wurde am 28. Januar 1848 von seinem Nachfolger [[Friedrich VII. (Dänemark)|Friedrich VII.]] veröffentlicht.Sönke Loebert, Okko Meiburg und Thomas Riis: “Die Entstehung der Verfassungen der dänischen Monarchie (1848-1849)“, 2012, ISBN 3-631-62177-9, ISBN 978-3-631-62177-6 Die Verfassungsdebatte wurde jedoch schnell von einer nationalpolitischen Kontroverse überlagert. Infolge der [[Märzrevolution (Dänemark)|Märzrevolution]] in Kopenhagen im März 1848 wurden erstmals auch dänische Nationalliberale an der Regierung beteiligt, woraufhin es in Kiel zu Gründung einer deutsch-orientierten [[Provisorische Regierung (Schleswig-Holstein)|Provisorische Regierung]] kam. Beide Regierungen waren von einem Dualismus von (national-)liberalen und konservativen Vertretern geprägt,vgl. [[Manfred Jessen-Klingenberg]]: “Die schleswig-holsteinische Landesversammlung und das Staatsgrundgesetz vom 15. September 1848“, in: [[Göttrik Wewer]]: “Demokratie in Schleswig-Holstein: Historische Aspekte und aktuelle Fragen“, Opladen 1998, Seite 98 standen sich jedoch in der nationalen Frage scharf gegenüber. Die deutschen Nationalliberalen fürchteten eine Einbeziehung Schleswigs in eine kommende dänische Verfassung und forderten stattdessen die Aufnahme Schleswigs in den [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] bzw. in einen geplanten deutschen Nationalstaat. Die dänischen Nationalliberalen wiederum forderten die Integration des Herzogtums ins Königreich Dänemark bzw. in einen zu bildenden dänischen Nationalstaat, dessen Südgrenze wieder die [[Eider]] bilden solle ([[Eiderdänen]]). Es kam zum Krieg ([[Schleswig-Holsteinische Erhebung]] bzw. Erster Schleswigscher Krieg). Nachdem sich die den aufständischen [[Schleswig-Holsteinische Armee|schleswig-holsteinischen Truppen]] zur Hilfe geeilten Verbände des Deutschen Bundes unter Führung Preußens auf internationalen Druck hin aus Jütland zurückgezogen hatten, unterlagen die Schleswig-Holsteiner 1851 den Dänen. Das wesentliche [[völkerrecht]]liche Dokument zur Beendigung dieses ersten Schleswig-Holsteinischen Krieges bildete das [[Londoner Protokoll (1852)|Londoner Protokoll]] vom 8. Mai 1852, das den Fortbestand der Herrschaft des dänischen Königs über die beiden Herzogtümer garantierte, jedoch zugleich ihre staatsrechtliche Eigenständigkeit festschrieb. Unterzeichner waren [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Großbritannien]], Frankreich, Russland, [[Preußen]] und Österreich. In der Folgezeit führte die königliche Regierung in den gemischtsprachigen Gebieten Schleswigs Sprachrestrikte ein, die den fortschreitenden Sprachwechsel aufhalten und die dänische Sprache stärken sollten,[http://vbn.aau.dk/files/18624369/spirit_phd_series_17_teebken.pdf Aalborg Universitet: “Nationalisierte Grenzräume“] was bei den Deutschgesinnten auf Ablehnung stieß.

Die verfassungsrechtliche Anbindung Schleswigs an die deutsche [[Paulskirchenverfassung]] vom März 1849 bzw. an das dänische [[Grundgesetz Dänemarks|Grundgesetz]] (“Grundlov“) vom Juni 1849 wurde in beiden Verfassungen offen gehalten. So formulierte die Paulskirchenverfassung in § 1 einen Vorbehalt hinsichtlich eines späteren Anschlusses Schleswigs und auch das dänische Grundgesetz ließ im Vorwort eine spätere Ausweitung der Verfassung auf Schleswig ausdrücklich offen. Nach dem Ende des 1. Schleswigschen Krieges wurde im Februar 1854 zunächst eine separate Verfassung für Schleswig und im Oktober 1855 schließlich die [[Gesamtstaatsverfassung]] für Dänemark, Schleswig, Holstein und Lauenburg eingeführt.

=== 1864–1920 – von Dänemark zu Preußen ===
1864 kam es mit dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] schließlich zum Zweiten Schleswigschen Krieg. Vorausgegangen war ein Verfassungskonflikt innerhalb des Gesamtstaates. Die 1855 verabschiedete gemeinsame Verfassung für den [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaat]] wurde noch im gleichen Jahr von der [[Holsteinische Ständeversammlung|holsteinischen Ständeversammlung]] verworfen und drei Jahre später auch vom [[Bundestag (Deutscher Bund)|Deutschen Bundestag]] in Frankfurt für das bundesangehörige Holstein außer Kraft gesetzt. Die daraufhin 1863 auf Druck der dänischen Nationalliberalen erlassene [[Novemberverfassung]] hatte im Wesentlichen für Dänemark und Schleswig, nicht aber für Holstein und Lauenburg Gültigkeit und verletzte somit das [[Londoner Protokoll (1852)|Londoner Protokoll]] von 1852, indem sie Schleswig faktisch von Holstein löste und an Dänemark band.{{Literatur |Autor=Jürgen Müller |Titel=Der Deutsche Bund 1815–1866 |Verlag=Oldenbourg |Ort=München |Datum=2006 |ISBN=978-3-486-55028-3 |Seiten=46–47}} Der Deutsche Bund forderte daher die Rücknahme der Novemberverfassung und veranlasste im Dezember 1863 eine [[Bundesexekution]] gegen das Herzogtum Holstein, welches von [[Herzogtum Sachsen-Lauenburg|lauenburg-sächsischen]] und [[Königreich Hannover|hannoverschen]] [[Bundesheer (Deutscher Bund)|Bundestruppen]] besetzt wurde. Preußen und Österreich stellten daraufhin am 16. Januar 1864 Dänemark ein Ultimatum von 48 Stunden zur Aufhebung der Novemberverfassung und der Räumung Schleswigs, das Dänemark verstreichen ließ. Am 1. Februar 1864 überschritten österreichische und preußische Truppen ohne Zustimmung des Deutschen Bundes bei Rendsburg die [[Eider]], den historischen Grenzfluss zwischen Holstein und Schleswig und schlugen in der Entscheidungsschlacht bei den [[Düppeler Schanzen]] im April 1864 die dänische Armee. Das eigenmächtige Vorgehen der beiden Großmächte führte zu Protesten der deutschen Mittelstaaten: Bayern und Sachsen verwehrten zeitweise Österreichs Truppen den Zug durch ihre Territorien und der Deutsche Bund verurteilte das Vergehen der beiden deutschen Großmächte mehrmals als [[Rechtswidrigkeit|rechtswidrig]]. Die in Holstein befindlichen Bundestruppen waren sogar bereit, den preußischen und österreichischen Truppen entgegenzutreten, wurden jedoch vom Bundestag zurückgehalten.[https://www.dhm.de/lemo/kapitel/reaktionszeit/deutscher-bund/schleswig-holstein-frage-1864.htmlLebendiges Museum Online: “Die Schleswig-Holstein-Frage von 1864“]

[[Datei:Londonkonferencen Grænseforslag.png|mini|Vorschläge für eine Teilung Schleswigs 1864]]
Während eines Waffenstillstandes im Frühjahr 1864 kam es auf der [[Konferenz von London (1864)|Konferenz von London]] zu einem Versuch, den Krieg mit diplomatischen Mitteln zu beenden. Die Verhandlungen konzentrierten sich bald auf eine mögliche Teilung Schleswigs. Die preußische Seite offerierte die Grenzlinie Apenrade-Tondern, während die dänische Seite die Grenzlinie Tönning-Danewerk-Eckernförde anbot. Ein Kompromiss wie die Teilung an der Schlei oder auf einer Linie Gelting-Husum, wie von Großbritannien und Frankreich offeriert, konnten keine Zustimmung der kriegsführenden Parteien finden. Nach dem ergebnislosen Ende der Londoner Konferenz wurden die Kämpfe wieder aufgenommen und endete im Oktober 1864 mit dem Sieg Preußens und Österreichs.

Dänemark musste ganz Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die es [[Österreichisch-preußisches Kondominium in Schleswig-Holstein|gemeinsam als Kondominium]] verwalteten. Dabei wurden die [[Königliche Enklaven|Königlichen Enklaven]] an der Westküste (z. B. das südliche [[Rømø]], [[Amrum]], das westliche [[Föhr]] und [[List auf Sylt]]), gegen einige schleswigsche Gemeinden um [[Ripen]] getauscht, die bei Dänemark blieben. Diese gemeinsame Verwaltung endete faktisch mit der [[Gasteiner Konvention]] 1865. Nach dem [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] 1866 fielen Schleswig und Holstein endgültig an Preußen; mit Lauenburg war Preußen bereits seit 1865 in Personalunion vereint. 1867 erfolgte die Vereinigung zur preußischen [[Provinz Schleswig-Holstein]], der 1876 auch Lauenburg als [[Kreis Herzogtum Lauenburg]] einverleibt wurde. Damit hatten die Herzogtümer aufgehört zu bestehen. Der [[Prager Frieden (1866)|Prager Frieden]] von 1866 enthielt auf Intervention [[Napoleon III.|Napoleons III.]] in Artikel 5 einen Vorbehalt auf eine Volksabstimmung über die nationale Zugehörigkeit für das nördliche Schleswig. Die Klausel wurde allerdings von Preußen und Österreich 1878 annulliert.

Nach dem Krieg kamen knapp 200.000 dänische Schleswiger (von etwa 400.000 Schleswigern) unter preußische Herrschaft. {{Webarchiv|text=Undervisningsministeriet |url=http://pub.uvm.dk/2008/demokratikanon/kap21.html |wayback=20160304053044 |archiv-bot=2018-04-14 20:52:49 InternetArchiveBot }}Henning Brinckmann og Jens Aage Poulsen: “Vejen mod Europa“, København 2009, side 38 Die preußische Seite verfolgte dabei nach dem Ende der Herzogtümer eine repressive Sprachenpolitik. So wurde 1876 Deutsch alleinige Verwaltungssprache in Schleswig, 1878 wurden die bisher dänischsprachigen Schulen im Nordteil Schleswigs zur Hälfte deutschsprachig und 1888 wurde Deutsch schließlich einzige Schulsprache, mit Ausnahme von vier Wochenstunden Religion auf Dänisch. Im gleichen Jahr schlossen die preußischen Behörden die letzte dänische Privatschule. Auch wurden bewusst deutsche Siedler angeworben. Nach 1896 kaufte der preußische Staat Landeigentum und errichtete die sogenannten staatseigenen Domänenhöfe (Domænegårde), die an deutsche Siedler verpachtet wurden. Ihren Höhepunkt erreichte diese Politik mit dem Antritt des Oberpräsidenten [[Ernst Matthias von Köller]] und der nach ihm benannten Köller-Politik, die eine offene Diskriminierung des dänischen Bevölkerungsteils betrieb. {{Webarchiv|text=Gesellschaft für Geschichte Schleswig-Holsteins |url=http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/nordschleswig.htm |wayback=20130715082822 |archiv-bot=2018-04-14 20:52:49 InternetArchiveBot }}

Diese Maßnahmen stießen auf den Widerstand der dänischen Bevölkerung in Schleswig und führte zur Organisierung der dänischen Minderheit in Nord- und Mittelschleswig, die nicht zuletzt auf eine Abhaltung der 1866 versprochenen Volksabstimmung drängte. 1888 wurde der Nordschleswigsche Wählerverband gegründet, 1892 folgte der süderjütische Schulverein. Auch dänische Tageszeitungen wie die [[Flensborg Avis]] entstanden in jener Zeit. Bis 1900 wanderten zudem etwa 60.000 dänische Schleswiger nach Übersee aus, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des preußischen Kriegsdienstes.Jacob Munkholm Jensen: “Dengang jeg drog af sted-danske immigranter i den amerikanske borgerkrig“, Kopenhagen 2012, Seite 46/47 1901 forderte der dänische Historiker [[Hans Victor Clausen]] die Abtretung des nördlichen Schleswigs an Dänemark. Die von ihm vorgeschlagene Teilungslinie, die sogenannte [[Clausen-Linie]], verlief südlich von Tondern gen Flensburg, ließ die Zugehörigkeit dieser Stadt, der bedeutendsten Ortschaft in Schleswig, selbst allerdings offen. Im [[Optantenvertrag]] von 1907 erkannte Dänemark die Grenze von 1864 offiziell an und ließ die Forderung nach einer Volksabstimmung in Nordschleswig fallen.

Etwa 5.000 dänische Schleswiger fielen als deutsche Soldaten im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]].Henning Madsen: “Mørkets gys, frihedens lys“, Kopenhagen 2014, S. 221. Am Ende des Krieges, zwei Wochen nach dem Waffenstillstandsangebot des Deutschen Reiches, forderte der dänische Politiker [[Hans Peter Hanssen]], seit 1896 Abgeordneter des preußischen Landtags und seit 1905 des Reichstags, erfolglos im deutschen Reichstag die Wiederaufnahme und Anwendung der 1878 annullierten Abstimmungsklausel.

=== 1918–1920: Teilung Schleswigs ===
{{Hauptartikel|Volksabstimmung in Nordschleswig 1920}}
[[Datei:Sonderjylland1918.jpg|mini|Dänische Karte von Sønderjylland = Schleswig kurz vor der Teilung]]
[[Datei:SchleswigSlesvig18642016.png|mini|Heutige Verwaltungsgrenzen in Schleswig]]
[[Datei:Sønderjylland.png|mini|Das heutige Nord- und Südschleswig mit mehrsprachigen Ortsnamen]]
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] blieb Dänemark neutral. Als sich schon vor dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 abzeichnete, dass dennoch die dänischen Forderungen in den Friedensvertrag eingehen würden, organisierte sich auch der deutsche Bevölkerungsteil.

Aufgrund des Drucks der [[Triple Entente|Entente]] wurden im [[Versailler Vertrag]] [[Volksabstimmungen in Schleswig]] vorgesehen, die Anfang 1920 unter der Regie der CIS “(Commission Internationale de Surveillance du Plébiscite Slesvig)“, die in dieser Zeit auch kommissarisch das Hoheitsrecht über Schleswig ausübte, im nördlichen und mittleren Teil durchgeführt wurden. Die Kommission bestand aus dem Franzosen [[Paul Claudel]], dem Engländer [[Charles Marling]], und – auf Wunsch der Alliierten – je einem Vertreter der im Ersten Weltkrieg neutralen Länder Schweden und Norwegen. Berater der CIS waren für Dänemark H. P. Hanssen, der inzwischen dänischer Minister war, und für Deutschland [[Emilio Böhme]]. Dabei konnte die Ziehung der Grenzen für die Abstimmungszonen sowie die Festlegung jeweils unterschiedlicher Abstimmungsmodalitäten für die Zonen (“en bloc“ im Norden, gemeindeweise in Süden) von Dänemark durchgesetzt werden. Auf Wunsch dänischer Nationalisten, die Schleswig bis zur Eider zu gewinnen hofften, wurde zeitweise sogar eine dritte Abstimmungszone bestimmt, doch rückte die damalige [[Det Radikale Venstre|sozialliberal]]-[[Socialdemokraterne|sozialdemokratische]] Mehrheit im dänischen [[Folketing]] von dieser Forderung wieder ab.

In der nördlichen Abstimmungszone I (Nordschleswig) wurde am 10. Januar abgestimmt. Rund 75.000 Wahlberechtigte (74,2 %) votierten für Dänemark und 25.000 (25,8 %) für Deutschland. Die Wahlbeteiligung lag bei 91,5 %. Die En Bloc-Abstimmung führte dazu, dass neben den mehrheitlich dänischen Gebieten auch einige Orte an Dänemark fielen, deren Bevölkerung zu 77 % bis 88 % für den Verbleib bei Deutschland gestimmt hatten: die Städte [[Aabenraa|Apenrade]] (dänisch: Åbenrå), [[Sønderborg|Sonderburg]] (dänisch: Sønderborg) und [[Tønder|Tondern]] (dänisch: Tønder) sowie der Flecken [[Tinglev|Tingleff]] (dänisch: Tinglev).

In Zone II (Mittelschleswig) wurde am 24. Februar gemeindeweise abgestimmt. Bei 90,75 % Wahlbeteiligung gab es 52.000 Stimmen (80,2 %) für Deutschland und 13.000 Stimmen (19,8 %) für Dänemark, dabei kam es in lediglich drei Gemeinden auf [[Föhr]] zu einer dänischen Mehrheit, so dass Mittelschleswig geschlossen bei Deutschland verblieb. Dies galt auch für das besonders umstrittene Flensburg, in dem die deutsche Reichsregierung daher nach der Abstimmung als „Reichsdank“ das [[Deutsches Haus (Flensburg)|Deutsche Haus]] errichten ließ.

Schon am 11. Januar, dem Tag nach der Abstimmung in Zone I, wurde vom deutschen Sachverständigen [[Johannes Tiedje]] eine etwas weiter nördlich verlaufende Grenze, die sog. [[Tiedje-Linie]] vorgeschlagen, die zu etwa gleich großen Minderheiten beiderseits der Grenze geführt hätte. Die endgültige Entscheidung über den Grenzverlauf fiel im Mai 1920 in Paris. Die Siegermächte und Dänemark lehnten den Gegenvorschlag Tiedjes ab, so dass die Clausen-Linie zur bis heute gültigen Grenze zwischen Deutschland und Dänemark wurde. Das südliche Teil Schleswigs blieb Teil der preußischen [[Provinz Schleswig-Holstein]] und gehört seit 1946 zum deutschen [[Land (Deutschland)|Bundesland]] [[Schleswig-Holstein]]. Der nördliche Teil bildete 1970 das [[Sønderjyllands Amt]] und gehört heute zur [[Region Syddanmark]].

== Siehe auch ==
* [[Liste der Herzöge von Schleswig]]
* [[Ämter und Harden in Schleswig]]

== Literatur ==
* [[Wilhelm Ernst Christiani]]: “[http://books.google.com/books?id=mkpFAAAAYAAJ Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Hollstein.]“ Ab Band 5 unter dem Zusatz “unter dem Oldenburgischen Hause und im näheren Verhältnis gegen die Krone zu Dänemark. “ Teils im Verlag Kortensche Buchhandlung, Flensburg/Leipzig 1775–1979, teils Selbstverlag Kiel, teils Bohn 1781–1784 sowie Neue Akademische Buchhandlung 1801–1802. Werk in 8 Bänden. Christianis unvollendete Arbeit (sie endete mit dem Jahr 1588) wurde durch [[Dietrich Hermann Hegewisch]] bis zum Jahr 1694 fortgesetzt.[http://www.kettererkunst.de/kunst/kd/details.php?obnr=410700849&anummer=309&detail=1 Auktion 309/2007, Los 754, Ketterer Kunst Hamburg]
* Christian Godt: “Untersuchungen über die Anfänge des Herzogtums Schleswig“. Altona 1891–1892 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-107579}}).
* [[Robert Bohn]]: “Geschichte Schleswig-Holsteins.“ Beck, München 2006, ISBN 3-406-50891-X.
* Troels Fink: “Geschichte des schleswigschen Grenzlandes“. Munksgaard, København 1958.
* Reimer Hansen: “Was bedeutet „op ewig ungedeelt“? Das Ripener Privileg von 1460 im deutsch-dänischen Nationalkonflikt des 19. Jahrhunderts“. In: [[Grenzfriedenshefte]] 4, 1996, {{ISSN|1867-1853}}, S. 215–232.
* Paul von Hedemann-Heespen: “Die Herzogtümer Schleswig-Holstein und die Neuzeit“. Walter G. Mühlau, Kiel 1926 (zum Thema „Augustenburg“ S. 712–733, Kap. 95 und 96).
* Carsten Jahnke: “„dat se bliven ewich tosamende ungedelt“. Neue Überlegungen zu einem alten Schlagwort“. In: [[Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte|ZSHG]], Bd. 128, 2003, ISBN 3-529-02328-0.
* Jörg Johannsen-Reichert (geb. Johannsen): “Der Erbfolgestreit um die Herzogtümer Schleswig und Holstein im 19. Jahrhundert – Eine Untersuchung zu den Sukzessionsansprüchen der Herzöge von Sonderburg-Augustenburg auf Schleswig und Holstein“. Shaker, Aachen 1999, ISBN 978-3-8265-4724-9.
* Ulrich Lange (Hrsg.): “Geschichte Schleswig-Holsteins.“ Wachholtz, Neumünster 2003, ISBN 3-529-02440-6.
* Ulrich Lange, [[Henrik Becker-Christensen]] (Hrsg.): “Geschichte Schleswigs. Vom frühen Mittelalter bis 1920“. Institut for Grænseregionsforskning, Aabenraa 1998, ISBN 87-90163-74-5.
* Lorenz Rerup: “Slesvig og Holsten efter 1830“. Politikens Danmarkshistorie, København 1982.
* Gerret L. Schlaber: “Hertugdømmet Slesvigs forvaltning. Administrative strukturer og retspleje mellem Ejderen og Kongeåen ca. 1460–1864“. Studieafdelingen ved [[Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig|Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig]], Flensborg 2007, ISBN 978-87-89178-65-3.
* Hans Schultz Hansen u. a.: “Sønderjyllands Historie“. Bd. 1. “Historisk Samfund for Sønderjylland“. Aabenraa 2008, ISBN 978-87-7406-109-0.
* Horst Windmann: “Schleswig als Territorium. Grundzüge der Verfassungsentwicklung im Herzogtum Schleswig von den Anfängen bis zum Aussterben des Abelschen Hauses 1375“. Wachholtz, Neumünster 1954.
* Jann Markus Witt, Heiko Vosgerau (Hrsg.): “Schleswig-Holstein von den Ursprüngen bis zur Gegenwart. Eine Landesgeschichte.“ Convent, Hamburg 2002, ISBN 3-934613-39-X.

== Weblinks ==
* [http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/082/zusammen.html Volksabstimmung in Schleswig-Holstein 1920] beim [[Deutsches Historisches Museum|Deutschen Historischen Museum]], Portal “Kollektives Gedächtnis“ (unter „Nachher“ auch detaillierte Karte und Zahlen)
* [http://www.nordschleswig.dk/ Bund Deutscher Nordschleswiger]
* [http://www.sydslesvigsk-forening.de/ Südschleswigscher Verein/Sydslesvigsk Forening]
* [http://www.hoeckmann.de/deutschland/schleswig-karte.htm Das Herzogtum im Jahr 1730]
* [http://archive.thulb.uni-jena.de/hisbest/receive/HisBest_imgitem_00000025?jumpback=true&page=II%20K%2063%20Nr%2030.tif&zoom=2&x=0&y=0&tosize=none&maximized=true Historisches Karte (zwischen 1756 und 1777) des Herzogtums Schleswig]

== Einzelnachweise ==

{{Normdaten|TYP=g|GND=4106688-1|VIAF=233721532}}

[[Kategorie:Historisches Territorium (Schleswig-Holstein)|!Schleswig, Herzogtum]]
[[Kategorie:Geschichte (Südschleswig)]]
[[Kategorie:Geschichte (Nordschleswig)]]
[[Kategorie:Geschichte (Schleswig)]]
[[Kategorie:Historisches Territorium (Dänemark)|Schleswig, Herzogtum]]
[[Kategorie:Herzogtum|Schleswig]]
[[Kategorie:Dänisch-deutsche Beziehungen]]
[[Datei:DenmarkSouthJutland.png|mini|Lage Nordschleswigs (Sønderjyllands) in [[Dänemark]]]]

Als “’Nordschleswig“‘ ([[Dänische Sprache|dänisch]]: “Nordslesvig“) wird der seit 1920 zum [[Königreich Dänemark]] gehörende Teil des ehemaligen [[Herzogtum Schleswig|Herzogtums Schleswig]] bezeichnet.

Von der Wikingerzeit bis 1864 war die schleswigsche Region auf unterschiedliche Art und Weise mit der dänischen Krone verbunden (zunächst unmittelbar, später als Lehen). Von 1867 bis 1920 gehörte Schleswig zur preußischen [[Provinz Schleswig-Holstein]]. 1920 kam Nordschleswig zu Dänemark. Von 1970 bis zur Gebietsreform 2007 entsprach das Gebiet Nordschleswigs dem des [[Sønderjyllands Amt|Kreises Sønderjylland]].

== Geografie ==
Nordschleswig erstreckt sich von der deutsch-dänischen Grenze bis an die [[Kongeå]] ([[Deutsche Sprache|deutsch]] “Königsau“), im Westen bis [[Ribe]] ([[Deutsche Sprache|deutsch]] “Ripen“) und im Osten bis an den [[Kleiner Belt|Kleinen Belt]] südlich von [[Kolding]].

Das am 1. Januar 2007 in der [[Region Syddanmark]] aufgegangene [[Sønderjyllands Amt]] war mit Nordschleswig geografisch identisch. Im Dänischen ist der Begriff Sønderjylland für Nordschleswig gebräuchlicher, auch wenn der Begriff Sønderjylland prinzipiell auf die gesamte schleswigsche Region angewendet werden kann. Nach 1920 war für Nordschleswig entsprechend auch der Begriff “sønderjyske landsdele“ (“süderjütische Landesteile“) verbreitet. Zum ehemaligen Herzogtum gehörten bis zum [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] von 1864 auch einige Kirchspiele bis zur Küste des Koldingfjords (ganz bis zur Stadtgrenze Koldings), die Ostseeinsel [[Ærø]], und – im Mittelalter – Ripen samt seinem südlich der Königsau gelegenen Umland. Diese Gebiete wurden nach 1864 im Zuge eines Landaustausches Dänemark zugeschlagen, das im Gegenzug auf [[königliche Enklaven]] in Schleswig verzichtete.

Die Ortsnamen haben sowohl eine dänische als auch eine deutsche Version (siehe auch [[Liste schleswigscher Ortsnamen]])

Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern, wurde vor einigen Jahren der Regionalrat Südjütland/Schleswig gegründet. Im Regionalrat arbeiten auf deutscher Seite die [[Kreis Nordfriesland|Kreise Nordfriesland]], [[Kreis Schleswig-Flensburg|Schleswig-Flensburg]], die Stadt [[Flensburg]] und auf dänischer Seite die Region Syddanmark sowie die vier bisherigen Kommunen Nordschleswigs zusammen.

== Bevölkerung ==
In Nordschleswig leben ca. 250.000 Menschen. Die [[Deutsche Minderheit in Dänemark|deutsche Minderheit]], die sich selbst als “deutsche Volksgruppe“ oder “deutsche Nordschleswiger“ bezeichnet, macht heute etwa 6 bis 10 Prozent der Bevölkerung aus, etwa 10.000 bis 20.000 Menschen{{Webarchiv|url=http://agdm.fuen.org/mitglied-21/denmark/ |wayback=20151208113017 |text=Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen |archiv-bot=2019-05-04 09:16:43 InternetArchiveBot }}Ulrich Ammon: “Die Stellung der deutschen Sprache in der Welt.“ Essen 1991, S. 306.. Bei der Volksabstimmung 1920 stimmten etwa 25.329 Einwohner (24,98 %) für Deutschland. Ihre Größe wurde vor dem Zweiten Weltkrieg mit bis zu 30.000[http://genforeningen.sonderborg-slot.dk/baggrund/resultatet/nye-graenser-nye-mindretal/ Museum Sønderborg Slot: “Nye grænser – nye mindretal.“][http://www.schleswigsche-partei.dk/die-sp-1920-1945.16060.aspx Schleswigsche Partei: “Geschichte der Schleswigschen Partei.“][http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_20/Demokratische_Geschichte_Band_20_Essay_10.pdf Torben Mayer: “Die deutsche Minderheit in Nordschleswig und die Aufarbeitung der eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit.“] angegeben, inzwischen ist sie infolge von [[Assimilation (Soziologie)|Assimilation]] und [[Migration (Soziologie)|Migration]] auf das heutige Ausmaß zurückgegangen.

== Sprachen ==
In Nordschleswig wird neben dem [[Standarddänisch]]en und [[Sønderjysk|Süderjütisch (Sønderjysk)]] noch [[Deutsche Sprache|Deutsch]] gesprochen, letzteres meist in Form des “Nordschleswigdeutschen“ als einer vom Dänischen beeinflussten Variante des Hochdeutschen (bzw. Kontaktvarietät zum Dänischen).Elin Fredsted: “Sprachen und Kulturen in Kontakt – deutsche und dänische Minderheiten in Sønderjylland/Schleswig.“ In: Christel Stolz: “Neben Deutsch: die autochthonen Minderheiten- und Regionalsprachen Deutschlands.“ Bochum 2009, S. 18.{{Webarchiv|url=http://prof.steffenhoeder.de/nordschleswigdeutsch-2/ |wayback=20151208145405 |text=Steffen Höder: “Nordschleswigdeutsch.“ |archiv-bot=2019-05-04 09:16:43 InternetArchiveBot }} Die meisten deutschen Nordschleswiger sind sowohl der deutschen als auch der dänischen Sprache mächtig.{{Webarchiv|url=http://agdm.fuen.org/mitglied-21/denmark/ |wayback=20151208113017 |text=Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen |archiv-bot=2019-05-04 09:16:43 InternetArchiveBot }} Etwa zwei Drittel der deutschen Nordschleswiger verwendet Dänisch als Umgangssprache. Deutsch ist jedoch weiter Kultursprache der deutschen Minderheit.“Den Store Danske Encyclopædi,“ Bd. 4. København 1996.

Das charakteristische Sønderjysk hat sich neben den beiden Hochsprachen vor allem auf dem Land erhalten und wird von fast allen Angehörigen der deutschen Volksgruppe, wo es bei etwa zwei Dritteln Haussprache ist, und noch von vielen Dänen gesprochen. Unterschiede in der Verwendung der jeweiligen Sprache zeigen sich eher in der Schul- und Hochsprache; für offizielle Anlässe (z. B. Sitzungen) der deutschen Volksgruppe wird Deutsch vorgezogen.[http://www.gfbv.it/3dossier/eu-min/schleswig.html#r5 Ferdinand Selberg: “Die deutsche Volksgruppe in Nordschleswig.“ In: “pogrom 179“] (Zeitschrift der [[Gesellschaft für bedrohte Völker]]), Oktober/November 1994.

Der Gebrauch des [[Niederdeutsch]]en “(Nordschleswiger Platt)“ war in Nordschleswig relativ gering, und heute wird es nur noch von wenigen Familien als Umgangssprache verwendet. Im “[[Der Nordschleswiger|Nordschleswiger]]“, der Tageszeitung der deutschen Minderheit, gibt es eine kleine tägliche Spalte auf Nordschleswiger Platt.

== Wirtschaft ==
Die Region ist vor allem von [[Landwirtschaft]] und [[Tourismus]] geprägt. An der Westküste spielt der Tourismus eine wichtige Rolle, teilweise aber auch an der Ostküste. Neben mittelständischen Betrieben haben auch einige große Firmen ihren Sitz in der Region, namentlich [[Danfoss]] in [[Nordborg]] ([[Deutsche Sprache|deutsch]] “Norburg“), [[Ecco (Schuhe)|Ecco]] in [[Bredebro]] oder Gram in [[Vojens]] ([[Deutsche Sprache|deutsch]] “Woyens“).

== Medien ==
In Nordschleswig erscheinen mit “[[JydskeVestkysten]]“ und “[[Der Nordschleswiger]]“ je eine [[Tageszeitung]] in dänischer und deutscher Sprache. Erstere hat ihre Zentralredaktion in [[Esbjerg]] und erscheint mit mehreren Lokalausgaben im Landesteil. Neben den Tageszeitungen produziert [[Danmarks Radio]] mit “Radio Syd“ ein regionales Programm für die Region.

Seit einigen Jahren existiert mit Radio [[Mojn]] auch ein privates Radioprogramm. Auf diesem sowie auch auf [[Radio 700 (Dänemark)|Radio 700]] und [[Radio Flensburg]] laufen dreimal täglich aktualisierte deutschsprachige Nachrichten, die vom “Nordschleswiger“ gestaltet werden.

Über den Fernsehsender [[TV 2 (Dänemark)|TV2]] werden regionale Nachrichtenprogramme sowie einige andere Produktionen des “TV Syd“ ausgestrahlt.

== Politik ==
In Nordschleswig besteht neben den landesweiten dänischen Parteien die [[Schleswigsche Partei]] (SP). Die SP tritt als Regionalpartei und Interessenvertretung der deutschen Minderheit in Nordschleswig an. SP-Vertreter wurden in drei der vier Kommunen Nordschleswigs gewählt, und in der letzten (Haderslev, [[Deutsche Sprache|deutsch]] “Hadersleben“) wurde durch eine Sonderregelung ein Mandat ohne Stimmrecht zugesichert. “(Siehe: [[Minderheitenwahlrecht]])“

Nach der Gebietsreform, mit der am 1. Januar 2007 das [[Sønderjyllands Amt]] in der [[Region Syddanmark]] aufging, ist die SP nicht mehr auf regionaler Ebene vertreten.

Die deutsche Minderheit ist im [[Kontaktausschuss für die deutsche Minderheit]] bei Regierung und [[Folketing]] in Kopenhagen vertreten und betreibt dort auch ein ständiges [[Sekretariat der deutschen Minderheit|Sekretariat]]. In [[Kiel]] nimmt das [[Gremium für Fragen der deutschen Minderheit]] den Kontakt zum [[Schleswig-Holsteinischer Landtag|Schleswig-Holsteinischen Landtag]] wahr. In beiden Gremien ist der BDN vertreten.

== Geschichte ==
[[Datei:DomkirkeHadSetFraDam.jpg|mini|Die [[Marienkirche Hadersleben]] aus dem 13. Jahrhundert ist die bedeutendste Kirche Nordschleswigs]]

Nordschleswig war ein Teil des [[Herzogtum Schleswig|Herzogtums Schleswig]]. Nach den Volksabstimmungen von 1920 wurde dieser Teil Schleswigs Dänemark zugeteilt.

Schleswig oder Süderjütland war im frühen Mittelalter noch Teil des Königreiches Dänemark; doch bereits im 12. Jahrhundert entwickelte es sich zu einem [[Jarl]]tum und später zu einem [[Herzogtum]], das sich politisch-wirtschaftlich stark an das benachbarte [[Herzogtum Holstein|Holstein]] anlehnte. Der holsteinische Einfluss in Schleswig zeigte sich besonders in der Heirat des Königs [[Abel (Dänemark)|Abel]] mit [[Mechthild von Holstein]], der Tochter des holsteinischen Grafen [[Adolf IV. von Schauenburg und Holstein|Adolf IV.]], im Jahr [[1237]]{{Internetquelle |url=http://www.denstoredanske.dk/Dansk_Biografisk_Leksikon/Monarki_og_adel/Dronning/Mechtilde |titel=Mechtilde |hrsg=Gyldendal Store Danske |zugriff=2015-11-28}} und 1375 bis 1459 in der Regierungszeit der [[Grafen von Schauenburg und Holstein|Schauenburger]], die zugleich Fürsten von Holstein waren. Von 1460 war der dänische König wieder Herzog von Schleswig, das Herzogtum stand entsprechend in einer [[Personalunion]] mit Dänemark. Staatsrechtlich entwickelte Schleswig sich als [[Lehen]] Dänemarks. Zeitweise erhielten die jüngeren Brüder des Königs zum Ausgleich Anteile in den Herzogtümern ([[Sekundogenitur]]), so kam es zum Beispiel bei der [[Landesteilung]] 1544 zur Entstehung der [[Schleswig-Holstein-Gottorf|Gottorfer]] Anteile in den Herzogtümern. In den königlichen Anteilen Schleswigs regierte der dänische König sowohl als Herzog (Vasall) als auch als König (Lehnsherr), während er in den übrigen Anteilen ausschließlich Lehnsherr war. Für die Gebiete mit adeligen oder kirchlichen Gütern gab es zudem gemeinsam regierte Anteile. Für Belange, die die ganzen Herzogtümer betrafen, gab es eine gemeinsame Regierung. Nach dem [[Nordischer Krieg|Nordischen Krieg]] 1721 fielen die herzoglichen Anteile wieder an den König.Robert Bohn: “Dänische Geschichte.“ C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-44762-7, S. 96.

In Schleswig galt noch bis zur Ablösung durch das [[Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerliche Gesetzbuch]] im Jahr 1900 das [[Jütisches Recht|Jütische Recht]] (Jyske Lov). Das 1683 in Dänemark eingeführte Dänische Recht (Danske Lov) galt nur in den Königlichen Enklaven (wie im Süden der Insel Rømø). Ansonsten galt in Schleswig die Rechtsprechung des dänischen Reiches mit den reichsweiten Obergerichtshöfen und der Gesetzgebung des Danehofs noch bis zur Regierungszeit [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|König Friedrichs I.]] (1523–1533){{Literatur |Autor=Karl N. Bock |Titel=Mittelniederdeutsch und heutliges Plattdeutsch im ehemaligen Herzogtum Schleswig |Auflage= |Verlag= |Ort=Kopenhagen |Datum=1948 |ISBN= |Seiten=42/43}}. Seit 1920 gilt in Nordschleswig das [[Recht Dänemarks]].

=== 19. Jahrhundert ===
Im 19. Jahrhundert führten die Versuche, einerseits Schleswig vereint mit Holstein ganz von Dänemark zu lösen und in einen deutschen Bundesstaat zu integrieren, andererseits das Herzogtum dem Königreich Dänemark einzuverleiben, zu nationalen und verfassungsrechtlichen Auseinandersetzungen. Schließlich mündeten die Gegensätze in die [[Schleswig-Holsteinische Erhebung]] und den [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] (1864).

Im [[Londoner Protokoll (1852)|Londoner Protokoll]] von 1852 legten die europäischen Großmächte fest, dass der dänische König Schleswig und Holstein nicht trennen durfte. Da Holstein im Gegensatz zu Schleswig ein Gliedstaat des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] war, verbot dies faktisch die geplante Vereinigung Schleswigs mit Dänemark.

=== Deutsche Zeit nach 1864 ===
[[Datei:Hertugdømmerne.png|mini|Die Herzogtümer zur Zeit des Gesamtstaates]]
[[Datei:Sonderjylland1918.jpg|mini|Das Gebiet des ehemaligen Herzogtum Schleswigs 1918]]
Nachdem im Deutsch-Dänischen Krieg die Entscheidung nahezu gefallen war, kam es auf der [[Konferenz von London (1864)]] zu Verhandlungen über eine mögliche Teilung Schleswigs. Die preußische Seite offerierte die Grenzlinie Apenrade-Tondern, während die dänische Seite die Grenzlinie Tönning-Danewerk-Eckernförde anbot. Kompromissvorschläge von Seiten Großbritanniens und Frankreichs wie eine Teilung auf Höhe der Schlei oder einer Linie Gelting-Husum fanden keine Zustimmung der kriegsführenden Parteien. Darauf flammte der Krieg wieder auf, und Preußen eroberte [[Alsen]] und mit Österreich kurze Zeit später ganz [[Jütland]]. Dänemark musste im [[Frieden von Wien (1864)]] das ganze Herzogtum Schleswig und die Herzogtümer Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die es beide gemeinsam verwalteten. Nur kleinere Gebiete im Norden blieben gegen einen Landaustausch mit den [[Königliche Enklaven|Königlichen Enklaven]] bei Dänemark. Im [[Prager Frieden (1866)|Prager Frieden]] nach dem [[Deutsch-Deutscher Krieg|preußisch-österreichischen Krieg]] von 1866 wurden die drei Herzogtümer endgültig Preußen zugeteilt, das aus ihnen die Provinz Schleswig-Holstein bildete. Auf Druck des französischen Kaisers [[Napoleon III.]] wurde eine Sonderbestimmung in den Vertrag im Paragraph 5, eingefügt, nachdem “{{„|die Bevölkerung in den nördlichen Bezirken von Schleswig an Dänemark abgegeben werden sollen, wenn sie in einer freien Abstimmung diesen Wunsch zur Kenntnis geben}}.“[http://www.zeppelin-museum.dk/D/german/historie/vereing/vgnsdk/vgnsdk.html Die Vereinigung Nordschleswigs mit Dänemark im Jahre 1920 und ihre Vorgeschichte], Zeppelin-Museum.dk Dieser Paragraph sorgte für Hoffnung bei der dänischen Bevölkerungsmehrheit in Nordschleswig; jedoch wurde er 1879 von den eigentlichen Vertragspartnern, Preußen und Österreich, einvernehmlich annulliert.

In der Kaiserzeit gingen die nationalen Konflikte weiter. Der dänische Bevölkerungsteil forderte kulturelle Freiheit und gab den Gedanken an eine Grenzrevision nie auf. Versuche der preußischen Behörden (vor allem unter dem Oberpräsidenten [[Ernst Matthias von Köller]] 1897–1901), das Deutschtum im Landesteil zu stärken, hatten keinen durchschlagenden Erfolg, sondern heizten den Konflikt weiter an. Im Jahr 1888 wurde schließlich Deutsch alleinige Unterrichtssprache in allen Schulen mit Ausnahme von vier Stunden Religionsunterricht[http://www.geschichte-s-h.de/nordschleswig-1840-1920/ Schleswig-Holsteinische Geschichtsgesellschaft: Nordschleswig]. Auch wurden nach 1896 von der preußischen Regierung gezielt Höfe aufgekauft und in sogenannte staatliche Domänehofe (dänisch: “Domænegårde“) umgewandelt, die mit deutschen Pächtern besetzt wurdenHistorisk Samfund for Sønderjylland: “Sønderjylland A-Å“, Aabenraa 2011, Seite 80/81[http://historievejen.inst.vejen.dk/historie/soenderjylland-paa-tyske-haender/tyske-domaenegaarde-i-soenderjylland Vejen kommune: “Tyske domænegårde i Sønderjylland“][https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=zzgMaFBZtDAw.kndp4_PYEfyo&hl=da Verzeichnis über die Domänehöfe in Nordschleswig]. Etwa 60.000 dänische Schleswiger wanderten bis 1900 ausJacob Munkholm Jensen: “Dengang jeg drog af sted-danske immigranter i den amerikanske borgerkrig.“ København 2012, S. 46/47., davon etwa 40.000–45.000 nach Übersee. Etwa 25.000 Schleswiger wählten als [[Optanten]] die Möglichkeit die dänische [[Staatsangehörigkeit]] beizubehaltenJan Asmussen: “Wir waren wie Brüder“, Hamburg 2000, sider 361/362. Die hieraus entstehende Problematik der Staatsangehörigkeit der Kinder dänischer Optanten wurde 1907 im sogenannten [[Optantenvertrag]] gelöst. Unter der repressiven Sprach- und Kulturpolitik Preußens begann die dänische Minderheit sich zunehmend zu organisieren, beispielsweise mit Gründung des Nordschleswigschen Wählerverbandes. Wirtschaftlich ging es derweil mit Nordschleswig leicht aufwärts, und die [[Industrialisierung]] erreichte zumindest die östlichen Kreisstädte. Allerdings lag Nordschleswig abseits der großen Verkehrsströme und wurde in seiner Entwicklung dadurch behindert, dass die vorher relativ durchlässige Grenze zwischen dem eigentlichen Königreich Dänemark und dem Herzogtum Schleswig nunmehr eine Grenze zwischen zwei Nationalstaaten und die Region ihres nördlichen Hinterlandes beraubt war. So geriet Nordschleswig sowohl im Vergleich etwa zu [[Holstein]], aber auch zum östlichen Jütland immer mehr ins Hintertreffen. Die bisher das nördliche Hinterland dominierenden Städte [[Hadersleben]] und [[Apenrade]] wurden von bislang kleineren Städten wie [[Kolding]] oder [[Vejle]] hinsichtlich der Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl deutlich überholt und liegen bis heute in deren wirtschaftlichem Schatten.

5000 junge Nordschleswiger starben in den vier Jahren des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] an den Fronten. Der Landesteil selbst wurde nicht Kriegsschauplatz; doch legte man aus Furcht vor einer britischen Invasion durch das neutrale Dänemark den Bunkergürtel der [[Sicherungsstellung Nord]] an. Am Ende des Krieges war der Landesteil wie weite Teile Europas von der Kriegswirtschaft ruiniert.

=== Volksabstimmung ===
“→ Hauptartikel: [[Volksabstimmung in Schleswig]]“

Der Vertreter der dänischen Volksgruppe in Schleswig im deutschen Reichstag, [[Hans Peter Hanssen]], erhielt im Oktober 1918 von der neuen Reichsregierung das Zugeständnis, dass die Schleswig-Frage nach dem “Selbstbestimmungsrecht der Völker“ entschieden werden sollte. Obwohl die Bezeichnung „Nordschleswig“ durchaus gebräuchlich war, gab es jedoch vor der Abstimmung noch keinen genau definierten Raum. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in den Artikeln 109 bis 114 des [[Vertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] festgelegt, dass die Bevölkerung in Schleswig im Rahmen einer Volksabstimmung die Grenzziehung zwischen dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] und [[Dänemark]] selbst entscheiden könne.

Das Plebiszit wurde in zwei Abstimmungszonen abgehalten. Die Modalitäten der Abstimmung führten jedoch zu Kontroversen: Die Grenzen wurden nicht – wie im Versailler Vertrag bestimmt – einvernehmlich und auch nicht durch die Bevölkerung Schleswigs festgelegt, sondern durch Dänemark, das bei der alliierten Kommission sowohl die Aufteilung in von Dänemark definierte Abstimmungszonen sowie unterschiedliche Modalitäten der Abstimmung in diesen durchsetzte. So wurden eine nördliche Zone (1. Abstimmungszone), in der “en bloc“ als Ganzes abgestimmt wurde, und eine südliche Zone (2. Abstimmungszone), in der anschließend Gemeinde für Gemeinde abgestimmt wurde, eingerichtet, mit dem Ziel, anschließend die Grenze entsprechend den Ergebnissen weiter zu verschieben.

Stimmberechtigt waren sämtliche vor dem 1. Januar 1900 geborenen Personen, die entweder aus dem Plebiszitgebiet stammten oder dort zumindest seit 1900 ihren Wohnsitz unterhielten oder, vor 1900 dort wohnhaft, von dänischen (bis 1864) oder deutschen Behörden (bis 1914) ausgewiesen worden waren. Dies setzte entsprechende Aktivitäten beider Volksgruppen zur Mobilisierung von Landsleuten außerhalb der Abstimmungszonen in Gang.

Die 1. Abstimmungszone umfasste das heutige Nordschleswig, definiert durch die „[[Clausen-Linie]]“ südlich von Tønder ([[Deutsche Sprache|deutsch]] “Tondern“) und nördlich von [[Flensburg]], die den heutigen deutsch-dänischen Grenzverlauf markiert.
[[Datei:Tiedje-Linie.svg|mini|Clausen-Linie und Tiedje-Linie]]
Durch die Grenzziehung wurden die Landkreise Tondern und Flensburg zerschnitten. Ziel der Vertreter Dänemarks – neben H. V. Clausen vor allem H. P. Hanssen – war es, ein möglichst großes zusammenhängendes Gebiet zu schaffen, das daneben auch in Hinsicht von Wirtschaft und Verkehrswegen funktionell war. Die Clausen-Linie entsprach zwar der Linie zwischen deutscher und dänischer Kirchensprache, wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts verlief, trennte jedoch nicht Sprach- und Gesinnungsgebiete zur Zeit der Abstimmung. Um nicht durch Einbeziehung der bevölkerungsreichen, mehrheitlich deutschgesinnten Stadt Flensburg eine mögliche Wahlniederlage in der nördlichen Zone zu riskieren, wurde die Abstimmungsgrenze direkt nördlich Flensburgs gelegt, was sogar zu Protesten von dänischer Seite führte, da die Stadt kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des gesamten Schleswig war. Bei den Reichstagswahlen 1867 hatte die Stadt eine dänische Mehrheit gezeigt, bei den Reichstagswahlen 1907 und 1912 gab es über den gesamten Wahlkreis Apenrade-Flensburg, also zusammengelegt mit stark dänisch-orientierten Gebieten, bereits nur noch 13,5 % und 13,7 % für die dänische Partei. H. P. Hanssen verteidigte seine Auffassung so, dass Flensburg zwar zu Nordschleswig gehöre, “„aber nicht dem dänischen Nordschleswig““ – wie das Ergebnis der Abstimmung mit 75 % für Deutschland in der Stadt zeigte, zu recht.

[[Datei:Abstimmung-schleswig-1920.png|mini|Abstimmungsergebnis]]

Bei der Abstimmung in der 1. Zone am 10. Februar 1920 votierten 74,9 Prozent der Stimmberechtigten für eine Vereinigung mit [[Dänemark]].

In den drei nördlichen Landkreisen Hadersleben, Apenrade und Sonderburg waren die Ergebnisse mit Anteilen von 16 %, 32 % und 23 % für Deutschland relativ eindeutig, wenn auch die Städte Apenrade mit 55 % und Sonderburg mit 56 % mehrheitlich deutsch stimmten, der Flecken von Augustenburg noch fast 50 % und die Stadt Hadersleben immerhin noch fast 40 % deutscher Stimmen vorweisen konnten. Hier dominierten die ländlichen Gebiete über die Städte.

In den ebenfalls der Zone I zugeschlagenen nördlichen Teilen der beiden Grenz-Landkreise Tondern und Flensburg mit jeweils über 40 % Stimmen für Deutschland und knapp 60 % für Dänemark waren die Verhältnisse hingegen nahezu ausgeglichen, wie beispielsweise der Flecken von Lügumkloster mit 49 % zu 51 % zeigt, und mit der Stadt Tondern mit 77 %, dem Flecken Hoyer mit 73 % sowie dem Umland mit 70 % deutschen Stimmen fand sich eine Zone, die insgesamt mehrheitlich deutsch stimmte.

Diese direkt an der Trennlinie zwischen den Abstimmungszonen I und II gelegenen Gebiete, die mehrheitlich für Deutschland gestimmt hatten, bildeten zusammenhängende Gebiete im Südwesten um Tondern und Südosten nördlich Flensburgs. Sie wurden als “Tiedje-Gürtel“ bezeichnet, da sie gemäß Vorschlag des deutschen Historikers [[Johannes Tiedje]] Deutschland hätten zugeteilt werden sollen.

Die En-bloc-Abstimmung führte jedoch dazu, dass neben den Städten mit deutscher Mehrheit, die isoliert in einem ansonsten mehrheitlich dänischsprachigem Umland lagen, auch dieser deutlich deutschgesinnte Bereich um Tondern zu Dänemark kam und von seinem Umland abgeschnitten wurde.

Südlich der Clausen-Linie, in der 2. Abstimmungszone mit Glücksburg, Flensburg, Niebüll, Sylt, Föhr und Amrum, stimmten 80,2 Prozent der Stimmberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich; dabei lagen die Anteile dänischer Stimmen in den Westküsten-Landkreisen Tondern und Husum-Nord bei 10–12 %, in der seit 1871 stark gewachsenen Stadt [[Flensburg]] und dem Landkreis Flensburg bei 25 % und 17 %.

=== Abtretung an Dänemark ===
Das Gesamtergebnis der Abstimmung war relativ klar, wenn auch nicht so deutlich wie das Resultat der anschließenden südlichen Abstimmung; doch gab es weiterhin Proteste auf beiden Seiten, vor allem seitens der Deutschgesinnten im Tiedje-Gürtel. Dennoch wurde eine Revision der Gebietsteilung aufgrund der Abstimmungsergebnisse nicht in Erwägung gezogen: Am 15. Juni 1920 wurde Nordschleswig als „die südjütischen Landesteile“ “(de sønderjyske Landsdele)“ in das Königreich Dänemark integriert.

In Dänemark wird die Eingliederung Nordschleswigs häufig als „Wiedervereinigung“ bezeichnet.Inge Adriansen: “Erinnerungsorte der deutsch-dänischen Geschichte.“ In Bea Lundt (Hrsg.): “Nordlichter. Geschichtsbewußtsein und Geschichtsmythen nördlich der Elbe.“ Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2004, ISBN 3-412-10303-9, S. 402.

Völkerrechtlich erhielt Dänemark die [[Souveränität]]­srechte über Nordschleswig im Pariser Vertrag vom 5. Juli 1920 von den alliierten Siegermächten übertragen, die sich auf die Einigung über den Grenzverlauf zwischen Deutschland und Dänemark vom 15. Juni bezogen.[http://www.jstor.org/pss/2213228 “Treaty Between the Principal Allied Powers and Denmark Relative to Slesvig.“ In: “The American Journal of International Law“, Vol. 17, No. 1, Supplements: Official Documents (Jan. 1923), S. 42–45] (englisch), abgefragt am 4. Juli 2011

== Literatur ==
* [[Axel Henningsen]]: “Nordschleswig“. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster.
* “Nordschleswig“. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft.
* Gerd Stolz, [[Günter Weitling]]: “Nordschleswig – Landschaft, Menschen, Kultur“, Ausgabe 1995. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, ISBN 3-88042-726-7.
* Gerd Stolz, Günter Weitling: “Nordschleswig – Landschaft, Menschen, Kultur“, Ausgabe 2005. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, ISBN 3-89876-197-5.
* “Aus einem Leben in zwei Kulturen – Bild einer Grenzlandschaft.“ Christian Wolff Verlag, Flensburg.
* Hans Peter Johannsen: “Sieben schleswigsche Jahrzehnte – Bücher, Begegnungen, Briefe.“ Schleswiger Druck- und Verlagshaus, 1978, ISBN 3-88242-031-6.
* [[Jan Schlürmann]]: “Die Versammlungshäuser der dänischen Minderheit in Schleswig 1864–1920.“ In: Peter Haslinger, [[Heidi Hein-Kircher]], Rudolf Jaworski (Hrsg.): “Heimstätten der Nation – Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich“ (= Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, 32). Marburg 2013, S. 115–136.
* Florian Greßhake: “Deutschland als Problem Dänemarks: Das materielle Kulturerbe der Grenzregion Sønderjylland – Schleswig seit 1864“. V & R unipress, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0081-2 ([https://books.google.de/books?id=WTSC1Ts72K0C&printsec=frontcover&dq=Florian+Gre%C3%9Fhake:+%27%27Deutschland+als+Problem+D%C3%A4nemarks&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Florian%20Gre%C3%9Fhake%3A%20%27%27Deutschland%20als%20Problem%20D%C3%A4nemarks&f=false GoogleBooks]).

== Weblinks ==
{{Wikivoyage|Schleswig (historische Region)}}
{{Wikisource|Bekanntmachung über die Verlegung der deutsch-dänischen Grenze an der Norderau und der Kjärmühlenau|Bekanntmachung über die Verlegung der deutsch-dänischen Grenze an der Norderau und der Kjärmühlenau. Vom 13. Februar 1902.}}
* [http://www.nordschleswig.dk/ Einrichtungen der deutschen Minderheit]
* [http://www.region.dk/ Region Sønderjylland/Schleswig]
* [http://www.nordschleswiger.dk/ Der Nordschleswiger – Tageszeitung der deutschen Minderheit]
* {{Webarchiv | url=http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/082/ | wayback=20030220145812 | text=Deutsches Historisches Museum – Kollektives Gedächtnis}}

== Einzelnachweise ==

{{Coordinate|NS=54.855856|EW=9.367367|type=landmark|region=DK-83}}

[[Kategorie:Nordschleswig| ]]
[[Kategorie:Schleswig-holsteinische Geschichte]]
[[Kategorie:Dänische Geschichte]]
[[Datei:Eidersedt DAdD 042.JPG|mini|hochkant=1.5|„Landcarte von [[Eiderstedt|Eyderstede]] [[Everschop|Eveschop]] un [[Utholm|Uthholm]]“ aus dem besprochenen Werk]]
[[Datei:Husum1651.jpg|mini|„Grundtriß der Stadt undt des Schloßes [[Husum]]“]]
[[Datei:Tönning1651.jpg|mini|„Grundtriß der Fehstung [[Tönning|Tonninge]] Anno 1651“]]
[[Datei:Hadersleben1651.jpg|mini|„Grundtriß der Stadt [[Haderslev|Haderschleben]] Anno 1651“]]
[[Datei:Tondern1651.jpg|mini|„Grundtriß der Stadt undt des Schloßes [[Tønder|Tonderen]] Anno 1651“]]

Die “’Neue Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein“‘ ist ein Atlas von [[Schleswig-Holstein]] des [[Kartographie|Kartografen]] [[Johannes Mejer (Kartograf)|Johannes Mejer]] mit Landesbeschreibungen von [[Caspar Danckwerth]]. Das Werk, das 1652 erschien, entstand im Auftrag des dänischen Königs [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christian IV.]] und des Herzogs [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich III.]]

== Entstehung und Genauigkeit ==
Johannes Mejer erwarb seine kartographischen Kenntnisse in [[Kopenhagen]]. Für Herzog Friedrich III. erstellte er eine Karte über das [[Amt Apenrade]] und über die [[Schlei]]. Im Auftrag von König Christian IV. begann Mejer, 1642 die Westküste von [[Schleswig-Holstein]] aufzunehmen. 1645 folgte dann das gesamte Schleswig-Holstein, [[Jütland]] und [[Dänemark]]. Caspar Danckwerth verfasste dazu eine Landesbeschreibung und gab das aus drei Bänden bestehende Gesamtwerk heraus. Für die beiden genannten Auftraggeber enthält das Werk jeweils ein Widmungsblatt mit Porträt und Widmung.

Das Kartenwerk stellt die erste große [[Landesaufnahme]] dar. Die Karten Mejers sind eine sehr wichtige Quelle für die Landesgeschichte. Die Karten haben einen Maßstab zwischen ca. 1:5.000 und 1:50.000.000, ihnen können Deichverläufe, Straßen, Wege, Orte und Landschaftsformen verlässlich entnommen werden. Die Lagegenauigkeit der eingezeichneten Objekte ist eingeschränkt. Fehler in der Größenordnung von bis zu 2 km können dabei durchaus vorkommen. Die historisierenden Teile, beispielsweise die Darstellung der Landverluste der [[Burchardiflut]] (oder Zweite Grote Mandränke) von 1634 in [[Nordfriesland]], sind nur in Teilen richtig. Ebenso sind die Städteansichten nur bedingt brauchbar. Die Drucke wurden später z. T. von Hand nachkoloriert.

== Detailbeschreibung ==
An dem Werk haben ferner G. H. Burchard, Christian Rottgießer (Stecher der Weltkarte), Matthias Peters und Nicolaus Petersen (Goldschmiede und Stecher aus Husum) und Johann Holwein mitgearbeitet.

Band, 34 × 8,5 × 49 cm; (drei Teile, 301 Seiten) und 40 Karten mit Darstellungen der Weltkarte (Aufteilung unter Noahs Nachkommen), von Germanien mit Stämmen (Mitteleuropa und Skandinavien), der Herzogtümer Schleswig und Holstein, ihrer Landesteile und Ämter und verschiedener Stadtpläne; landeskundlicher Atlas.

Maßstab in deutschen Meilen und (rheinischen) Ruten; Gradeinteilung bei großräumigen Karten am Rand ([[Meridian (Geographie)|Meridiangitternetz]] bei Weltkarte); Landesbeschreibung von der Sintflut bis zur Gegenwart, mit Stammtafeln der Herzöge aus verschiedenen Häusern.

Unter anderem enthält das Werk Karten und Pläne zu: Schleswig-Holstein – Schleswig – Hadersleben – Grundriss der Städte Ribe, Hadersleben, Tondern, Husum und Tönning – Tondern – Nordfriesland – Apenrade – Sonderburg – Flensburg – Helgoland – Schleswig – Angeln und Schwansen – Gottorf – Husum – Eiderstedt – Dänischer Wold, Aröe, Fehmarn – Herzogtum Holstein – Die Ämter Rendsburg, Kiel, Bordesholm, Grundriß der Städte Kiel, Rendsburg, Itzehoe und Oldesloe – Land Wagrien – Fürstentum Stormarn – Die Ämter Trittau, Reinbek, Tremsbüttel und Steinhorst – Hamburg – Grafschaft Pinneberg – Amt Steinburg, Kremper- und Wilstermarsch – Dithmarschen – Süderdithmarschen – Norderdithmarschen. Zahlreiche kleinere Stadtpläne sind in die großen Karten eingedruckt.

== Nachdruck ==
1963 erfolgte durch Kurt Domeier und Magdalene Haack im Verlag Otto Heinevetter, Hamburg-Bergedorf, ein Nachdruck mit dem Titel “Die Landkarten von Johannes Meyer, Husum, aus der neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein von Caspar Danckwerth“ mit einer Einleitung von [[Christian Degn]].

== Schreibweisen ==

Die Originalschreibweise auf der Titelseite des Werkes wurde bei Zitierungen des Werkes so oft verändert, dass viele verschiedene Schreibweisen üblich sind:
* “Newe Landesbeschreibung Der Zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein“, Titel aus [[VD17]]{{VerzDtDrucke |VD=17|ID=23:000620K}}
* Neuer Landes-Beschreibung der HERTZOGTÜHMER SCHLESWIG und HOLSTEIN
* Neue Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein
* Newe Landesbeschreibung der zweij Herzogthümer Schleswich und Holstein
* Newe Landesbeschreibung der zweij Herzogthümer Schleswich vnd Holstein
* Newe Landesbeschreibung der zweij Hertzogthiimer Schleswich und Holstein
* Newe Landesbeschreibung der zwei Hertzogthiimer Schleswig und Holstein
* Newe Landesbeschreibung der zwey Hertzogthiimer Schleswig-Holstein
* Newe Landesbeschreibung der zwey Herzogthümer Schleswich und Holstein
* Neue Landesbeschreibung der zwei Herzogthümer Schleswich und Holstein
* Newe Landesbeschreibung der Herzogthümer Schleswich vnd Holstein
* Neue Landesbeschreibung der Herzogthümer Schleswig und Holstein
* Neue Landesbeschreibung der Herzogtümer Schleswig und Holstein
* Newe Landes-Beschreibung der zwei Herzogthümer Schleswig und Holstein
* Danckwerth-Atlas

== Weblinks ==
* [https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=19667&sprungId=539955&letztesLimit=suchen Landesarchiv Baden-Württemberg]
* [http://www.vka-sh.de/index.htm?/vka2006/Seite_38-51.htm Verband Schleswig-Holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare e. V.]

== Einzelnachweise ==

[[Kategorie:Kartografisches Werk (Deutschland)]]
[[Kategorie:Schleswig-holsteinische Geschichte]]


{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Stadt Schleswig in Schleswig-Holstein. Zu weiteren Bedeutungen des Wortes siehe [[Schleswig (Begriffsklärung)]].}}
{{Infobox Gemeinde in Deutschland
|Art = Stadt
|Wappen = Schleswig-Coat.svg
|Breitengrad = 54.51494
|Längengrad = 9.56679
|Lageplan = Schleswig in SL.PNG
|Bundesland = Schleswig-Holstein
|Kreis = Schleswig-Flensburg
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}}
[[Datei:Klimadiagramm-Schleswig-Deutschland-metrisch-deutsch.png|miniatur|hochkant=1.4|Klimadiagramm von Schleswig]]
[[Datei:Jutland Peninsula map.PNG|mini|240px|Karte der [[Kimbrische Halbinsel|Kimbrischen Halbinsel]]]]

“’Schleswig“‘ ([{{IPA|ˈʃleːsvɪç}}], [[Niedersächsisch|niederdeutsch]]: “Sleswig“, [[Dänische Sprache|dänisch]]: “{{lang|da|Slesvig}}“) ist eine Stadt im Norden [[Schleswig-Holstein]]s an der [[Schlei]]. Sie ist Kreisstadt des [[Kreis Schleswig-Flensburg|Kreises Schleswig-Flensburg]], ehemalige Hauptstadt des [[Herzogtum Schleswig|Herzogtums Schleswig]] und wird auch als Justizhauptstadt des Landes bezeichnet, da sie Sitz des [[Schleswig-Holsteinisches Landesverfassungsgericht|Landesverfassungsgerichts]], dreier [[Oberes Gericht des Landes|Obergerichte]] und der [[Generalstaatsanwaltschaft]] ist.

Der Stadtname kommt aus dem [[Altnordische Sprache|Altnordischen]] und bedeutet “Bucht der Schlei“ oder “Hafen der Schlei“.Bzw. „Schlei-Bucht oder Schlei-Hafen“. Vgl.: Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte: “Praehistorische Zeitschrift.“ de Gruyter, Berlin 1930, S. 259.

Nahegelegene [[Großstadt|Großstädte]] sind [[Kiel]] (etwa 50 km südöstlich) und [[Hamburg]] (etwa 120 km südlich).

== Geographie ==
Die Stadt liegt an der [[Kleine Breite|Kleinen Breite]] und somit am westlichen Ende der [[Schlei]], die als [[Ostsee]]-Meeresarm die Grenze der beiden Halbinseln [[Angeln (Halbinsel)|Angeln]] und [[Schwansen]] bildet, und damit am westlichen Rand des [[Schleswig-Holsteinisches Hügelland|Schleswig-Holsteinischen Hügellandes]] am Übergang zur [[Schleswigsche Geest|Schleswigschen Geest]].

Das Stadtgebiet umfasst Höhenlagen von 0 bis {{Höhe|20|DE-NN|link=true}}. Nordwestlich der Stadt erstrecken sich die Waldgebiete [[Tiergarten (Schleswig)|Tiergarten]] und [[Pöhler Gehege]]. Im nördlichen Teil der Stadt liegt der [[Brautsee]].

Die nächsten größeren Städte sind [[Flensburg]], [[Husum]], [[Rendsburg]], [[Eckernförde]] und [[Kiel]]. In unmittelbarer Nähe verläuft die [[Bundesautobahn 7|Autobahn 7]]. In Schleswig endet die [[Bundesstraße 77]] und die [[Bundesstraße 76]], die als L 317 weiter nach Flensburg führt. Im Norden der Stadt verläuft die [[Bundesstraße 201|B 201]]. Der [[Bahnhof Schleswig|Schleswiger Bahnhof]] ist Haltepunkt für [[Intercity (Deutschland)|IC]]-Züge und liegt an den Bahnstrecken [[Bahnstrecke Neumünster–Flensburg|Hamburg–Neumünster–Flensburg]] und [[Bahnstrecke Husum–Kiel|Husum–Kiel]].

=== Klima ===
Das [[Klima]] ist feuchtgemäßigt und [[Seeklima|ozeanisch]] geprägt. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel 8 °C, die Niederschlagsmenge 814 mm.

=== Stadtgliederung ===
Gegliedert ist Schleswig in verschiedene inoffizielle Stadtteile:
* die Altstadt mit dem [[Schleswiger Dom|St.-Petri-Dom]] und dem Rathaus
* der [[Holm (Schleswig)|Holm]] (dänisch: “Holmen“) mit seinen kleinen Fischerhäusern an der Schlei und dem [[St.-Johannis-Kloster vor Schleswig|St.-Johannis-Kloster]]
* der [[Lollfuß]] (“Lolfod“) mit dem Amtsgericht
* der [[Hesterberg (Schleswig)|Hesterberg]] (“Hestebjerg“) nordwestlich vom Lollfuß
* die Hühnerhäuser (“Hønsehuse“)Johannes von Schröder: “Topographie des Herzogthums Schleswig“, 2. Auflage, Oldenburg (Holstein) 1854, S. 242 nördlich vom Hesterberg
* der [[Friedrichsberg (Schleswig)|Friedrichsberg]] (“Frederiksberg“) mit den Adelspalais, dem Oberlandesgericht und dem höchsten Wohngebäude der Stadt, dem 90 Meter und 27 Etagen hohen [[Wikingturm]]
* die Neustadt mit [[Schloss Gottorf]], dem [[Burgsee (Schleswig)|Burgsee]] und dem barocken Fürstengarten
* Sankt Jürgen (“Sankt Jørgen“) mit dem Gewerbegebiet der Stadt
* [[Auf der Freiheit]] (“Friheden“) mit modernen Bauten im Bauhausstil, klassischen Satteldachhäusern und Schwimmhäusern
* Klappschau (“Klapskov“)
* Schleswig-Nord mit dem höchsten Bauwerk der Stadt, dem 139 Meter hohen Funkturm [[Fernmeldeturm Schleswig|Schliekieker]] sowie dem nördlichen Gewerbegebiet der Stadt
Zu der Stadt Schleswig gehört zudem die [[Möweninsel]] (“Mågeøen“) in der Mitte der Schlei.

== Geschichte ==
[[Datei:Haithabu Lageplan-MJ.jpg|mini|Lageplan von [[Haithabu]] ([[gesüdet]])]]
{{Siehe auch|Schleswig-Holstein#Geschichte|titel1=„Geschichte“ im Artikel: Schleswig-Holstein}}

=== Anfänge als Handelsmetropole der [[Wikinger]] ===
Schleswig wurde im Jahre 804 erstmals als “Sliasthorp“ erwähnt (dänische Form: “Sliestorp“). Die Endung “thorp“ (übersetzt Dorf) verweist darauf, dass es sich um eine Nebensiedlung handelt.[http://navn.ku.dk/stednavne/hvorgamle/ Københavns Universitet: Afdeling for Navneforskning/Nordisk Forskningsinstitut]

Die “[[Haithabu]]“ genannte Siedlung am [[Haddebyer Noor]] wurde von König [[Gudfred]] (Göttrik) 808 zum Handelsplatz ausgebaut und 1066 von Slawen zerstört. Die Frage, ob die Keimzellen der gegenüberliegenden heutigen Stadt Schleswig erst nach der Zerstörung von “Haithabu“ gegründet wurden oder schon einige Jahre Bestand hatten, wird bislang in der Forschung kontrovers diskutiert. Jedenfalls übernahm das mittelalterliche Schleswig das Erbe Haithabus als ein Zentrum des nordeuropäischen Handels – gemeinsam mit dem schon seit der Wikingerzeit bestehenden Westhafen bei [[Hollingstedt (Treene)|Hollingstedt]]: hier war der Landweg zwischen Ost- und Nordsee besonders kurz.

Um 900 eroberten [[Schweden|schwedische]] [[Wikinger]] unter ihrem König [[Olaf der Dreiste|Olaf]] das Gebiet. 934 schlug der ostfränkische König [[Heinrich I. (Ostfrankenreich)|Heinrich I.]] Olafs Sohn [[Knut I. (Dänemark)|Knut I.]] und machte Haithabu tributpflichtig. König [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] gründete 947 das [[Bistum Schleswig]]. Im Jahre 983 eroberte der dänische Wikingerkönig [[Harald Blauzahn]] das Gebiet zeitweilig zurück. Einige Jahrzehnte später gaben die Kaiser die [[Dänische Mark|Mark Schleswig]] endgültig auf, und Schleswig fiel wieder an die dänische Krone.

=== Bischofsresidenz im Mittelalter ===
[[Datei:645px-Petri-portal-schleswig-cathedral.jpg|mini|links|Petri-Portal des [[Schleswiger Dom]]s, ca. 1180]]
[[Datei:Autumn in Schleswig 0743.jpg|mini|Die Altstadt]]
Der Chronist [[Adam von Bremen]] berichtete schon im Jahr 1076 ausführlich über die Bedeutung [[Haithabu]]s und Schleswigs. So wurde unter [[Erzbischof]] [[Adalbert von Bremen]] in Schleswig eine Synode abgehalten, zu der Vertreter aus ganz Nordeuropa eingeladen waren. Die ersten Bischöfe [[Bistum Schleswig|Schleswigs]] waren Harald (Haroldus), [[Poppo (Schleswig)|Poppo]] und Rodolphus.

Für das Jahr 1134 wird von [[Saxo Grammaticus]] der Dom erwähnt. Er berichtet, dass sich der dänische König [[Niels (Dänemark)|Niels]] vor den Brüdern der [[Knudsgilde (Schleswig)|St. Knudsgilde]] in den Dom flüchten wollte, aber erschlagen wurde, weil er 1131 den [[Jarl]] [[Knud Lavard]], den Sohn seines älteren Bruders [[Erik I. (Dänemark)|Erik Ejegod]], hatte töten lassen, der bei den Schleswigern beliebt gewesen war.

Die Residenz der Bischöfe war zunächst eine Burg, die heute unter dem [[Schloss Gottorf]] liegt und zuerst im Jahre 1161 erwähnt wurde, als der Schleswiger Bischof Occo nach der Zerstörung seiner nordwestlich von Schleswig gelegenen Burg Alt-Gottorf seinen Sitz auf die Schlossinsel verlegte. Besitz des Bischofs blieb die Burg bis zum Jahre 1268, danach kam sie im Tausch für die Burg [[Schwabstedt]] an die Herzöge von Schleswig und ging 1340 an die in Holstein regierenden Schauenburger Grafen über.
Der Bischofspalast war darauf das Königsteinsche Palais in der Norderdomstraße 15, der Rumohrenhof. Solange das katholische Bistum Schleswig bestand, bildete der Hof den Mittelpunkt der bischöflichen Güterverwaltung.
Die Ursprünge des Baus gehen auf die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. Der Erbauer soll Bischof [[Nicolaus Wulf]] (1429–1474) gewesen sein. Nach dem Tod des letzten katholischen Bischofs [[Gottschalk von Ahlefeldt]] 1541 hatte das Gebäude unterschiedliche Besitzer. Nach Auflösung des Domkapitels 1773 wurde der Hof an Baron [[Johann Ludwig von Königstein]] verkauft, der die alten Gebäude umbauen und ihnen die jetzige Gestalt geben ließ.

Schleswig hatte im 13. Jahrhundert seine Rolle als überregionale Handelsmetropole des Nordens an [[Lübeck]] abtreten müssen, war zu dieser Zeit aber noch immer ein Handelsplatz von regionaler Bedeutung, doch ging auch die regionale Vorrangstellung im Spätmittelalter auf [[Flensburg]] über: Für die damaligen Handelsschiffe war die Schlei vielfach nicht mehr tief genug.

1486 erscheint das von dem Drucker [[Steffen Arndes]] gesetzte [[Messbuch]] “[[Missale Slesvicense]]“ für das [[Stift (Kirche)|Stift]] in Schleswig als bedeutender norddeutscher [[Inkunabel|Frühdruck]].


FischersiedlgHolm (11).JPG|Altes Fischerhaus im [[Holm (Schleswig)|Holm]]
Hofapotek Slesvig.jpg|Hofapotheke am Rathausmarkt
Slesvig Toldhus.jpg|Das Zollhaus
Naddoddur i slesvig 2004-2.jpg|Der Stadthafen

=== Mittelalterliche Hospitäler für Leprakranke ===
Ab 1344 sind insgesamt drei mittelalterliche [[Leprosorium|Leprosorien]] in Schleswig nachweisbar; das erste entstand im heutigen Stadtteil St. Jürgen und gab dem Stadtteil seinen Namen, da St. Georg (niederdeutsch: St. Jürgen) der Schutzpatron aller Leprosorien in Schleswig-Holstein war. Ab 1392 ist ein weiteres Leprosorium am Gallberg nachweisbar, das Laurentius-Hospital und “Sikenhus“ („Krankenhaus“) genannt wurde. Das dritte Leprosorium entstand im 15. Jahrhundert am Hesterberg.Siehe Darstellung der Gesellschaft für Leprakunde unter {{Webarchiv|url=http://www.muenster.org/lepramuseum/start.htm |wayback=20150228231901 |text=Dokumentation: Mittelalterliche Leprosorien in Schleswig-Holstein und Hamburg |archiv-bot=2019-05-12 14:11:33 InternetArchiveBot }} und {{Webarchiv|url=http://www.muenster.org/lepramuseum/tab-shh.pdf |wayback=20141210232102 |text=Mittelalterliche Leprosorien in Schleswig-Holstein und Hamburg – Anlage, Details der Leprosorien |archiv-bot=2019-05-12 14:11:33 InternetArchiveBot }}, Zugriff 7. Dezember 2014

=== Residenz der Herzöge von Gottorf ===
[[Datei:Gottorf.jpg|mini|links|[[Schloss Gottorf]]]]
[[Datei:Schleswig Braun-Hogenberg.jpg|mini|hochkant=1.5|Stadtansicht Schleswigs um 1600]]

Nach der [[Reformation]] verschwanden bis auf wenige Ausnahmen nahezu alle der zahlreichen Kirchen und Klöster der Stadt. Teilweise wurden sie “in überschäumendem Glaubenseifer gewostet“, d. h. bis auf die Fundamente abgebrochen, was sich bei Ausgrabungen der Maria-Magdalena-Kirche des [[Dominikaner]]klosters zeigte. Es entstanden hingegen zahlreiche Adelspalais innerhalb der Stadtgrenzen, in denen die hohen Beamten des aufblühenden Herzogtums residierten.

Nach der Landesteilung im Jahr 1544 wurde die Stadt die Residenz der Herzöge von [[Schleswig-Holstein-Gottorp|Schleswig-Holstein-Gottorf]]. Diese blieben der dänischen Krone außenpolitisch zunächst eng verbunden, im 17. Jahrhundert führten sie jedoch eine zunehmend eigenständige Politik.

Bei [[Hexenverfolgung]]en in den Jahren 1548–1551 wurden mindestens 38 Frauen verurteilt und hingerichtet.[http://anton-praetorius.de/downloads/namenslisten/Opfer%20der%20Hexenprozesse%20Schleswig.pdf “Namen der Opfer der Hexenprozesse/ Hexenverfolgung Schleswig“ (PDF; 578 KB; abgerufen am 27. April 2016)] Richtstätte war der Marktplatz. Die Prozessakten sind im Schleswiger Stadtarchiv erhalten geblieben.“Die Hexen von Schleswig.“ In: “Hamburger Abendblatt.“ 11. Januar 2014, S. 26. 2014 erinnerten Kirche und Bürgermeister Arthur Christiansen in einem Gedenkgottesdienst im Schleswiger Dom an die Opfer der Hexenprozesse.[https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten/detail/kirche-und-stadt-schleswig-erinnern-an-verbrannte-hexen.html Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland: “Kirche und Stadt Schleswig erinnern an verbrannte Hexen“; abgerufen am 27. April 2016]

Unter Herzog [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf]] kam es zu einer Blütezeit des Gottorfer Hofes. Kanzler war [[Johann Adolph Kielmann von Kielmannsegg]]. Folgende Künstler waren zu dieser Zeit auf dem Hof tätig: Maler [[Jürgen Ovens]] (Schüler Rembrandts), der Schnitzer [[Hans Gudewerdt der Jüngere]]. Der Hofgelehrte [[Adam Olearius]] beschrieb 1647 seine Reisen nach Moskau (1633) und Persien (1636). Die Herzöge erwirkten wenig später auch ein kaiserliches Privileg zur Gründung einer Universität, als deren Sitz zunächst auch Schleswig im Gespräch war, bevor sie schließlich in [[Universität Kiel|Kiel]] angesiedelt wurde.

1711 wurden die beiden Vorstädte Lollfuß und Friedrichsberg eingemeindet. Schleswig, Lollfuß und Friedrichsberg wurden zur „combinirten Stadt Schleswig“ zusammengeschlossen. Schleswig bekam einen ersten Bürgermeister für die ganze Stadt.

Nach dem [[Großer Nordischer Krieg|Großen Nordischen Krieg]] (1700–1721) und dem damit verbundenen Sieg Dänemarks über das Herzogtum [[Schleswig-Holstein-Gottorf]] fielen die Gottorfer Anteile des Herzogtums Schleswig an den dänischen König, der zugleich Herzog von Schleswig war. Für die Stadt Schleswig bedeutete dies schwere wirtschaftliche Nachteile, da sie ihre Stellung als herzogliche Residenzstadt eines teilweise souveränen Staates einbüßte.


ALSH Schloss Annettenhoeh 27-04-2009.jpg|Schloss Annettenhöh
Prinzenpalais Schleswig.JPG|Prinzenpalais
Schleswig-Amtsgericht1-Bubo.JPG|Heespenhof
Turistinformation i Slesvig.JPG|Plessenhof

=== Regierungs- und Parlamentssitz des Herzogtums Schleswig ===
[[Datei:Slesvig – Casa de la vila.jpg|mini|Der Ständesaal zu Schleswig – heutiges Schleswiger Rathaus]]
Nach dem Verlust der Residenzfunktion für die seit 1658 in ihren Anteilen im Herzogtum Schleswig faktisch souverän regierenden gottorfschen Herzöge wurde Schloss Gottorf nun Sitz des Obergerichts sowie der Regierungs- und Justizbehörde für das gesamte [[Herzogtum Schleswig]], später (1834) im Zuge einer Justiz- und Verwaltungsreform auch Sitz einer gemeinschaftlichen Regierung für beide Herzogtümer (Schleswig und Holstein). Da der Herzog von Schleswig als dänischer König meist in Kopenhagen weilte, setzte er jedoch stets Statthalter auf Gottorf ein.

Unter dem Statthalter Landgraf [[Carl von Hessen]] (1744–1836) erlebte Schleswig erneut eine kulturelle Blütezeit. 1836/1843 wurden [[Regierung]] und [[Gericht]] getrennt und die [[Schleswigsche Ständeversammlung|Ständeversammlung des Herzogtums]] wurde wieder eingerichtet. Als Tagungsraum dieses „Parlaments“ diente der Ständesaal des [[Rathaus]]es. Schleswig selbst besaß zu diesem Zeitpunkt ca. 11.000 Einwohner.

Ab 1840 wurde der deutsch-dänische Konflikt das beherrschende Thema in der Stadt, deren Bürger sich überwiegend auf die Seite der deutschen Schleswig-Holsteiner stellten. Unter anderem entstand das “Schleswig-Holstein-Lied“ in Schleswig, es wurde vom 23. bis 25. Juli 1840 beim Sängerfest der schleswig-holsteinischen Liedertafeln in Schleswig begeistert gesungen. Der Text stammt von dem Schleswiger Advokaten Chemnitz, die Musik von C. G. Bellmann, Kantor am St. Johannis-Kloster. Gleichzeitig wurde das erste blau-weiß-rote (Schleswig-Holsteins Farben) Banner gezeigt.

1848 brach schließlich die [[Schleswig-Holsteinische Erhebung]] der deutsch gesinnten Bevölkerung Schleswigs und Holsteins gegen die Herrschaft des dänischen Königs in den Herzogtümern aus. Am 23./24. April 1848 kam es zur Schlacht bei Schleswig. In dieser „Osterschlacht“ genannten Auseinandersetzung wurden die dänischen Truppen zwar aus der Stadt Schleswig vertrieben, doch am Ende der kriegerischen Jahre 1851 stand ein Sieg des Königreichs Dänemark über die Schleswig-Holsteinische Bewegung. Folglich verblieben Schleswig und Holstein als Herzogtümer zunächst über eine Personalunion mit der dänischen Monarchie verbunden. Auch das Herzogtum Schleswig mit Schleswig als dänisches Lehen blieben folglich mit dem Königreich Dänemark verbunden, Holstein indessen war weiterhin Mitglied des Deutschen Bundes.

Die herzoglichen Behörden innerhalb des dänischen Gesamtstaates wurden abschließend neu geordnet. Schleswig verlor als Folge sämtliche herzoglichen Regierungsbehörden, die Schleswigsche Ständeversammlung tagte ab 1852 im [[Ständehaus (Flensburg)|Ständehaus]] in Flensburg.

=== Hauptstadt der preußischen Provinz Schleswig-Holstein ===
[[Datei:Pincerno – Schleswig-Holstein 1898.jpg|mini|Preußische Provinz Schleswig-Holstein]]
[[Datei:Schleswig 1871.JPG|mini|Karte von Schleswig 1871]]

Nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] 1864 wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein ein [[Österreichisch-preußisches Kondominium in Schleswig-Holstein|österreichisch-preußisches Kondominium]]. Nach dem [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] (1866) wurden sie [[Preußische Annexionen 1866|von Preußen annektiert]].

Mit der Gleichstellung der Juden im [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]] 1869 entstand eine kleine jüdische Gemeinde in Schleswig, die sich wegen der Abwanderung vieler ihrer Mitglieder in größere Städte bis zum Ersten Weltkrieg wieder auflöste.

Die Stadt Schleswig löste von 1879 bis 1917 [[Kiel]] als Sitz des [[Oberpräsident]]en ab und war bis 1945 Hauptstadt der preußischen [[Provinz Schleswig-Holstein]]. Der [[Provinziallandtag Schleswig-Holstein]] tagte bis 1904 weiterhin im alten Ständesaal. In der preußischen Zeit erfolgte von 1888 bis 1894 der Bau des 112 Meter hohen Schleswiger Domturmes.

Unter preußischer Herrschaft war Schleswig bis zum Ende des Ersten Weltkrieges auch Garnisonsstadt. Am 9. November 1866 kamen der Regimentsstab und das 3. Bataillon des neu aufgestellten preußischen Infanterieregiments 84 in die Stadt. Das 1. und 2. Bataillon folgten 1890 und 1892. Ein Bataillon lag im Schloss Gottorf, für die anderen Bataillone wurden die Kasernen an der Moltkestraße 1892 gebaut. Das Regiment erhielt 1867 den Namen „Schleswigsches Infanterie-Regiment Nr. 84“ und wurde 1888 zu Ehren des Generals von Manstein in „Infanterie-Regiment von Manstein (Schleswigsches) Nr. 84“ umbenannt. Es wurde nach der Revolution 1918 wieder aufgelöst.
1866 kam auch das neu aufgestellte preußische Husarenregiment Nr. 16 nach Schleswig. Es erhielt 1867 den Namen „Schleswig-Holsteinisches Husaren-Regiment Nr. 16“. 1872 wurde Kaiser [[Franz Joseph I.]] von Österreich nominell Chef des Regiments, dessen Name in „Husaren-Regiment Kaiser Franz-Joseph von Österreich, König von Ungarn (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 16“ geändert wurde. Das Schloss Gottorf war seine Kaserne bis zur Auflösung nach der Revolution von 1918.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 läuteten in Schleswig anlässlich der Mobilmachung von 7 bis 8 Uhr die Glocken der Kirchen und die Bevölkerung sah dem Waffengang zunächst begeistert entgegen. Die öffentlichen Gebäude der Stadt, wie der Sitz der Provinzialregierung, der Bahnhof, die Post, die Reichsbank und das Rathaus wurden vom Militär besetzt, und am 3. August rückte das Husarenregiment aus und am 8. August verließ auch das Regiment von Manstein die Stadt. Letztlich hatte Schleswig im Ersten Weltkrieg ca. 270 Gefallene zu beklagen, für die 1920 auf dem Domfriedhof ein Denkmal und 1926 an der Ecke Flensburger Straße/Neuwerkstraße ein Monument aus grauem Granit aufgestellt wurden.Bernd Philipsen: [http://www.shz.de/artikel/artikel/der-nachrichtenhunger-am-grausigen-abgrund-1.html “Der Erste Weltkrieg. Der Nachrichtenhunger am „grausigen Abgrund“.“] auf [[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag|sh:z online]]

In der Weimarer Republik wurde der Schleswiger Graf [[Ulrich von Brockdorff-Rantzau]] der erste Außenminister der jungen Deutschen Republik. Gewählt wurden überwiegend die Sozialdemokraten, die Nationalliberalen und die Deutschnationalen (als Beispiel das Ergebnis der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 – Wahlberechtigte in Schleswig 11.557, Stimmen [[SPD]] 3.300, [[Deutsche Volkspartei|DVP]] 2.120, [[DNVP]] 1.313, [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]] 810).[http://www.gonschior.de/weimar/php/ausgabe_wahl_gebiet.php?wahl=4&gebiet=45&typ=30 gonschior.de] Während des [[Kapp-Putsch]]es kam es Anfang 1920 in Schleswig zu Gefechten zwischen der Garnison in Schloss Gottorf, die sich dem Umsturzversuch angeschlossen hatte, und bewaffneten regierungstreuen Arbeitern. 1936 errichtete man einen Gedenkstein am Schloss, der an die dabei getöteten Putschisten erinnert.

Auch die NSDAP verfügte in Schleswig schon früh über eine starke Basis. 1925 bildete sich die Schleswiger Ortsgruppe der Partei, deren Mitglieder zunächst meist aus dem ländlichen Umfeld ([[Fahrdorf]], [[Busdorf]], [[Tolk]]) kamen. Bei der Reichstagswahl vom Juli 1932 erhielt die NSDAP mit 50,7 Prozent der Stimmen mehr Stimmen als alle anderen politischen Gruppen zusammen. Ende 1932 hatte die NSDAP-Ortsgruppe 700 Mitglieder. Eine Ursache für diesen Erfolg war auch in der Situation des örtlichen Zeitungsmarkts begründet, der von den “Schleswiger Nachrichten“ beherrscht wurde. Seit 1930 entwickelte sich die Zeitung zu einem Sprachrohr der NSDAP und trug so dazu bei, den Nationalsozialismus in Schleswig mehrheitsfähig zu machen.[http://www.stadtmuseum-schleswig.de/das-museum/ausstellungen-im-haupthaus/schleswig-in-der-zeit-des-nationalsozialismus Website des Stadtmuseums Schleswig], abgerufen am 9. März 2016. Hinzu kam die hohe Affinität der Agrarfunktionäre in Stadt und Kreis Schleswig zur NSDAP.[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_15/Demokratische_Geschichte_Band_15_Essay_7.pdf Website des Beirats für Geschichte mit detaillierten Infos über die wichtigsten Akteure der NSDAP-Herrschaft in Schleswig], abgerufen am 9. März 2016.

=== Schleswig unter dem Nationalsozialismus ===
Während der zwölf Jahre des „[[Drittes Reich|Dritten Reiches]]“ waren rund 4000 Schleswiger Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]].
Von 1933 bis 1937 erfolgte der Bau der [[Kaserne Auf der Freiheit|Kaserne auf der Freiheit]]. Ferner wurden 1935 die ursprünglichen Farben des Stadtwappens von Schleswig von blau-rot auf blau-gold geändert. Dafür sollen heraldische Grundsätze maßgeblich gewesen sein.

1935 wurde zudem die vom Wasser umgebene Fischersiedlung Holm mit der Fischbrückstraße verbunden und der Graben zugeschüttet. Durch den Bau der Knud-Laward-Straße als Zufahrt zur Kaserne ist der Holm seither keine Insel mehr.

Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und in Konzentrations- oder Vernichtungslager deportiert. Auch mehrere Hundert Patienten der Heilanstalten Hesterberg und Stadtfeld, darunter über 200 Kinder, wurden im Rahmen des [[Nationalsozialistische Rassenhygiene|Euthanasie-Programms]] ermordet.

In der zweiten Kriegshälfte gab es in Schleswig 15 Lager für [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]] mit insgesamt rund 500 Plätzen. Die zumeist polnischen und sowjetischen [[Zwangsarbeiter]] waren überwiegend in kleineren Betrieben beschäftigt, doch etwa 80 von ihnen arbeiteten in der Tauwerk- und Fahrzeugplanenfabrik Oellerking vorwiegend für den Militärbedarf.http://www.zwangsarbeiter-s-h.de

Von den Bombenangriffen der [[Alliierte]]n blieb das militärisch unbedeutende Schleswig während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] weitgehend verschont. Verschiedene Denkmäler (u. a. die überlebensgroße Bismarckstatue vom Rathausmarkt, das Kanonen-Denkmal Kaiser Wilhelm des I. beim Regierungsgebäude, die Bronzefiguren vom Reventlou-Beseler-Denkmal vor dem [[Amtsgericht]], das Germania-Denkmal an der oberen Michaelis-Allee) wurden eingeschmolzen, um deren Metall für die Kriegsproduktion nutzen zu können. Die Denkmäler wurden auch nach Beendigung des Krieges nie wiederhergestellt. Anstelle des Bismarcks-Denkmals ziert inzwischen ein Brunnen den Marktplatz von Schleswig.

Am 4. Mai 1945 unterschrieb [[Hans-Georg von Friedeburg]] im Auftrag des letzten [[Reichspräsident]]en [[Karl Dönitz]], der sich zuvor mit der [[Regierung Dönitz|letzten Reichsregierung]] nach [[Mürwik|Flensburg-Mürwik]] abgesetzt hatte, die [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht#Nordwestdeutschland, Dänemark und Niederlande|Kapitulation aller deutschen Truppen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark]].[http://www.volksbund.de/fileadmin/redaktion/BereichInfo/Textsammlungen/Ausstellungen/0400_ausstellung_timeloberg/Timeloberg.pdf Die Kapitulation auf dem Timeloberg] (PDF, 16. S.; 455 kB) In den darauffolgenden Tagen wurde auch die Stadt Schleswig durch britische Truppen besetzt.[http://www.alte-schleihalle.de/kriegschronik-1939-1948/ Alte-Schleihalle. Kriegschronik 1939–1948], abgerufen am: 3. Juni 2017

=== Schleswig unter den Besatzungsmächten der Nachkriegszeit ===
[[Datei:Germany Under Allied Occupation CL3280.jpg|mini|Das “Hotel Stadt Hamburg“ als Club der Royal Air Force
(2014/15 abgerissen)]]
Ab dem 10. Mai 1945 beschlagnahmten die [[Briten]] zahlreiche Gebäude zur Unterbringung ihrer Soldaten, darunter auch viele Villen zur Unterbringung der englischen Offiziere. Am 12. Mai wurde Schloss Gottorf mit dem gesamten Inventar von den Briten beschlagnahmt, am 16. Mai der Seefliegerhorst auf der Freiheit, das Gewese Luisenbad nebst Badestrand, die Bootsschuppen des Schleisegelklubs und die Strandhalle. Ferner mussten die Besitzer privater Segelboote ihre Schiffe zur Verfügung stellen. Die Michaeliskirche diente seit dem 16. Mai als englische Garnisonkirche. Bis zum Februar 1948 beschlagnahmten die Briten insgesamt 151 Häuser mit 2490 Räumen und 73.556 m² Wohnraum, darunter 59 Privathäuser mit 456 Räumen. Durch die Beschlagnahmungen mussten 1800 Personen anderweitig untergebracht werden.

Schleswig zählte in der [[Nachkriegszeit in Deutschland|Nachkriegszeit]] 26.213 Einwohner. Dazu kamen 9767 Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Evakuierte aus den zerbombten Städten, insgesamt also rund 36.000 Personen. Aufgrund von Nahrungsmittelknappheit herrschte im gesamten Stadtgebiet [[Hungersnot|großer Hunger]].[http://www.alte-schleihalle.de/kriegschronik-1939-1948/ Alte-Schleihalle. Kriegschronik 1939–1948], abgerufen am 3. Juni 2017.

Am 12. Oktober 1945 verhängte die [[Britische Besatzungszone|britische Besatzungsmacht]] zur Verhinderung eines Nationalitätenkonflikts ein Verbot des Flaggens mit dänischen oder schleswig-holsteinischen Farben.[http://www.alte-schleihalle.de/kriegschronik-1939-1948/ Alte-Schleihalle. Kriegschronik 1939–1948], abgerufen am: 3. Juni 2017 Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es seitens der dänischen Minderheit Bestrebungen zum Anschluss an das Königreich Dänemark. Da die Angehörigen der dänischen Minderheit Lebensmittelhilfen aus Skandinavien erhielten, wurden Einwohner, die sich nach dem Ende des [[Zeit des Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] zur dänischen Minderheit bekannten, von Deutschgesinnten verdächtigt, aus rein materiellen Motiven zu handeln, und als „[[Speckdäne]]n“ beschimpft.[http://www.geschichte-s-h.de/?s=speckdän Geschichtsgesellschaft Schleswig-Holstein]

Durch die ab 1946 von der [[Control Commission for Germany/British Element|britischen Militärregierung]] betriebene Umwandlung der preußischen Provinz Schleswig-Holstein in ein deutsches Bundesland verlor Schleswig seine herausragende Rolle unter den Städten Schleswig-Holsteins, und [[Kiel]] wurde Landeshauptstadt. Pläne, dafür die [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel|Universität Kiel]] nach Schleswig zu verlegen, wurden nicht umgesetzt. Später wurden die [[Britische Rheinarmee|britischen Soldaten]] durch [[Norwegische Deutschland-Brigade|norwegisches Militär]] als Besatzungsmacht ersetzt.

=== Justiz- und Kulturhauptstadt des Bundeslandes Schleswig-Holstein ===
Am 24. Oktober 1948 erfolgte die erste Gemeindewahl im neuen Bundesland Schleswig-Holstein. In Schleswig gewann ein Wahlbündnis von [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Dieses erzielte in Schleswig zusammen 12286 Stimmen. Der [[Südschleswigscher Wählerverband|SSW]], als Partei der dänischen Minderheit, erhielt unter der gesamten Bevölkerung hingegen 7187 Stimmen und die linksextremistische [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] 305 Stimmen.
In die Stadtvertretung wurden hierdurch 20 deutsche und 7 dänischgesinnte Mitglieder gewählt. Von den 20 deutschen Vertretern gehörten 12 der CDU und 8 der SPD an. Aufgrund des eindeutigen deutschen Wahlsieges wurden vom Rathaus und vom Domturm daraufhin in den Folgetagen die von der Militärregierung erst kürzlich wieder zugelassenen blau-weiß-roten Landesfarben gehisst.

Als Ausgleich für den Verlust der politischen und administrativen Funktionen als Landeshauptstadt wurde Schleswig nach dem Zweiten Weltkrieg zudem Sitz des [[Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht|Oberlandesgerichts]], des [[Landesarchiv Schleswig-Holstein|Landesarchivs]], des [[Schloss Gottorf|Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte]] und des [[Schloss Gottorf|Archäologischen Landesmuseums]]. Schleswig ist somit heute ein kulturelles und Justizzentrum des Bundeslandes Schleswig-Holstein.

== Politik ==
=== Stadtrat ===
{{Sitzverteilung
| float = right
|LINKE|SPD|GRÜNE|SSW|FW|BfB|FDP|CDU
| LINKE = 1
| SPD = 7
| GRÜNE = 6
| SSW = 3
| CDU = 9
| FDP = 1
| FW = 2
| BfB = 2
| BfB Farbe = 073FAF
}}
{{Wahldiagramm
|LAND = DE
|TITEL = [[Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein 2018|Gemeindewahl am 6. Mai 2018]]{{Webarchiv|url=http://www.schleswig.de/file.php?ID=5320 |wayback=20140725111732 |text=schleswig.de |archiv-bot=2019-05-12 14:11:33 InternetArchiveBot }}
|JAHRALT = 2008
|JAHRNEU = 2013
|PARTEI1 = CDU
|ERGEBNIS1 = 26.6
|PARTEI2 = SPD
|ERGEBNIS2 = 22.5
|PARTEI3 = GRÜNE
|ERGEBNIS3 = 18.4
|PARTEI4 = SSW
|ERGEBNIS4 = 10.4
|PARTEI5 = FW
|ERGEBNIS5 = 7.1
|ANMERKUNG5 = Freie Wähler für Schleswig e. V.
|PARTEI6 = BFB
|ERGEBNIS6 = 7.1
|PARTEI7 = LINKE
|ERGEBNIS7 = 4.0
|PARTEI8 = FDP
|ERGEBNIS8 = 3.9
|FARBE6=073FAF|ANMERKUNG6=Bündnis für Bürger in Schleswig-Holstein e. V.}}

Die Wahl zur Stadtversammlung am 6. Mai 2018 führte bei einer Wahlbeteiligung von 41,7 % zu folgender Zusammensetzung der Ratsversammlung:
[[Datei:Rathaus Schleswig.png|mini|Das Schleswiger Rathaus]]

{| cellpadding=“2″ style=“width:25%; background:#e3e3e3; border-spacing:1px; white-space:nowrap;“
|- align=“center“ bgcolor=“#CCDDEE“
| align=“left“ | Partei / Liste || Sitze
|- align=“center“ bgcolor=“#ffffff“
| align=“left“ |[[CDU Schleswig-Holstein|CDU]]|| 9
|- align=“center“ bgcolor=“#ffffff“
| align=“left“ |[[SPD Schleswig-Holstein|SPD]]|| 7
|- align=“center“ bgcolor=“#ffffff“
| align=“left“ |[[Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein|Bündnis 90/Die Grünen]]|| 6*
|- align=“center“ bgcolor=“#ffffff“
| align=“left“ |[[Südschleswigscher Wählerverband|SSW]]|| 3
|- align=“center“ bgcolor=“#ffffff“
| align=“left“ | [[Wählergruppe|Freie Wähler für Schleswig e. V.]]|| 2
|- align=“center“ bgcolor=“#ffffff“
| align=“left“ | [[Wählergruppe|Bündnis für Bürger in Schleswig-Holstein e. V.]]|| 2
|-
|[[Die Linke Schleswig-Holstein|Die Linke]]
|1
|-
|[[FDP Schleswig-Holstein|FDP]]
|1
|}
*Die Fraktion von „Bündnis 90/Den Grünen“ besteht aufgrund von persönlichen Differenzen innerhalb der gewählten Ratsmitgliedern der Partei nur aus fünf Mitgliedern und einem fraktionslosen Mitglied.


Bundesarchiv B 145 Bild-P003079, Schleswig, Rathaussaal.jpg|Rathaus – Freitreppe
Bundesarchiv B 145 Bild-P003077, Schleswig, Rathaussaal.jpg|Der Ständesaal – Innenansicht
Bundesarchiv B 145 Bild-P003076, Schleswig, Rathaussaal.jpg|Der Ständesaal – Flaggenensemble

=== Bürgermeister ===
{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! colspan=“2″| Amtszeit
! rowspan=“2″| Name
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Beginn
! Ende
|-
| 29. Dezember 1885 || 31. Dezember 1909 || [[Julius Heiberg]]
|-
| 1. Januar 1910 || 31. Dezember 1912 || [[Wilhelm Brückner (Jurist)|Wilhelm Brückner]]
|-
| 1. April 1913 || 10. August 1933 || Oscar Behrens
|-
| 11. August 1933 || 23. Oktober 1933 || Heinrich Blum, kommissarischer Bürgermeister
|-
| 24. Oktober 1933 || 22. Januar 1934 || Adolf Herting, kommissarischer Bürgermeister
|-
| 22. Januar 1934 || 31. Oktober 1937 || Franz Friedrich Freiherr von Baselli
|-
| 11. Dezember 1937 || Mai 1945 || [[Helmut Lemke (Politiker)|Helmut Lemke]], NSDAP
|-
| 15. Mai 1945 || 30. November 1945 || Hans Hinrichs, kommissarischer Bürgermeister
|-
| 1. Dezember 1945 || 19. November 1948 || [[Hermann Clausen]], bis Juli 1946 SPD, ab 1948 SSW, kommissarischer Bürgermeister, gewählter Bürgermeister vom 7. März bis 19. November 1948
|-
| 19. November 1948 || 30. April 1950 || Jakob Böhme, CDU
|-
| 1. Mai 1950 || 30. Dezember 1954 || Bruno Lorenzen
|-
| 1. Juni 1955 || 9. August 1973 || Werner Kugler, CDU
|-
| 12. November 1973 || 18. Januar 1977 || [[Bodo Richter]], SPD
|-
| 19. Januar 1978 || 18. Januar 1990 || [[Heinz Bartheidel]], CDU
|-
| 19. Januar 1990 || 18. Januar 2002 || Klaus Nielsky, SPD
|-
| 19. Januar 2002 || 17. Januar 2014 || [[Thorsten Dahl]], zunächst CDU, später parteilos
|-
| 17. Januar 2014 || im Amt || Arthur Christiansen, parteilos
|-
|}

=== Bundes- und Landespolitik ===
Schleswig gehört zum [[Bundestagswahlkreis Flensburg – Schleswig]] und zum [[Landtagswahlkreis Schleswig]], die beide bei den Wahlen im Jahr 2009 von der CDU direkt gewonnen wurden. Die Stadt ist Verwaltungssitz des [[Kreis Schleswig-Flensburg|Kreises Schleswig-Flensburg]].

=== Wappen und Flagge ===
[[Datei:Schleswig-Coat.svg|rechts|90px]]
Das Wappen der Stadt Schleswig entstand aus einem alten Siegel der Stadt, dass schon für das 13. Jahrhundert bezeugt ist.{{Webarchiv|url=http://stadtgeschichte.de/details.php?satzNr=9783891153086&action=stadtsiegel |wayback=20170220172245 |text=Stadtgeschichte Schleswig. Stadtsiegel Schleswig |archiv-bot=2019-05-12 14:11:33 InternetArchiveBot }}, abgerufen am: 19. Februar 2017[http://www.museen-sh.de/Objekt/DE-MUS-121315/lido/2004-005.00 Museen Nord. Siegel], abgerufen am: 19. Februar 2017 1935 wurde der eingereichte Wappenvorschlag Schleswigs, der auf dem alten Siegel beruhte, für die Stadt genehmigt. Die [[Blasonierung]] wurde damit festgelegt: „In Blau über blauen und silbernen Wellen auf torloser goldener Zinnenmauer ein goldener Zinnenturm, den eine zugewendete goldene Mondsichel und ein sechsstrahliger goldener Stern begleiten.“[{{SH-Wappenrolle|261|Stadt Schleswig, Kreis Schleswig-Flensburg|nurLink=1}} Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein]

Die Schleswiger Flagge (Blasonierung: „Die Stadtflagge ist blau-gelb.“{{Webarchiv|url=http://www.schleswig.de/file.php?ID=610 |wayback=20110514120113 |text=Hauptsatzung der Stadt Schleswig |archiv-bot=2019-05-12 14:11:33 InternetArchiveBot }}) ist nicht in der Kommunalen Wappenrolle Schleswig-Holstein eingetragen. Die Farben blau-gelb entsprechen denen des Herzogtums Schleswig (siehe auch: “[[Schleswigsche Löwen]]“).

=== Partnerstädte ===
* {{GBR|London Borough of Hillingdon|London Borough of Hillingdon}} ([[Vereinigtes Königreich]]), seit 1958
* {{FRA|Mantes-la-Jolie|Mantes-la-Jolie}} ([[Frankreich]]), seit 1958
* {{DNK|Vejle|Vejle}} ([[Dänemark]]), seit 1977
* {{DEU|Waren (Müritz)| Waren}} ([[Deutschland]], [[Mecklenburg-Vorpommern]]), seit 1990

== Religionen ==
[[Datei:Schleswiger Dom front.jpg|mini|hochkant|Der St.-Petri-Dom beziehungsweise [[Schleswiger Dom]]]]
[[Datei:Schleswig Holmer Kapelle 04.jpg|mini|Holmer Kapelle]]
[[Datei:St. Ansgar Kirche in Schleswig Ansgarkirke ev.-luth. dänisch – Kirche aus der Perspektive von der Schlei Schleswig-Holstein – Foto Wolfgang Pehlemann P1290344.jpg|mini|Die katholische St.-Ansgar-Kirche in der Perspektive von der Schlei]]
[[Datei:AnsgarhusetSlesvig.jpg|mini|Die dänische Gemeinde nutzt Kirche und Gemeinderäume im Ansgarhuset]]
Die überwiegende Mehrheit der Schleswiger ist [[Evangelisch-lutherische Kirchen|evangelisch-lutherisch]]. Die nach der Fusion der früheren Kirchengemeinden St. Michaelis, Friedrichsberg und der Domgemeinde im Jahr 2015 gebildete “Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig“ gehört der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland]] an.[http://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten/detail/schleswiger-gemeinden-feiern-zusammenschluss.html Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland: “Schleswiger Gemeinden feiern Zusammenschluss“] Die dänische lutherische Gemeinde der Stadt (“Slesvig og omegns danske Menighed“) gehört der [[Dänische Kirche in Südschleswig|Dänischen Kirche in Südschleswig]] an und entstand 2014 aus der Fusion der früheren Gemeinden Ansgar, Frederiksberg und Treja-Øster Ørsted.[http://www.dks-folkekirken.dk/pastorater/slesvig-rendsborg-egernfoerde/slesvig-og-omegns-danske-menighed/ Dansk Kirke i Sydslesvig: “Slesvig og omegns danske Menighed“] Zudem besteht die pietistisch geprägte [[Verband der Gemeinschaften in der Evangelischen Kirche in Schleswig-Holstein|Gemeinschaft in der Evangelischen Kirche]]. Daneben finden sich auch Gemeinden der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]] (St. Ansgar), der [[Baptisten]] (Evangelisch Freikirchliche Gemeinde), der [[Siebenten-Tags-Adventisten]], der [[Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden|Pfingstler]] (Immanuel-Gemeinde), der [[Neuapostolische Kirche|Neuapostolischen Kirche]] und der [[Jehovas Zeugen]]. Mit Zuwanderung von vor allem türkischen Gastarbeitern ist inzwischen auch der [[Islam]] in Schleswig vertreten. Seit 2014 gibt es ein Gebetszentrum der [[Ahmadiyya]] im Husumer Baum, die Führungen und Veranstaltungen für die Öffentlichkeit anbietet. Zeitweise gab es auch eine kleine [[Judentum|jüdische Gemeinde]] in der Stadt.{{Webarchiv|url=http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/judeninsh.htm |wayback=20120203214449 |text=Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Juden in Schleswig-Holstein |archiv-bot=2019-05-12 14:11:33 InternetArchiveBot }}

=== Kirchengebäude ===
Bereits seit 947 ist Schleswig Bischofssitz. Bis heute ist der Schleswiger Dom Bischofskirche für den Sprengel Schleswig innerhalb der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland]]. Relevante Kirchengebäude und Gemeindezentren sind:
* [[Schleswiger Dom|St.-Petri-Dom (ev.-luth.)]]
* Gottorfer Schlosskirche
* [[Dreifaltigkeitskirche (Schleswig)|Dreifaltigkeitskirche]] (ev.-luth.)
* Michaeliskirche (ev.-luth.)
* Pauluskirche (ev.-luth.)
* Auferstehungskirche (ev.-luth.)
* Ansgarkirke (ev.-luth. dänisch, im Ansgarhuset)
* [[Kapelle der Baptisten in Schleswig]] (ev.-freikirchlich)
* Ansgarkirche (kath.)
* Neuapostolische Kirche

=== Klöster ===
* [[Zisterzienserkloster Rüde#Michaelis-Kloster Schleswig|St. Michaelis auf dem Berge]] (vor 1140–1192), [[Benediktiner]]-[[Doppelkloster]]
* [[St.-Johannis-Kloster vor Schleswig]] (1194), Benediktinerinnenkloster, seit 1536 [[Frauenstift]]
* [[Graukloster (Schleswig)|Graukloster]] (1234–1517, eigentlich Kloster St. Paul), [[Franziskanische Orden|Franziskanerkloster]]
* St. Maria Magdalena (1235–1528/29), [[Dominikaner]]kloster
* Präsidentenkloster (1656–1932), Armenstift

Schleswig St Johannis Kloster 2 2b.JPG|[[St.-Johannis-Kloster vor Schleswig|St.-Johannis-Kloster]]
Graukloster-Schleswig.png|[[Graukloster (Schleswig)|Graukloster]]
Præsidentkloster.jpg|Präsidentenkloster

== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Gottdorfer Riesenglobus 100 1231.jpg|mini|hochkant=0.9|Der [[Gottorfer Riesenglobus]], Nachbau von 2005]]
[[Datei:Schleswig Wiking Turm.jpg|mini|[[Wikingturm]] am Schleiende]]
In der [[Liste der Kulturdenkmale in Schleswig]] stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale. Daneben prägt das Stadtbild als vergleichsweise moderner Gegenpol der [[Wikingturm]] aus den 1970er Jahren.

=== Museen ===
Die Stadt Schleswig ist Standort einer Reihe von Museen. Unter anderem hat die [[Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen]] Schloss Gottorf ihren Sitz in Schleswig. Im Schloss sind das [[Schloss Gottorf|Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte]] und das [[Schloss Gottorf|Archäologische Landesmuseum]] untergebracht. Auf dem Hesterberg lag bis 2014 das [[Volkskunde Museum Schleswig]], das Stadtmuseum befindet sich im Günderothschen Hof, das Museum für Outsiderkunst im Präsidentenkloster. In der [[Holm (Schleswig)|Fischersiedlung Holm]] gibt es ein Holm-Museum. Vor den Toren der Stadt befinden sich das [[Wikinger-Museum Haithabu]] in Busdorf (Ortsteil Haddeby) und das von der dänischen Minderheit getragene [[Danewerkmuseum]] (Danevirkegården) in Groß Dannewerk. Das Teddy-Bär-Haus auf dem Areal des Stadtmuseums in der Schleswiger Friedrichstraße (Ortsteil Friedrichsberg) wird vor allem von Familien mit Kindern besucht. Im Präsidentenkloster am Stadtweg befinden sich zudem die Ostdeutschen Heimatstuben, in denen die Vertriebenenverbände an die ehemaligen deutschen Ostgebiete erinnern.

=== Theater ===
[[Datei:Slesvig Teater.jpg|mini|Das [[Schleswig-Holsteinisches Landestheater und Sinfonieorchester|Schleswiger Landestheater]]]]
Das [[Schleswig-Holsteinisches Landestheater und Sinfonieorchester|Schleswig-Holsteinische Landestheater und Sinfonieorchester]] ist die größte Landesbühne Deutschlands. Es besteht aus mehreren Spielstätten und geht regelmäßig auf Tournee durch das westliche Schleswig-Holstein. In Schleswig selbst war es in einem klassizistischen Bau im Stadtteil Lollfuß beheimatet. Der Saal dieses Theatergebäudes wurde im Juni 2011 vom Bauamt Schleswig wegen Einsturzgefahr geschlossen. Seitdem finden die Aufführungen im “Slesvighus“ statt, das 1901 als Hotel gebaut und seit 1922 als dänisches Kulturzentrum genutzt wird. Das Stadttheater wurde im Frühjahr 2015 abgerissen, über ein neues Theatergebäude wird noch verhandelt.

Das “Slesvighus“ ist auch Spielstätte für dänischsprachige Theateraufführungen.

Im Stadtteil Friedrichsberg gibt es zudem die seit 1961 bestehende niederdeutsche Bühne “Schleswiger Speeldeel e. V.“

=== Parks und Grünanlagen ===
[[Datei:Landesgartenschau Schleswig.png|mini|Die [[Königswiesen (Schleswig)|Königswiesen]] während der [[Landesgartenschau]] 2008]]
[[Datei:Neuwerkgarten looking south 1-MJ2.jpg|mini|Blick vom Fürstengarten zum [[Schloss Gottorf]]]]

Als zentraler Stadtpark bestehen die [[Königswiesen (Schleswig)|Königswiesen]], die 2008 als Zentralfläche für die erste [[Landesgartenschau]] Schleswig-Holsteins modernisiert wurden. Die ca. 16 ha großen Königswiesen, die sich direkt am Nordufer der Schlei befinden, werden von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet mit Badestelle benutzt. Ein ausgedientes [[Pumpwerk]] im Park wurde 2008 durch eine mit [[Lamellenfassade|Holzlamellen]] bekleidete Stahlkonstruktion auf etwa 14 Meter erhöht und dient seither als [[Aussichtsturm]].[http://www.ppp-architekten.de/index.php?n1ID=3&n2ID=16&iid=189 Aussichtsturm Schleswig] auf der Webseite ppp-architekten.de

Weiter befinden sich in Schleswig mehrere Parks. Hervorzuheben sind hier der Neuwerk-Garten sowie der barocke Fürstengarten, der originalgetreu wiederhergestellt wurde und bereits unter den Herzogen Gottorf über die Grenzen Europas bekannt war, mit dem Globushaus.


Schleswig-Königswiesen.jpeg|Die [[Königswiesen (Schleswig)|Königswiesen]] aus der Luft
Gottorf, Tempel.JPG|Tempel im Neuwerk-Garten
Gottorf, Globusgarten.JPG|Spiegelteich, Herkulesstatue, Globushaus

=== Büchereien und Archive ===
In Schleswig existieren eine deutsche [[Stadtbibliothek]] und eine [[Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig|dänische Bücherei]] sowie das Archiv des Kreises Schleswig-Flensburg und das Landesarchiv des Landes Schleswig-Holstein im Prinzenpalais.

=== Kunst und Ausstellungen ===
[[Datei:KunstinstallationSchleswig2008.JPG|mini|hochkant=0.8|Installationen der “Galerie auf der Schlei“, 2008]]

Von Mai bis Oktober 2008 wurde auf der Bucht der Schlei eine Kunstinstallation, “Spiegel unserer Zeit“ in der “Galerie auf der Schlei“ gezeigt. Sie wurde von der Stadt Schleswig und dem “Kunst- und Kulturteam Erfundenes Land“ organisiert. Neun Künstler setzten sich hierbei mit den Themen des Wassers und der Klimaveränderung in Gedichtform und Objektkunst auseinander.

Ferner finden Schloss Gottorf stets Ausstellungen von Künstlern mit Weltrang statt.

=== Sprachen und Dialekte ===
In Schleswig werden [[Standarddeutsch|Hochdeutsch]], [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]] (als [[Schleswigsch]], “Angeliter Platt“) und [[Dänische Sprache|Dänisch]] (vorwiegend als [[Sydslesvigdansk]]) gesprochen, bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch [[Sønderjysk]] („Plattdänisch“, in der [[angeldänisch]]en Varietät).

=== Regelmäßige Veranstaltungen ===
* “Schwahlmarkt“: Der [http://www.schwahlmarkt.de/ Schwahlmarkt] findet jedes Jahr als vorweihnachtlicher Kunsthandwerksmarkt im [[Kreuzgang]] des St. Petri Domes zu Schleswig statt. [[Chor (Musik)|Chöre]] und Musikgruppe gestalten das Rahmenprogramm.
* “Wikingertage“: Die [http://www.wikingertage.de/ Wikingertage] finden alljährlich im Sommer am Ufer des Ostseefjords Schlei auf den Königswiesen statt. Sie zählen zu den größten Wikinger-Veranstaltungen [[Europa]]s.
* “Vortragsreihen“: Sowohl im Prinzenpalais als auch im Oberlandesgericht finden regelmäßig Vortragsveranstaltungen statt. Referenten sind Buchautoren und Politiker.
* “Domkonzerte“: Die Domkonzerte und die klassischen Konzerte im Rahmen des [[Schleswig-Holstein Musik Festival|Schleswig-Holstein-Musik-Festivals]] finden im Sommerhalbjahr statt.
* “Schlossfestspiele“: Regelmäßig werden in den Sommermonaten durch das [[Schleswig-Holsteinisches Landestheater und Sinfonieorchester|Schleswig-Holsteinische Landestheater]] Freilichtaufführungen im Innenhof von Schloss Gottorf angeboten.
* “Gottorfer Landmarkt“: Der Gottorfer Landmarkt im Mai erstreckt sich über das gesamte Areal der Schlossinsel und ist der größte ökologische Landmarkt der Region.
* “[[De danske årsmøder i Sydslesvig|Årsmøder]]“: Regelmäßig Ende Mai/Anfang Juni finden in Schleswig die Jahrestreffen (Årsmøder) der dänischen Minderheit statt, die mit einer [[Open Air|Open-Air]]-Veranstaltung auf dem Gelände des dänischen Sportvereines (SIF) abschließen.
* “Weihnachtsmärkte“: Sowohl auf dem Gelände des Stadtmuseums, am ersten Adventswochenende, als auch auf dem Capitolplatz finden jährlich traditionelle Weihnachtsmärkte statt.
* “Gottorfer Gartenfest“: Im August findet jährlich das Gottorfer Gartenfest statt. Regelmäßige Bestandteile des Festes sind die Klänge einer [[Konzertharfe]], Führungen zu den historisch überlieferten Pflanzen, ein freier Ausblick von der [[Dachterrasse]] des [[Globushaus]]es und Tanzformationen in historischen Kostümen.
* [[Baltic Open Air|“Baltic Open Air“:]] ein seit 2011 jährlich stattfindendes Festival, bei dem bereits Künstler wie z. B. [[Joe Cocker]], [[Torfrock]], [[Schandmaul]] und [[Helloween]] auftraten. Im ersten Jahr war der Veranstaltungsort noch auf den Königswiesen, in den Folgejahren auf dem ehemaligen Kasernengelände und neuem Stadtteil „Auf der Freiheit“.

[[Datei:Capitol Filmpalast (Die Schleswigpremiere von Fünf Freunde 2012).jpg|mini|Das Kino Capitol Filmpalast am Tag der Schleswigpremiere von [[Fünf Freunde (2012)|Fünf Freunde]] (2012)]]

=== Schleswig als Filmkulisse ===
* Große Teile des Films “[[Fünf Freunde (2012)|Fünf Freunde]]“ (2012) wurden in Schleswig gedreht.
* [[ZDF]]-Serie “Unter anderen Umständen“ u. a. mit [[Natalia Wörner]]
* [[ARD]]-[[Tatort (Fernsehreihe)|Tatort]] “[[Tatort: Borowski und der brennende Mann|Borowski und der brennende Mann]]“, u. a. an der [[A. P. Møller-Skolen]]

== Wirtschaft und Infrastruktur ==
[[Datei:Ladenstrasse Schleswig.jpg|mini|Fußgängerzone Schleswig]]
Die Stadt Schleswig verfügt kaum über nennenswerte Industriebetriebe. Jedoch befindet sich der Hauptsitz der Schleswiger Asphaltwerke (SAW) innerhalb der Stadtgrenzen. Im Norden der Stadt befindet sich zudem ein größeres Gewerbegebiet und es gibt etwas Küstenfischerei.

Der [[Fremdenverkehr]] hat in Schleswig einige Bedeutung. Die [[Schlei]] wird zum [[Wassersport]] genutzt. Weiters besuchen jedes Jahre tausende Touristen die Stadt und nutzen deren Fremdenverkehrsangebote.

Ferner haben sich zahlreiche [[Rechtsanwaltskanzlei]]en in der Gerichtshauptstadt des Landes niedergelassen, deren Geschichte teilweise fast 100 Jahre zurückreicht.

Schleswig ist zudem Sitz der [[VR Bank Flensburg-Schleswig]], der [[Schleswiger Volksbank]] und der [[Nord-Ostsee Sparkasse]] sowie der [[Sport-Tiedje]] GmbH.

=== Verkehr und Anbindung ===
[[Datei:Schleswigbahnhof.JPG|mini|[[Bahnhof Schleswig]]]]
Schleswig liegt an der [[Bundesautobahn 7|Autobahn 7]]. Anschluss in die Stadt besteht über die Anschlussstellen Schleswig/[[Schuby]] Nr. 5 sowie Schleswig/[[Jagel]] Nr. 6. Außerdem liegt es an den [[Bundesstraße]]n [[Bundesstraße 76|B 76]], [[Bundesstraße 77|B 77]] und [[Bundesstraße 201|B 201]].

Der [[Bahnhof Schleswig]] liegt an der [[Bahnstrecke Neumünster–Flensburg]]. Nach der [[Annexion]] des Landes Schleswig durch Preußen 1867 wurde diese Bahnstrecke nach Umstrukturierung des übernommenen Bahnnetzes erbaut und Schleswig erhielt seinen Bahnhof an der neuen Staatsbahnstrecke. Zusätzlich stellte die [[Schleswiger Kreisbahn]] bis zu ihrer Einstellung die Verbindung mit [[Friedrichstadt]] im Südwesten sowie Kappeln und Satrup im Nordosten her. Als weitere Verbindung von der Altstadt zum Bahnhof Schleswig diente von 1890 bis 1936 eine Straßenbahn, die als [[Städtische Straßenbahn Schleswig]] ab 1910 elektrisch angetrieben wurde. Von Schleswig bestehen Bahnverbindungen nach Hamburg, Flensburg und Dänemark sowie nach Husum und Kiel (Regionalbahn).

Der Ort wird ferner von Überlandbussen der [[Autokraft]] angefahren. Die Stadtbuslinien werden von den an der [[Verkehrsgemeinschaft Schleswig-Flensburg]] beteiligten Verkehrsbetrieben Schleswig-Flensburg (VSF) bedient.

Des Weiteren besitzt der Ort einen kleinen Stadthafen, der die Ostseeanbindung über die Schlei darstellt.

Die nächsten internationalen [[Flughafen|Flughäfen]] sind der [[Flughafen Hamburg]] und der dänische [[Flughafen Billund]].

=== Medien ===
Örtliche [[Tageszeitung]] Schleswigs sind die “[[Schleswiger Nachrichten]]“, ein Titel des [[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag]]s. Die dänischsprachige Tageszeitung “[[Flensborg Avis]]“ hat ebenfalls eine Lokalredaktion in der Stadt. Von Bedeutung sind zudem die “[[Kieler Nachrichten]]“.

=== Öffentliche Unternehmen ===
Ein wichtiges Unternehmen sind die Stadtwerke Schleswig, ein Verbund aus vier Unternehmen, die überwiegend direkt im Besitz der Stadt Schleswig sind. Hierbei haben die Stadtwerke Schleswig GmbH eine zentrale Stellung mit den Aufgaben der Strom-, Ergas-, Wärme- und Trinkwasserversorgung. Im Bereich der Umweltdienste und Abwasserentsorgung gerieten die Stadtwerke im März 2017 in die Schlagzeilen, weil Millionen von kleinen Plastikteilchen aus den Anlagen der Stadtwerke in die Schlei gerieten und diese bis hin nach [[Arnis]] verschmutzten.[https://www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/plastik-skandal-erhitzt-die-gemueter-id19439146.html Schleswiger Nachrichten, Plastik-Skandal erhitzt die Gemüter, abgerufen am 29. März 2018]

== Öffentliche Einrichtungen ==
[[Datei:Oberlandesgericht Schleswig-Holstein 2.png|mini|Gerichtsgebäude des [[Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht|Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichtes]] (OLG), der Generalstaatsanwaltschaft und des [[Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht|Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichtes]] (LSG)]]
[[Datei:Schleswig-Verwaltungsgericht1-Bubo.JPG|mini|Gerichtsgebäude des [[Schleswig-Holsteinisches Landesverfassungsgericht|Schleswig-Holsteinischen Landesverfassungsgerichtes]] (LVerfG), des [[Schleswig-Holsteinisches Oberverwaltungsgericht|Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgerichtes]], des [[Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht|Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichtes]] und des [[Sozialgericht Schleswig|Sozialgerichtes Schleswig]]]]

=== Justiz ===
Ordentliche Gerichtsbarkeit
* [[Amtsgericht Schleswig]], zugleich [[Zentrales Mahngericht]] Schleswig-Holstein
* [[Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht]]
Verwaltungsgerichtsbarkeit
* [[Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht]]
* [[Schleswig-Holsteinisches Oberverwaltungsgericht]]
Sozialgerichtsbarkeit
* [[Sozialgericht]] Schleswig
* [[Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht]]
Verfassungsgerichtsbarkeit
* [[Schleswig-Holsteinisches Landesverfassungsgericht]]
Staatsanwaltschaft
* [[Generalstaatsanwaltschaft|Schleswig-Holsteinische Generalstaatsanwaltschaft]]

=== Schulen ===
[[Datei:Schleswig Koenigstrasse 37.jpg|mini|[[Domschule Schleswig]]]]
[[Datei:Lornsenschule Schleswig.jpg|mini|Lornsenschule]]
[[Datei:Daenische Schule Hiort Lorenzen Skolen, Schleswig 2008.JPG|mini|[[Hjort Lorenzen|Hiort Lorenzen]]-Skolen]]
[[Datei:A. P. Møller-Skolen Rückseite.jpg|mini|[[A. P. Møller-Skolen]]]]
* [[Grundschule]]n
** Bugenhagenschule (Friedrichstraße 103)
** Schule Nord (Schützenredder 16)
** St.-Jürgen-Schule (Erlenweg 2)
** Wilhelminenschule (Lutherstraße 11)

* Grund- und Hauptschulen
** Gottorp Skolen (dänische Grund- und Hauptschule, Erdbeerenberg 32)

* [[Gemeinschaftsschule]]n
** Gallbergschule (Gallberg 47)
** Dannewerkschule (Erikstraße 50)
** Bruno-Lorenzen-Schule (Spielkoppel 6)

* Grund- und Realschulen
** Hiort Lorenzen-Skolen (dänische Grund- und Realschule, Königsberger Straße 3)

* [[Gymnasium in Deutschland|Gymnasien]]
** [[Domschule Schleswig|Domschule]] (ältestes Gymnasium Nordeuropas, Königsstraße 37)
** Berufliches Gymnasium des Kreises Schleswig-Flensburg / [inoffiziell] Gymnasium am Fürstengarten (Flensburger Straße 19b)
** Lornsenschule (Michaelisallee 1, Lutherstraße 9)
** [[A. P. Møller-Skolen]] (dänisches Gymnasium, Fjordallee 1)

* [[Förderschule (Deutschland)|Förderschulen]]
** Förderzentrum Schleswig-Kropp (Flensburger Straße 120)
** Peter-Härtling-Schule (Holzredder 12)
** Schule Hesterberg (Friedrich-Ebert-Straße 5)
** Landesförderzentrum Hören, Georg Wilhelm Pfingsten Schule (Lutherstraße 14)
** Landesförderzentrum Sehen (Lutherstraße 14)

* [[Berufsschule]]n
** Berufsbildungszentrum Schleswig (Flensburger Straße 19b)
** Schulzentrum für Gesundheitsberufe Schleswig (Am Damm 1)

* Sonstige Schulen
** Erzieherfachschule
** Landwirtschaftsschule
** Kreismusikschule Schleswig-Flensburg

Die nächstgelegenen [[Universität]]en befinden sich in [[Universität Kiel|Kiel]] und [[Europa-Universität Flensburg|Flensburg]]. Von letztgennanter hat jedoch das [[Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte]] (IZRG) seinen Sitz in Schleswig.

== Persönlichkeiten ==
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
==== Geboren im 11.–18. Jahrhundert ====
* [[Ansverus]] (1038–1066), Benediktinermönch und Heiliger
* [[Waldemar III. (Schleswig)|Waldemar III. von Schleswig]] (1238–1257), Herzog von Schleswig
* [[Waldemar IV. (Schleswig)|Waldemar IV. von Schleswig]] (1265–1312), Herzog von Schleswig
* [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian III. von Dänemark]] (1503–1559), König der Dänemark
* [[Hieronymus Cypraeus]] (1516/17–1573), Domherr
* [[Johann Münden]] (1564–1638), Hamburger Oberalter und Senator
* [[Sophia von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1569–1634), Regentin des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin
* [[Erasmus Sartorius]] (1577–1637), Komponist, Organist, Musikschriftsteller und Poet
* [[Johann Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1579–1634), Erzbischof von Bremen, Fürstbischof von Lübeck und Bischof von Verden
* [[Johann Adolf Cypraeus]] (1592–1636), Pastor
* [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1597–1659), Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf
* [[Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1600–1631), Prinz von Schleswig-Holstein-Gottorf
* [[Johann von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1606–1655), Fürstbischof des Fürstbistums Lübeck
* [[Magdalena Sibylla von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1631–1719), Herzogin zu Mecklenburg im Landesteil Mecklenburg-Güstrow
* [[Marie Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf (1634–1665)|Marie Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1634–1665), Landgräfin von Hessen-Darmstadt
* [[Friedrich Hans Gloxin]] (1635–1684), gottorfischer Rat und Kurator der Universität Kiel
* [[Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1636–1715), Königin von Schweden
* [[August Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1646–1705), Prinz von Schleswig-Holstein-Gottorf und Fürstbischof des Fürstbistums Lübeck
* [[Ulrich Petersen (Historiker)|Ulrich Petersen]] (1656–1735), Rechtsanwalt und Historiker der schleswig-holsteinischen Geschichte
* [[Christian Albrecht (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1641–1695), Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf
* [[Friedrich IV. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich IV. von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1671–1702), Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf
* [[Claus von Reventlow]] (1693–1758), Probst des [[St.-Johannis-Kloster vor Schleswig|St.-Johannis-Klosters vor Schleswig]] ab 1736
* [[Friedrich von Eyben (1699–1787)|Friedrich von Eyben]], Jurist, Diplomat und Kanzler der königlichen Anteile Schleswig-Holsteins am Regierungssitz in Glückstadt
* [[Karl August von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1706–1727), Prinz von Schleswig-Holstein-Gottorf sowie Fürstbischof von Lübeck
* [[Ludvig Harboe]] (1709–1783), evangelisch-lutherischer Bischof in Island, Norwegen und Dänemark
* [[Adolf Friedrich (Schweden)|Adolf Friedrich von Schweden]] (1710–1771), König von Schweden
* [[Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf]] (1712–1760), Fürstin und Regentin von Anhalt-Zerbst sowie die Mutter der russischen Zarin Katharina II
* [[Wilhelm Alexander Schwollmann]] (1734–1800), evangelischer Theologe
*[[Jakob Friedrich Feddersen]] (1736–1788), Domprediger am Braunschweiger Dom und Propst in Altona
* [[Johann von Bruyn]] (1739–1799), Major, Oberlandinspektor (Landreformer)
* [[Johann Christian Jürgensen]] (1744–1823), Weißbäcker, Instrumentenbauer und Chronist
* [[Asmus Jakob Carstens]] (1754–1798), Maler des Klassizismus
* [[Adolf Christian Hensler]] (1779–1842), Pastor
* [[Wilhelm Johann Theodor Mauch]] (1788–1863), Arzt und Bryologe
* [[Friedrich Graf von Reventlou]] (1797–1874), schleswig-holsteinischer Politiker
* [[Herman Wilhelm Bissen]] (1798–1868), Bildhauer des Klassizismus, Thorvaldsen-Schüler
* [[Friedrich Georg Wieck]] (1800–1860), Schriftsteller und Industrieller

==== Geboren im 19. Jahrhundert ====

* [[Margarete Binder]] (1801–1870), Theaterschauspielerin
* [[Karl Christian Tadey]] (1802–1841), Pädagoge und Pastor
* [[Nikolaus Thomsen]] (1803–1872), evangelischer Theologe
* [[Johann Bröker]] (1806–1890), Politiker (Ständedeputierter der Geistlichkeit), Mitglied der Holsteinischen Ständeversammlung, Evangelisch-Lutherischer Theologe und Propst
* [[Christian Friedrich Callisen (Bürgermeister)|Christian Friedrich Callisen]] (1806–1863), Beamter, Jurist und Bürgermeister von Flensburg
* [[Johannes Christiansen]] (1809–1854), Professor der Rechtswissenschaften an der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]], Politiker (Mitglied der deutsch-gesinnten Schleswig-Holsteinischen Bewegung), Mitglied der Holsteinischen Ständeversammlung
* [[Friederike von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1811–1902), Herzogin von Anhalt-Bernburg
* [[Georg Johann Theodor Lau]] (1813–1873), evangelischer Geistlicher und Kirchenhistoriker
* [[Karl (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Karl vonSchleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1813–1878), Standesherr
* [[Christian Rauch (Pädagoge)|Christian Rauch]] (1813–1887), Pädagoge und Politiker
* [[Friedrich (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1814–1885), Standesherr
* [[Hermann Georg Krüger]] (1815–1897), Architekt und Bauinspektor
* [[Franz Geerz]] (1816–1888), Generalstabsoffizier und Kartograf
* [[Gustav Ferdinand Thaulow]] (1817–1883), Professor der Philosophie an der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]] und Begründer des [[Thaulow-Museum]]s
* [[Karl Heinrich Keck]] (1824–1895), Schriftsteller
* [[Heinrich Marquardsen]] (1826–1897), Rechtswissenschaftler und Politiker
* [[Johann Adolph von Heintze]] (1829–1904), Landrat
* [[Berend Wilhelm Feddersen]] (1832–1918), Physiker
* [[Heinrich von Heintze-Weißenrode]] (1834–1918), Forst- und Hofbeamter, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
* [[Victor Hensen]] (1835–1924), Meeresbiologe
* [[Edward Selig Salomon]] (1836–1913), Brigadegeneral im Amerikanischen Bürgerkrieg (Sezessionskrieg), Gouverneur des Territoriums Washington (1870–1872)
* [[Hermann Heiberg]] (1840–1910), Schriftsteller
* [[Johannes Hoffmann (Bildhauer)|Johannes Hoffmann]] (1844–1920), Bildhauer und Diplomat
* [[Karl Nikolai Jensen Börgen]] (1843–1909), Astronom
* [[Bernhard Wieck]] (1845–1913), Ingenieur, Direktor der Berliner Grundrentengesellschaft, erster Amts- und Gemeindevorsteher von Grunewald
* [[Julius Engel]] (1842–1926), Richter und Hamburger Bürgerschaftspräsident
* [[Adolf Jacobsen]] (1852–1902), Lederfabrikant und Mitglied des Deutschen Reichstags
* [[Heinrich Philippsen]] (1858–1936), schleswig-holsteinischer Heimatforscher
* [[Hans von Seeckt]] (1866–1936), General im Ersten Weltkrieg, 1920 bis 1926 Chef der Heeresleitung der Reichswehr, Politiker (DVP), 1930 bis 1932 Mitglied des Deutschen Reichstags
* [[Magda Wiegand-Dehn]] (1867–1938), Textilkünstlerin
* [[Ulrich von Brockdorff-Rantzau]] (1869–1928), erster Außenminister der Weimarer Republik
* [[Hans Roß]] (1873–1922), Architekt und Baukünstler
* [[Fritz Engelke]] (eigentlich Friedrich Engelke; 1878–1956), lutherischer Theologe und 1934/35 „Vikar der Deutschen Evangelischen Kirche“
* [[Hermann Föge]] (1878–1963), deutscher Jurist und Politiker (DDP, DStP, später FDP)
* [[Hans-Otto de Boor]] (1886–1956), Rechtswissenschaftler
* [[Niko Wöhlk]] (1887–1950), Kunstmaler
* [[Hermann-Bernhard Ramcke]] (1889–1968), [[Generalleutnant]] im Zweiten Weltkrieg
* [[Carl von Lorck]] (1892–1975), Jurist und Kunsthistoriker
* [[Elisabeth Sophie Dabelstein]] (1895–1976), Alpinistin und Schriftstellerin
* [[Hermann Jensen]] (1895–1946), Arzt und Leiter des Reichsmutterhauses der NS-Schwesternschaft in Dresden
* [[Anton Franzen]] (1896–1968), Politiker (NSDAP), Mitglied des Deutschen Reichstags, braunschweigischer Landesminister für Inneres und Volksbildung
* [[Waldemar Augustiny]] (1897–1979), Schriftsteller
* [[Heinrich Hoffmann (Politiker)|Heinrich Hoffmann]] (1899–1979), Parteifunktionär (SPD/SED), Thüringer Landespolitiker und Mitglied des 1. Deutschen Volksrates
* [[Bernhard Rogge (Marineoffizier)|Bernhard Rogge]] (1899–1982), Marineoffizier, Schiffskommandant, zuletzt Konteradmiral der Bundesmarine
* [[Hilde Wernicke]] (1899–1947), [[Psychiater]]in, die im Rahmen der [[Kinder-Euthanasie]] an NS-Verbrechen beteiligt war

==== Geboren im 20. Jahrhundert ====
* [[Hans Kudszus]] (1901–1977), Schriftsteller und Aphoristiker
* [[Erwin Hinrichs]] (1904–1962), Maler
* [[Heinz Marten]] (1908–1991), Oratorien-Tenor und Liedersänger
* [[Heinrich Wolff (Politiker)|Heinrich Wolff]] (1909–1975), Politiker (CDU), Abgeordneter im Landtag von Schleswig-Holstein
* [[Erich Duggen]] (1910–1989), Maler
* [[Uwe Sörensen]] (1920–2006), Marineoffizier, zuletzt Flottillenadmiral der Bundesmarine
* [[Harald Kracht]] (1927–2018), Pädagoge und Gründer sowie langjähriger Vorsitzender der DLRG-Jugend
* [[Erich Martensen]] (* 1927), Mathematiker
* [[Manfred Hansen (Politiker)|Manfred Hansen]] (1928–1987), Politiker (SPD), Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein
* [[Jannpeter Zopfs]] (* 1934), Richter am deutschen Bundesgerichtshof
* [[Jürgen Miethke (Bankmanager)|Jürgen Miethke]] (* 1935), Bankmanager, Vorsitzender des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein, Ehrenprofessor des Landes Schleswig-Holstein
* [[Klaus Jepsen]] (1936–2005), Schauspieler und Synchronsprecher
* [[Ingo von Bredow]] (1939–2015), Regattasegler, Weltmeister und Olympiateilnehmer
* [[Heinz Kruse]] (1940–2008), Opernsänger (Tenor)
* [[Volker Lemke]] (* 1942), Politiker (CDU), Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein
* [[Ludwig Schmahl]] (* 1943), Professor der Rechtswissenschaften an der FH des Bundes, Leiter des Meisterstudiengangs „Europäisches Verwaltungsmanagement“, katholischer Diakon
* [[Bernd Kröplin]] (1944–2019), Ingenieur
* [[Christian Redl (Schauspieler)|Christian Redl]] (* 1948), Filmschauspieler
* [[Jobst Hirscht]] (* 1948), Leichtathlet
* [[Hans-Hermann Tiedje]] (* 1949), Journalist, u. a. ehemaliger Chefredakteur „Bild“ und „Bunte“, Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl, TV-Moderator, Vorstandsvorsitzender WMP EuroCom
* [[Günter H. Seidler]] (* 1951), Professor der Medizin der Universität Heidelberg
* [[Ralf Rothmann]] (* 1953), Schriftsteller
* [[Sibylle Weischenberg]] (* 1954), Journalistin und Medien-Expertin
* [[Norbert Nieszery]] (* 1960), Politiker (SPD), Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern
* [[André Bawar]] (* 1962), Schriftsteller und Journalist
* [[Ekkehard Wölk]] (* 1967), Jazzmusiker
* [[Kay Richert]] (* 1974), Politiker (FDP)
* [[Marcus Werner]] (* 1974), Fernsehmoderator
* [[Claas P. Jambor]] (* 1970er), christlicher Rock- und Popmusiker
* [[Claudia von Lanken]] (* 1977), Fußballtrainerin
* [[Florian Hossner]] (* 1982), Handballspieler
* [[Annika Ernst]] (* 1982), Schauspielerin
* [[Jan-Ingwer Callsen-Bracker]] (* 1984), Fußballspieler
* [[Tim Wulff]] (* 1987), Fußballspieler

=== In Schleswig Aufgewachsene, an anderen Orten Geborene ===
* [[Jacob Alberts]] (1860–1941), Professor der Kunst, Maler
* [[Georg Asmussen]] (1856–1933), Schriftsteller
* [[Adelbert Heinrich von Baudissin]] (1820–1871), Schriftsteller und Gründer bzw. Mitgründer der „Stadt Heilbrunn“ in den USA
* [[Georg Beseler]] (1809–1888), Professor der Rechtswissenschaften an den Universitäten Basel, Rostock, Greifswald und Berlin, Politiker (Mitglied der deutsch-gesinnten Schleswig-Holsteinischen Bewegung / Casino-Fraktion), Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, Vizepräsident und Mitglied des Preußischen Herrenhauses sowie Abgeordneter des Deutschen Reichstags
* [[Wilhelm Beseler]] (1806–1884), Politiker (Mitglied der deutsch-gesinnten Schleswig-Holsteinischen Bewegung / Casino-Fraktion), Mitglied der Schleswigschen Ständeversammlung, Abgeordneter und Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung, Präsident und Statthalter der provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein von 1848 bis 1851
* [[Friedrich Bluhme]] (1797–1874), Professor der Rechtswissenschaften an den Universitäten Halle, Göttingen und Bonn
* [[Johann Adrian Bolten]] (1742–1807), lutherischer Theologe, Historiker, Schriftsteller und Bibelübersetzer
* [[Johann Leonhard Callisen]] (1738–1806), evangelischer Theologe und Generalsuperintendent von Holstein
* [[Udo Corts]] (* 1955), Politiker (CDU), Abgeordneter im Landtag von Hessen, Staatssekretär im Innenministerium des Landes Hessen, Minister für Wissenschaft und Kunst in Hessen
* [[Jürgen Drews]] (* 1945), Schlagersänger und „König von Mallorca“
* [[Hans-Uwe Erichsen]] (* 1934), Professor der Rechtswissenschaftler und Rektor der Universität Münster, Altpräsident der deutschen Hochschulrektorenkonferenz
* [[Johannes Ewald]] (1743–1781), Dichter
* [[Asmus Finzen]] (* 1940), Professor der Psychiatrie an der Universität Hannover, Wissenschaftsjournalist
* [[Lone Fischer]] (* 1988), Handballerin
* [[Johannes Gaye]] (1804–1840), Kunsthistoriker
* [[Hans Hensen]] (1786–1846), Vorsteher der königlichen Taubstummenanstalt Schleswig, Etatsrat und Professor
* [[Hans Holtorf]] (1899–1984), Theatergründer, Schriftsteller und Maler
* [[Ferdinand Hucho]] (* 1939), Professor der Biochemie an den Universitäten Konstanz und Berlin, Mitglied des Vorstandes der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Initiator und Mitautor des Ersten Deutschen Gentechnologieberichts
* [[Uwe Jensen (Politiker)|Uwe Jensen]] (* 1943), Politiker (SPD), Abgeordneter und Vizepräsident im Landtag von Schleswig-Holstein, Staatssekretär im Justizministerium des Landes Schleswig-Holstein
* [[Christian Kortholt der Ältere]] (1633–1694), Professor für Griechisch und protestantische Theologie an den Universitäten Rostock und Kiel
* [[Walter Prüschenk von Lindenhofen]] (1857–1916), Politiker (FRP – Freikonservative Partei), Mitglied des Deutschen Reichstags
* [[Uwe Jens Lornsen]] (1793–1838), Vorkämpfer eines vereinten deutschen Schleswig-Holsteins
* [[Heinrich Lysius]] (1670–1731), Professor der Theologie und Rektor an der Universität Königsberg
* [[Nicolaus Mattsen]] (1847–1924), Politiker (NLP – Nationalliberale Partei), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und Mitglied des Deutschen Reichstags
* [[Christian Karl Meissner]] (1801–?), Theologe und Autor
* [[Joachim Meyerhoff]] (* 1967), Schauspieler und Schriftsteller
* [[Kay Nehm]] (* 1941), Jurist, Generalbundesanwalt a. D.
* [[Berthold Otto]] (1859–1933), Reformpädagoge und Gründer der Hauslehrerschule in Berlin-Lichterfelde
* [[Dierk Puls]] (1913–1994), Schriftsteller und Germanist
* [[Edvard Rambusch]] (1846–1934), Politiker (Dänemark), Mitglied des Oberhauses des Dänischen Reichstags
* [[Karl Friedrich Lucian Samwer]] (1819–1882), Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Kiel
* [[François Smesny]] (* 1968), Schauspieler
* [[Hermann Tast]] (1490–1551), Reformator
* [[Marcus Tönsen]] (1772–1861), Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Kiel
* [[Ekkehard Winterfeldt]] (1932–2014), Professor der Chemie an der Universität Hannover, Altpräsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
* [[Georg Friedrich Witte]] (1799–1865), Stadtsyndikus und Appellationsgerichtsrat

=== Personen mit Bezug zu Schleswig ===
* [[Carl Gottlieb Bellmann]] (1772–1861), Organist und Komponist des Schleswig-Holstein-Lieds
* [[Matthäus Friedrich Chemnitz]] (1815–1870), Jurist und Texter des Schleswig-Holstein-Lieds
* [[Carl Diercke]] (1842–1913), Pädagoge und Kartograf
* [[Friedrich Karl Gotsch]] (1900–1984), Maler und Grafiker, Friedrich Karl Gotsch-Stiftung, Schloss Gottorf
* [[Daniel Hartnack]] (1642–1708), evangelischer Theologe, Schulmeister und Schriftsteller
* [[Jürgen Hoika]] (1941–2005), ab 1971 am [[Schloss Gottorf|schleswig-holsteinische Landesmuseum]] für Vor- und Frühgeschichte, wo er 1981 wissenschaftlicher Oberrat wurde
* [[Paul Holz (Zeichner)|Paul Holz]] (1883–1938), Zeichner
* [[Friedrich Lübker]] (1811–1867), klassischer Philologe
* [[August Mommsen]] (1821–1913), Lehrer und Historiker
* [[Adam Olearius]] (1599–1671), Schriftsteller, Diplomat und Forschungsreisender
* [[Friedrich Ernst Peters]] (1890–1962), Schriftsteller und Direktor der Landesgehörlosenschule in Schleswig (1946–1955)
* [[Joachim Rachel (Satiriker)|Joachim Rachel]] (1618–1669), [[Satiriker]]
* [[Johann Reinboth]] (1609–1673), Generalsuperintendent von Schleswig-Holstein-Gottorf
* [[Christian Schlee]] (1579–1646), lutherischer Geistlicher, Theologe und Hochschullehrer
* [[Hermann Siemonsen]] (1882–1958), lutherischer Geistlicher, Propst von Schleswig
* [[Johann Skondelev]] († 1421), Bischof von Schleswig
* [[Christian Sledanus]] (1579–1646), Geistlicher, Theologe und Hochschullehrer, Pastor und Propst am Schleswiger Dom, verstarb in Schleswig.
* [[Zacharias Stampeel]] (1654–1731), lutherischer Theologe, Pädagoge und Bibliothekar
* [[Carsten Redlef Volquardsen]] (1824–1875), klassischer Philologe und Lehrer
* [[Karl Wilhelm Struve]] (1917–1988), Kustos und Direktor des [[Schloss Gottorf|Schleswig-holsteinischen Landesmuseum]]
* [[Bendix Friedrich Zinck (Organist)|Bendix Friedrich Zinck]] (1715–1799), Stadtmusikant und Organist im [[Schleswiger Dom]], Komponist

== Sonstiges ==
Am 8. Januar 2004 gab die [[Deutsche Post AG|Deutsche Post]] anlässlich des 1200-jährigen Bestehens von Schleswig eine Sondermarke mit dem Nennwert 55 Cent heraus. Sie zeigt Motive aus der Geschichte sowie bedeutende Bauwerke der Stadt.

Das [[Seenotrettungsboot]] “[[Walter Merz (Schiff)|Walter Merz]]“ der [[DGzRS]] ist in Schleswig stationiert.

== Literatur ==
* Heinrich Philippsen: “Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig und der Schleswiger [[Knudsgilde]].“ Schleswig 1926.
* Joachim Skierka: “Schleswig in der Statthalterzeit 1711–1836.“
* Theo Christiansen: “Schleswig 1836–1945.“
* Theo Christiansen: “Schleswig und die Schleswiger 1945–1962.“
* Theo Christiansen: “Schleswig 1945–1968.“ Fotodokumentation
* Torsten Schulze: “Schleswig – wie es war.“ Droste-Verlag, Düsseldorf 1996.
* Reimer Pohl: “Straßen in Schleswig.“
* Volker Vogel: “Schleswig im Mittelalter, Archäologie einer Stadt.“
* Oliver Bruhns: “Schleswiger Stadtgeschichten.“ In: Reimer Witt, Oliver Bruhns: “1200 Jahre Schleswig.“ hrsg. vom Lions-Club Schleswig, 2006.

== Quellen ==

* Unterlagen der Stadtverwaltung Schleswig, Hauptamt

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikisource}}
{{Wikivoyage}}
* [http://www.schleswig.de/ Offizielle Website]
* Thorsten Dahl: {{Webarchiv|url=http://home.foni.net/~thorsten-dahl/sl/geschichte.htm|wayback=20110518144922|text=Geschichte von Schleswig in Zahlen}}
* [http://www.alte-schleihalle.de/ Private Website mit zahlreichen alten Fotos von Schleswig]

{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Kreis Schleswig-Flensburg}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=4052689-6|LCCN=n/50/081524|VIAF=244079599}}

[[Kategorie:Ort im Kreis Schleswig-Flensburg]]
[[Kategorie:Ort in Südschleswig]]
[[Kategorie:Schleswig| ]]
[[Kategorie:Ehemalige Herzogsresidenz]]
[[Kategorie:Komtursitz (Johanniterorden)]]
[[Kategorie:Angeln (Region)]]
[[Kategorie:Kreisstadt in Schleswig-Holstein]]
Der “’St.-Petri-Dom zu [[Schleswig]]“‘ ist die Predigtkirche des Bischofs des [[Sprengel Schleswig|Sprengels Schleswig und Holstein]] der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland]]. Er zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern [[Schleswig-Holstein]]s.

[[Datei:Schleswig WT2005.jpg|mini|400px|Blick über die [[Schlei]] auf [[Schleswig]] mit dem Dom]]

== Geschichte ==
[[Datei:Schleswiger-dom-gotische-hallenkirche.jpg|mini|hochkant|Gotische Hallenkirche]]
[[Datei:Schleswig Cathedral 0773.jpg|mini|hochkant|Blick zur Orgel]]

=== Vorgeschichte ===
850 entstand eine Missionskirche in [[Haithabu]]. In den Jahren 947/49 veranlasste König [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] die Einrichtung von drei [[Bistum|Bistümern]] auf der [[Kimbern|kimbrischen Halbinsel]], um so indirekt seinen Einfluss nach Norden auszuweiten: zuerst das [[Bistum Ribe]], zuletzt 949 das [[Bistum Århus]], und dazwischen das [[Bistum Schleswig]]. Nach der Gründung dieses Bistums 947 wurde ein erster [[Dom (Gebäude)|Dom]] in Schleswig gebaut, von dem man aber weder die Lage noch die Größe kennt.

=== Baugeschichte ===
1134 erschlugen die Bürger Schleswigs den dänischen König [[Niels (Dänemark)|Niels]] in seinem Schloss, nachdem er es abgelehnt hatte, in St. Petri Zuflucht zu suchen.“Gesta Danorum“ 13. Buch, Kap. 11.14 am Ende. Dieser Nachricht verdanken wir die erste schriftliche Erwähnung des Schleswiger Doms.[[Wolfgang Teuchert]]: “Der Dom in Schleswig“. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf.) 1997, S. 3. „Urkundlich bezeugt ist die Existenz eines Schleswiger Domkapitels erst für das Jahr 1248“ (Ellger, “Der Dom …“, S. 6).

Dieser Kirchenbau, der erste am heutigen Standort, war als dreischiffige [[Romanik|romanische]] [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] angelegt. Mit dem Abschluss des heute noch erhaltenen romanischen [[Kirchenschiff|Querschiffs]] um das Jahr 1200 sind die letzten gesicherten Bauarbeiten an der romanischen Basilika dokumentiert. Als Baumaterial wurden [[Granit]], [[Tuff]]stein aus dem Rheingebiet und [[Backstein]] verwendet.

{{Zitat|Ob diese Granit-Tuff-Kirche je vollendet worden ist, insbesondere, ob sie Westtürme besessen hat, wie der Stifter mit dem doppeltürmigen Kirchenmodell im Bogenfeld des Petriportals uns versichern möchte, ist ungewiss.|ref=Wolfgang Teuchert: “Der Dom in Schleswig“, S. 6.}}

Jedenfalls setzte schon kurz nach Errichtung des romanischen Querschiffs erneut rege Bautätigkeit ein. Von 1275 an entstanden bis 1300 der [[Gotik|hochgotische]] Hallenchor und der „Schwahl“. Die romanische Basilika wurde von 1200 bis 1408 zur spätgotischen [[Hallenkirche]] erweitert und im 16. Jahrhundert vollendet. Aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts, als Schleswig preußische Provinzhauptstadt geworden war, erhielt diese [[Backsteingotik]]-[[Kathedrale]] ihre heutige äußere Form: Im [[Drei-Kaiser-Jahr]] 1888 begann man auf Wunsch des neuen [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaisers Wilhelm II.]] mit der Errichtung des [[Neugotik|neugotischen]] Westturmes, der mit 112 Metern im Verhältnis zu den Proportionen des Domes allzu hoch geriet und 1894 fertiggestellt wurde. Der Entwurf stammte von [[Friedrich Adler (Baurat)|Friedrich Adler]]; finanziert wurde der Bau des Turmes aus französischen [[Reparationen]] an das Deutsche Reich. Auf dem Turm befindet sich in 65 Metern eine Aussichtsplattform mit Blick auf Schleswig, die [[Schlei]] und die ehemalige Fischersiedlung Holm. Im Rahmen spezieller Führungen ist eine Besichtigung der Glocken oberhalb der Aussichtsplattform möglich.

Neben dem gotischen Dreikönigsaltar (um 1300) im südlichen Nebenchor, einer Bronzetaufe im Hochchor aus dem Jahr 1480, die [[Hinrich Klinghe]] zugeschrieben wird, und der über vier Meter hohen geschnitzten Holzplastik mit der Gestalt des [[Christophorus]] von [[Hans Brüggemann]] ist das Prunkstück dieses Domes der [[Der Brüggemann- oder Bordesholmer Altar|Bordesholmer Altar]]. Der heutige Dom hat eine Länge von etwa 100 Metern.

=== Königskrönung und Bischofssynode ===
Während eines großen Festes in Schleswig im Sommer 1218, bei dem 15 Bischöfe und drei Herzöge anwesend waren, wurde der damals neunjährige Königssohn [[Waldemar (Schleswig)|Waldemar]] im Schleswiger Dom zum [[Mitregent|Junior]]-[[König von Dänemark]] gesalbt und gekrönt.Ellen Jørgensen (Hrsg.): “Annales Danici medii aevii“. Kopenhagen 1920, S. 151; Alfred Stange: “Der Schleswiger Dom und seine Wandmalereien“. Berlin 1940, S. 42; Ellger: “Der Dom …“, S. 4. Vielleicht war dieses Ereignis zugleich die Einweihung der neuerbauten romanischen Basilika in Gegenwart ihres Förderers [[Waldemar II. (Dänemark)|Waldemar II.]] unter dem Missionsauftrag Christi im Tympanon der Petritür:
{{Zitat|Tu michi v(esanum m)undi depelle tyrannum
Et revoca gent(es pristinos errores) colentes|ref=Ellger: “Der Dom …“, S. 77 f.}}
{{Zitat|Vertreibe mir den … Tyrannen der Welt und rufe die Heiden zu mir zurück, die den Götzen dienen.|ref=Reimer Pohl/ Christiansen, Hartmut (Hrsg.): “Deutsche Übersetzung der lateinischen Texte im Schleswiger Dom“, Schleswig o. J., S. 2}}

Vier Jahre später, 1222, hielt der [[Kardinal]] Gregorius ein [[Konzil]] in Schleswig ab, dem alle Bischöfe Dänemarks beiwohnten.Stange: “Der Schleswiger Dom …“, S. 42.

=== Der Dom im Mittelalter ===
Der Dom war die Kirche des [[Bischof]]s und des [[Domstift Schleswig|Domkapitels]]. Hauptort für deren Gottesdienst darin war der Hohe Chor, wo außer dem Bischof und den [[Kanoniker]]n 16 vom Kapitel angestellte Chorvikare amtierten. Zugleich diente der Dom als Pfarrkirche mit einem Laurentiusaltar, dessen genauer Ort im Dom unbekannt ist. Der [[Pfarrer]] (“rector, [[Leutpriester|plebanus]]“) war vom Kapitel angestellt, das auch das [[Patronatsrecht]] ausübte.

Das Kapitelregister von 1445/50 zählt 16 offenbar schon lange bestehende [[Vikarie#Mittelalterlicher Hintergrund|Vikarien]] auf, eine 17. war damals bereits eingegangen. In einem Verzeichnis von 1532 werden 25 Altäre bzw. Kapellen und darüber hinaus noch einige Vikarien angeführt. Die [[Vikar]]e am Dom, also die Chorvikare, die Altaristen, denen der Dienst an den Nebenaltären oblag, und deren Vertreter, waren in einer Bruderschaft ([[Kaland]]) zusammengeschlossen, die im Dom einen St.-Trinitatis-Altar hatte.

Seit 1481 gab es eine aus Klerikern und Laien gebildete [[Rosenkranzbruderschaft]], der ebenfalls ein [[Altar]] im Dom zugehörte, und seit etwa 1450 die Marianer mit einem von vier Priestern bedienten Altar. Zu den Besitzern einer Vikarie gehörte der [[Organist]]. Unter den Kirchenbedienten niederen Ranges werden der [[Glöckner]] und der Lampenanzünder genannt. Der Schatzmeister des Kapitels hatte drei stets brennende Lampen in der Domkirche zu unterhalten. Dem Domkapitel unterstanden eine Priesterschule (im Chor des Domes) und eine mehr der Allgemeinbildung dienende Kapitelschule (erstmals 1307 genannt).Auszüge aus Ellger: “Der Dom …“, S. 7.

=== Der Dom während der Reformationszeit ===
Wie andernorts war es auch in Schleswig vornehmlich die Bürgerschaft, die [[Luther]]s Lehre annahm. Bischof und Domkapitel dagegen verhielten sich ablehnend. Da der Dom zugleich als Pfarrkirche diente und andererseits die Landesherrschaft der neuen Lehre nicht abgeneigt war, konnte das Domkapitel nicht verhindern, dass nach dem tumultuarischen Auftritt des ehemaligen Mönchs Friedrich (er hatte mit Bürgerhilfe die Domkanzel gewaltsam in Besitz genommen) im folgenden Jahr 1527 König [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich I.]] auf Ersuchen des Rates einen evangelischen [[Pastor]], [[Marquard Schuldorp]], für den Dom aus [[Wittenberg]] berief und dieser von Rat und Gemeinde angenommen wurde.

Die Besoldung bestand, da das Kapitel nichts dazu hergeben wollte, zunächst nur aus den geringen Einkünften des Laurentiusaltars. 1528 ließ der König die freigewordene Vikarie St. Andreae hinzulegen. Mit der Verwaltung der Einkünfte wurde der Rat betraut, der seinerseits Mittel für den Prediger beisteuerte. Schuldorps Nachfolger R. Westerholt (1529–1554) erhielt 1531 neben jener Vikarie die Einkünfte der Hl. Geistkirche und der Kirche auf dem [[Holm (Schleswig)|Holm]], der beiden letzten Pfarrkirchen innerhalb der Stadt, die auf diese Weise jetzt aufgehoben wurden. Ihre Gemeinden kamen zum Dom.

Aus einer Pfarrei des Kapitels war die evangelische Hauptpfarrkirche der Stadt geworden. Der hieran maßgeblich beteiligte Rat der Stadt Schleswig versuchte bald darauf, das alleinige Patronatsrecht zu erlangen. Aber noch unterstand der Dom dem beim alten Glauben verharrenden Bischof und seinem Kapitel, das weiterhin im Chor seine Gottesdienste hielt.

Friedrich I. nutzte die Gunst der Stunde zu einigen landesherrlichen Eingriffen ins Kirchenwesen, ließ aber manches beim Alten. Erst [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian III.]] (1533–1559) versuchte, überall die [[Reformation]] durchzusetzen. Er nötigte Bischof [[Gottschalk von Ahlefeldt|Gottschalk]] 1533, die neuen Verhältnisse am Dom anzuerkennen, dem König Stellenbesetzungsrechte einzuräumen und den Domherrngottesdienst einzuschränken.

Infolge der raschen Ausbreitung der Reformation verloren Bischof und Kapitel bald ihre Funktionen als geistliche Aufsichtsbehörde. An ihre Stelle traten am Ende der 1530er Jahre evangelische [[Superintendent]]en, denen Aufsichtsbezirke entsprechend der weltlichen Ämtergliederung zugeteilt wurden.

Nach dem Tod Bischof Gottschalks 1541 war der Weg frei für eine umfassende Neuordnung, die noch im gleichen Jahr zwischen König Christian III. und dem Domkapitel vereinbart und dann in die [[Kirchenordnung]] von 1542 aufgenommen wurde. An die Stelle des katholischen kam ein evangelischer Bischof, dessen geistlicher Oberaufsicht nun das gesamte [[Herzogtum Schleswig]] unterstellt wurde.
Auch das Domkapitel wurde als Institution beibehalten, jedoch nur mit einer Stellenzahl für acht Domherren. Drei von ihnen erhielten Leitung und Lehramt an der neu einzurichtenden [[Domschule Schleswig|Domschule]] (die eine höhere evangelische Schule für das ganze Land werden sollte).

Zum ersten evangelischen Bischof wurde [[Tilemann von Hussen]] erwählt. Die gesonderten Gütermassen und sonstigen Einkünfte des Bischofs sowie des Kapitels und mit letzteren auch die der Domkirche, die bisher im Wesentlichen unangetastet geblieben waren, behielten ihren Sondercharakter und standen nun, zum Stiftsgut zusammengefasst, den evangelischen Nachfolgeinstitutionen zur Verfügung.Auszüge aus Ellger: “Der Dom …“, S. 8 ff.; weitere Daten zur Geschichte des Domes finden sich [http://www.pkgodzik.de/fileadmin/user_upload/Gemeindepfarramt_Schleswig/Baugeschichte_Schleswiger_Dom.pdf online auf pkgodzik.de] (PDF; 137 kB).

Nachdem 1542 [[Johannes Bugenhagen|Bugenhagens]] Kirchenordnung angenommen worden war, entstand im „Schwahl“ durch [[Adolf I. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Fürstbischof Adolf]] und vor allem auf Betreiben seines Generalsuperintendenten [[Paul von Eitzen]] 1563 das “paedagogium publicum“, eine Gelehrtenschule. Nach deren Ende um 1583 wurde im „Schwahl“ bis zum Jahre 1887 der Dommarkt abgehalten, der in seinen Ursprüngen wohl bis in frühmittelalterliche Zeit zurückreicht und einst am 3. Februar, dem Todestag [[Ansgar (Erzbischof)|Ansgars]], eingeläutet wurde. Der jetzige „weihnachtliche Schwahlmarkt“ setzt die Jahrhunderte alte Markttradition an diesem Ort fort. Seine Einnahmen dienen der Rettung und Erhaltung bedrohter Kunstwerke im Dom.

== Architektur ==
=== Das Petri-Portal ===
[[Datei:645px-Petri-portal-schleswig-cathedral.jpg|mini|Petri-Portal von ca. 1180]]

Durch das romanische Petri-Portal aus der Zeit um 1180 betritt man den Dom.

Für das Portal wurden unterschiedliche Baumaterialien verwendet: Granit, roter Sandstein aus [[Schonen]], Kalkstein aus [[Gotland]] und Tuff aus dem [[Rheinland]].

Auf dem [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] ist [[Christus]] zwischen [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] und [[Heiliger|Heiligen]] abgebildet. Vermutlich ist derjenige, der den Schlüssel erhält, der [[Jünger]] [[Simon Petrus]], und der andere, dem Christus das [[Schriftband]] mit dem [[Mission (Christentum)|Missionsauftrag]] übergibt, [[Paulus von Tarsus|Paulus]].

Neben dem Petri-Portal steht eine verwitterte Löwen-Plastik, eine weitere ist in die Außenwand der Kanonikersakristei eingelassen.

=== Die Sakristei ===
Die Kanonikersakristei aus der Zeit um 1480 war anfangs [[Sakristei]] und Versammlungsraum des [[Domkapitel]]s, ab 1567 Hörsaal der [[Domschule Schleswig|Domschule]]. Nach der [[Reformation]] erfolgte der Umbau zur “Fürstengruft“ als Grablege der [[Holstein-Gottorp|Gottorfer Herzöge]]. Das Grabmal für Herzog [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich III.]] ist eine Arbeit des flämischen Bildhauers [[Artus Quellinus I.]] aus dem Jahr 1654 und „das erste Zeugnis des [[Quellinus|Quellinus-Barock]] im Lande.“Hartwig Beseler: “Kunst-Topographie Schleswig-Holstein.“ Neumünster 1974, S. 679.

1671 ergänzte der französische Bildhauer [[Jean Arnaud Villers]] unter anderem auf dem Marmorportal zwei Figuren aus [[Gips]]“Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein: Der Stadt Schleswig“, Bd. 2.: “Der Dom und der ehemalige Dombezirk“, Deutscher Kunstverlag, 1966, S. 520f. mit Darstellungen von [[Christian Albrecht (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Herzog Christian Albrecht]] und dessen Gemahlin [[Friederike Amalie von Dänemark]].[[Peter Godzik]]: “Der Schleswiger Dom und seine (Bau- und Ausstattungs-)Geschichte“, [o. D.], S. 6; [http://www.pkgodzik.de/fileadmin/user_upload/Gemeindepfarramt_Schleswig/Baugeschichte_Schleswiger_Dom.pdf herunterladbar] als [[PDF-Dokument]] von der privaten Seite “pkgodzik.de“, zuletzt abgerufen am 30. August 2016 Zudem schuf Villers die beiden ersten steinernen Außensärge.

=== Der Hohe Chor ===
Der [[Bischof]] “Berthold“ ließ den Hohen Chor gegen Ende des 13. Jahrhunderts erweitern und ausmalen. Die Motive der Fresken sind “Verkündigung, Marienkrönung, St. Katharina, St. Philippus, St. Petrus, Deesis, Engel“. Das Chorgestühl wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von einem unbekannten Künstler unter dem Pseudonym “Magister rusticus“ angefertigt.

[[Datei:Schwahl-Wandszene-3Koenige.jpg|mini|hochkant|Beispiel für eines der mittelalterlichen Wandfelder: „Die Anbetung der heiligen drei Könige“]]

=== Der Schwahl ===
Der dreiflügelige [[Kreuzgang]], der sich an der Nordseite des [[Kirchenschiff]]es befindet, wurde 1310 bis 1320 unter Bischof [[Johannes II. von Bokholt]] aus [[Backstein]] gebaut. Er wird “der Schwahl“ (dänisch: “Svalen“) genannt. Dieser Name bedeutet im Dänisch-Niederdeutschen etwa „halboffener Gang außerhalb eines Hauskörpers“.
Es handelt sich um einen [[Prozession]]sgang, der aus der Kirche heraus- und wieder in die Kirche hineinführt. Hier befinden sich restaurierte Fresken aus der Erbauungszeit. Sie zeigen in den einzelnen Wandfeldern das Leben Jesu und in den [[Gewölbe]]n Fabelwesen.

Der Restaurator Albert Olbers hatte 1894 im Rahmen seiner umfangreichen Restaurierungsarbeiten unter der mittelalterlichen Szene “Kindermord in Bethlehem“ einen Tierfries mit [[Truthahn|Truthähnen]] ergänzt. 40 Jahre später behauptete der Maler und Restaurator [[Lothar Malskat]], die Truthähne seien echt, also von etwa 1300. Damit sei bewiesen, dass die Wikinger bereits vor Kolumbus in Amerika gewesen sein müssten und das Truthahn-Motiv von dort mitgebracht hätten. Dies wurde vom herrschenden System propagandistisch ausgenutzt. Erst die maltechnische Untersuchung [[Kurt Wehlte]] 1948 beseitigte alle Zweifel, dass es sich bei den Putern um Fälschungen handelte. 1952 widerrief Malskat seine frühere Behauptung und gestand weitere Fälschungen – unter anderem einen monumentalen „Salvator Mundi“ im Seitenschiff – im Dom von Schleswig bei den Restaurierungsarbeiten 1938. Der Truthahnfries ist weiterhin sichtbar.

Zum Schutz der umfangreichen Fresken vor Verschmutzung und Kondenswasser ist der Schwahl für die Öffentlichkeit nicht regulär zugänglich. Eine der wenigen Gelegenheiten zur Besichtigung bietet, neben den täglichen Führungen, der alljährlich im Dezember dort stattfindende [[Kunsthandwerk]]ermarkt, der sogenannte Schwahlmarkt.

=== Hauptturm ===
[[Datei:Deutschland, Schleswig, Dom.JPG|mini|hochkant|Turm des Schleswiger Doms]]
Der Hauptturm wurde von 1888 bis 1894 aus Backstein erbaut. Er ist mit 112 Metern der dritthöchste Kirchturm [[Schleswig-Holstein]]s nach den Doppeltürmen der [[Marienkirche (Lübeck)|Marienkirche]] in [[Lübeck]] und den Doppeltürmen des [[Lübecker Dom|Domes]] ebendort. Nach dem Einsturz zweier Türme 1275 wurde um 1300 ein niedriger, von der Kirche getrennt stehender Turm zur Unterbringung der Glocken errichtet. Nach der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen 1866 wurde vom preußischen König der Bau eines großen neogotischen Turms betrieben.Claus Rauterberg: “Der St. Petri-Dom zu Schleswig“, DKV-Kunstführer, 17. Auflage, München Berlin 2008, S. 9. Der Turm ist zugleich das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Schleswig. Im Verhältnis zur Größe des Doms ist er überhöht. In 65 m Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform. Der Turm wurde wegen seines schlechten Zustands 1953 bis 1956 durch Stahlbetonkonstruktionen gesichertClaus Rauterberg: “Der St. Petri-Dom zu Schleswig“, DKV-Kunstführer, 17. Auflage, München Berlin 2008, S. 10., dabei neu mit Ziegeln verblendet, von neugotischem Zierwerk entblößt und zeigt sich so heute in etwas vereinfachter Form.

Seit Jahren ist der 120 Jahre alte Domturm aufgrund von Feuchtigkeit im Mauerwerk erneut dringend sanierungsbedürftig. Seit 2011 steht deshalb ein Gerüst vor dem Hauptportal, das herabfallende Ziegel abfangen soll. Ursache ist die in den 1950er Jahren angebrachte Hülle um den Turmkern. Verschiedene Materialien mit unterschiedlichem Quellverhalten sorgen dafür, dass Ziegel an der Fassade aufplatzen. Der Bund teilte Mitte November 2015 mit, sich an den Sanierungskosten mit insgesamt rund 8,6 Millionen Euro zu beteiligen.[[Schleswiger Nachrichten]]: [http://www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/dom-in-schleswig-8-6-millionen-aus-berlin-fuer-sanierung-id11193306.html Dom in Schleswig: 8,6 Millionen aus Berlin für Sanierung], 13. November 2015 Insgesamt wird mit Kosten von 17,3 Millionen Euro gerechnet. Im November 2017 begannen die seit 2015 geplanten Arbeiten zur Restaurierung des Domes, insbesondere des Westgiebels und des Westturmes.[https://www.domsanierung-schleswig.de/ “Domsanierung in Schleswig“], abgerufen am 27. November 2017.[[Katholische Nachrichtenagentur]]: “Arbeiten am Schleswiger Sankt-Petri-Dom haben begonnen“, 14. November 2017. Im Turm hängen in der Glockenstube insgesamt 5 Glocken, mit einem Gesamtgewicht von 9,2 Tonnen, wobei die große Glocke schon allein ein Gewicht von 3,43 Tonnen hat. Zurzeit sind aber die Glocken während der Sanierung des Hauptturmes aus der Glockenstube entfehrnt, und sollen 2021 an ihren angestammten Platz zurück kommen und ihren Dienst verrichten.

== Ausstattung ==
=== Der Brüggemann- oder Bordesholmer Altar ===
[[Datei:Schleswig Dom Brüggemannaltar details.jpg|mini|Bordesholmer Altar, Details]]
Der von [[Hans Brüggemann]] von 1514 bis 1521 aus Eichenholz gefertigte [[Altar]], auch Brüggemannaltar genannt, ist 12,60 Meter hoch und schildert (nach Holzschnitten aus [[Albrecht Dürer|Dürers]] “Kleiner Passion“) mit 392 Figuren die biblische Passionsgeschichte von der “Gefangennahme Jesu“ bis zu “Pfingsten“. Im Mittelfeld sind “Kreuztragung“ und “Kreuzigung“ durch größere Formate hervorgehoben. [[Himmelfahrt]] und [[Pfingsten]] werden auf den Seitenflügeln abgebildet. Neben dem hochgezogenen Mittelteil sind “[[Adam und Eva]]“ dargestellt. Über allem schwebt [[Christus]] als [[Pantokrator]].

Der Altar wurde ursprünglich für die Chorherrenkirche des [[Kloster Bordesholm|Augustiner-Stifts]] in [[Bordesholm]] angefertigt. Nachdem das Stift im Zuge der [[Reformation]] aufgelöst und die [[Fürstenschule]], die die Räume anschließend nutzte, zugunsten der [[Christian-Albrechts-Universität|Kieler Universität]] 1666 aufgehoben worden war, ließ der Gottorfer Herzog [[Christian Albrecht (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Christian Albrecht]] das Meisterwerk im selben Jahr im Schleswiger Dom aufstellen. “Klavs Eibe“, ein Bildschnitzer der [[Eckernförder Bildschnitzerschule]], wurde mit den Arbeiten der Verlegung (Abbau, Transport, Wiederaufbau des Altars) betraut.[https://www.kulturarv.dk/kid/VisWeilbach.do?kunstnerId=6485&wsektion=alle Wilbachs Kunstnerleksikon 1994 ff. online]Zuletzt war Eibe als Bildschnitzmeister in Schleswig tätig An der Restaurierung des Altars Ende des 19. Jahrhunderts in Flensburg war der junge [[Emil Nolde]] beteiligt.

Der erst 23 Jahre zuvor angeschaffte hochbarocke Altar des Schleswiger Doms wurde nach Aufstellung des Brüggemann-Altars an die Kirchengemeinde von [[Neustadt in Holstein]] verkauft, wo er heute noch in der [[Stadtkirche Neustadt in Holstein|Stadtkirche]] steht.

[[Datei:Bordesholmer-Altar-Detail-Kreuztragung.jpg|mini|Ausschnitt aus dem Bordesholmer Altar: Die Kreuztragung]]
[[Datei:Kenotaph Friedrichs I. Schlesw Dom.jpg|mini|hochkant|Kenotaph Friedrichs I.]]

=== Kenotaph Friedrichs I. ===
Im nördlichen Chorschiff befindet sich das elegante [[Renaissance]]-[[Kenotaph]] [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|Friedrichs I.]], König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein. Das Grabmal, 1552 für den Chor geschaffen und dort aufgestellt, wurde 1901 aus ihm entfernt und an seinen heutigen Platz gerückt. Es ist eine der „Glanzleistungen niederländischer Renaissance-Kunst in Nordeuropa“ (M. Mehling). Sein Schöpfer ist der [[Flandern|flämische]] Bildhauer [[Cornelis Floris]]. Statt der sonst üblichen sieben [[Tugend]]en tragen den (leeren) [[Sarkophag]] nur sechs. Der wirkliche Ruheort Friedrichs I. im Schleswiger Dom ist nicht mehr bekannt.

=== Die Blaue Madonna ===
[[Jürgen Ovens]] malte 1669 für den Dom seine “Blaue Madonna“, die ursprünglich “Heilige Familie mit dem Johannesknaben“ hieß. Sie befindet sich an einem Pfeiler zum nördlichen Seitenschiff. Die kostbar von [[Hans Gudewerdt der Jüngere|Hans Gudewerdt dem Jüngeren]] gerahmte “Blaue Madonna“, die in der Zeit des [[Barock]]s entstanden ist, zeigt den Einfluss von [[Anthonis van Dyck]]. Auffällig ist jedoch, dass der Rahmen nicht passgenau ist. Holger Behling zweifelt daher die ursprüngliche Zusammengehörigkeit des Gudewerdtschen Rahmens und des Ovenschen Bildes an.Holger Behling: “Hans Gudewerdt der Jüngere, Bildschnitzer zu Eckernförde“, Dissertation Universität Kiel 1984, Karl-Wachholtz-Verlag, Neumünster 1990, Seiten 299 f. Constanze Köster weist zudem auf den angestückelten Streifen am unteren Ende der Leinwand des Bildes hin.Constanze Köster: “Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam“, Michael Imhof Verlag GmbH & Co KG, Petersberg 2017 (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 147), ISBN 978-3-7319-0369-7. (Dissertation an der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]] 2016), Seite 258

[[Datei:Schleswig Dom baptismal font 02.jpg|mini|hochkant|Bronzetaufe]]

=== Das Taufbecken ===
Das bronzene Taufbecken wurde 1480 von [[Laurens Leve]] gestiftet. Die Arbeit wird [[Hinrich Klinghe]] zugeschrieben, der im Auftrag des [[Strand (Insel)|Strander]] [[Staller (Beamter)|Stallers]] auch die sehr ähnliche Bronzefünte der Kirche von Buphever schuf, die nach dem Untergang des Orts in der [[Burchardiflut]] in die [[Alte Kirche (Pellworm)]] gelangte. Die Trägerfiguren wurden in der Barockzeit angefügt.

== Orgeln ==
=== Die Marcussen-Schuke-Orgel ===
[[Datei:St. Petri (Schleswig) jm23586.jpg|mini|hochkant|Orgel hinter Prospekt von 1701]]
[[Datei:Prinzip des Neobarockprospekts der Marcussenorgel in Schleswig.png|mini|hochkant|Prinzip der Anordnung der Prinzipalpfeifen im Prospekt]]

Als erster Organist wird für 1484 Johannes Casselmann bezeugt. 1555 wird von einem ersten [[Orgel]]bau berichtet. Eine aufwändige Erneuerung fand 1610 statt. Es bestanden 1610 der 16′-[[Orgelprospekt|Prospekt]], das [[Werk (Orgel)|Hauptwerk]], das Pedal und das [[Rückpositiv]]. Teile des inneren Tragwerks und des Prospekts gehen auf diese Zeit zurück. In einer wechselvollen Geschichte gingen die meisten Pfeifen verloren. Vom Rückpositiv, das 1684 erneuert wurde, ist vermutlich noch die Spitzflöte 4′ erhalten. Als das Werk in den Jahren 1701 bis 1705 umgebaut wurde, verfügte es über 29 [[Register (Orgel)|Register]], davon 15 im Rückpositiv. Die je sieben Stimmen im Hauptwerk und Pedal wurden 1731–1732 von [[Johann Dietrich Busch]] um je vier und fünf Stimmen erweitert. Die Firma Angel errichtete 1788 seitliche Pedaltürme und ergänzte fünf neue Stimmen.Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt: {{Webarchiv|url=http://www.schuke-berlin.de/de/orgeln/schleswig.htm |wayback=20120109031511 |text=“Hauptorgel, Schleswiger Dom“ |archiv-bot=2019-05-12 14:16:55 InternetArchiveBot }}, gesehen 11. Januar 2012.

1839 erfolgte ein Neubau durch Marcussen & Reuter (III/P/47) unter Einbeziehung alten Pfeifenmaterials. 1886 wurde die Orgel wegen Sanierungsmaßnahmen an der Westwand ins nördliche Seitenschiff versetzt und 1893 wieder am alten Ort aufgebaut. In diesem Zuge wurde das Rückpositiv entfernt. Im Nachkriegsumbau 1920, der schon vor dem Krieg geplant war, verwendete man zeitbedingt schlechtes Material, stellte die [[Traktur]] auf eine pneumatische um und elektrifizierte die Orgel. Weitere teure Reparaturen in den 1950er Jahren führten schließlich zu einem notwendigen Neubau 1963 durch die Firma [[Marcussen & Søn|Marcussen]] (III/P/51). Dabei wurde der heutige Hauptwerk-Prospekt in der Form von 1701 wiederhergestellt,Daher die Diskrepanz des barocken Aussehens der “Neo“barockorgel. während das Rückpositiv neu entworfen wurde. Das geschaffene Werk war mit seinen vielen [[Register (Orgel)#Gemischte Stimmen|Mixturen]] und farbigen [[Orgelpfeife#Lingualpfeifen (Zungenpfeifen)|Zungenstimmen]] in allen Werken eine [[Neobarock]]orgel der niederdeutschen [[Orgel#Orgellandschaften|Orgellandschaft]]. Das Werk zeichnete sich durch eine solide Bauweise und qualitätvolle Materialien aus; einige Register sind aus Kupfer gefertigt.

Die zunehmende Verschlechterung des Zustands führten zu einer umfassenden Restaurierung und Erweiterung durch die [[Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt]], die 2010 ihren Abschluss fanden. Dabei wurde der neobarocke Charakter des Instruments bewahrt, der als stilbildend und erhaltenswert betrachtet wird. Die [[Traktur]]en wurden überholt, die beengten Platzverhältnisse im Pedal und Brustwerk durch Auslagerungen von Registern beseitigt und das Pfeifenwerk nachintoniert, wodurch eine stärkere Grundtönigkeit erzielt wurde. Ein schwellbares Ergänzungswerk auf einem vierten Manual erweitert die Darstellungsmöglichkeiten des Orgelrepertoires; es ist in gleicher Höhe wie das Hauptwerk hinter dem historischen Gehäuse angebracht. Noch dahinter steht das neue Großpedalwerk. Als klangliches Fundament für das Hauptwerk dient wieder das [[Prinzipal (Orgel)|Prinzipal]] 16′ im Prospekt; für das Pedal wurde ein neues Prinzipal geschaffen. Der neue Spieltisch verfügt über eine elektronische [[Kombination (Orgel)#Setzerkombination|Setzeranlage]] mit 30.000 Speicherplätzen. Der Schleswiger Domorgelverein e. V. dokumentierte und projektierte die Restaurierungen und Erweiterungen mit. Das Instrument weist heute folgende [[Disposition (Orgel)|Disposition]] mit 65 Registern auf vier Manualen und Pedal auf:

{| border=“0″ cellspacing=“18″ cellpadding=“12″ style=“border-collapse:collapse;“
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’I Rückpositiv“‘ C–g3
—-
|-
|1. || Prinzipal || 8′
|-
|2. || Rohrgedackt || 8′
|-
|3. || Quintade || 8′
|-
|4. || Oktave || 4′
|-
|5. || Spitzflöte || 4′
|-
|6. || Oktave || 2′
|-
|7. || Waldflöte || 2′
|-
|8. || Quinte || {{Bruch|1|1|3}}′
|-
|9. || Sesquialtera II
|-
|10. || Scharff V–VI
|-
|11. || Dulzian || 16′
|-
|12. || Krummhorn || 8′
|-
|13. || “Tremulant“
|-
|14. || “Zimbelstern“
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’II Hauptwerk“‘ C–g3
—-
|-
|15. || Principal || 16′
|-
|16. || Prinzipal || 8′
|-
|17. || Spitzflöte || 8′
|-
|18. || Oktave || 4′
|-
|19. || Nachthorn || 4′
|-
|20. || Quinte || {{Bruch|2|2|3}}′
|-
|21. || Oktave || 2′
|-
|22. || Mixtur V–VI
|-
|23. || Scharff III
|-
|24. || Fagott || 16′
|-
|25. || Trompete || 8′
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“4″| “’III Schwellwerk“‘ C–g3
—-
|-
|26. || Bourdon || 16′ || N
|-
|27. || Diapason || 8′ || N
|-
|28. || Doppelflöte || 8′ || N
|-
|29. || Gambe || 8′ || N
|-
|30. || Voix céleste || 8′ || N
|-
|31. || Fugara || 4′ || N
|-
|32. || Flûte || 4′ || N
|-
|33. || Nazard || {{Bruch|2|2|3}}′ || N
|-
|34. || Piccolo || 2′ || N
|-
|35. || Tierce || {{Bruch|1|3|5}}′ || N
|-
|36. || Mixtur IV || || N
|-
|37. || Basson || 16′ || N
|-
|38. || Trompete || 8′ || N
|-
|39. || Oboe || 8′ || N
|-
| || “Tremulant“ || || N
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“4″| “’IV Brustwerk“‘ C–g3mit Türschweller
(schwellbar)
—-
|-
|40. || Spitzgambe || 8′
|-
|41. || Gedackt || 8′
|-
|42. || Prinzipal || 4′
|-
|43. || Rohrflöte || 4′
|-
|44. || Nasat || {{Bruch|2|2|3}}′
|-
|45. || Principal || 2′
|-
|46. || Blockflöte || 2′
|-
|47. || Terz || {{Bruch|1|3|5}}′
|-
|48. || Sifflöte || 1′
|-
|49. || Mixtur III
|-
|50. || Glockenzimbel III
|-
|51. || Regal || 16′ || N
|-
|52. || Vox Humana || 8′
|-
|53. || Regal || 4′ || N
|-
| || “Tremulant“ ||
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“4″| “’Pedal“‘ C–g1
—-
|-
|54. || Untersatz || 32′ || N
|-
|55. || Principal || 16′ || N
|-
|56. || Subbass || 16′ || N
|-
|57. || Oktavbass || 8′ || N
|-
|58. || Gedecktbass || 8′
|-
|59. || Oktave || 4′
|-
|60. || Koppelflöte || 4′
|-
|61. || Nachthorn || 2′
|-
|62. || Rauschquinte III
|-
|63. || Mixtur V
|-
|64. || Posaune || 32′ || N
|-
|65. || Posaune || 16′ || N
|-
|66. || Trompete || 8′
|-
|67. || Zink || 4′
|}
|}
* “[[Koppel (Orgel)|Koppeln]]:“
** elektrisch: III/II, III/I, III/16′, III/4′
** mechanisch: IV/II, I/II, IV/P, III/P, II/P, I/P
* “[[Spielhilfe]]n:“ 30.000fache titelgestützte Setzeranlage, Balanciertritt für Schwellwerkstüren, Registrantentritt, Crescendotritt
* “Anmerkungen“
: N = neues Register (2010)

=== Kleuker-Orgel ===
[[Detlef Kleuker]] baute 1966 eine Chororgel, die an der Nordseite aufgestellt wurde. Die Orgel verfügt über 13 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Den Prospekt des Hauptwerks bilden dem Stil der Zeit entsprechend fünf schlichte, rechteckige Kästen mit außen zwei großen, in der Mitte einem mittelgroßen und dazwischen zwei kleinen Pfeifenfeldern. Im kleineren Untergehäuse sind das Brustwerk mit aufklappbaren Türen und der [[Spieltisch (Orgel)|Spielschrank]] untergebracht. 2003 nahm Kurt Quathamer eine Revision der Orgel vor, stellte einige Register in andere [[Werk (Orgel)|Werke]] um, schuf zwei neue Flötenstimmen und einen [[Dulzian]] und ergänzte einen [[Tremulant]]en. Die Disposition lautet seitdem wie folgt:orgelbase.nl: [http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=orgbase2&%250=2009130&LGE=DE&LIJST=lang Chororgel im Schleswiger Dom], abgerufen am 1. Oktober 2015.
{| border=“0″ cellspacing=“18″ cellpadding=“12″ style=“border-collapse:collapse;“
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’I Hauptwerk“‘ C–
—-
|-
|1. || Prinzipal || 8′
|-
|2. || Oktave || 4′
|-
|3. || Flöte || 4′ || N
|-
|4. || Prinzipal || 2′
|-
|5. || Mixtur III–IV
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’II Brustwerk“‘ C–
—-
|-
|6. || Gedackt || 8′
|-
|7. || Rohrflöte || 4′
|-
|8. || Blockflöte || 2′
|-
|9. || Sesquialtera II ||
|-
|10. || Dulcian || 8′ || N
|-
| || “Tremulant“ || || N
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’Pedal“‘ C–
—-
|-
|11. || Subbaß || 16′
|-
|12. || Koppelflöte || 8′
|-
|13. || Fagott || 16′
|}
|}
* “Koppeln:“ II/I, I/P, II/P
* “Anmerkungen“
: N = neues Register (2003)

== Glocken ==
* Trinitatis-Glocke: 3426 kg, Ton a, Baujahr: 1963,
* Petriglocke: 2232 kg, Ton c, Baujahr 1954,
* Marienglocke: 1900 kg, Ton e, Baujahr 1936,
* Lutherglocke: 921 kg, Ton g, Baujahr 1954,
* Kleine Herrenglocke: 800 kg, Ton a, Baujahr 1397

== Der Dom als Gemeindekirche ==
Der Schleswiger Dom ist heute Zentrum einer großen Gemeinde, die sich in drei Gemeindebezirke (Dom-West, Dom-Ost, St. Jürgen) gliedert und von einem 13-köpfigen [[Kirchengemeindeleitung|Kirchengemeinderat]] geleitet wird.

Der Dom ist von Mai bis September täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr, von Oktober bis April täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Domführungen sind möglich nach Voranmeldung in der Domküsterei.http://domfuehrer-schleswig.de/domfuehrungen.html Aus dem hohen Westturm kann man einen Blick auf die Stadt [[Schleswig]] werfen. Von dort sieht man unter anderem die Altstadt, den Hafen, den neuen Stadtteil „Auf der Freiheit“http://www.auf-der-freiheit.de/ und das ehemalige Gelände der Landesgartenschau 2008.[http://www.schlei-ostsee-urlaub.de/data/schlei-ostsee-urlaub_1046.html “St.-Petri-Dom zu Schleswig“], abgerufen am 27. November 2017.

Über das gottesdienstliche, kirchenmusikalische, kirchen- und gemeindepädagogische Angebot informiert die [[Homepage]],http://www.sankt-petri-dom.de/ außerdem das Gemeindeblatt „3 in Schleswig“,{{Webarchiv|url=http://www.kirchenkreis-schleswig-flensburg.de/kirchengemeinden/kige.schleswig/kg.dom/kg.dom.3/index.html |wayback=20151222162442 |text=Gemeindeblatt “3 in Schleswig“ |archiv-bot=2019-05-12 14:16:55 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 19. Dezember 2015 das zusammen mit den beiden anderen Schleswiger Kirchengemeinden St. Michaelis und Friedrichsberg herausgegeben wird.

=== Geistliche ===
: “Siehe auch“: [[Liste der Bischöfe von Schleswig]]
* [[Jasper Boysen]] (1765–1818), Hauptpastor und Propst 1804–1816
* [[Nicolaus Theodor Boysen]] (1797–1885), Hauptpastor und Propst 1834–1850 (von der dänischen Regierung abgesetzt), 1848–1851 Abgeordneter der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung

== Ansichten ==

Schwahl-Deckenmalerei-Ausschnitt-Fabelwesen.jpg|Beispiel für eines der Fabelwesen im Kreuzgang-Gewölbe
Gefaelschtes-Truthahnfries-Ausschnitt.jpg|Zwei der vier im 20. Jh. gefälschten Truthahn-Medaillons unterhalb der „Kindermord in Bethlehem“-Wandszene
Schleswiger Dom – Leuchter sowie Decke.JPG|Der im Dom hängende Leuchter
Schleswiger Dom – Jesus-Bild über Eingangsportal.JPG|Bild über Eingangsportal, [[Wilhelm Döringer]]
Schleswig Dom organ.jpg|Blick vom Chor zur Orgel
Slesvig domkirke7e.jpg|Hauptturm aus der Ferne

Schleswig Dom Brüggemannaltar total.jpg|Altar, Gesamtansicht

== Literatur ==
* [[Saxo Grammaticus]]: “Historia Danica (Saxonis gesta Danorum) lib. XIII“ (P. E. Müller, J. E. Velschow, Kopenhagen 1839; J. Olrik, H. Raeder, Kopenhagen 1931)
* Richard Haupt: “Die Domkirche St. Petri zu Schleswig“. Schleswig 1897. Neubearbeitung Schleswig 1905.
* Ellen Jørgensen (Hrsg.): “Annales Danici medii aevii“. Kopenhagen 1920.
* Richard Haupt: “Der Dom St. Petri zu Schleswig“. Schleswig 1921.
* [[Freerk Haye Hamkens]]: “Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns“. Insel Verlag, Leipzig 1936, 55 S. ([[Insel-Bücherei]] Nr. 495)
* [[Alfred Stange]]: “Der Schleswiger Dom und seine Wandmalereien“. Berlin: Ahnenerbe-Stiftung Verlag 1940. [https://archive.org/details/StangeSchleswiger Archive]
* Fritz Fuglsang: “Der Dom zu Schleswig“. 2. Aufl., Schleswig 1951
* [[Hinnerk Scheper]]: “Restaurieren und Berufsethos“ In: “Deutsche Kunst und Denkmalpflege“, Jahrgang 1955, Seite 109 ff. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955.
* Joachim Goll: “Kunstfälscher.“ E. A. Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
* Dietrich Ellger: “Die Kunstdenkmäler der Stadt Schleswig“, Bd. 2: “Der Dom und der ehemalige Dombezirk“. Beseler, Hartwig (Hrsg.) München, Berlin 1966.
* [[Adolf Rieth]]: “Vorzeit gefälscht“. Tübingen 1967, S. 144–148.
* Ausstellungskatalog Essen und Berlin: “Fälschung und Forschung“. Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. 1976. ISBN 3-7759-0201-5.
* Marianne Mehling: “Knaurs Kulturführer in Farbe – Schleswig-Holstein“. München (Droemer) 1983 ISBN 3-426-26095-6
* Christian Radtke, Walter Körber (Hrsg.): “850 Jahre St.-Petri Dom zu Schleswig 1134–1984“. Schleswig 1984 ISBN 3-88242-086-3
* Horst Appuhn: “Der Bordesholmer Altar und die anderen Werke von Hans Brüggemann“. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf.) 1987 ISBN 978-3-7845-0298-4
* Paul Nawrocki: “Der Schleswiger Dom in romanischer Zeit“. Sonderdruck. Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 32, 1987, S. 66–104.
* [[Wolfgang Teuchert]]: “Der Dom in Schleswig“. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf.) 1997 ISBN 978-3-7845-1397-3
* Reimer Pohl, Hartmut Christiansen (Hrsg.): “Deutsche Übersetzung der lateinischen Texte im Schleswiger Dom“. Schleswig o. J. (Die Übersetzung besorgte Hans Seyffert, Schleswig.)
* Baedeker (Allianz Reiseführer): “Schleswig-Holstein“. Verlag Karl Baedeker 1999, ISBN 3-89525-906-3.
* Horst-Dieter Landeck: “Schleswig. Ein Reisebegleiter durch die Kulturhauptstadt Schleswig Holsteins“. Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co. Heide 2001. ISBN 3-8042-1009-0.
* Johannes Pfeifer: “Der St.-Petri Dom zu Schleswig.“ (DKV Kunstführer Nr. 161). München/Berlin 2008, ISBN 978-3-422-02169-3

== Weblinks ==
{{Commonscat|Schleswig Cathedral|Schleswiger Dom}}
* [http://www.sankt-petri-dom.de/ Der Schleswiger Dom]

== Einzelnachweise ==

{{Coordinate |NS=54/30/48/N |EW=9/34/9/E |type=landmark |region=DE-SH}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=4197238-7|LCCN=n/81/102786|VIAF=145428186}}

[[Kategorie:Kirchengebäude in Schleswig|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Backsteingotik in Schleswig-Holstein|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Backsteingotik|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Hallenkirche|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Peterskirche]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Gotisches Taufbecken|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal im Kreis Schleswig-Flensburg]]
[[Kategorie:Ehemalige Kathedrale]]

Der “’St.-Petri-Dom zu [[Schleswig]]“‘ ist die Predigtkirche des Bischofs des [[Sprengel Schleswig|Sprengels Schleswig und Holstein]] der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland]]. Er zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern [[Schleswig-Holstein]]s.

[[Datei:Schleswig WT2005.jpg|mini|400px|Blick über die [[Schlei]] auf [[Schleswig]] mit dem Dom]]

== Geschichte ==
[[Datei:Schleswiger-dom-gotische-hallenkirche.jpg|mini|hochkant|Gotische Hallenkirche]]
[[Datei:Schleswig Cathedral 0773.jpg|mini|hochkant|Blick zur Orgel]]

=== Vorgeschichte ===
850 entstand eine Missionskirche in [[Haithabu]]. In den Jahren 947/49 veranlasste König [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] die Einrichtung von drei [[Bistum|Bistümern]] auf der [[Kimbern|kimbrischen Halbinsel]], um so indirekt seinen Einfluss nach Norden auszuweiten: zuerst das [[Bistum Ribe]], zuletzt 949 das [[Bistum Århus]], und dazwischen das [[Bistum Schleswig]]. Nach der Gründung dieses Bistums 947 wurde ein erster [[Dom (Gebäude)|Dom]] in Schleswig gebaut, von dem man aber weder die Lage noch die Größe kennt.

=== Baugeschichte ===
1134 erschlugen die Bürger Schleswigs den dänischen König [[Niels (Dänemark)|Niels]] in seinem Schloss, nachdem er es abgelehnt hatte, in St. Petri Zuflucht zu suchen.<ref>“Gesta Danorum“ 13. Buch, Kap. 11.14 am Ende.</ref> Dieser Nachricht verdanken wir die erste schriftliche Erwähnung des Schleswiger Doms.<ref>[[Wolfgang Teuchert]]: “Der Dom in Schleswig“. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf.) 1997, S. 3. „Urkundlich bezeugt ist die Existenz eines Schleswiger Domkapitels erst für das Jahr 1248“ (Ellger, “Der Dom …“, S. 6).</ref>

Dieser Kirchenbau, der erste am heutigen Standort, war als dreischiffige [[Romanik|romanische]] [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] angelegt. Mit dem Abschluss des heute noch erhaltenen romanischen [[Kirchenschiff|Querschiffs]] um das Jahr 1200 sind die letzten gesicherten Bauarbeiten an der romanischen Basilika dokumentiert. Als Baumaterial wurden [[Granit]], [[Tuff]]stein aus dem Rheingebiet und [[Backstein]] verwendet.

{{Zitat|Ob diese Granit-Tuff-Kirche je vollendet worden ist, insbesondere, ob sie Westtürme besessen hat, wie der Stifter mit dem doppeltürmigen Kirchenmodell im Bogenfeld des Petriportals uns versichern möchte, ist ungewiss.|ref=<ref>Wolfgang Teuchert: “Der Dom in Schleswig“, S. 6.</ref>}}

Jedenfalls setzte schon kurz nach Errichtung des romanischen Querschiffs erneut rege Bautätigkeit ein. Von 1275 an entstanden bis 1300 der [[Gotik|hochgotische]] Hallenchor und der „Schwahl“. Die romanische Basilika wurde von 1200 bis 1408 zur spätgotischen [[Hallenkirche]] erweitert und im 16. Jahrhundert vollendet. Aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts, als Schleswig preußische Provinzhauptstadt geworden war, erhielt diese [[Backsteingotik]]-[[Kathedrale]] ihre heutige äußere Form: Im [[Drei-Kaiser-Jahr]] 1888 begann man auf Wunsch des neuen [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaisers Wilhelm II.]] mit der Errichtung des [[Neugotik|neugotischen]] Westturmes, der mit 112 Metern im Verhältnis zu den Proportionen des Domes allzu hoch geriet und 1894 fertiggestellt wurde. Der Entwurf stammte von [[Friedrich Adler (Baurat)|Friedrich Adler]]; finanziert wurde der Bau des Turmes aus französischen [[Reparationen]] an das Deutsche Reich. Auf dem Turm befindet sich in 65 Metern eine Aussichtsplattform mit Blick auf Schleswig, die [[Schlei]] und die ehemalige Fischersiedlung Holm. Im Rahmen spezieller Führungen ist eine Besichtigung der Glocken oberhalb der Aussichtsplattform möglich.

Neben dem gotischen Dreikönigsaltar (um 1300) im südlichen Nebenchor, einer Bronzetaufe im Hochchor aus dem Jahr 1480, die [[Hinrich Klinghe]] zugeschrieben wird, und der über vier Meter hohen geschnitzten Holzplastik mit der Gestalt des [[Christophorus]] von [[Hans Brüggemann]] ist das Prunkstück dieses Domes der [[Der Brüggemann- oder Bordesholmer Altar|Bordesholmer Altar]]. Der heutige Dom hat eine Länge von etwa 100 Metern.

=== Königskrönung und Bischofssynode ===
Während eines großen Festes in Schleswig im Sommer 1218, bei dem 15 Bischöfe und drei Herzöge anwesend waren, wurde der damals neunjährige Königssohn [[Waldemar (Schleswig)|Waldemar]] im Schleswiger Dom zum [[Mitregent|Junior]]-[[König von Dänemark]] gesalbt und gekrönt.<ref>Ellen Jørgensen (Hrsg.): “Annales Danici medii aevii“. Kopenhagen 1920, S. 151; Alfred Stange: “Der Schleswiger Dom und seine Wandmalereien“. Berlin 1940, S. 42; Ellger: “Der Dom …“, S. 4.</ref> Vielleicht war dieses Ereignis zugleich die Einweihung der neuerbauten romanischen Basilika in Gegenwart ihres Förderers [[Waldemar II. (Dänemark)|Waldemar II.]] unter dem Missionsauftrag Christi im Tympanon der Petritür:
{{Zitat|Tu michi v(esanum m)undi depelle tyrannum
Et revoca gent(es pristinos errores) colentes|ref=<ref>Ellger: “Der Dom …“, S. 77 f.</ref>}}
{{Zitat|Vertreibe mir den … Tyrannen der Welt und rufe die Heiden zu mir zurück, die den Götzen dienen.|ref=<ref>Reimer Pohl/ Christiansen, Hartmut (Hrsg.): “Deutsche Übersetzung der lateinischen Texte im Schleswiger Dom“, Schleswig o.&nbsp;J., S. 2</ref>}}

Vier Jahre später, 1222, hielt der [[Kardinal]] Gregorius ein [[Konzil]] in Schleswig ab, dem alle Bischöfe Dänemarks beiwohnten.<ref>Stange: “Der Schleswiger Dom …“, S. 42.</ref>

=== Der Dom im Mittelalter ===
Der Dom war die Kirche des [[Bischof]]s und des [[Domstift Schleswig|Domkapitels]]. Hauptort für deren Gottesdienst darin war der Hohe Chor, wo außer dem Bischof und den [[Kanoniker]]n 16 vom Kapitel angestellte Chorvikare amtierten. Zugleich diente der Dom als Pfarrkirche mit einem Laurentiusaltar, dessen genauer Ort im Dom unbekannt ist. Der [[Pfarrer]] (“rector, [[Leutpriester|plebanus]]“) war vom Kapitel angestellt, das auch das [[Patronatsrecht]] ausübte.

Das Kapitelregister von 1445/50 zählt 16 offenbar schon lange bestehende [[Vikarie#Mittelalterlicher Hintergrund|Vikarien]] auf, eine 17. war damals bereits eingegangen. In einem Verzeichnis von 1532 werden 25 Altäre bzw. Kapellen und darüber hinaus noch einige Vikarien angeführt. Die [[Vikar]]e am Dom, also die Chorvikare, die Altaristen, denen der Dienst an den Nebenaltären oblag, und deren Vertreter, waren in einer Bruderschaft ([[Kaland]]) zusammengeschlossen, die im Dom einen St.-Trinitatis-Altar hatte.

Seit 1481 gab es eine aus Klerikern und Laien gebildete [[Rosenkranzbruderschaft]], der ebenfalls ein [[Altar]] im Dom zugehörte, und seit etwa 1450 die Marianer mit einem von vier Priestern bedienten Altar. Zu den Besitzern einer Vikarie gehörte der [[Organist]]. Unter den Kirchenbedienten niederen Ranges werden der [[Glöckner]] und der Lampenanzünder genannt. Der Schatzmeister des Kapitels hatte drei stets brennende Lampen in der Domkirche zu unterhalten. Dem Domkapitel unterstanden eine Priesterschule (im Chor des Domes) und eine mehr der Allgemeinbildung dienende Kapitelschule (erstmals 1307 genannt).<ref>Auszüge aus Ellger: “Der Dom …“, S. 7.</ref>

=== Der Dom während der Reformationszeit ===
Wie andernorts war es auch in Schleswig vornehmlich die Bürgerschaft, die [[Luther]]s Lehre annahm. Bischof und Domkapitel dagegen verhielten sich ablehnend. Da der Dom zugleich als Pfarrkirche diente und andererseits die Landesherrschaft der neuen Lehre nicht abgeneigt war, konnte das Domkapitel nicht verhindern, dass nach dem tumultuarischen Auftritt des ehemaligen Mönchs Friedrich (er hatte mit Bürgerhilfe die Domkanzel gewaltsam in Besitz genommen) im folgenden Jahr 1527 König [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich I.]] auf Ersuchen des Rates einen evangelischen [[Pastor]], [[Marquard Schuldorp]], für den Dom aus [[Wittenberg]] berief und dieser von Rat und Gemeinde angenommen wurde.

Die Besoldung bestand, da das Kapitel nichts dazu hergeben wollte, zunächst nur aus den geringen Einkünften des Laurentiusaltars. 1528 ließ der König die freigewordene Vikarie St. Andreae hinzulegen. Mit der Verwaltung der Einkünfte wurde der Rat betraut, der seinerseits Mittel für den Prediger beisteuerte. Schuldorps Nachfolger R. Westerholt (1529–1554) erhielt 1531 neben jener Vikarie die Einkünfte der Hl. Geistkirche und der Kirche auf dem [[Holm (Schleswig)|Holm]], der beiden letzten Pfarrkirchen innerhalb der Stadt, die auf diese Weise jetzt aufgehoben wurden. Ihre Gemeinden kamen zum Dom.

Aus einer Pfarrei des Kapitels war die evangelische Hauptpfarrkirche der Stadt geworden. Der hieran maßgeblich beteiligte Rat der Stadt Schleswig versuchte bald darauf, das alleinige Patronatsrecht zu erlangen. Aber noch unterstand der Dom dem beim alten Glauben verharrenden Bischof und seinem Kapitel, das weiterhin im Chor seine Gottesdienste hielt.

Friedrich I. nutzte die Gunst der Stunde zu einigen landesherrlichen Eingriffen ins Kirchenwesen, ließ aber manches beim Alten. Erst [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian III.]] (1533–1559) versuchte, überall die [[Reformation]] durchzusetzen. Er nötigte Bischof [[Gottschalk von Ahlefeldt|Gottschalk]] 1533, die neuen Verhältnisse am Dom anzuerkennen, dem König Stellenbesetzungsrechte einzuräumen und den Domherrngottesdienst einzuschränken.

Infolge der raschen Ausbreitung der Reformation verloren Bischof und Kapitel bald ihre Funktionen als geistliche Aufsichtsbehörde. An ihre Stelle traten am Ende der 1530er Jahre evangelische [[Superintendent]]en, denen Aufsichtsbezirke entsprechend der weltlichen Ämtergliederung zugeteilt wurden.

Nach dem Tod Bischof Gottschalks 1541 war der Weg frei für eine umfassende Neuordnung, die noch im gleichen Jahr zwischen König Christian III. und dem Domkapitel vereinbart und dann in die [[Kirchenordnung]] von 1542 aufgenommen wurde. An die Stelle des katholischen kam ein evangelischer Bischof, dessen geistlicher Oberaufsicht nun das gesamte [[Herzogtum Schleswig]] unterstellt wurde.
Auch das Domkapitel wurde als Institution beibehalten, jedoch nur mit einer Stellenzahl für acht Domherren. Drei von ihnen erhielten Leitung und Lehramt an der neu einzurichtenden [[Domschule Schleswig|Domschule]] (die eine höhere evangelische Schule für das ganze Land werden sollte).

Zum ersten evangelischen Bischof wurde [[Tilemann von Hussen]] erwählt. Die gesonderten Gütermassen und sonstigen Einkünfte des Bischofs sowie des Kapitels und mit letzteren auch die der Domkirche, die bisher im Wesentlichen unangetastet geblieben waren, behielten ihren Sondercharakter und standen nun, zum Stiftsgut zusammengefasst, den evangelischen Nachfolgeinstitutionen zur Verfügung.<ref>Auszüge aus Ellger: “Der Dom …“, S. 8 ff.; weitere Daten zur Geschichte des Domes finden sich [http://www.pkgodzik.de/fileadmin/user_upload/Gemeindepfarramt_Schleswig/Baugeschichte_Schleswiger_Dom.pdf online auf pkgodzik.de] (PDF; 137&nbsp;kB).</ref>

Nachdem 1542 [[Johannes Bugenhagen|Bugenhagens]] Kirchenordnung angenommen worden war, entstand im „Schwahl“ durch [[Adolf I. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Fürstbischof Adolf]] und vor allem auf Betreiben seines Generalsuperintendenten [[Paul von Eitzen]] 1563 das “paedagogium publicum“, eine Gelehrtenschule. Nach deren Ende um 1583 wurde im „Schwahl“ bis zum Jahre 1887 der Dommarkt abgehalten, der in seinen Ursprüngen wohl bis in frühmittelalterliche Zeit zurückreicht und einst am 3. Februar, dem Todestag [[Ansgar (Erzbischof)|Ansgars]], eingeläutet wurde. Der jetzige „weihnachtliche Schwahlmarkt“ setzt die Jahrhunderte alte Markttradition an diesem Ort fort. Seine Einnahmen dienen der Rettung und Erhaltung bedrohter Kunstwerke im Dom.

== Architektur ==
=== Das Petri-Portal ===
[[Datei:645px-Petri-portal-schleswig-cathedral.jpg|mini|Petri-Portal von ca. 1180]]

Durch das romanische Petri-Portal aus der Zeit um 1180 betritt man den Dom.

Für das Portal wurden unterschiedliche Baumaterialien verwendet: Granit, roter Sandstein aus [[Schonen]], Kalkstein aus [[Gotland]] und Tuff aus dem [[Rheinland]].

Auf dem [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] ist [[Christus]] zwischen [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] und [[Heiliger|Heiligen]] abgebildet. Vermutlich ist derjenige, der den Schlüssel erhält, der [[Jünger]] [[Simon Petrus]], und der andere, dem Christus das [[Schriftband]] mit dem [[Mission (Christentum)|Missionsauftrag]] übergibt, [[Paulus von Tarsus|Paulus]].

Neben dem Petri-Portal steht eine verwitterte Löwen-Plastik, eine weitere ist in die Außenwand der Kanonikersakristei eingelassen.

=== Die Sakristei ===
Die Kanonikersakristei aus der Zeit um 1480 war anfangs [[Sakristei]] und Versammlungsraum des [[Domkapitel]]s, ab 1567 Hörsaal der [[Domschule Schleswig|Domschule]]. Nach der [[Reformation]] erfolgte der Umbau zur “Fürstengruft“ als Grablege der [[Holstein-Gottorp|Gottorfer Herzöge]]. Das Grabmal für Herzog [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrich III.]] ist eine Arbeit des flämischen Bildhauers [[Artus Quellinus I.]] aus dem Jahr 1654 und „das erste Zeugnis des [[Quellinus|Quellinus-Barock]] im Lande.“<ref>Hartwig Beseler: “Kunst-Topographie Schleswig-Holstein.“ Neumünster 1974, S. 679.</ref>

1671 ergänzte der französische Bildhauer [[Jean Arnaud Villers]] unter anderem auf dem Marmorportal zwei Figuren aus [[Gips]]<ref name=“DKdLSH“>“Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein: Der Stadt Schleswig“, Bd. 2.: “Der Dom und der ehemalige Dombezirk“, Deutscher Kunstverlag, 1966, S. 520f.</ref> mit Darstellungen von [[Christian Albrecht (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Herzog Christian Albrecht]] und dessen Gemahlin [[Friederike Amalie von Dänemark]].<ref>[[Peter Godzik]]: “Der Schleswiger Dom und seine (Bau- und Ausstattungs-)Geschichte“, [o.&nbsp;D.], S. 6; [http://www.pkgodzik.de/fileadmin/user_upload/Gemeindepfarramt_Schleswig/Baugeschichte_Schleswiger_Dom.pdf herunterladbar] als [[PDF-Dokument]] von der privaten Seite “pkgodzik.de“, zuletzt abgerufen am 30. August 2016</ref> Zudem schuf Villers die beiden ersten steinernen Außensärge.<ref name=“DKdLSH“/>

=== Der Hohe Chor ===
Der [[Bischof]] “Berthold“ ließ den Hohen Chor gegen Ende des 13. Jahrhunderts erweitern und ausmalen. Die Motive der Fresken sind “Verkündigung, Marienkrönung, St. Katharina, St. Philippus, St. Petrus, Deesis, Engel“. Das Chorgestühl wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von einem unbekannten Künstler unter dem Pseudonym “Magister rusticus“ angefertigt.

[[Datei:Schwahl-Wandszene-3Koenige.jpg|mini|hochkant|Beispiel für eines der mittelalterlichen Wandfelder: „Die Anbetung der heiligen drei Könige“]]

=== Der Schwahl ===
Der dreiflügelige [[Kreuzgang]], der sich an der Nordseite des [[Kirchenschiff]]es befindet, wurde 1310 bis 1320 unter Bischof [[Johannes II. von Bokholt]] aus [[Backstein]] gebaut. Er wird “der Schwahl“ (dänisch: “Svalen“) genannt. Dieser Name bedeutet im Dänisch-Niederdeutschen etwa „halboffener Gang außerhalb eines Hauskörpers“.
Es handelt sich um einen [[Prozession]]sgang, der aus der Kirche heraus- und wieder in die Kirche hineinführt. Hier befinden sich restaurierte Fresken aus der Erbauungszeit. Sie zeigen in den einzelnen Wandfeldern das Leben Jesu und in den [[Gewölbe]]n Fabelwesen.

Der Restaurator Albert Olbers hatte 1894 im Rahmen seiner umfangreichen Restaurierungsarbeiten unter der mittelalterlichen Szene “Kindermord in Bethlehem“ einen Tierfries mit [[Truthahn|Truthähnen]] ergänzt. 40 Jahre später behauptete der Maler und Restaurator [[Lothar Malskat]], die Truthähne seien echt, also von etwa 1300. Damit sei bewiesen, dass die Wikinger bereits vor Kolumbus in Amerika gewesen sein müssten und das Truthahn-Motiv von dort mitgebracht hätten. Dies wurde vom herrschenden System propagandistisch ausgenutzt. Erst die maltechnische Untersuchung [[Kurt Wehlte]] 1948 beseitigte alle Zweifel, dass es sich bei den Putern um Fälschungen handelte. 1952 widerrief Malskat seine frühere Behauptung und gestand weitere Fälschungen – unter anderem einen monumentalen „Salvator Mundi“ im Seitenschiff – im Dom von Schleswig bei den Restaurierungsarbeiten 1938. Der Truthahnfries ist weiterhin sichtbar.

Zum Schutz der umfangreichen Fresken vor Verschmutzung und Kondenswasser ist der Schwahl für die Öffentlichkeit nicht regulär zugänglich. Eine der wenigen Gelegenheiten zur Besichtigung bietet, neben den täglichen Führungen, der alljährlich im Dezember dort stattfindende [[Kunsthandwerk]]ermarkt, der sogenannte Schwahlmarkt.

=== Hauptturm ===
[[Datei:Deutschland, Schleswig, Dom.JPG|mini|hochkant|Turm des Schleswiger Doms]]
Der Hauptturm wurde von 1888 bis 1894 aus Backstein erbaut. Er ist mit 112 Metern der dritthöchste Kirchturm [[Schleswig-Holstein]]s nach den Doppeltürmen der [[Marienkirche (Lübeck)|Marienkirche]] in [[Lübeck]] und den Doppeltürmen des [[Lübecker Dom|Domes]] ebendort. Nach dem Einsturz zweier Türme 1275 wurde um 1300 ein niedriger, von der Kirche getrennt stehender Turm zur Unterbringung der Glocken errichtet. Nach der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen 1866 wurde vom preußischen König der Bau eines großen neogotischen Turms betrieben.<ref>Claus Rauterberg: “Der St. Petri-Dom zu Schleswig“, DKV-Kunstführer, 17. Auflage, München Berlin 2008, S. 9.</ref> Der Turm ist zugleich das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Schleswig. Im Verhältnis zur Größe des Doms ist er überhöht. In 65 m Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform. Der Turm wurde wegen seines schlechten Zustands 1953 bis 1956 durch Stahlbetonkonstruktionen gesichert<ref>Claus Rauterberg: “Der St. Petri-Dom zu Schleswig“, DKV-Kunstführer, 17. Auflage, München Berlin 2008, S. 10.</ref>, dabei neu mit Ziegeln verblendet, von neugotischem Zierwerk entblößt und zeigt sich so heute in etwas vereinfachter Form.

Seit Jahren ist der 120 Jahre alte Domturm aufgrund von Feuchtigkeit im Mauerwerk erneut dringend sanierungsbedürftig. Seit 2011 steht deshalb ein Gerüst vor dem Hauptportal, das herabfallende Ziegel abfangen soll. Ursache ist die in den 1950er Jahren angebrachte Hülle um den Turmkern. Verschiedene Materialien mit unterschiedlichem Quellverhalten sorgen dafür, dass Ziegel an der Fassade aufplatzen. Der Bund teilte Mitte November 2015 mit, sich an den Sanierungskosten mit insgesamt rund 8,6 Millionen Euro zu beteiligen.<ref>[[Schleswiger Nachrichten]]: [http://www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/dom-in-schleswig-8-6-millionen-aus-berlin-fuer-sanierung-id11193306.html Dom in Schleswig: 8,6 Millionen aus Berlin für Sanierung], 13. November 2015</ref> Insgesamt wird mit Kosten von 17,3 Millionen Euro gerechnet. Im November 2017 begannen die seit 2015 geplanten Arbeiten zur Restaurierung des Domes, insbesondere des Westgiebels und des Westturmes.<ref>[https://www.domsanierung-schleswig.de/ “Domsanierung in Schleswig“], abgerufen am 27. November 2017.</ref><ref>[[Katholische Nachrichtenagentur]]: “Arbeiten am Schleswiger Sankt-Petri-Dom haben begonnen“, 14. November 2017.</ref> Im Turm hängen in der Glockenstube insgesamt 5 Glocken, mit einem Gesamtgewicht von 9,2 Tonnen, wobei die große Glocke schon allein ein Gewicht von 3,43 Tonnen hat. Zurzeit sind aber die Glocken während der Sanierung des Hauptturmes aus der Glockenstube entfehrnt, und sollen 2021 an ihren angestammten Platz zurück kommen und ihren Dienst verrichten.

== Ausstattung ==
=== Der Brüggemann- oder Bordesholmer Altar ===
[[Datei:Schleswig Dom Brüggemannaltar details.jpg|mini|Bordesholmer Altar, Details]]
Der von [[Hans Brüggemann]] von 1514 bis 1521 aus Eichenholz gefertigte [[Altar]], auch Brüggemannaltar genannt, ist 12,60 Meter hoch und schildert (nach Holzschnitten aus [[Albrecht Dürer|Dürers]] “Kleiner Passion“) mit 392 Figuren die biblische Passionsgeschichte von der “Gefangennahme Jesu“ bis zu “Pfingsten“. Im Mittelfeld sind “Kreuztragung“ und “Kreuzigung“ durch größere Formate hervorgehoben. [[Himmelfahrt]] und [[Pfingsten]] werden auf den Seitenflügeln abgebildet. Neben dem hochgezogenen Mittelteil sind “[[Adam und Eva]]“ dargestellt. Über allem schwebt [[Christus]] als [[Pantokrator]].

Der Altar wurde ursprünglich für die Chorherrenkirche des [[Kloster Bordesholm|Augustiner-Stifts]] in [[Bordesholm]] angefertigt. Nachdem das Stift im Zuge der [[Reformation]] aufgelöst und die [[Fürstenschule]], die die Räume anschließend nutzte, zugunsten der [[Christian-Albrechts-Universität|Kieler Universität]] 1666 aufgehoben worden war, ließ der Gottorfer Herzog [[Christian Albrecht (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Christian Albrecht]] das Meisterwerk im selben Jahr im Schleswiger Dom aufstellen. “Klavs Eibe“, ein Bildschnitzer der [[Eckernförder Bildschnitzerschule]], wurde mit den Arbeiten der Verlegung (Abbau, Transport, Wiederaufbau des Altars) betraut.<ref>[https://www.kulturarv.dk/kid/VisWeilbach.do?kunstnerId=6485&wsektion=alle Wilbachs Kunstnerleksikon 1994 ff. online]</ref><ref>Zuletzt war Eibe als Bildschnitzmeister in Schleswig tätig</ref> An der Restaurierung des Altars Ende des 19. Jahrhunderts in Flensburg war der junge [[Emil Nolde]] beteiligt.

Der erst 23 Jahre zuvor angeschaffte hochbarocke Altar des Schleswiger Doms wurde nach Aufstellung des Brüggemann-Altars an die Kirchengemeinde von [[Neustadt in Holstein]] verkauft, wo er heute noch in der [[Stadtkirche Neustadt in Holstein|Stadtkirche]] steht.

[[Datei:Bordesholmer-Altar-Detail-Kreuztragung.jpg|mini|Ausschnitt aus dem Bordesholmer Altar: Die Kreuztragung]]
[[Datei:Kenotaph Friedrichs I. Schlesw Dom.jpg|mini|hochkant|Kenotaph Friedrichs I.]]

=== Kenotaph Friedrichs I. ===
Im nördlichen Chorschiff befindet sich das elegante [[Renaissance]]-[[Kenotaph]] [[Friedrich I. (Dänemark und Norwegen)|Friedrichs I.]], König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein. Das Grabmal, 1552 für den Chor geschaffen und dort aufgestellt, wurde 1901 aus ihm entfernt und an seinen heutigen Platz gerückt. Es ist eine der „Glanzleistungen niederländischer Renaissance-Kunst in Nordeuropa“ (M. Mehling). Sein Schöpfer ist der [[Flandern|flämische]] Bildhauer [[Cornelis Floris]]. Statt der sonst üblichen sieben [[Tugend]]en tragen den (leeren) [[Sarkophag]] nur sechs. Der wirkliche Ruheort Friedrichs I. im Schleswiger Dom ist nicht mehr bekannt.

=== Die Blaue Madonna ===
[[Jürgen Ovens]] malte 1669 für den Dom seine “Blaue Madonna“, die ursprünglich “Heilige Familie mit dem Johannesknaben“ hieß. Sie befindet sich an einem Pfeiler zum nördlichen Seitenschiff. Die kostbar von [[Hans Gudewerdt der Jüngere|Hans Gudewerdt dem Jüngeren]] gerahmte “Blaue Madonna“, die in der Zeit des [[Barock]]s entstanden ist, zeigt den Einfluss von [[Anthonis van Dyck]]. Auffällig ist jedoch, dass der Rahmen nicht passgenau ist. Holger Behling zweifelt daher die ursprüngliche Zusammengehörigkeit des Gudewerdtschen Rahmens und des Ovenschen Bildes an.<ref>Holger Behling: “Hans Gudewerdt der Jüngere, Bildschnitzer zu Eckernförde“, Dissertation Universität Kiel 1984, Karl-Wachholtz-Verlag, Neumünster 1990, Seiten 299 f.</ref> Constanze Köster weist zudem auf den angestückelten Streifen am unteren Ende der Leinwand des Bildes hin.<ref>Constanze Köster: “Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam“, Michael Imhof Verlag GmbH & Co KG, Petersberg 2017 (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 147), ISBN 978-3-7319-0369-7. (Dissertation an der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]] 2016), Seite 258</ref>

[[Datei:Schleswig Dom baptismal font 02.jpg|mini|hochkant|Bronzetaufe]]

=== Das Taufbecken ===
Das bronzene Taufbecken wurde 1480 von [[Laurens Leve]] gestiftet. Die Arbeit wird [[Hinrich Klinghe]] zugeschrieben, der im Auftrag des [[Strand (Insel)|Strander]] [[Staller (Beamter)|Stallers]] auch die sehr ähnliche Bronzefünte der Kirche von Buphever schuf, die nach dem Untergang des Orts in der [[Burchardiflut]] in die [[Alte Kirche (Pellworm)]] gelangte. Die Trägerfiguren wurden in der Barockzeit angefügt.

== Orgeln ==
=== Die Marcussen-Schuke-Orgel ===
[[Datei:St. Petri (Schleswig) jm23586.jpg|mini|hochkant|Orgel hinter Prospekt von 1701]]
[[Datei:Prinzip des Neobarockprospekts der Marcussenorgel in Schleswig.png|mini|hochkant|Prinzip der Anordnung der Prinzipalpfeifen im Prospekt]]

Als erster Organist wird für 1484 Johannes Casselmann bezeugt. 1555 wird von einem ersten [[Orgel]]bau berichtet. Eine aufwändige Erneuerung fand 1610 statt. Es bestanden 1610 der 16′-[[Orgelprospekt|Prospekt]], das [[Werk (Orgel)|Hauptwerk]], das Pedal und das [[Rückpositiv]]. Teile des inneren Tragwerks und des Prospekts gehen auf diese Zeit zurück. In einer wechselvollen Geschichte gingen die meisten Pfeifen verloren. Vom Rückpositiv, das 1684 erneuert wurde, ist vermutlich noch die Spitzflöte 4′ erhalten. Als das Werk in den Jahren 1701 bis 1705 umgebaut wurde, verfügte es über 29 [[Register (Orgel)|Register]], davon 15 im Rückpositiv. Die je sieben Stimmen im Hauptwerk und Pedal wurden 1731–1732 von [[Johann Dietrich Busch]] um je vier und fünf Stimmen erweitert. Die Firma Angel errichtete 1788 seitliche Pedaltürme und ergänzte fünf neue Stimmen.<ref name=“Schuke“>Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt: {{Webarchiv|url=http://www.schuke-berlin.de/de/orgeln/schleswig.htm |wayback=20120109031511 |text=“Hauptorgel, Schleswiger Dom“ |archiv-bot=2019-05-12 14:16:55 InternetArchiveBot }}, gesehen 11. Januar 2012.</ref>

1839 erfolgte ein Neubau durch Marcussen & Reuter (III/P/47) unter Einbeziehung alten Pfeifenmaterials. 1886 wurde die Orgel wegen Sanierungsmaßnahmen an der Westwand ins nördliche Seitenschiff versetzt und 1893 wieder am alten Ort aufgebaut. In diesem Zuge wurde das Rückpositiv entfernt. Im Nachkriegsumbau 1920, der schon vor dem Krieg geplant war, verwendete man zeitbedingt schlechtes Material, stellte die [[Traktur]] auf eine pneumatische um und elektrifizierte die Orgel. Weitere teure Reparaturen in den 1950er Jahren führten schließlich zu einem notwendigen Neubau 1963 durch die Firma [[Marcussen & Søn|Marcussen]] (III/P/51). Dabei wurde der heutige Hauptwerk-Prospekt in der Form von 1701 wiederhergestellt,<ref>Daher die Diskrepanz des barocken Aussehens der “Neo“barockorgel.</ref> während das Rückpositiv neu entworfen wurde. Das geschaffene Werk war mit seinen vielen [[Register (Orgel)#Gemischte Stimmen|Mixturen]] und farbigen [[Orgelpfeife#Lingualpfeifen (Zungenpfeifen)|Zungenstimmen]] in allen Werken eine [[Neobarock]]orgel der niederdeutschen [[Orgel#Orgellandschaften|Orgellandschaft]]. Das Werk zeichnete sich durch eine solide Bauweise und qualitätvolle Materialien aus; einige Register sind aus Kupfer gefertigt.

Die zunehmende Verschlechterung des Zustands führten zu einer umfassenden Restaurierung und Erweiterung durch die [[Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt]], die 2010 ihren Abschluss fanden. Dabei wurde der neobarocke Charakter des Instruments bewahrt, der als stilbildend und erhaltenswert betrachtet wird.<ref name=“Schuke“ /> Die [[Traktur]]en wurden überholt, die beengten Platzverhältnisse im Pedal und Brustwerk durch Auslagerungen von Registern beseitigt und das Pfeifenwerk nachintoniert, wodurch eine stärkere Grundtönigkeit erzielt wurde. Ein schwellbares Ergänzungswerk auf einem vierten Manual erweitert die Darstellungsmöglichkeiten des Orgelrepertoires; es ist in gleicher Höhe wie das Hauptwerk hinter dem historischen Gehäuse angebracht. Noch dahinter steht das neue Großpedalwerk. Als klangliches Fundament für das Hauptwerk dient wieder das [[Prinzipal (Orgel)|Prinzipal]] 16′ im Prospekt; für das Pedal wurde ein neues Prinzipal geschaffen. Der neue Spieltisch verfügt über eine elektronische [[Kombination (Orgel)#Setzerkombination|Setzeranlage]] mit 30.000 Speicherplätzen. Der Schleswiger Domorgelverein e.&nbsp;V.<!– Website gegenwärtig nicht aktiv <ref>[http://www.schleswiger-domorgel.de Schleswiger Domorgelverein e.V]</ref>–> dokumentierte und projektierte die Restaurierungen und Erweiterungen mit. Das Instrument weist heute folgende [[Disposition (Orgel)|Disposition]] mit 65 Registern auf vier Manualen und Pedal auf:

{| border=“0″ cellspacing=“18″ cellpadding=“12″ style=“border-collapse:collapse;“
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’I Rückpositiv“‘ C–g<sup>3</sup>
—-
|-
|1. || Prinzipal || 8′
|-
|2. || Rohrgedackt || 8′
|-
|3. || Quintade || 8′
|-
|4. || Oktave || 4′
|-
|5. || Spitzflöte || 4′
|-
|6. || Oktave || 2′
|-
|7. || Waldflöte || 2′
|-
|8. || Quinte || {{Bruch|1|1|3}}′
|-
|9. || Sesquialtera II
|-
|10. || Scharff V–VI
|-
|11. || Dulzian || 16′
|-
|12. || Krummhorn || 8′
|-
|13. || “Tremulant“
|-
|14. || “Zimbelstern“
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’II Hauptwerk“‘ C–g<sup>3</sup>
—-
|-
|15. || Principal || 16′
|-
|16. || Prinzipal || 8′
|-
|17. || Spitzflöte || 8′
|-
|18. || Oktave || 4′
|-
|19. || Nachthorn || 4′
|-
|20. || Quinte || {{Bruch|2|2|3}}′
|-
|21. || Oktave || 2′
|-
|22. || Mixtur V–VI
|-
|23. || Scharff III
|-
|24. || Fagott || 16′
|-
|25. || Trompete || 8′
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“4″| “’III Schwellwerk“‘ C–g<sup>3</sup>
—-
|-
|26. || Bourdon || 16′ || <small>N</small>
|-
|27. || Diapason || 8′ || <small>N</small>
|-
|28. || Doppelflöte || 8′ || <small>N</small>
|-
|29. || Gambe || 8′ || <small>N</small>
|-
|30. || Voix céleste || 8′ || <small>N</small>
|-
|31. || Fugara || 4′ || <small>N</small>
|-
|32. || Flûte || 4′ || <small>N</small>
|-
|33. || Nazard || {{Bruch|2|2|3}}′ || <small>N</small>
|-
|34. || Piccolo || 2′ || <small>N</small>
|-
|35. || Tierce || {{Bruch|1|3|5}}′ || <small>N</small>
|-
|36. || Mixtur IV ||  || <small>N</small>
|-
|37. || Basson || 16′ || <small>N</small>
|-
|38. || Trompete || 8′ || <small>N</small>
|-
|39. || Oboe || 8′ || <small>N</small>
|-
| || “Tremulant“  ||   || <small>N</small>
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“4″| “’IV Brustwerk“‘ C–g<sup>3</sup><ref group=“Anm.“ name=“Türschweller“>mit Türschweller</ref><br />(schwellbar)
—-
|-
|40. || Spitzgambe || 8′
|-
|41. || Gedackt || 8′
|-
|42. || Prinzipal || 4′
|-
|43. || Rohrflöte || 4′
|-
|44. || Nasat || {{Bruch|2|2|3}}′
|-
|45. || Principal || 2′
|-
|46. || Blockflöte || 2′
|-
|47. || Terz || {{Bruch|1|3|5}}′
|-
|48. || Sifflöte || 1′
|-
|49. || Mixtur III
|-
|50. || Glockenzimbel III
|-
|51. || Regal || 16′ || <small>N</small>
|-
|52. || Vox Humana || 8′
|-
|53. || Regal || 4′ || <small>N</small>
|-
| || “Tremulant“ ||
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“4″| “’Pedal“‘ C–g<sup>1</sup>
—-
|-
|54. || Untersatz || 32′ || <small>N</small>
|-
|55. || Principal || 16′ || <small>N</small>
|-
|56. || Subbass || 16′ || <small>N</small>
|-
|57. || Oktavbass || 8′ || <small>N</small>
|-
|58. || Gedecktbass || 8′
|-
|59. || Oktave || 4′
|-
|60. || Koppelflöte || 4′
|-
|61. || Nachthorn || 2′
|-
|62. || Rauschquinte III
|-
|63. || Mixtur V
|-
|64. || Posaune || 32′ || <small>N</small>
|-
|65. || Posaune || 16′ || <small>N</small>
|-
|66. || Trompete || 8′
|-
|67. || Zink || 4′
|}
|}
* “[[Koppel (Orgel)|Koppeln]]:“
** elektrisch: III/II, III/I, III/16′, III/4′
** mechanisch: IV/II, I/II, IV/P, III/P, II/P, I/P
* “[[Spielhilfe]]n:“ 30.000fache titelgestützte Setzeranlage, Balanciertritt für Schwellwerkstüren, Registrantentritt, Crescendotritt
* “Anmerkungen“
: <small>N</small> = neues Register (2010)
<references group=“Anm.“ />

=== Kleuker-Orgel ===
[[Detlef Kleuker]] baute 1966 eine Chororgel, die an der Nordseite aufgestellt wurde. Die Orgel verfügt über 13 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Den Prospekt des Hauptwerks bilden dem Stil der Zeit entsprechend fünf schlichte, rechteckige Kästen mit außen zwei großen, in der Mitte einem mittelgroßen und dazwischen zwei kleinen Pfeifenfeldern. Im kleineren Untergehäuse sind das Brustwerk mit aufklappbaren Türen und der [[Spieltisch (Orgel)|Spielschrank]] untergebracht. 2003 nahm Kurt Quathamer eine Revision der Orgel vor, stellte einige Register in andere [[Werk (Orgel)|Werke]] um, schuf zwei neue Flötenstimmen und einen [[Dulzian]] und ergänzte einen [[Tremulant]]en. Die Disposition lautet seitdem wie folgt:<ref>orgelbase.nl: [http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=orgbase2&%250=2009130&LGE=DE&LIJST=lang Chororgel im Schleswiger Dom], abgerufen am 1. Oktober 2015.</ref>
{| border=“0″ cellspacing=“18″ cellpadding=“12″ style=“border-collapse:collapse;“
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’I Hauptwerk“‘ C–
—-
|-
|1. || Prinzipal || 8′
|-
|2. || Oktave || 4′
|-
|3. || Flöte || 4′ || <small>N</small>
|-
|4. || Prinzipal || 2′
|-
|5. || Mixtur III–IV
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’II Brustwerk“‘ C–
—-
|-
|6. || Gedackt || 8′
|-
|7. || Rohrflöte || 4′
|-
|8. || Blockflöte || 2′
|-
|9. || Sesquialtera II ||
|-
|10. || Dulcian || 8′ || <small>N</small>
|-
| || “Tremulant“ || || <small>N</small>
|}
| style=“vertical-align:top“ |
{| border=“0″
|colspan=“3″| “’Pedal“‘ C–
—-
|-
|11. || Subbaß || 16′
|-
|12. || Koppelflöte || 8′
|-
|13. || Fagott || 16′
|}
|}
* “Koppeln:“ II/I, I/P, II/P
* “Anmerkungen“
: <small>N</small> = neues Register (2003)

== Glocken ==
* Trinitatis-Glocke: 3426 kg, Ton a, Baujahr: 1963,
* Petriglocke: 2232 kg, Ton c, Baujahr 1954,
* Marienglocke: 1900 kg, Ton e, Baujahr 1936,
* Lutherglocke: 921 kg, Ton g, Baujahr 1954,
* Kleine Herrenglocke: 800 kg, Ton a, Baujahr 1397

== Der Dom als Gemeindekirche ==
Der Schleswiger Dom ist heute Zentrum einer großen Gemeinde, die sich in drei Gemeindebezirke (Dom-West, Dom-Ost, St. Jürgen) gliedert und von einem 13-köpfigen [[Kirchengemeindeleitung|Kirchengemeinderat]] geleitet wird.

Der Dom ist von Mai bis September täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr, von Oktober bis April täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Domführungen sind möglich nach Voranmeldung in der Domküsterei.<ref>http://domfuehrer-schleswig.de/domfuehrungen.html</ref> Aus dem hohen Westturm kann man einen Blick auf die Stadt [[Schleswig]] werfen. Von dort sieht man unter anderem die Altstadt, den Hafen, den neuen Stadtteil „Auf der Freiheit“<ref>http://www.auf-der-freiheit.de/</ref> und das ehemalige Gelände der Landesgartenschau 2008.<ref>[http://www.schlei-ostsee-urlaub.de/data/schlei-ostsee-urlaub_1046.html “St.-Petri-Dom zu Schleswig“], abgerufen am 27. November 2017.</ref>

Über das gottesdienstliche, kirchenmusikalische, kirchen- und gemeindepädagogische Angebot informiert die [[Homepage]],<ref>http://www.sankt-petri-dom.de/</ref> außerdem das Gemeindeblatt „3 in Schleswig“,<ref>{{Webarchiv|url=http://www.kirchenkreis-schleswig-flensburg.de/kirchengemeinden/kige.schleswig/kg.dom/kg.dom.3/index.html |wayback=20151222162442 |text=Gemeindeblatt “3 in Schleswig“ |archiv-bot=2019-05-12 14:16:55 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 19. Dezember 2015</ref> das zusammen mit den beiden anderen Schleswiger Kirchengemeinden St. Michaelis und Friedrichsberg herausgegeben wird.

=== Geistliche ===
: “Siehe auch“: [[Liste der Bischöfe von Schleswig]]
* [[Jasper Boysen]] (1765–1818), Hauptpastor und Propst 1804–1816
* [[Nicolaus Theodor Boysen]] (1797–1885), Hauptpastor und Propst 1834–1850 (von der dänischen Regierung abgesetzt), 1848–1851 Abgeordneter der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung

== Ansichten ==
<gallery>
 Schwahl-Deckenmalerei-Ausschnitt-Fabelwesen.jpg|Beispiel für eines der Fabelwesen im Kreuzgang-Gewölbe
 Gefaelschtes-Truthahnfries-Ausschnitt.jpg|Zwei der vier im 20. Jh. gefälschten Truthahn-Medaillons unterhalb der „Kindermord in Bethlehem“-Wandszene
 Schleswiger Dom – Leuchter sowie Decke.JPG|Der im Dom hängende Leuchter
 Schleswiger Dom – Jesus-Bild über Eingangsportal.JPG|Bild über Eingangsportal, [[Wilhelm Döringer]]
 Schleswig Dom organ.jpg|Blick vom Chor zur Orgel
 Slesvig domkirke7e.jpg|Hauptturm aus der Ferne

 Schleswig Dom Brüggemannaltar total.jpg|Altar, Gesamtansicht
</gallery>

== Literatur ==
* [[Saxo Grammaticus]]: “Historia Danica (Saxonis gesta Danorum) lib. XIII“ (P. E. Müller, J. E. Velschow, Kopenhagen 1839; J. Olrik, H. Raeder, Kopenhagen 1931)
* Richard Haupt: “Die Domkirche St. Petri zu Schleswig“. Schleswig 1897. Neubearbeitung Schleswig 1905.
* Ellen Jørgensen (Hrsg.): “Annales Danici medii aevii“. Kopenhagen 1920.
* Richard Haupt: “Der Dom St. Petri zu Schleswig“. Schleswig 1921.
* [[Freerk Haye Hamkens]]: “Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns“. Insel Verlag, Leipzig 1936, 55 S. ([[Insel-Bücherei]] Nr. 495)
* [[Alfred Stange]]: “Der Schleswiger Dom und seine Wandmalereien“. Berlin: Ahnenerbe-Stiftung Verlag 1940. [https://archive.org/details/StangeSchleswiger Archive]
* Fritz Fuglsang: “Der Dom zu Schleswig“. 2. Aufl., Schleswig 1951
* [[Hinnerk Scheper]]: “Restaurieren und Berufsethos“ In: “Deutsche Kunst und Denkmalpflege“, Jahrgang 1955, Seite 109 ff. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955.
* Joachim Goll: “Kunstfälscher.“ E. A. Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
* Dietrich Ellger: “Die Kunstdenkmäler der Stadt Schleswig“, Bd. 2: “Der Dom und der ehemalige Dombezirk“. Beseler, Hartwig (Hrsg.) München, Berlin 1966.
* [[Adolf Rieth]]: “Vorzeit gefälscht“. Tübingen 1967, S. 144–148.
* Ausstellungskatalog Essen und Berlin: “Fälschung und Forschung“. Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. 1976. ISBN 3-7759-0201-5.
* Marianne Mehling: “Knaurs Kulturführer in Farbe – Schleswig-Holstein“. München (Droemer) 1983 ISBN 3-426-26095-6
* Christian Radtke, Walter Körber (Hrsg.): “850 Jahre St.-Petri Dom zu Schleswig 1134–1984“. Schleswig 1984 ISBN 3-88242-086-3
* Horst Appuhn: “Der Bordesholmer Altar und die anderen Werke von Hans Brüggemann“. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf.) 1987 ISBN 978-3-7845-0298-4
* Paul Nawrocki: “Der Schleswiger Dom in romanischer Zeit“. Sonderdruck. Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 32, 1987, S. 66–104.
* [[Wolfgang Teuchert]]: “Der Dom in Schleswig“. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf.) 1997 ISBN 978-3-7845-1397-3
* Reimer Pohl, Hartmut Christiansen (Hrsg.): “Deutsche Übersetzung der lateinischen Texte im Schleswiger Dom“. Schleswig o.&nbsp;J. (Die Übersetzung besorgte Hans Seyffert, Schleswig.)
* Baedeker (Allianz Reiseführer): “Schleswig-Holstein“. Verlag Karl Baedeker 1999, ISBN 3-89525-906-3.
* Horst-Dieter Landeck: “Schleswig. Ein Reisebegleiter durch die Kulturhauptstadt Schleswig Holsteins“. Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co. Heide 2001. ISBN 3-8042-1009-0.
* Johannes Pfeifer: “Der St.-Petri Dom zu Schleswig.“ (DKV Kunstführer Nr. 161). München/Berlin 2008, ISBN 978-3-422-02169-3

== Weblinks ==
{{Commonscat|Schleswig Cathedral|Schleswiger Dom}}
* [http://www.sankt-petri-dom.de/ Der Schleswiger Dom]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate |NS=54/30/48/N |EW=9/34/9/E |type=landmark |region=DE-SH}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=4197238-7|LCCN=n/81/102786|VIAF=145428186}}

[[Kategorie:Kirchengebäude in Schleswig|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Backsteingotik in Schleswig-Holstein|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Backsteingotik|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Hallenkirche|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Peterskirche]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Gotisches Taufbecken|Schleswig, Dom]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal im Kreis Schleswig-Flensburg]]

[[Kategorie:Ehemalige Kathedrale]]

[[Datei:Philip Alexius de Laszlo – Auguste Viktoria, Deutsche Kaiserin, 1908.jpg|mini|[[Philip Alexius de László]]:
“Die Kaiserin“,
Auguste Viktoria mit dem [[Schwarzer Adlerorden|schwarzen Adlerorden]], 1908]]
[[Datei:Imperial Monogram of Empress Augusta Victoria of Germany.svg|mini|hochkant|Monogramm der Kaiserin]]

“’Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg“‘ “'[[Royal Order of Victoria and Albert|VA]]“‘ (* [[22. Oktober]] [[1858]] in [[Lubsko|Dolzig]], [[Niederlausitz]]; † [[11. April]] [[1921]] im [[Haus Doorn]], [[Niederlande]]) war die Gemahlin Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelms II.]] und als solche von 1888 bis 1918 Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen.

== Kindheit und Jugend ==
Auguste Viktoria, Prinzessin von [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]], war die älteste Tochter des Herzogs [[Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein|Friedrich VIII. zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]] (1829–1880) und dessen Ehefrau Prinzessin [[Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg]] (1835–1900), Tochter des Fürsten [[Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg]] und dessen Gattin Prinzessin [[Feodora zu Leiningen]].

[[Datei:Auguste victoria.jpg|mini|links|hochkant|Porträtbild von [[Heinrich von Angeli]] von 1880]]

Mit ihren Geschwistern verbrachte sie zunächst eine ruhige Kindheit in Dolzig in der [[Lausitz]] (heute: Dłużek, Ortsteil von [[Lubsko]]) im Herrenhaus ihres Vaters. Als sich Ende 1863 die Krise in [[Herzogtum Holstein|Holstein]] zuspitzte, weil die [[Dänemark|dänische]] Regierung das Herzogtum entgegen der internationalen Übereinkunft von 1852 zunächst aus der Verfassungsgemeinschaft mit Dänemark und [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] ausgeschlossen hatte, ging ihr Vater dorthin zurück, um, wie in den 1840er Jahren sein Vater [[Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1798–1869)|Christian August]], seine Erbansprüche auf die Herzogtümer anzumelden. Tatsächlich wurde Friedrich, nachdem hannoversche und sächsische Truppen Holstein im Zuge der [[Deutscher Bund|Bundesexekution]] besetzt hatten, begeistert empfangen.

Als Friedrich „der Achte“ (er sah sich als legitimer Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen Dänenkönigs [[Friedrich VII. (Dänemark)|Friedrich VII.]]) versuchte er von [[Kiel]] aus zu regieren, nachdem Preußen und Österreich im [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg 1864]] Schleswig, Holstein und Lauenburg von der dänischen Krone getrennt hatten. Die Holstein verwaltenden Österreicher ließen ihn zunächst gewähren. Doch spätestens, nachdem Preußen 1866 Österreich aus dem Deutschen Bund und aus Holstein vertrieben hatte, wurde Friedrich endgültig politisch kaltgestellt und musste mit seiner Familie Holstein verlassen. Diese lebte fortan abwechselnd in [[Gotha]] und auf dem Schloss [[Primkenau]] ([[Landkreis Sprottau]]), das seit 1853 seinem Vater, dem Herzog Christian August gehörte. Erst die Heirat Auguste Viktorias mit dem preußisch-deutschen Thronfolger [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm]] führte zur offiziellen Aussöhnung der Augustenburger mit dem neuen Staat.

== Heirat und Nachkommen ==
[[Datei:Kaiserin Auguste Victoria als junges Mädchen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern.jpg|mini|Auguste Viktoria (Mitte oben) als junges Mädchen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, um 1873]]
[[Datei:Kaiser Wilhelm mit Familie .jpg|mini|hochkant|Die Kaiserliche Familie, um 1902]]

Als sich die Prinzessin in Prinz [[Ernst von Sachsen-Meiningen]] (1859–1941), Sohn des Herzogs [[Georg II. (Sachsen-Meiningen)|Georg II.]] von [[Herzogtum Sachsen-Meiningen|Sachsen-Meiningen]] verliebte, wurde sie 1875 nach [[England]] auf Verwandtenbesuch geschickt. Durch ihre Großmutter mütterlicherseits war sie eine Großnichte der britischen Königin [[Victoria (Vereinigtes Königreich)|Victoria]] (1819–1901).

Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II., lernte sie schon 1868 im [[Thüringen|thüringischen]] Schloss [[Reinhardsbrunn]] kennen. Die Bekanntschaft wurde durch die befreundeten Eltern im Sommer 1878 in [[Potsdam]] erneuert. Die Verlobung am 14. Februar 1880 in [[Gotha]] (unmittelbar nach dem Tod ihres Vaters) war ganz im Sinne der Familienpolitik des preußischen Kronprinzenpaares, im Gegensatz zur preußischen Hofgesellschaft und zunächst auch Kaiser Wilhelms I. Diese empfanden die Wahl des Prinzen als unpassend, da die Familie der Prinzessin als nicht [[Ebenbürtigkeit|ebenbürtig]] galt (durch eine bürgerliche Urgroßmutter und eine Großmutter, die nur eine Gräfin war). Außerdem bestand die Sorge vor politischen Verwicklungen Preußens wegen der Annexion der Herzogtümer 1866, da Herzog Friedrich VIII. seine Ansprüche aufrechterhielt. Die Verlobung wurde aus diesem Grund auch erst am 2. Juni 1880 offiziell bekanntgegeben.

Am 27. Februar 1881 heiratete sie in Berlin Prinz [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm von Preußen]] (1859–1941), Sohn des Kronprinzen [[Friedrich III. (Deutsches Reich)|Friedrich Wilhelm von Preußen]] und dessen Frau Prinzessin Victoria von Großbritannien, Enkel Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelms I.]] und mütterlicherseits der britischen Königin [[Victoria (Vereinigtes Königreich)|Victoria]]. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:

* [[Wilhelm von Preußen (1882–1951)|Friedrich “’Wilhelm“‘ Victor August Ernst]] (1882–1951), ⚭ 1905 Herzogin [[Cecilie von Mecklenburg-Schwerin|Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin]]
* [[Eitel Friedrich von Preußen|Wilhelm “’Eitel Friedrich“‘ Christian Karl]] (1883–1942), ⚭ 1906–1926 Herzogin [[Sophie Charlotte von Oldenburg]]
* [[Adalbert Ferdinand Berengar von Preußen|“’Adalbert“‘ Ferdinand Berengar Viktor]] (1884–1948), ⚭ 1914 Prinzessin [[Adelheid von Sachsen-Meiningen (1891–1971)|Adelheid von Sachsen-Meiningen]]
* [[August Wilhelm von Preußen (1887–1949)|“’August Wilhelm“‘ Heinrich Günther Viktor]] (1887–1949), ⚭ 1908–1920 Prinzessin [[Alexandra Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1887–1957)
* [[Oskar Karl Gustav Adolf von Preußen|“’Oskar“‘ Karl Gustav Adolf]] (1888–1958), ⚭ 1914 Gräfin Ina Maria von Bassewitz (1888–1973)
* [[Joachim von Preußen|“’Joachim“‘ Franz Humbert]] (1890–1920), ⚭ 1916 Prinzessin [[Marie Auguste von Anhalt]]
* [[Viktoria Luise von Preußen|“’Viktoria Luise“‘ Adelheid Mathilde Charlotte]] (1892–1980), ⚭ 1913 Herzog [[Ernst August (Braunschweig)|Ernst August von Braunschweig-Lüneburg]]

== Kaiserin ==
Durch die Thronbesteigung ihres Mannes am 15. Juni 1888 wurde Auguste Viktoria Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Sie übernahm zahlreiche Protektorate, u. a. über die Deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft und den [[Vaterländischer Frauenverein|Vaterländischen Frauenverein]]. Unter ihrer Schirmherrschaft wurde der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein zur „Bekämpfung des religiös-sittlichen Notstands“ gegründet, aus dem kurz darauf der [[Evangelischer Kirchenbauverein|Evangelische Kirchenbauverein]] hervorging. Mit ausgeprägtem Engagement förderte die Kaiserin die Errichtung evangelischer Kirchenbauten in Berlin, und zwar vornehmlich in den neuen Arbeiterquartieren. Doch auch andernorts trug dieser Einsatz Früchte. So weihte die evangelische „[[Auguste-Viktoria-Hospital (Jerusalem)#Geschichte|Kaiserin Auguste Victoria Stiftung]]“ in [[Jerusalem]] 1914 die [[Himmelfahrtkirche (Jerusalem)|Himmelfahrtkirche]] auf dem [[Ölberg (Jerusalem)|Ölberg]] ein. Das starke Engagement der Kaiserin für den evangelischen Kirchenbau trug ihr im [[Berolinismus|Volksmund]] den Namen „Kirchenjuste“ ein.Angelika Obert: [http://www.deutschlandradiokultur.de/kirchenjuste-ein-portraet.1124.de.html?dram:article_id=177048 “Kirchenjuste – ein Porträt.“] [[Deutschlandradio Kultur]], 10. April 2011.

Auguste Viktoria engagierte sich besonders stark im sozialen Bereich. Nicht zuletzt deshalb war sie beliebter und angesehener als ihr Gatte, dessen Agieren in der Öffentlichkeit von der Bevölkerung oft kritisiert und verspottet wurde.Angelika Obert: “Kaiserin Auguste Victoria. Wie die Provinzprinzessin zur Kaiserin der Herzen wurde.“ Wichern, 2011. So unterstützte sie die Frauenbewegung und setzte sich dank der Anregungen von [[Marie Martin]] für eine bessere Bildung von Mädchen und jungen Frauen ein.Angelika Schaser: “Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft.“ Köln: Böhlau, 2010, S. 121 f.

Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] betätigte sie sich in [[Karitas|karitativen]] Organisationen und kümmerte sich insbesondere um das [[Lazarett]]wesen.

== Exil und Tod ==
[[Datei:Wappen Deutsches Reich – Alliance-Wappen der Kaiserin Auguste Victoria.png|mini|hochkant|Wappen der Kaiserin]]
[[Datei:Auguste victoria axb01.jpg|mini|hochkant|“Kaiserin“ Auguste Viktoria, Gedenkpostkarte]]

Am 27. November 1918 folgte sie, nach kurzzeitigem Aufenthalt in der [[Villa Ingenheim]] ihres Sohnes Eitel Friedrich, ihrem Mann in das niederländische Exil und bezog mit ihm 1920 das [[Haus Doorn]] in der Provinz Utrecht. Wilhelm II. schrieb 1922: „Der Kaiserin hat der Umsturz das Herz gebrochen. Sie alterte vom November 1918 an zusehends und konnte den körperlichen Leiden nicht mehr die frühere Widerstandskraft entgegenstellen. So begann bald ihr Siechtum. Am schwersten trug sie das Heimweh nach der deutschen Erde, nach dem deutschen Lande. Trotzdem suchte sie noch mich zu trösten …“Wilhelm II.: “Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878–1918“. S. 288.

Auguste Viktoria, die letzte Deutsche Kaiserin, starb am 11. April 1921. Als eines ihrer letzten Worte ist überliefert: „Ich darf nicht sterben, ich kann doch den Kaiser nicht allein lassen.“

Viele deutsche Zeitungen versahen die Todesnachricht mit einem Trauerrand. Der Tod der Kaiserin nach drei Jahren im Exil wurde von ihren Anhängern als besonders schwer empfunden und die Verstorbene als Landesmutter geehrt. Ihr Leichnam wurde in den [[Antikentempel]] des Parks von [[Schloss Sanssouci]] (Potsdam) überführt; an der Beisetzung durften Wilhelm II. sowie der Kronprinz jedoch nicht teilnehmen. Dem Sarg der Kaiserin folgten Tausende.

Kurz vor ihrem Tod äußerte Auguste Victoria den Wunsch nach einer Wiedervermählung des Kaisers nach ihrem Ableben. [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] heiratete darauf am 5. November 1922, also nur eineinhalb Jahre nach ihrem Tod, die verwitwete Prinzessin [[Hermine von Schönaich-Carolath]].Friedhild den Toom, Sven Michael Klein: “Hermine – die zweite Gemahlin von Wilhelm II.“

== Würdigungen ==
[[Datei:Auguste Victoria Marl.jpg|mini|hochkant|Statue der Kaiserin in [[Marl]]]]

Nach Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg wurden benannt:

=== Schulen ===
* [[Viktoriaschule (Aachen)|Viktoriaschule]] (Gymnasium) in [[Aachen]]
* [[Kaiserin-Auguste-Viktoria Gymnasium Celle]] (ursprünglich: Kaiserin-Viktoria-Augusta-Schule) in [[Celle]]-Neuenhäusen
* Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium in [[Berlin-Charlottenburg]], Bayernallee; nach 1945 Zusammenlegung mit dem “Mommsen-Gymnasium“ zum “Charlottenburger Gymnasium“, 1956 zur “Erich-Hoepner-Oberschule“ und 2008 zum “[[Heinz-Berggruen-Gymnasium]]“ umbenannt.
* Kaiserin Auguste Victoria Gymnasium in [[Linden (Hannover)|Linden]] (seit 1948: [[Helene-Lange-Schule (Hannover)|Helene-Lange-Schule]] [[Hannover]])
* Kaiserin-Auguste-Victoria-Gymnasium in [[Euskirchen]] (bis 1937; jetzt: [[Emil-Fischer-Gymnasium]])
* Kaiserin-Augusta-Viktoria-Gymnasium in [[Plön]] (bis 1933; jetzt: [[Gymnasium Schloss Plön]])
* [[Rothenburgstraße (Berlin)#Auguste-Victoria-Lyzeum|Kaiserin-Auguste-Viktoria-Lyzeum]] in [[Berlin-Steglitz]] (jetzt: [[Fichtenberg-Oberschule]])
* Kaiserin-Auguste-Victoria-Schule in [[Stettin]] (bis 1945)
* [[Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier|Auguste-Viktoria-Gymnasium]] in [[Trier]]
* [[Lichtenberg-Gymnasium Cuxhaven#Geschichte|Augusta-Viktoria-Schule]] in [[Cuxhaven]] (bis 1916)
* Auguste-Viktoria-Schule in [[Bielefeld]] (bis 1947; jetzt: [[Gymnasium am Waldhof]])
* Auguste-Victoria-Schule in [[Bad Homburg vor der Höhe]] (jetzt: [[Humboldtschule (Bad Homburg)|Humboldtschule]])
* [[Auguste Viktoria-Schule (Itzehoe)|Auguste Viktoria-Schule]] in [[Itzehoe]]
* Auguste Viktoria-Schule in [[Saarbrücken]] (bis 1938; jetzt: [[Gymnasium am Rotenbühl]])
* [[Auguste-Viktoria-Schule (Flensburg)|Auguste-Viktoria-Schule]] in [[Flensburg]]

=== Krankenhäuser ===
* [[Kaiserin-Auguste-Viktoria-Säuglingsheim|Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus]] zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich und Kaiserin Auguste Victoria-Gesellschaft für Pädiatrie e. V. in [[Berlin-Charlottenburg]]
* Auguste-Victoria-Heim in [[Bad Bevensen]] (jetzt: DRK-Kurhaus)
* [[Ehringshausen#Kaiserin-Auguste-Victoria-Krankenhaus|Kaiserin-Auguste-Victoria-Krankenhaus]] in Ehringshausen
* Auguste-Viktoria-Klinik in [[Bad Oeynhausen]]
* Auguste-Viktoria-Klinik in [[Bad Lippspringe]]
* [[Auguste-Viktoria-Klinikum Berlin|Auguste-Viktoria-Klinikum]] in [[Berlin-Schöneberg]]
* [[Auguste-Viktoria-Stiftung]] der Stadt [[Köln]] in [[Windeck|Windeck-Rosbach]]
* Cölner Genesungsheim Wilhelm Auguste Viktoria (heute [[Haus Sommerberg]]) in [[Rösrath]]
* Wilhelm-Auguste-Viktoria-Hospital in [[Lünen]]
* Wilhelm-und-Auguste-Viktoria-Krankenhaus (jetzt: HELIOS Klinik) in [[Bleicherode]]
* Wilhelm-und-Auguste-Viktoria-Kinderkrankenhaus (später: Universitäts-Kinderklinik) in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]]
* [[Auguste-Viktoria-Hospital (Jerusalem)|Auguste-Viktoria-Hospital]] in [[Jerusalem]]

=== Stiftungen ===
* Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung (Ölbergstiftung) in [[Jerusalem]]
* Wilhelm-Auguste-Viktoria-Stiftung in [[Alexandrien]] (Sitz [[Hamburg]]), [[Düsseldorf]], [[Essen]], [[Köln]], Israelitische Erziehungsanstalt Wilhelm-Auguste-Viktoria-Stiftung in [[Beelitz]], Krüppellehrlingsheim Wilhelm-Auguste-Viktoria-Stift in [[Hannover]]
* Kaiser Wilhelm- und Kaiserin Auguste Viktoria-Stiftung in [[Tientsin]] (Sitz Hamburg)
* Kaiser-Wilhelm-Augusta-Victoria-Stiftung [[Saarburg]]
* Wilhelm und Auguste Viktoria Stiftung für Säuglingsfürsorge in [[Frankfurt am Main]]
* Wilhelm und Auguste Viktoria Stiftung in [[Bergisch Gladbach]]
* [[Augusta-Viktoria-Stift]] in [[Erfurt]]
* [[Auguste-Viktoria-Stiftung]] der Stadt [[Köln]] in [[Windeck|Windeck-Rosbach]]

=== Straßen und Parks ===
* Auguste-Viktoria-Straße in [[Bad Nauheim]], [[Berlin-Adlershof]] (bis 1951, jetzt Büchnerweg), [[Berlin-Grunewald]], [[Berlin-Hermsdorf]], [[Berlin-Karlshorst]] (bis 1951, jetzt Ehrlichstraße), [[Berlin-Schmargendorf]], [[Brühl (Rheinland)|Brühl]], [[Kiel]] und [[Wiesbaden]]
* Auguste-Viktoria-Allee in [[Bad Lippspringe]], [[Berlin-Reinickendorf]] und [[Neustadt in Holstein|Neustadt/Holstein]]
* Auguste-Viktoria-Platz in [[Berlin-Charlottenburg]] (bis 1947, jetzt: [[Breitscheidplatz]]){{LuiseLexStr|art=h|bez=07|id=A964|zlb98=168|name=Auguste-Viktoria-Platz}}
* Dolziger Straße in [[Berlin-Friedrichshain]]{{LuiseLexStr|art=a|bez=05|id=D243|zlb98=|kaupert=Dolziger-Strasse-10247-Berlin|name=Dolziger Straße}}
* Victoriastraße und Augustastraße in [[Marl]]
* Viktoriaplatz, Viktoriastraße und Augustastraße in [[Hamm]] und [[Lünen]]
* Kaiser-Wilhelm-Auguste-Victoria-Hain in [[Cottbus]] (jetzt Volkspark)
* Kaiserin-Auguste-Viktoria-Park in [[Bad Neuenahr]]
* [[Kaiserin-Auguste-Viktoria-Koog]] in [[Friedrichskoog]]
*Auguste-Viktoria-Straße in [[Kiel]]

=== Sonstiges ===
[[Datei:Kaiserin Auguste Viktoria Lambert 1891 IMG 5719.jpg|mini|hochkant|“Kaiserin Auguste Viktoria“ ([[Peter Lambert|Lambert]] 1890), im Rosarium in [[Baden bei Wien]]]]

* [[Peter Lambert]] taufte 1890 eine rahmweiße Rosensorte ‚Kaiserin Auguste Viktoria‘, die international bekannt wurde.
* Auguste-Viktoria-Warte in Neustadt/Holstein, Gaststätte mit Aussichtsturm (daher die Bezeichnung: „Warte“; Turmhöhe: 26,5 m) Existenz 1903–1973; ab 1923 Jugendherberge der Stadt.
* Wilhelm-Auguste-Victoria-Bücherei (heute: [[Stadt- und Landesbibliothek Dortmund|Stadt- und Landesbibliothek]]) in [[Dortmund]].
* [[Zeche Auguste Victoria]] in [[Marl]] (Ende 2015 stillgelegt).
* Schnelldampfer [[Augusta Victoria]] und [[Kaiserin Auguste Viktoria (Schiff)|Kaiserin Auguste Viktoria]] der [[Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft|HAPAG]].
* Stahlglocke „Auguste Viktoria“ der ehemaligen [[Gnadenkirche (Berlin-Mitte)|Kaiserin-Augusta-Gedächtniskirche]] (auch [[Gnadenkirche (Berlin-Mitte)|Gnadenkirche]] oder Invalidenkirche genannt) in [[Berlin-Mitte]], jetzt im [[Bochum]]er Stadtteil [[Leithe (Bochum)|Leithe]].
* In der Fußgängerzone des [[Marl]]er Stadtteils Hüls steht eine bekannte Statue der Kaiserin, die ursprünglich Wilhelm II. persönlich in Auftrag gab und zwischenzeitlich auch im Pariser [[Louvre]] ausgestellt wurde.
* Von 1890 bis 1918 war sie Regimentschefin des [[Füsilier-Regiment „Königin“ Schleswig-Holsteinisches Nr. 86|Füsilier-Regiments „Königin“ Schleswig-Holsteinisches Nr. 86]].{{Webarchiv|text=slesvigske.dk |url=http://slesvigske.dk/1914-18/86.htm |wayback=20130606072355 |archiv-bot=2018-03-30 23:41:37 InternetArchiveBot }}
* [[Kaiserin-Auguste-Viktoria-Brunnen]] in Bad Homburg.
* Der Brunnen des Löhnberger Traditionsunternehmens Selters trägt seit seiner Entdeckung 1896 den Namen „Selters-Sprudel-Auguste-Viktoria“.{{Webarchiv|text=selters.de |url=http://www.selters.de/1896-bis-1902/ |wayback=20150718073752 |archiv-bot=2018-03-30 23:41:37 InternetArchiveBot }} Auch lautet der Name der heute zur [[Radeberger Gruppe#Produktion alkoholfreier Getränke (2)|Radeberger-Gruppe]] gehörenden Firma: „SELTERS Mineralquelle Augusta Victoria GmbH“.[http://www.selters.de/impressum/ selters.de]
* [[Wilhelm-Auguste-Viktoria-Haus]] in Königswinter (Villa mit angeschlossener Turnhalle), als Stiftung des Fabrikanten Ferdinand Mülhens an die Stadt Königswinter als Volkswohlgebäude.


Auguste Viktoria of Schleswig-Holstein.jpg|Prinzessin Auguste Viktoria
WilhelmIIandwife.jpg|Deutscher Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Auguste Viktoria
Gedenkbrosche Auguste-Viktoria.JPG|Gedenkbrosche, um 1890, Ehrengeschenk Auguste-Viktorias (Monogramm „AV“ mit Kaiserkrone)
AugusteViktoriaundWilhelm.jpg|Postkarte „Unser Kaiserpaar“. Auguste Viktoria und Wilhelm II., um 1910
Altarbibel der Reformationskirche Berlin-Moabit (1907) – Widmungsinschrift von Kaiserin Auguste Victoria.jpg|Widmungsinschrift von Kaiserin Auguste Viktoria in der von ihr gestifteten Altarbibel der [[Reformationskirche (Berlin)|Reformationskirche]] in Berlin, 1907

== Persönliche Korrespondenz ==
Im Jahr 2018 wurden im Potsdamer Neuen Palais rund eintausend versiegelte private Briefe an Auguste Viktoria aus der Zeit zwischen 1883 und 1889 entdeckt,[https://info.arte.tv/de/afp/Neuigkeiten/briefe-letzte-deutsche-kaiserin-koennten-licht-auf-dramatische-epoche-werfen “Briefe an letzte deutsche Kaiserin könnten Licht auf dramatische Epoche werfen“]. In: arte, 7. August 2018, auf: arte.tv die in einem bislang nicht bekannten Geheimschrank in der Wand oberhalb ihres Tresors aufbewahrt worden waren. Diese stammen von engen Familienmitgliedern aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, aber auch von der englischen Königin. Die Briefe sollen geöffnet, von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit dem Geheimen Staatsarchiv in Berlin wissenschaftlich ausgewertet und in Auguste Victorias 100. Todesjahr im Jahr 2021 als Edition veröffentlicht werden.Markus Wehner: [http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/schatzfund-briefe-von-kaiserin-auguste-victoria-entdeckt-15727287.html “Briefschatz der letzten deutschen Kaiserin gefunden“]. In: “Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 7. August 2018, auf: faz.net[[Vanja Budde]]: [https://www.deutschlandfunkkultur.de/fund-von-kaiserin-auguste-victoria-briefen-100-jahre.1013.de.html?dram:article_id=424916 “Fund von Kaiserin Auguste Victoria Briefen100 Jahre versteckt im Geheimtresor“]. In: Deutschlandfunk Kultur, 7. August 2018, auf: deutschlandfunkkultur.de

Private Briefe, Postkarten und Telegramme Auguste Viktorias aus den Jahren 1880 bis 1919 werden im [[Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein]] aufbewahrt. Sie richten sich an ihren Onkel Fürst [[Hermann zu Hohenlohe-Langenburg]]{{Internetquelle |autor=Landesarchiv Baden-Württemberg, HZAN La 140 Bü 110 |url=http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=3-109843 |titel=Briefe der Nichte des Fürsten Hermann Auguste Victoria, spätere Gattin Kaiser Wilhelms II., an ihren Onkel. |zugriff=2018-08-16}}, dessen Ehefrau [[Leopoldine von Baden]]{{Internetquelle |autor=Landesarchiv Baden-Württemberg, HZAN La 141 Bü 56 |url=http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=3-83964 |titel=Briefe an Leopoldine von ihrer angeheirateten Nichte Kaiserin Auguste Viktoria (1858–1921). |zugriff=2018-08-16}} und deren Sohn [[Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg]].{{Internetquelle |autor=Landesarchiv Baden-Württemberg, La 142 Bü 743 |url=http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=3-139539 |titel=Briefe und Telegramm an Ernst II. von seiner Cousine Kaiserin Auguste Viktoria, geb. Prinzessin von Schleswig-Holstein-Augustenburg |zugriff=2018-08-16}}

== Literatur ==
* [[Viktoria Luise von Preußen|Viktoria Luise von Braunschweig]]: “Deutschlands letzte Kaiserin.“ Göttinger Verlagsanstalt, Göttingen 1971.
* Elizza Erbstößer: “Kaiserin Auguste Victoria. Versuch einer Biographie“. Sutton, Erfurt 2008, ISBN 3-86680-249-8 (zugl. [[Dissertation]], Frankfurt/Main 2008).
* Karin Feuerstein-Praßer: “Die deutschen Kaiserinnen“. 6. Aufl., Piper Verlag, München/Zürich 2005, ISBN 3-492-23641-3.
* Iselin Gundermann: “Kirchenbau und Diakonie. Kaiserin Auguste Victoria und der evangelisch-kirchliche Hilfsverein“. In: “Hefte des Evangelischen Kirchenbauvereins“, 7, Berlin 2006.
* Heinrich Freiherr von Massenbach: “Die Hohenzollern einst und jetzt“. Verlag Tradition und Leben Schleching, 15. Auflage 1994, ISBN 3-9800373-0-4.
* {{NDB|1|452||Auguste Viktoria|[[Gottfried Traub]]|118651129}}
* Angelika Obert: “Kaiserin Auguste Victoria. Wie die Provinzprinzessin zur Kaiserin der Herzen wurde.“ Wichern, Berlin 2011, ISBN 978-3-88981-312-1.

== Weblinks ==
{{Commons|Auguste Viktoria, Deutsche Kaiserin}}
{{Commonscat|Augusta Viktoria of Schleswig-Holstein}}
{{Wikisource|Auguste Viktoria}}
* {{DNB-Portal|118651129}}
* {{DDB|Person|118651129}}
* {{Spk-digital|(Kaiserin „Auguste Viktoria“) OR („Auguste Viktoria“ „Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg“)|TEXT=Informationen zur|NAME=Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg}}
* {{Pressemappe|FID=pe/000760}}
* {{DHM-HdG|Bio=auguste-viktoria|Titel=Auguste Viktoria|Autor=Kai-Britt Albrecht, Gabriel Eikenberg}}
* {{FemBio|http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/auguste-viktoria/}}
* [http://www.spsg.de/index_1176_de.html Beisetzung im Potsdamer Antikentempel]
* [http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag3192.html Reportage zum 150. Geburtstag von Auguste Viktoria], [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]] 22. Oktober 2008
* [http://www.filmportal.de/video/das-begraebnis-der-ehemaligen-kaiserin-auguste-viktoria Historische Filmaufnahmen der Beisetzung Auguste Viktorias im April 1921.] In: “[[Filmportal|filmportal.de]]“

== Einzelnachweise ==

{{Personenleiste|VORGÄNGER_GESCHLECHT=w|VORGÄNGER=[[Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901)|Victoria (Kaiserin Friedrich)]]|NACHFOLGER_GESCHLECHT=w|NACHFOLGER=“Titel erloschen“|AMT=[[Deutsches Kaiserreich|Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen]]|ZEIT=1888–1918}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=118651129|LCCN=no/2005/2697|VIAF=42631542}}

{{SORTIERUNG:Schleswigholsteinsonderburgaugustenburg, Auguste Viktoria von}}
[[Kategorie:Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg| ]]
[[Kategorie:Königin (Preußen)]]
[[Kategorie:Kaiserin (Deutsches Reich)]]
[[Kategorie:Wilhelm II. (Deutsches Reich)]]
[[Kategorie:Familienmitglied (Eitel Friedrich von Preußen)]]
[[Kategorie:Haus Oldenburg (Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg)|Auguste Viktoria Von Schleswigholsteinsonderburgaugustenburg]]
[[Kategorie:Hohenzoller (Linie Brandenburg-Preußen)|⚭Auguste Viktoria Von Schleswigholsteinsonderburgaugustenburg]]
[[Kategorie:Ritter des Schwarzen Adlerordens]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1858]]
[[Kategorie:Gestorben 1921]]
[[Kategorie:Frau]]

{{Personendaten
|NAME=Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Auguste Viktoria von
|ALTERNATIVNAMEN=Schleswig-Holstein, Auguste Victoria Prinzessin von; Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Friederike Luise Feodora Jenny von
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Kaiserin und Gattin von Wilhelm II.
|GEBURTSDATUM=22. Oktober 1858
|GEBURTSORT=[[Lubsko|Dolzig]], Kreis [[Sorau]]
|STERBEDATUM=11. April 1921
|STERBEORT=[[Haus Doorn]], [[Niederlande]]
}}



{{Begriffsklärungshinweis|Die ältere Linie behandelt der Artikel [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (ältere Linie)]].}}
[[Datei:Wappen Herzog zu Schleswig Holstein.jpg|mini|Herzogliches Wappen Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]]
[[Datei:Wasserschloss Gluecksburg.jpg|mini|[[Schloss Glücksburg (Glücksburg)|Schloss Glücksburg]] in Schleswig-Holstein, der namensgebende Stammsitz des Familienzweigs und offizieller Familiensitz]]
[[Datei:Sønderborg Slot.jpg|mini|[[Schloss Sonderburg]], Südjütland (Dänemark)]]

“’Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg“‘, kurz “’Haus Glücksburg“‘, ist der Name einer 1825 gegründeten Linie, die dem Haus [[Schleswig-Holstein-Sonderburg]] entstammt, einer Nebenlinie des [[Haus Oldenburg|Gesamthauses Oldenburg]] (siehe dazu die [[Stammliste des Hauses Oldenburg#Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg|Stammliste des Hauses Oldenburg, Abschnitt Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg]]). Nach dem Erlöschen der Linie [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]] im Jahr 1931 ist die Glücksburger Linie die einzige noch blühende deutsche Linie des Hauses Schleswig-Holstein.

Das Haus gehört zur europäischen [[Hoher Adel|Hocharistokratie]] und stellt bis heute die Monarchen [[Liste der Könige Dänemarks#Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Haus Glücksburg)|von Dänemark]] und [[Liste der Könige von Norwegen#Selbständiges Königreich Norwegen|Norwegen]] sowie bis 1974 von [[Königreich Griechenland|Griechenland]]. Es ist überdies auch mit dem britischen Königshaus verbunden, da [[Philip, Duke of Edinburgh]], der Ehemann von Königin [[Elisabeth II.]], ebenfalls dem Geschlecht angehört.

== Geschichte ==
[[Datei:Christoph of Schleswig-Holstein 2010 crop.jpg|mini|hochkant|Christoph Prinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Oberhaupt des Hauses Schleswig-Holstein]]

[[Johann (Schleswig-Holstein-Sonderburg)|Johann Schleswig-Holstein-Sonderburg]] gründete 1564 das Haus [[Schleswig-Holstein-Sonderburg]]. Diesem Hause entstammte [[August Philipp (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck)|August Philipp]], der 1627 das Haus [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck]] gründete. Benannt ist es nach dem [[Haus Beck (Löhne-Ulenburg)|Haus Beck]] bei [[Löhne]], dessen Land zum Herrschaftsgebiet gehörte. Aus der Linie “Beck“ ging 1825 die hier betrachtete jüngere “Glücksburger“ Linie hervor: Herzog [[Friedrich Wilhelm (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich Wilhelm]] wurde der Titel “Herzog zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg“ durch den dänischen König [[Friedrich VI. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich VI.]] verliehen, allerdings ohne Herrschaftsrechte, die der dänische König als regierender Herzog von Schleswig und Holstein selbst ausübte. Während Herzog Friedrich Wilhelms ältere Söhne [[Karl (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Karl]] und [[Friedrich (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich]] die deutsche, nicht regierende herzogliche Linie des Hauses Glücksburg fortsetzten, kam sein jüngerer Sohn [[Christian IX.]] 1863, nach dem Aussterben der älteren, dänischen Königslinie des Hauses Oldenburg, auf den dänischen Thron (indem er sich gegen die Ansprüche der [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Augustenburger Linie]] durchsetzte) und begründete den bis heute in Dänemark regierenden Zweig des Hauses Glücksburg. Schon 1865, als Ergebnis des [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieges]], verlor der dänische König aber die Herzogtümer [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]], [[Herzogtum Holstein|Holstein]] und [[Herzogtum Sachsen-Lauenburg|Lauenburg]] an Preußen.

König Christians IX. Sohn Wilhelm wurde 1863 als [[Georg I. (Griechenland)|Georg I.]] König von [[Griechenland]]; Carl, ein Enkel Christians IX., wurde als [[Haakon VII.]] 1905 König von [[Norwegen]]. Viele europäische Königsfamilien sind bis heute mit der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg verwandt.

== Herzöge ==
[[Datei:DEU Schleswig-Holstein COA.svg|mini|hochkant|Wappen Schleswig-Holsteins]]

{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Name
! Zeit
|-
|[[Friedrich Wilhelm (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich Wilhelm]]
| align=“right“ |1816–1831
|-
|[[Karl (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Karl]]
| align=“right“ |1831–1878
|-
|[[Friedrich (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich]]
| align=“right“ |1878–1885
|-
|[[Friedrich Ferdinand (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich Ferdinand]]
| align=“right“ |1885–1918
|}

== Chefs des Hauses Schleswig-Holstein ==

{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Name
! Zeit
|-
|[[Friedrich Ferdinand (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)|Friedrich Ferdinand]]
| align=“right“ |1918–1934
|-
|[[Friedrich zu Schleswig-Holstein]]
| align=“right“ |1934–1965
|-
|Peter zu Schleswig-Holstein
| align=“right“ |1965–1980
|-
|Christoph zu Schleswig-Holstein
| 1980–
|-
|Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein
| align=“right“ |(Erbe)
|}


Luftbild Kulturdenkmal Schloss Glücksburg Wasserschloss Schleswig-Holstein – Foto Wolfgang Pehlemann Steinberg IMG 6753.jpg|[[Schloss Glücksburg (Glücksburg)|Glücksburg]], herzogliche Familienstiftung
Herrenhaus Louisenlund.JPG|[[Schloss Louisenlund]], herzogliche Familienstiftung
Gut Grünholz, Herrenhaus.JPG|[[Gut Grünholz]], Wohnsitz des Herzogs zu Schleswig-Holstein
Thumby Gut Bienebek 5398.jpg|Gut Bienebek, Alterswohnsitz der Herzogin zu Schleswig-Holstein [[Thumby]]

== Monarchen von Dänemark (seit 1863) ==
[[Datei:Royal coat of arms of Denmark.svg|mini|Wappen des Königreichs Dänemark]]

{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Name
! Regierungszeit
|-
|[[Christian IX.]]
| align=“right“ |1863–1906
|-
|[[Friedrich VIII. (Dänemark)|Friedrich VIII.]]
| align=“right“ |1906–1912
|-
|[[Christian X.]]
| align=“right“ |1912–1947
|-
|[[Friedrich IX. (Dänemark)|Friedrich IX.]]
| align=“right“ |1947–1972
|-
|[[Margrethe II. (Dänemark)|Margrethe II.]]
| align=“right“ |seit 1972
|}


Amalienborg-Marmorkirken.jpg|[[Schloss Amalienborg]], Kopenhagen, Residenz der Königin von Dänemark
Copenhagen 1094.JPG|[[Schloss Frederiksborg]], Kopenhagen
FredenborgCastleFront.jpg|[[Schloss Fredensborg]], Seeland
Gråsten Slot1.JPG|[[Schloss Gravenstein]] bei [[Sønderborg]], Süddänemark

== Könige von Griechenland (1863–1973) ==
=== Erstes Königreich Griechenland ===
[[Datei:Royal Coat of Arms of Greece (1863-1936).svg|mini|Wappen des Königreichs Griechenland 1863–1936]]

{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Name
! Regierungszeit
! Bemerkungen
|-
|[[Georg I. (Griechenland)|Georg I.]]
|1863–1913
|“von Attentäter ermordet“
|-
|[[Konstantin I. (Griechenland)|Konstantin I.]]
|1913–1917
|“zur Abdankung gezwungen“
|-
|[[Alexander (Griechenland)|Alexander]]
|1917–1920
|
|-
|[[Konstantin I. (Griechenland)|Konstantin I.]]
|1920–1922
|“Abdankung“
|-
|[[Georg II. (Griechenland)|Georg II.]]
|1922–1924
|“Abdankung, Griechenland wird Republik“
|}

=== Zweites Königreich Griechenland ===
[[Datei:Royal Coat of Arms of Greece.svg|mini|Wappen des Königreichs Griechenland 1936–1967]]
[[Datei:Royal Arms of Norway.svg|mini|Wappen des Königreichs Norwegen]]

{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Name
! Regierungszeit
! Bemerkungen
|-
|[[Georg II. (Griechenland)|Georg II.]]
|1935–1947
|“durch Volksabstimmung zurückgerufen, 1941–1946 im Exil“
|-
|[[Paul (Griechenland)|Paul]]
|1947–1964
|
|-
|[[Konstantin II. (Griechenland)|Konstantin II.]]
|1964–1974
|“seit 1967 wegen der Militärdiktatur im Exil, Abschaffung der Monarchie 1974“
|}


Hellenic Parliament from high above.jpg|Königspalast Athen (seit 1929 Parlament)
Crown Prince Palace Athens 1909.jpg|Kronprinzenpalast Athen (ab 1909 königliche Residenz)

== Könige von Norwegen (seit 1905) ==

{| class=“wikitable“
|- class=“hintergrundfarbe8″
! Name
! Regierungszeit
|-
|[[Haakon VII.]]
|1905–1957
|-
|[[Olav V. (Norwegen)|Olav V.]]
|1957–1991
|-
|[[Harald V. (Norwegen)|Harald V.]]
| seit 1991
|}


Oslo Royal Palace left.jpg|[[Königliches Schloss Oslo]], Wohnsitz des Königspaares
Skaugum.jpg|Gut [[Skaugum]], Wohnsitz des [[Haakon von Norwegen|Kronprinzen]] und seiner Familie
Oscarshall i Bygdoy.jpg|Schloss [[Oscarshall]], auf der Halbinsel [[Bygdøy]] in [[Oslo]]

== Weitere bekannte Mitglieder des Hauses Glücksburg ==
* [[Sibylle Ursula von Braunschweig-Lüneburg]] (1629–1671), durch Heirat ab 1663 Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg
* [[Sophie Hedwig von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1630–1652), holsteinische Prinzessin, designierte Herzogin von Sachsen-Zeitz
* [[Christiana von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1634–1701), Herzogin von Sachsen-Merseburg
* [[Friedrich (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg) (1701–1766)]] (1701–1766), königlich dänischer General der Infanterie
* [[Albert zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1863–1948), preußischer Generalleutnant, Präsident des Deutschen Fliegerbundes, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg
* [[Viktoria Adelheid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1885–1970), letzte Herzogin von [[Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum)|Sachsen-Coburg und Gotha]], Großmutter des amtierenden schwedischen Königs [[Carl XVI. Gustaf]]
* [[Alexandra Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1887–1957), Prinzessin von Preußen
* [[Helena von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1888–1962), durch Heirat Angehörige des dänischen Königshauses
* [[Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (1913–1989), deutscher Offizier, Bürgervorsteher von Glücksburg
* [[Alexandra von Griechenland]] (1921–1993), Ehefrau [[Peter II. (Jugoslawien)|Peters II. von Jugoslawien]]
* [[Ingeborg zu Schleswig-Holstein|Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] (* 1956), deutsche Malerin
* [[Philip, Duke of Edinburgh]] (* 1921), Enkel [[Georg I. (Griechenland)|König Georgs I. von Griechenland]], Sohn von [[Andreas von Griechenland|Prinz Andreas von Griechenland]], Ehemann von [[Elisabeth II.]] Alle Nachfahren Prinz Philips gehören damit ebenfalls zum Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.
* [[Sophia von Griechenland|Königin Sofía von Spanien]] (* 1938). Ehefrau von [[Juan Carlos I.|König Juan Carlos von Spanien]], Schwester des letzten Königs von Griechenland [[Konstantin II. (Griechenland)|Konstantin II.]]
* [[Haakon von Norwegen|Kronprinz Haakon von Norwegen]] (* 1973), Thronfolger des [[Königreich Norwegen|Königreichs Norwegen]]
* [[Ingrid Alexandra von Norwegen|Prinzessin Ingrid Alexandra von Norwegen]] (* 2004), Tochter von Kronprinz Haakon und Prinzessin von Norwegen
* [[Sverre Magnus von Norwegen|Prinz Sverre Magnus von Norwegen]] (* 2005), Sohn von Kronprinz Haakon und Prinz von Norwegen
* [[Charles, Prince of Wales]] (* 1948), Duke of Cornwall, Thronfolger des [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreiches]]
* [[William, Duke of Cambridge]], Sohn des vorgenannten (* 1982), Prinz von Großbritannien und Nordirland
* [[Harry, Duke of Sussex]], 2. Sohn von Charles, Prince of Wales (* 1984), Prinz von Großbritannien und Nordirland
* [[George of Cambridge]], Sohn von William, Duke of Cambridge (* 2013), Prinz von Großbritannien und Nordirland
* [[Charlotte of Cambridge]], Tochter von William, Duke of Cambridge (* 2015), Prinzessin von Großbritannien und Nordirland


Drottning Margrethe av Danmark.jpg|Königin [[Margrethe II. (Dänemark)|Margrethe II. von Dänemark]] (* 1940)
Harald V of Norway in Slovenia in 2011 (crop).jpg|König [[Harald V. (Norwegen)|Harald V. von Norwegen]] (* 1937)
Royal Wedding Stockholm 2010-Konserthuset-412.jpg|König [[Konstantin II. (Griechenland)|Konstantin II. von Griechenland]] (* 1940) und Königin [[Anne-Marie von Dänemark|Anne-Marie]], Prinzessin von Dänemark (* 1946)
Spain.QueenSofia.01.jpg|Königin [[Sophia von Griechenland|Sophia von Spanien]], Prinzessin von Griechenland und Dänemark (* 1938)
Prince Phillip looking at City Hall, November 2008 cropped.jpg|[[Philip, Duke of Edinburgh]], Prinz von Griechenland und Dänemark (* 1921)

== Siehe auch ==
* [[Stammliste des Hauses Oldenburg#Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg|Stammliste des Hauses Oldenburg, Abschnitt Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg]]
* [[Haus Oldenburg]]
* [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]]
* [[Schleswig-Holstein-Gottorf]]
* [[Schloss Glücksburg (Glücksburg)|Schloss Glücksburg]], [[Schloss Sonderburg]], [[Schloss Augustenburg (Dänemark)|Schloss Augustenborg]], [[Schloss Gottorf]], [[Kieler Schloss]]
* [[Stiftung Louisenlund]]
* [[Ahnenverlust]]

{{Normdaten|TYP=p|GND=118843044|LCCN=sh/2011/001624|VIAF=45099341}}

{{SORTIERUNG:SchleswigHolsteinSonderburgGlucksburg}}
[[Kategorie:Deutsches Adelsgeschlecht (Hochadel)]]
[[Kategorie:Schleswig-holsteinisches Adelsgeschlecht|!]]
[[Kategorie:Haus Oldenburg|!SchleswigHolsteinSonderburgGlucksburg]]
[[Kategorie:Haus Oldenburg (Jüngere Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg)| ]]
[[Kategorie:Dänische Monarchie]]
[[Kategorie:Dänisch-deutsche Beziehungen]]
[[Kategorie:Gegründet 1825]]

links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_II._(Schleswig)
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Herz%C3%B6ge_von_Schleswig
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleswig-Holstein-Frage
https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Schleswig
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordschleswig
https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Landesbeschreibung_der_zwei_Herzogt%C3%BCmer_Schleswig_und_Holstein
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleswigsche_L%C3%B6wen
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleswig
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleswiger_Dom
https://web.archive.org/web/20170220172245/http://stadtgeschichte.de/details.php?satzNr=9783891153086&action=stadtsiegel
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Auguste_Viktoria_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg&action=edit
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleswig-Holstein-Sonderburg-Gl%C3%BCcksburg

Schlösser und Kirchen im Großherzogthum Schleswig- von Lord Archbishop Dr. Uwe A.E.Rosenkranz, PSPS II.

Liste der Klöster in Schleswig-Holstein und Hamburg

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Die Liste der Klöster enthält bestehende und ehemalige Klöster und Stifte in Schleswig-Holstein und Hamburg.

Bestehende Ordensgemeinschaften und Stifte

Römisch-katholisch

Benediktiner
Dienerinnen vom heiligen Blut
  • Magdalenenhof Flensburg
Dominikaner
Franziskanerinnen zu Münster St. Mauritz
  • Haus Damiano Kiel
Jesuiten
  • Niederlassung Hamburg
Unbeschuhte Karmelitinnen (OCD)
  • Karmelzelle von der Menschwerdung Hamburg-Finkenwerder
Schwestern von der heiligen Elisabeth
  • Stift St. Adolf Reinbek
Steyler Missionare
  • Kommunität St. Ansgar Hamburg
Steyler Missionsschwestern
  • Konvent List auf Sylt

Evangelisch

Ehemalige Klöster und Stifte

Domstifte
Antoniter
Augustiner-Chorherren
Augustiner-Eremitinnen
Benediktiner
Benediktinerinnen
Brigitten
Dominikaner
  • Kloster Hadersleben, 1249–1253
  • Dominikanerkloster Hamburg, um 1236–1529
  • Dominikanerkloster Husum, kurz vor 1466–nach 1506
  • Burgkloster Lübeck, 1229–1531
  • Kloster Meldorf, vor 1319
  • Dominikanerkloster Schleswig, 1235–1528/29
Franziskaner
Kartäuser
Wilhelmiten
Zisterzienser
Zisterzienserinnen

Weblinks

Siehe auch

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Priorat St. Ansgar (Nütschau)

(Weitergeleitet von Kloster Nütschau)

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Blick auf das Herrenhaus Nütschau, 2008

Das Castrum Nutzkcow auf einem Holzschnitt von 1591

Das Priorat St. Ansgar (auch Kloster Nütschau genannt) in Travenbrück bei Bad Oldesloe ist ein selbständiges BenediktinerPriorat im Erzbistum Hamburg und gehört der Beuroner Kongregation an.

Geschichtlicher Überblick

Um 830 wurde an der Trave eine Fliehburg errichtet, mit einem Erdwall umgeben und gesichert, die Nütschauer Schanze. Sie sollte als Teil der karolingischen Grenzbefestigungen den Limes Saxoniae zwischen Elbe und Kieler Förde schützen. Dieser Sachsenwall trennte den westlichen, germanischen Teil vom slavischen Ostteil des Landes.
Nütschau wurde 1249 erstmals als Nutzikowe genannt. 1271 dann als Nucekowe und 1274 als Nutzekowe. 1343 ging die Nütschauer Mühle als Geschenk an das Zisterzienserkloster Reinfeld. In der Nähe des geschichtlich bedeutenden Punktes des Sachsenwalls entstand ein Herrensitz, der Jahrhunderte später vom Grafen Heinrich Rantzau erworben wurde. Er war Humanist, Vorkämpfer der Reformation und Bahnbrecher der Renaissance in Schleswig-Holstein. Im Jahr 1577 begann er mit dem Bau des kleinen Wasserschlosses, dem Castrum Nutzkow, dass in seiner äußeren Bausubstanz weitgehend unverändert geblieben ist. Der auf einem zeitgenössischen Holzschnitt gezeigte innere Schlossgraben mit Zugbrücke und Vorwerk ist nicht mehr vorhanden.[1] Bis zum Übergang in Kirchenbesitz hatte das Gut mit dem Herrenhaus in den Jahrhunderten 28 Besitzer.

Gründung St. Ansgar

Während der Ansgarfeier zum 1100. Jahrestag der Gründung des Bistums Hamburg bekundeten 1931 der Abt und die Mönche von Gerleve, im Norden Deutschlands eine weitere benediktinische Niederlassung anzusiedeln.[2] Doch erst 20 Jahre später kam diesem Wunsch der Umstand zu Hilfe, dass in Holstein nahe Bad Oldesloe das Gut Nütschau zum Verkauf angeboten wurde. Abt Pius Buddenborg entsprach den dringlichen Bitten des Erzbischofs Wilhelm Berning von Osnabrück und des Abtprimas des Benediktinerordens Bernard Kälin zu Rom, Gerlever Mönche zur Gründung einer Cella nach Nütschau zu entsenden. In Begleitung von P. Cellerar Augustin Hessing überprüfte er am 17. November 1950 das angebotene Objekt und stellte fest: Nütschau sei wegen seiner Lage, des abgerundeten Besitzes und der baulichen Gegebenheiten für ein Benediktinerkloster wohl geeignet.[3] Am 3. Februar 1951 erwarb der Stifter Nütschaus, Erzbischof Wilhelm Berning, Bischof von Osnabrück, für die Mönche der Abtei St. Joseph in Gerleve das Herrenhaus und Restgut in Nütschau. Als ersten Mönch seines Klosters entsandte der Gründungsabt Pius Buddenborg am 1. März 1951 P. Michael Bürgers, dem bald P. Plazidus Schornstein als Dekan der kleinen Kommunität und zwei weitere Mönche folgten.[4] Die Eröffnung des Hauses St. Ansgar in Nütschau, zunächst als Exerzitienhaus, der Abtei Gerleve wurde am 6. Mai 1951 durch den Gründerabt Pius Buddenborg vollzogen. Ziel war aber von Anfang an die Errichtung eines Klosters nach der Regel des heiligen Benedikt.
Am 11. November 1960 erhob Abt Pius Buddenborg Nütschau als Priorat St. Ansgar zum von Gerleve abhängigen Prioratus simplex. Als ersten Prior führte er P. Amandus Eilermann ein und zur Kommunität gehörten acht aus Gerleve kommende Mönche. Das Kloster des hl. Ansgar zu Nütschau wurde am 16. Oktober 1975 zum Konventualpriorat erhoben und erhielt damit seine Selbständigkeit. Am 1. Januar 1979 bestand der Konvent dieser jüngsten Klostergründung der Beuroner Benediktinerkongregation aus acht Priester- und drei Brüdermönchen sowie einem Postulanten.
Der Beginn des benediktinischen Ora et labora im holsteinischen Nütschau stand unter dem Patronat des Mönchsbischofs Ansgar.[5]

Das Herrenhaus

Der Renaissancebau ist eines der ältesten Herrenhäuser des Kreises Stormarn. Vom Bauherren Heinrich Rantzau zeugt heute noch eine Steinplatte von 1577 am früheren Treppenaufgang. Das Dreigiebelhaus mit seinen einfachen Proportionen ist eine, für Schleswig-Holstein typische, Anlage des Mehrfachhauses mit je einem großen Satteldach. Ursprünglich als wehrhafter Bau errichtet, wurden der Schlossgraben verfüllt und die Zugbrücke ist nicht mehr vorhanden. Auch das Innere des Hauses hat sich über die Jahrhunderte völlig verändert. Der mittlere Giebel der drei aneinandergebauten Häuser trägt einen schlanken Turm mit zwei Glocken. Auf dem Zifferblatt der Turmuhr steht die Jahreszahl 1792. Das Dreigiebelhaus ist heute das Wahrzeichen Nütschaus.[6]
Nach dem Einzug der ersten Mönche im März 1951 hatte Abt Pius Buddenborg von Gerleve schon am 6. Mai 1951 die kleine St. Angar-Kapelle als Mittelpunkt im Schloss benediziert. Die Ewig-Licht-Ampel über dem Tabernakel stammt aus der Torretta St. Benedikts des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Montecassino. Diese Bronzeleuchte mit der Inschrift Emitte lucem tuam et veritatem tuam ist ein Werk um 1880 aus der Beuroner Kunstschule der Erzabtei Beuron.
Noch 1951 wurde mit der denkmalgerechten Sanierung des zum Herrenhaus umgebauten ehemaligen Wasserschlosses begonnen, die 1953 endete. Die weiteren Restaurierungen folgten von 1964 bis 1967 und von 1975 bis 1977.
Ab 1996 wurde das Herrenhaus nach einem Entwurf der Architekten Gisberth Hülsmann und Elmar Paul Sommer aus Bonn-Monschau in die Neuordnung der Klosteranlage einbezogen. Im ersten Bauabschnitt wurden die Mönchzellen abgebrochen und 1999 durch einen kräftigen Neubau neben dem Herrenhaus ersetzt. Das neue Konventgebäude wurde am 19. Mai 1999 eingeweiht. Im zweiten Bauabschnitt hatte man das Herrenhaus entkernt und bis 2006 komplett saniert. Dort befinden sich nun die gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten, wie die Bibliothek, der Kapitelsaal, das Noviziat und Cellerariat, das Musikzimmer, ein Gastzimmer und eine Kapelle im Herrenhaus. Ein Eingangsbauwerk, zwischen Alt- und Neubau errichtet, verbindet die beiden Bauteile Herrenhaus und Konventgebäude auf zwei Ebenen miteinander. Die markanteste und wichtigste Änderung im Bereich des Herrenhauses war die Entfernung der im 20. Jahrhundert errichteten Freitreppe sowie der im Innern anschließenden Treppenanlage in der Halle des Hauses. Der neue Eingang zwischen beiden Gebäuden für die heutige Nutzung erinnert an den seitlichen versetzten ursprünglichen Eingang. Eine neue Wendeltreppe erschließt nun die Geschosse in Verbindung einer großen Galerie im Luftraum der Halle. Kontrastreich dazu sind die bemalten Eichenholzdielen aus der Erbauungszeit in der neuen Deckenkonstruktion.
Die beiden Häuser stehen nunmehr als zwei Pole des neuen Klosters beisammen, ohne dabei die jeweilige architektonische und historische Eigenständigkeit zu verlieren. Auch die Freianlagen vor und der hinter dem Herrenhaus befindliche Park nehmen direkten Bezug auf die durch die Architektur vorgegebene neue Ordnung. Das sanierte Herrenhaus wurde 2007 mit dem BDA-Preis Schleswig-Holstein ausgezeichnet.

Wirtschaftliche Verhältnisse

Von den Ländereien des Adeligen Gutes Nütschau früherer Jahrhunderte wurden am 3. Februar 1951 nur 84 Hektar des Restgutes für die Benediktiner erworben. Davon waren etwa ein Viertel Ackerfläche, ein weiteres Viertel Wald und die restlichen Flächen wurde als Wiesen und Weiden genutzt. Die Mönche führten die Landwirtschaft, der Schwerpunkt lag dabei auf der Rinderhaltung und der Milchwirtschaft. Da die Stallungen und Scheunen nicht ausreichten, errichtete man 1962 einen geräumigen Wirtschaftsbau. Zwanzig Jahre lang haben hier die Mönche die Felder bestellt, ausgesät und geerntet, Viehhaltung betrieben und die Weideflächen und Wiesen trockengelegt und melioriert. Im Winter wurde der Wald durchforstet und Sturmschäden beseitigt. Seit 1971 ist das Ackerland verpachtet, dem Kloster obliegt nur noch die Bewirtschaftung des Waldes. Das Gut diente 1958 als Kulisse für den Film Das Mädchen vom Moorhof.

Die Entwicklung des Hauses St. Ansgar

Mit dem 1954 begonnenen Erweiterungsbau, der heutigen Bildungsstätte Haus St. Ansgar, standen seit 1959 den Mönchen in Nütschau ein Exerzitienhaus mit 30 Betten, Vortrags- und Speiseräume und eine Kapelle zur Verfügung.
Die Gesamtplanung von Kloster, Kirche und Erwachsenen- und Jugendausbildungsstätte Haus St. Ansgar ist 1973 und 1974 nach Entwürfen des Hamburger Architekten Eduard Frieling ausgeführt worden. Die Grundsteinlegung der Erweiterungsbauten fand durch Abt Clemens Schmeing von Gerleve am 1. April 1974 im Beisein des Bischofs von Osnabrück Helmut Hermann Wittler. Beim Kloster, das seinen Schwerpunkt im alten Herrenhaus behalten hat und 1981 mit einem ebenerdigen Wohnbereich mit Krankenzimmer erweitert werden konnte, ist ein Bereich der Stille entstanden. Er umfasst die zentrale Kapelle, die Kirche St. Ansgar. Den Grundriss der Kirche bildet ein Quadrat von siebzehn mal siebzehn Metern mit einem um 45 Zentimeter abgesenkten engeren Kreis. Die künstlerische Gestaltung hatte der Glasmaler Siegfried Assmann aus Hamburg übernommen. Nach seinen Entwürfen entstanden die dreiseitige farbige Bleiverglasung, die die Firma Oidtmann aus Linnich ausführte. Ebenso der Altar, das Lesepult und Retabel mit Tabernakel. Das Thema der Retabel ist der Apokalypse entnommen: Der wiederkommende Christus inmitten der neuen Stadt Jerusalem. Die Bleiverglasung nimmt die Farben der umgebenden ostholsteinischen Landschaft auf. Das Blau des Wassers der Trave und des Himmels, das Dunkel der Moorerde, die hellen Töne von Sand, Mergel und Lehm, der Moränen und Feldsteine. Die Farben verdichten sich hin zu Regenbogentönen Westseite und lösen sich bei der Retabel in Transparenz des Lichtes auf. Der stille Bereich für die Menschen.[7]
Das ehemalige Inspektorenhaus hatte man von 1976 bis 1977 zum Jugendhaus St. Benedikt umgebaut und am 21. März 1977 eingeweiht. 1990 erfolgte eine Erweiterung des Jugendhauses. In der Osterwoche 1978 hielt die Salzburger Äbtekonferenz ihre Jahresversammlung im Kloster Nütschau ab. Neben dem Abtprimas Viktor Josef Dammertz aus Rom nahmen 52 Äbte aus der Schweiz, Österreich, Südtirol, Ungarn und Deutschland teil.

Prior

Jahreszahlen und Namen bezeichnen die nachweisbare Erwähnung als Prior:
  • 11. November 1960: P. Amandus Eilermann, OSB
  • 1. Oktober 1971: P. Gaudentius Sauermann, OSB
  • 1994: P. Antonius Terstiege, OSB, verstarb kurz darauf
  • 5. September 1994: P. Leo Overmeyer, OSB
  • 27. Januar 2015: P. Johannes Tebbe, OSB

Literatur

  • Johannes von Schröder: Darstellungen von Schlössern und Herrenhäusern der Herzogthümer Schleswig-Holstein-Lauenburg vorzugsweise aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Hamburg 1862, S. 100f.
  • P. Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein. München 1973, S. 56f.
  • Abtei Gerleve: Ein Überblick über Werden, Wachsen und Wirken 1904–1974. Lunen 1974 (auch als Sonderdruck: Kloster Nütschau. Benediktiner-Priorat St. Ansgar)
  • Die Benediktinerabtei Gerleve: Ihr Werden. Wachsen und Wirken. Die Gründung von Sankt Angar in Nütschau/Holstein. Münster 1998, ISBN 3-402-05377-2, S. 123–134.
  • Amandus Eilermann: Nütschau. In: Die Benediktinerklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen. Germania Bendictina, Band VI. Norddeutschland. St. Ottilien 1979, ISBN 3-88096-606-0, S. 386–388.
  • Gaudentius Sauermann: Kirchweihe in Nütschau. BM 51, 1975, S. 148–150.
  • Gaudentius Sauermann: Die Errichtung des Konventualpriorats St. Ansgar in Nütschauam 14. bis 16. Oktober 1975. BM 52, 1976, S. 139–141.

Weblinks

 Commons: Herrenhaus Nütschau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Deert Lafrenz: Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, 2015, Michael Imhof Verlag Petersberg, 2. Auflage, ISBN 978-3-86568-971-9, S. 407.

Einzelnachweise

  1.  Lindberg P.: Hypotyposis arcium, palatiorum, libroum, pyramiddum, … ab Henrico Ranzovio … conditorum etc., Hamburg 1591, 47f. und Frankfurt 1592, 66f., (Holzschnitt vom Schloß).
  2.  Die Gründung von Sankt Ansgar in Nütschau. In: Die Benediktinerabtei Gerleve. 1998 S. 124.
  3.  Kloster Nütschau: Nütschaus Gründung. In: Benediktinerpriorat St. Ansgar 1983, S. 4–5.
  4.  Amandus Eilermann: Nütschau Germania Benedictina, Bd. VI. Norddeutschland 1979, S. 386.
  5.  „Klosterkirche“ auf kloster-nuetschau.de
  6.  Amandus Eilermann: Nütschau. Bau- und Kunstgeschichte. In: Germania Benedictina Bd. VI. Norddeutschland. 1979, S. 387.
  7.  Kloster Nütschau: Der Stille Bereich, die Stätte der Besinnung, Bildung und Begegnung und die Kirche. In: Benediktinerpriorat St. Ansgar. 1983, S. 17–19.
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Dominikanerkloster St. Johannis (Hamburg)

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Innenhof des Klosters, im Hintergrund der Chor von St. Sophien

Das Dominikanerkloster St. Johannis befindet sich in Hamburg-Barmbek-Süd auf dem Gelände an der Ecke Weidestraße / Elsastraße unmittelbar neben der Kirche St. Sophien. Es ist wie sein Vorgänger den beiden Heiligen Johannes der Täufer und Johannes dem Evangelisten geweiht.

Vorgänger

Der mittelalterliche Vorgänger des Klosters wurde um 1236 gegründet und auf dem Gelände des heutigen Rathausmarktes erbaut. Nach einem Brand 1314 musste er vollständig neu errichtet werden. Für das 16. Jahrhundert sind 41 Mönche und 13 Novizen belegt. Nach dem Beginn der Reformation wurden alle katholischen Klöster in Hamburg 1529 durch Ratsbeschluss aufgehoben. Das Klostergebäude nutzten danach zunächst die Gelehrtenschule des Johanneums und Nonnen des ehemaligen Klosters Herwardeshude, ab 1613 zusätzlich das neugegründete Akademische Gymnasium. Lediglich die Klosterkirche mit dem Thomas-Altar von Meister Francke aus dem 15. Jahrhundert diente auch nach der Aufhebung des Klosters noch bis zur Hamburger Franzosenzeit als evangelisches Gotteshaus. Danach würde es zeitweise als Lagerraum und Exerzierplatz des Hamburger Bürgermilitärs genutzt und 1829 abgerissen.

Geschichte

Seit 1962 ist der Dominikanerorden wieder in Hamburg vertreten. Durch die Lage Hamburgs in der katholischen Diaspora suchte die katholische Kirche für das geplante Kloster den Anschluss an eine bestehende Pfarrei. Die Wahl fiel auf St. Sophien in Barmbek, da hier ein ausreichend großes Grundstück in recht zentraler Lage vorhanden war.
1966 weihte Bischof Johannes von Rudloff das Kloster mit einem Pontifikalamt ein und übergab es an die ersten sechs Dominikaner.[1]
Die Mönche des Klosters betreiben die Pfarrarbeit der Gemeinde St. Sophien[2] und übernehmen auch Predigten an anderen katholischen Gemeinden in Hamburg. Ein wichtiger Schwerpunkt ist theologische Bildungsarbeit und Lebensberatung.

Gebäude

Das Kloster ist baulich mit dem Chor der Kirche verbunden. Der polygonale, ringförmige Bau mit seinen Backsteinfassaden und brutalistisch beeinflussten Traufkanten wurde 1964 bis 1966 durch die Architekten RauBunsmann und Scharf errichtet. Hier gelang eine gute Verbindung zwischen traditioneller und moderner Architektur. Der Bau gestaltete sich schwieriger als erwartet, da ein am Rande des Grundstückes liegender Tiefbunker nicht verändert oder beschädigt werden durfte.
Das maximal dreigeschossige Gebäude wirkt von außen eher schlicht. Da der nahezu fensterlose Kreuzgang im Inneren entlang der Außenseite das Gebäude umläuft, orientieren sich fast alle Räume zum Innenhof. Dieser ist zur Apsis der Kirche hin geöffnet und nimmt auch die Funktion eines Klostergartens wahr. Nur der Eingangsbereich und der über zwei Ebenen reichende Veranstaltungssaal zeigen nach außen größere Fensterflächen.
Erdgeschoss und Tiefparterre umfassen die verschiedenen Räume für die Arbeit des Klosters wie Gastzimmer, Gemeinschaftsräume, Speiseräume, Sprechzimmer, Räume der Pfarrei und Bibliothek. Im oberen Stockwerk befinden sich die von der Öffentlichkeit abgetrennten Wohnräume für 13 Ordensbrüder. Die Klosterkapelle bildet einen fünfeckigen nach Nordosten ausgerichteten Anbau und ist über das Treppenhaus mit den anderen Räumen verbunden.

Künstlerische Ausgestaltung

Das Kloster verfügt über zwei Stücke von Hermann Stehr, er gestaltete die Aluminiumverzierung der Eingangstür sowie die Plastik Große Predigt I im Innenhof als Verweis auf die zentrale Aufgabe von Konvent und Gemeinde. Im Vorraum des Refektoriums und in den Gemeinschaftsräumen gibt es mehrere Bilder, bemerkenswert ist eine Kreuzigungsdarstellung des Malers Karl Goris, eine Darstellung des Dominikus von Gerd Winner, ein Bild der Kirche St. Sophien von Albert Reck und ein Ölgemälde der alten Johanniskirche von Jes Bundsen.
Die durch ein Dachfenster beleuchtete Kapelle wird beherrscht durch den von Rudolf Krüger modern gestalteten Altar, der Motive aus der Offenbarung des Johannes verarbeitet. In der Kapelle selber hängt ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert von Johann Christoph Achert, das Dominikus und Katharina von Siena zeigt. In der Nähe des Eingangs zur Kapelle hängt eine modern mexikanisch beeinflusste Darstellung der Madonna mit Kind der indianischen Künstlerin Nan Cuz.
An zentraler Stelle im Treppenhaus vor der Kapelle findet sich ein Wandgemälde mit einem Auszug aus der Konstitution des Dominikanerordens. Der Text in pace continui, in studio assidui, in praedicatione ferventes soll die Brüder an die Aufforderung erinnern, sie sollen „beständig im Frieden, mit Geduld beim Studium und mit Begeisterung bei der Predigt“ sein.

Organisation

wird und den gesamten nördlichen Teil Deutschlands umfasst. Den Prior bestimmen alle Ordensbrüder des Konventes per Wahl für jeweils drei Jahre.

Die Ordensbrüder sind tätig in der Morgenmesse, Seelsorge, Jugendarbeit, Glaubenskursen und betreuen die Ghanaische Gemeinde. Der Tagesablauf beginnt um sieben Uhr mit der Morgenmesse und dem Morgengebet. Danach individuelle Tagesaufgaben, gemeinsames Mittag- und Abendessen und um 18 Uhr die Heilige Messe.[3]

Fotografien und Karte

Karte: Hamburg

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St. Johannis Barmbek
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Hamburg

Literatur

  • Ralf Lange: Architektur in HamburgJunius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-586-9S. 182.
  • Dominikanerkonvent Hamburg (Hrsg.): Kleiner Führer durch das Dominikanerkloster St. Johannis in Hamburg-Barmbek (Flyer). Eigenverlag, Hamburg 2014.
  • Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg Lexikon. 4., aktualisierte und erweiterte Sonderausgabe. Ellert & Richter, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8319-0373-3, S. 372 (Stichwort: „Johannis-Kloster“).
  • Donate Reimer u. a.: 100 Jahre St. Sophien, Hamburg-Barmbek : Festschrift; 1900–2000. Katholische Kirchengemeinde St. Sophien, Hamburg 2000, S. 36–38.
  • Matthias GretzschelHamburgs Kirchen: Geschichte, Architektur, AngeboteAxel Springer Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-86370-116-1S. 132.
  • Friedhelm Grundmann, Thomas Helms: Wenn Steine predigen. Medien Verlag Schubert, Hamburg 1993, ISBN 3-929229-14-5S. 97, 103.
  • Ordensprovinz Teutonia (Hrsg.): Die Dominikaner (Flyer). Eigenverlag, Köln 2013.

Einzelnachweise

  1.  Bischof übergibt den Dominikanern das neue Kloster. In: Hamburger Abendblatt vom 17./18. September 1966, S. 5.
  2.  Liste der Seelsorger an St. Sophien. Abgerufen am 9. Juli 2014.
  3.  Stefan Dombert: Die Brüder von Barmbek. In: Hamburger Wochenblatt vom 14. Januar 2015, S. 1.

Weblinks

 Commons: Dominikanerkloster St. Johannis (Hamburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Kloster St. Johannis (Hamburg)

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Das Johanniskloster am rechten Ufer des Alsterkanals

Gedenktafel für das Kloster im Eichenpark, Hamburg-Harvestehude

Das Kloster St. Johannis in Hamburg ist heute als Evangelisches Damenstift eine Wohnanlage in der Heilwigstraße 162 im Stadtteil Eppendorf. Diese wurde zwischen 1912 und 1914 durch die Architekten Richard Kahl und Ludwig Endresen errichtet und liegt in einem großzügigen Garten an der Alster. Für alleinstehende Frauen im Alter über 60 Jahren stehen 69 abgeschlossene Wohnungen zur Verfügung. Geleitet wird das Kloster durch einen vom Senat genehmigten Vorstand im Ehrenamt. Der Große Konvent wird gebildet aus den beiden Patronen, das sind der jeweilige Erste und Zweite Bürgermeister der Stadt, den drei Vorständen und der Domina genannten Vorsteherin. Diese Struktur besteht seit der Reformation.
Hervorgegangen ist das Kloster aus dem 1246 durch Heilwig von der Lippe gegründeten Zisterzienserinnen-Kloster Herwardeshude, das zunächst am Pepermölenbek vor dem späteren Altona lag und 1295 in die Gegend des heutigen Stadtteils Harvestehude verlegt wurde. Nach der Reformation wurden die Nonnen 1530 in den Gebäuden des zuvor aufgehobenen Dominikanerklosters St. Johannis in der Hamburger Innenstadt untergebracht und gründeten 1536 das Evangelische Conventualinnenstift für unverheiratete Hamburger Patrizier- und Bürgertöchter. 1837 wurde das Kloster an den Schützenwall, dem späteren Klosterwall verlegt, 1914 erfolgte der weitere Umzug zu dem heutigen Standort an der Heilwigstraße. Diese Straße wurde bereits 1870 nach der Klostergründerin benannt.

Gründungsgeschichte

Säulenkapitell aus dem Klostergebäude des 14. Jahrhunderts im Museum für hamburgische Geschichte.

Die Gründung des Klosters geht auf den Grafen Adolph IV. von Schauenburg und Holstein zurück. Dieser hatte vor seiner Teilnahme an der Schlacht bei Bornhöved gegen die Dänen am 22. Juli, dem Namenstag der heiligen Maria Magdalena im Jahr 1227 das Gelübde abgelegt, für den Fall seines Sieges ein Kloster zu gründen und dort fortan zu leben. In Erfüllung dieses Gelübdes gründete er 1231 das franziskanische Maria-Magdalenen-Kloster am heutigen Adolphsplatz in Hamburg[1][2] und 1236 das St.-Johannis-Kloster der Dominikaner am heutigen Rathausplatz, sowie 1242 in Kiel ein weiteres Franziskanerkloster, in dem er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Adolfs Ehefrau, Gräfin Heilwig von der Lippe, tat es ihrem Mann gleich und gründete am 24. Februar 1246 ein Zisterzienserinnenkloster in Herwardeshude. Dies war ein Flecken auf einer Anhöhe oberhalb der Elbe, an dem Pepermölenbek, der später die Grenze zwischen St. Pauli und Altona markierte. Durch Schenkung konnte Heilwig für die Anlage des Klosters in den Besitz eines Hofes und einer Mühle sowie einiger Äcker und zwei weiterer Häuser gelangen. Die Einnahmen aus Hof und Mühle reichten für die Lebensgrundlagen des kleinen Konvents.[3] 1247 wurde das Kloster von Papst Innozenz IV. bestätigt.
1293 kauften die Nonnen vom Schauenburger Grafen Heinrich I. von Holstein-Rendsburg Ländereien bei den Dörfern Oderfelde und Heimichhude an der Alster, „mit Gebüsch, Mooren, Wiesen, Weiden, Gewässern und allen Freiheiten, von allen Abgaben befreit“, und verlegten 1295 ihr Kloster an diesen Ort.[4] Als Gründe für den Umzug wurden zum einen die Interessen Hamburgs genannt, das vor den Toren der Stadt ein freies Glacis zur Verteidigung wollte, wie auch, dass der Mühlbach Ende des 13. Jahrhunderts versiegte und so die Versorgung des Klosters nicht länger gewährleistet blieb.

Kloster Herwardeshude

Die Lage des Klosters, Zeichnung von C.F. Gaedechens auf einen Plan des 19. Jahrhunderts

Name und Lage

Die Nonnen nannten ihr neues Kloster In valle virginum – Jungfrauenthal. Doch der Name setzte sich nicht durch. Stattdessen wurde das Kloster volkstümlich weiterhin nach dem ursprünglichen Standort Herwardeshude genannt. Aus diesem Namen entwickelte sich schließlich Harvestehude, die Bezeichnung für den umliegenden Stadtteil. Der Hamburger Geschichten- und Sagenschreiber Otto Beneke führte dazu aus: „In der Zeiten Lauf verschwand das alte Dorf Herwerdeshude an der Elbe, oder mindestens der Name desselben ging unter, der dafür von den Leuten aus alter Gewohnheit dem Kloster Frauenthal an der Alster übertragen wurde, das man zuletzt gar nicht anders als Herwerdeshude nannte, woraus endlich unser Harvestehude entstanden ist, was manche gute Hamburger, da ein Winterhude gegenüber liegt, auch wohl Herbstehude nennen und zwar gar nicht so irrig, denn ‚Harvest‘ ist das plattdeutsche Wort für Herbst.“[5] Die neuen Klostergebäude wurden an der Feldmark von Oderfelde errichtet, dem heute westlichen Teil des Eichenparks. Bei einer Neubebauung des Grundstücks im 19. Jahrhundert konnte die genaue Lage festgestellt und von Cipriano Francisco Gaedechens auf einer Skizze festgehalten werden. Demnach lagen die Klostergebäude an der heutigen Straße Klostergarten und am Harvestehuder Weg östlich der Einmündung des Mittelwegs und nördlich des Licentiatenbergs bis zur Alster hin. Die heutige Straße Frauenthal führt durch den westlichen Teil der Gebäude, der nach dem Plan als Waisenhaus genutzt wurde, hindurch.
Zahlreiche Straßennamen in der Umgebung weisen heute noch auf das Kloster an diesem Ort hin. Neben Klosterstern, Klosterstieg und Klostergarten sind auch die Bezeichnungen Frauenthal, Jungfrauenthal und Nonnenstieg, St. Benedictstraße, in Ehrung des Heiligen Benedicts als Schutzpatron des Klosters, und Heilwigstraße, in Erinnerung an die Gründerin des Klosters, auf diesen Ursprung zurückzuführen.

Verhältnis zur Stadt Hamburg

Das Kloster stand seit seiner Gründung sowohl unter Schutz wie in wirtschaftlichen Beziehungen zu den Schauenburger Grafen und darüber in Kontakt mit der Verwaltung Hamburgs. 1305 wurden aus dem Rat der Stadt Klostervögte eingesetzt, die zum Beispiel für die Auszahlungen der Kornrenten an das Kloster sorgten. Aus dieser Tradition sind noch heute die Bürgermeister der Stadt Hamburg Geborene Patrone des Klosters.
Im Jahr 1310 kam es zum Vertrag zwischen der Stadt Hamburg, die den Schutz des Klosters übernahm, und den Nonnen, die sich verpflichteten, die stadtnahen Ländereien von Gebäuden zu räumen. In einem weiteren Vertrag wurde die Hundebek, die im Grindelwald beim heutigen Universitätsgelände entsprang und etwa 200 Meter südlich des heutigen Anlegers Alte Rabenstraße in die Alster mündete, als Grenze zwischen Kloster- und Stadtgebiet festgelegt. Die Dörfer Oderfelde und Heimichhude wurden niedergelegt. Die Interessen Hamburgs waren dabei militärische, aus Verteidigungsgründen sollte das Gelände vor der Stadtfestung unbebaut bleiben. Es wurde fortan landwirtschaftlich genutzt.[6]
Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich die Funktion des Klosters, junge Frauen aus der Oberschicht zu erziehen und zu unterrichten. Für die Zahlung einer gewissen Rente sollte den Töchtern „mores und virtutes“ gelehrt werden. Es entstand so eine persönliche Nähe zahlreicher Hamburger Bürger zu dem Kloster in Herwardeshude. Aber auch der Lebensstil der Frauen im Kloster passte sich weitgehend dem der Frauen aus der Stadt an, was im 15. Jahrhundert zu Problemen mit der Kirchenobrigkeit führte.[7]

Landerwerb

Die Einnahmen des Nonnenklosters bestanden, im Gegensatz zu Mönchsklöstern, allerdings nicht aus eigener Bewirtschaftung ihrer zahlreichen Güter, sondern aus der Einziehung von Zehnten, Zinsen und Renten aus dem Grundbesitz. Bereits um 1250 hatte das noch junge Kloster Land auf dem Gorieswerder gekauft und um 1275 dreizehn Hufen Land in neun stormarnschen Dörfern und eine Fischgerechtigkeit an der Bille. „Das Kloster Harvestehude besaß schon in dieser ersten Phase seiner Entwicklung genügend Kapital und Kontakte für einen langsamen aber stetigen Besitzaufbau.“[8] Das 1293 gekaufte Gebiet umfasste den Grindelwald, den Schlump und den Schäferkamp und streckte sich im Norden bis zur Isebek. Im 14. Jahrhundert wurden der aktive Erwerb von Landbesitz und Rechtsgütern fortgesetzt. So erwarb das Kloster unter anderem einen Wirtschaftshof in Ottensen und die an der Alster gelegenen Dörfer AlsterdorfEimsbüttelEppendorf und Winterhude, zudem das Tarpenbeker Moor und den Alsterzoll bei Eppendorf. Auch in weiterer Entfernung kamen Besitzungen hinzu: vierundzwanzig Morgen Land in den Stader Elbmarschen, ein Krug in Bramfeld, Land in der Haseldorfer Marsch und weiteres auf den Elbwerdern. 1385 kam noch das Dorf Bilsen mit sämtlichen Gütern und Rechten vor allem an wertvollen Holzungen hinzu. 1400 wurde die Eppendorfer St. Johanniskirche dem Kloster inkorporiert. Damit waren die Landerwerbungen des Klosters weitgehend abgeschlossen, es besaß eine um ein Vielfaches größere Landfläche als die Stadt Hamburg selbst.[9]

Gemeinschaftsgrab der Conventualinnen des Klosters St. JohannisFriedhof Ohlsdorf

Auflösung

Ab 1525 setzte sich die Reformation in Hamburg zunehmend durch, Johannes Bugenhagen wurde in die Stadt berufen und erarbeitete eine neue Kirchenordnung. Die Zisterzienserinnen widersetzten sich einer Reform, 1530 kam es zum Eklat. Die Nonnen, von Bugenhagen Lügenbräute Gottes genannt, wurden aus Harvestehude vertrieben, die Gebäude auf Weisung des Hamburger Rats und der Bürgerschaft zerstört und abgebrochen. Auch die Dominikaner im Stadtkloster St. Johannis beim heutigen Rathausmarkt waren 1528 vertrieben worden. Das nun leerstehende Gebäude wurde den heimatlos gewordenen Frauen von der Stadt angeboten, unter der Bedingung, dass sie zum evangelischen Glauben übertreten und sich nicht mehr als Nonnen bezeichneten. So wurde das Haus kurze Zeit später von neunzehn konvertierten Nonnen unter der Äbtissin Caecilia von Oldessem bezogen, die fortan Jungfrau Domina genannt wurde. 1536 wurde so das Evangelische Conventualinnenstift für unverheiratete Hamburger Patrizier- und Bürgertöchter gegründet. Zudem wurde in einem Rezess bestimmt, den großen Güterbesitz des ehemaligen Klosters Herwardeshude zu erhalten und unter der Klosterstiftung zu verwalten. Damit war das alte Kloster Herwardeshude in ein evangelisches Damenwohnstift übergegangen, die Verwendung der Klostereinkünfte hatten fortan den Zweck, Unterbringung und Unterhalt lediger Hamburger Bürgertöchter zu bestreiten.

Kloster St. Johannis

Die Klosterverwaltung hat sich seit dem Rezess von 1536 kaum verändert. Vertreten wurde die Stiftung durch die ehrenamtlich tätigen Patrone und Vorsteher. Die Patrone wurden vom Bürgermeister aus den Mitgliedern des Senats ernannt oder aber selbst durch die Bürgermeister gestellt. Die Vorsteher ernannte der große Konvent, der sich aus den Patronen, Vorstehern und der Domina zusammensetzte. Die Geschäftsführung hatte der Klosterschreiber inne, der den Weisungen der Vorsteher unterlag. Die innere Klosterordnung war und ist Aufgabe der Domina.

St. Johannis Kloster um 1590, Ausschnitt aus einem Kupferstich

Erster Standort Rathausmarkt

Das Gebäude, das den Frauen 1530 nach der Vertreibung aus Harvestehude zugewiesen wurde, ging auf die Klostergründung des Grafen Adolf IV. von etwa 1235 zurück. Es lag am Dreckwall, an der Stelle des heutigen Rathauses und seines Vorplatzes, zum Bestand gehörte auch die Klosterkirche St. Johannis, die als evangelische Kirche weiter genutzt werden konnte. Sie teilten sich dieses Haus mit der 1529 von Bugenhagen gegründeten Schule, der Gelehrtenschule des Johanneums.

Blick durch Hinter dem Breiten Giebel auf den breiten Ostgiebel der Klosterkirche St. Johannis und angrenzende Klosterbauten, Lithographie um 1825 von Peter Suhr

Die Umwandlung in das evangelische Konventualinnenstift, das unverheirateten Hamburger Bürgertöchtern Wohnung und Rente gewährte, wurde hanseatischen Gepflogenheiten entsprechend organisiert, die Jungfrauen mussten von ihren Verwandten eingekauft werden: „Bei der Eintragung ins Expektantinnenbuch war eine erste Rate fällig, bei der ‚Hebung‘ zur Konventualin die zweite Zahlung. Oft wurde der ‚Klosterbrief‘ als Patengeschenk schon in die Wiege gelegt. Bei der Heirat fiel das eingezahlte Vermögen dem Kloster zu.“[10]
Die Besetzung durch die Franzosen von 1806 bis 1814 brachte die Klosterstiftung in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, da viele ihrer Dörfer und Höfe vor der Stadtmauer niedergebrannt worden waren. Napoleonische Truppen nutzten die Klosterkirche als Magazin. 1829 wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen. Da auch das alte Klostergebäude zunehmend verfiel, erwarb das Stift 1836 ein neues Gebäude am Schützenwall, dem späteren Klosterwall.

Zweiter Standort Klosterwall

Das von Carl Ludwig Wimmel erbaute neue Gebäude, in das 1837 zwanzig Konventualinnen und achtzehn Witwen aus dem alten Johanniskloster umzogen, war erheblich geräumiger. Es bot Platz für 60 Konventualinnen und verfügte zudem über ein eigenes Witwenhaus an der Steinstraße mit zehn Wohnungen. Finanziert wurde der Neubau und der Umzug durch zahlreiche Verkäufe aus dem Grundbesitz der Stiftung. Auch an diesem Standort weisen die Straßenbenennungen auf die Lage des ehemaligen Klosters hin, neben dem Klosterwall und dem Johanniswall, erinnert die Straße Klostertor an das von 1853 bis 1861 bestehende Tor in direkter Nähe des Klosters.
Nachdem 1866 das Vorwerk Harvestehude, das Gebiet zwischen Rothenbaumchaussee, Isebek und Hallerstraße, für vier Millionen Mark an ein Konsortium verkauft worden war, gründete das Stift 1872 mit diesem Geld die Unterrichtsanstalten des Klosters St. Johannis am Holzdamm. Sie beinhalteten eine höhere Mädchenschule, einen Kindergarten und ein Lehrerinnenseminar, später kamen weitere Ausbildungsgänge hinzu. Ende 1881 wurde die Klosterschule von 742 Schülerinnen und 92 Seminaristinnen besucht. 1923 wurde die Institution aufgrund der geänderten politischen Verhältnisse sowie der wirtschaftlichen Lage des Klosters der Oberschulbehörde übereignet und in einem von Fritz Schumacher entworfenen Neubau beim Berliner Tor untergebracht. Das Gebäude Holzdamm 5 im Ensemble mit der Rautenbergstraße 1 – unmittelbar neben dem Hotel Atlantic gelegen – steht unter Denkmalschutz und beherbergt heute die Staatliche Handelsschule.

Dritter Standort Heilwigstraße

Das Gebiet am Klosterwall wurde ab 1900 durch den Bau des Hamburger Hauptbahnhofs zu innerstädtischem Interessengebiet. 1911 verkaufte der Konvent sein dortiges Gelände für 2,5 Millionen Goldmark an die Finanzdeputation und ließ an der Eppendorfer Heilwigstraße einen neuen Gebäudekomplex errichten. Er wurde von den Architekten Kahl und Endresen im englischen Landhausstil geplant und lehnt sich an klösterliche Vorbilder an. Am augenfälligsten ist darin der Uhrturm am Eingangsbereich und die Anlage nach Art mittelalterlicher Kreuzgänge, alle Korridore haben direktes Licht, die Eingangshalle ist mit weißem Marmor ausgelegt und die Treppenhäuser bestehen aus Eichenholz. Die Wohnanlage liegt auf einem 11.000 Quadratmeter großen Grundstück mit abgeschirmtem Garten und Uferbefestigung zur Alster hin. Am 11. Juli 1914 weihte es der damalige Patron, Bürgermeister William Henry O’Swald, als Evangelisches Damenstift Kloster St. Johannis ein. Es hat bis heute Bestand:
„Je nach Leerstand werden neue Bewohnerinnen aufgenommen und zahlen eine angemessene Miete. Jede Dame verfügt über eine abgeschlossene Wohnung (verschiedene Größen) und versorgt sich selbst. Die Nachbarschaftshilfe ist vorbildlich. Wir fühlen uns einer christlich humanistischen Lebensordnung verpflichtet. […] Eingedenk der klösterlichen Wurzeln, bemühen wir uns, um eine in die Zukunft weisende lebendige Orientierung in der Gegenwart.“
– Homepage des Klosters St. Johannis[11]

Benachbarte St.-Johannis-Kirche

Etwa 250 Meter nordwestlich des heutigen Klostergebäudes befindet sich die St.-Johannis-Kirche, die von 1400 bis 1832 durch das Kloster bzw. die Klosterstiftung verwaltet wurde.

Übersicht über den Grundbesitz

Das einst so große Grundvermögen des Klosters, das 1530 vom Kloster Herwardeshude in die Stiftung St. Johannis überging, ist im Laufe der Zeit wesentlich zusammengeschrumpft. Einige der städtischen und ländlichen Grundstücke wurden bereits im 17. und 18. Jahrhundert veräußert. Nach der Franzosenzeit und mit dem Umzug in das neue Gebäude am Klosterwall, ging die Stiftung dazu über, weitere Grundstücke zu verkaufen. Da für die Stadt Hamburg die Gebiete für die geplanten Stadterweiterungen von großem Interesse waren, beschloss der Senat 1826 die Übernahme der obrigkeitlichen Rechte, 1830 wurden die meisten der Klosterländereien in die neugegründeten Landherrenschaften der Geest- und Marschlande eingegliedert. 1866 wurde der Grundbesitz der Stadt übereignet, die sich dafür zu einer immerwährenden Jahresrente an die Kirche verpflichtete, und vielfach an private Investoren weiterverkauft.
Besitz Erwerb / Besitznahme Verkauf / Verlust Anmerkung
Alsterdorf 1803 nach Verhandlungen mit Dänemark im Tausch gegen Bilsen erworben; ab 1831 unter Verwaltung der Landherrenschaft der Geestlande
Alt-Herwardeshude 1246 vor 1530 von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Bahrenfeld vor 1350 vor 1530 von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Barmbek vor 1300 einzelne Güter, eine Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Bassenfleth vor 1350 einzelne Güter; gingen 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Bilsen 1385 1803 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Bramfeld vor 1300 einzelne Güter, viereinhalb Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Duvenstedt vor 1300 einzelne Güter von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Eimsbüttel 1339 bereits 1275 wurde eine Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft; ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Eppendorf 1343 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Gorieswerder 1250 einzelne Güter, erste Erwerbung des Klosters; nach Sturmfluten im 13. und 14. Jahrhundert war der Gorieswerder in mehrere Elbinseln geteilt; gingen 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Grindel 1293 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Groß Borstel vor 1350 1836 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über; 1836 Verkauf an den Jäger Wehling
Halstenfleth vor 1350 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Harvestehude 1293 1866 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über; ab 1831 unter Verwaltung der Landherrenschaft der Geestlande; 1866 an ein privates Klosterkonsortium verkauft
Kirchsteinbek vor 1300 einzelne Güter von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Lemsahl vor 1300 einzelne Güter, zweieinhalb von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Lokstedt 1383 vor 1530 von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Mellingstedt vor 1300 einzelne Güter, eine Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Niendorf 1383 vor 1530 von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Ohlsdorf 1366 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Osdorf vor 1300 einzelne Güter, zwei Hufe von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft
Othmarschen vor 1400 vor 1530 einzelne Güter; von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Ottensen vor 1400 vor 1530 einzelne Güter; von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Schäferkamp 1293 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Schiffbek vor 1300 einzelne Güter von den Gebrüdern Heynrich und Meynrich von Heynbroke gekauft, einschließlich Fischrechte an der Bille
Schlump 1293 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Tinsdal 1348 vor 1530 einzelne Güter; von der Grafschaft Holstein-Pinneberg vor 1530 zurückgekauft
Twielenfleth vor 1350 einzelne Güter; gingen 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über
Wellingsbüttel vor 1450 1484 Besitz des Bistums Bremen, 1430–1484 Pfandbesitz des Klosters,
Winterhude 1365 1831 ging 1530 in den Besitz der Stiftung St. Johannis über; ab 1831 unter Verwaltung der Landherrenschaft der Geestlande
Hamburg,
Bergstraße
1478 Innerstädtisches Grundstück, geschenkt von Johann Schreye
Hamburg,
Katharinenstraße
vor 1530 Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung
Hamburg,
Kattrepelstaven
vor 1530 Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung
Hamburg,
Knochenhauerstraße
vor 1500 Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung
Hamburg,
Neue Burg
vor 1500 Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung
Hamburg,
Rosenstraße
vor 1500 Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung
Hamburg,
Stekelhörn
vor 1500 Innerstädtisches Grundstück mit einem Brauhaus, durch Vererbung

Literatur

  • Christian Hanke, Reinhard Hentschel: Harvestehude – Rotherbaum im Wandel. Hamburg 1993, ISBN 3-929229-09-9.
  • Felix Rexhausen: In Harvestehude. Aufzeichnungen eines Hamburger Stadtteilschreibers. Hamburg 1979, ISBN 3-920610-26-1.
  • Wilhelm Schwarz: But’n Dammdoor. Aus der Vergangenheit des hamburgischen Stadtteiles Harvestehude-Rotherbaum. Hamburg (um 1930).
  • Silke UrbanskiGeschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530. (Dissertationsschrift), Münster 1996, ISBN 3-8258-2758-5S. 1 ff. in der Google-Buchsuche
  • Jonas Ludwig von HeßHamburg topographisch, politisch und historisch beschrieben, Band 3, Verlag (der Verfasser), 1811, Harvestehude ab S.55 Volltext bei InternetArchive.

Weblinks

 Commons: Kloster St. Johannis (Hamburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1.  Heike Angermann: Diedrich Becker, Musikus. Annäherung an einen Musiker und seine Zeit. 2013 (online) (PDF; 2,3 MB) S. 80
  2.  Handelskammer Hamburg (pdf; 30,95kb)
  3.  Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 19
  4.  Wilhelm Schwarz: But’n Dammdoor. Aus der Vergangenheit des hamburgischen Stadtteiles Harvestehude-Rotherbaum, Hamburg (ohne Datum, um 1930), S. 5
  5.  Otto Beneke, Hamburgische Geschichten und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 27 Digitale Volltext-Ausgabe in wikisource, abgerufen am 1. Oktober 2010
  6.  Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 21
  7.  Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 35
  8.  Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 20
  9.  Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530, Münster 1996, S. 25 f.
  10.  Die Welt: Damengesellschaft mit Domina, Artikel vom 3. Januar 2001, abgerufen am 2. Oktober 2010
  11.  Homepage Kloster St. Johannis, abgerufen am 2. Oktober 2010
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Domkloster Lübeck

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Das Domkloster an der Südseite des Lübecker Doms war bis 1803 Lebensmittelpunkt des Lübecker Domkapitels. Im 19. Jahrhundert wurden große Teile des Gebäudes abgerissen.

Geschichte

Das Domkloster Lübeck als Institution wurde bereits 1160 von Heinrich dem Löwen zusammen mit dem Bistum Lübeck als Ort des gemeinsamen Lebens des Domkapitels gegründet. Dabei ist unklar, ob die Domherren einer Regel folgten; es wird angenommen, dass dies die Augustinusregel war.[1] Die Verpflichtung zum gemeinsamen Leben bestand bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Die Statuten von 1263 erwähnen keine Regel; seitdem lebten die Domherren in ihren Kurien und kamen nur zu Kapitelssitzungen und im Refektorium des Domklosters zusammen.[2] Das Kloster, dessen Gebäude im Zeitraum vom 13. bis zum 15. Jahrhundert errichtet wurden, blieb jedoch bis zur Durchführung der Reformation 1571 unter Eberhard von Holle Lebensmittelpunkt der Domgeistlichen und beherbergte auch noch später die Domschule und die Dombibliothek.
Mit Auflösung des Hochstifts Lübeck als Körperschaft infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 fiel das Domkloster an die Freie Hansestadt Lübeck als Staat. Es bestand als überliefertes Bauwerk bis zum Abriss des baufälligen Südflügels 1816; der Ostflügel und das den Westflügel bildende Predigthaus blieben bis zum Bau des Museums am Dom 1889/1893 erhalten. Einzelne Bauteile wurden in den Museumsneubau integriert. Sie bestehen nach Zerstörung des Dommuseums durch den Luftangriff auf Lübeck 1942 teilweise fort und sind in die Wiederaufbausubstanz einbezogen.

Zustand vor Abbruch

Der Kreuzgang und das gewölbte Erdgeschoss des 1816 abgebrochenen Südflügels wurden ab 1413 für die Domschule Lübeck genutzt, deren Schulgebäude zuvor abgebrannt war. Die Domschule bezog 1850 die Gebäude des ehemaligen Lübecker Bischofshofs. Im Obergeschoss befanden sich nach einem Bericht des Dompastors Johann Friedrich Petersen die Wohnungen der zwei Lehrer der Schule, die alten Versammlungszimmer des Domkapitels und die Wohnung des Nachtwächters.[3]
Der 1889 bis auf fünf Joche des Kreuzgangs abgebrochene, ursprünglich spätromanische Ostflügel beherbergte im Erdgeschoss die choralia, also die Räume der Chorknaben. Im Obergeschoss befanden sich das Refektorium und das Dormitorium, also die Schlafkammern der Priester. Der Bau brannte 1412 bis auf die Gewölbe des Erdgeschosses ab und wurde im gotischen Stil wieder aufgebaut.
Den Westflügel bildete das um 1466 errichtete Predigthaus. Es wird in einer Urkunde, mit der Bischof Albert II. Krummendiek und der Lübecker Rat sich 1466 über die Neuverwendung von Geldern eines Opferstockes einigten, als im Bau befindlich erwähnt. Auch in einer Übereinkunft der Testamentsvollstrecker des 1469 in Lübeck verstorbenen Schweriner Bischofs Nicolaus Böddeker und dem Lübecker Domherrn Magister Johann Lange und den weiteren Erben des Lüneburger Bürgermeisters Heinrich Lange wird das Predigthaus begünstigt.[4] Das Predigthaus war im Erdgeschoss zweischiffig mit acht Jochen. Beim Museumsneubau 1889/1893 wurden die beiden nördlichen Joche entfernt. Die Schauwand zum Innenhof blieb erhalten. Im Obergeschoss befanden sich Schlafräume und die Dombibliothek, deren Bestand mit Auflösung des Kapitels an die Stadtbibliothek gelangte und zu diesem Zeitpunkt noch aus 130 Handschriften und 500 Drucken bestand.

Erhaltene Baubestandteile

Schauwand des Predigthauses

Innenhof des Domklosters Lübeck mit Resten der Schauwand

An der westlichen Innenhofseite hat sich die Schauwand des Predigthauses aus der Spätgotik um 1460 erhalten. Sie ist zweigeschossig und in den Neubau des Archivs der Hansestadt Lübeck als Wiederaufbausubstanz der Jahre 1959–1963 einbezogen.

Kreuzgang

Der spätromanische östliche Flügel des Kreuzgangs vor dem Giebel des Süderquerschiffs (ca. 1250) mit fünf kreuzgewölbten Jochen ist der Rest des den Innenhof vermutlich umschließenden Kreuzganges. Während beim 1816 abgebrochenen Südflügel der Kreuzgang sicher vorhanden war, wird dies für die Westseite vor dem Predigthaus nur vermutet.

Giebel der Südervorhalle des Querschiffs

Giebel des Süderquerschiffs

Durch den Kriegsverlust des Zweiten Weltkrieges ergab sich die Möglichkeit, den Giebel des Süderquerschiffs wieder freizustellen. Er ist heute bis auf den spätromanischen Kreuzgangflügel unverbaut. Auch die Rochuskapelle östlich wurde als Seitenkapelle nach 1945 nicht wieder errichtet. Am Mauerwerk lassen sich die früheren Anbauten (auch die Gewölbeansätze der Rochuskapelle) noch gut erkennen.

Innenhof

Der Innenhof des ehemaligen Klosters wird heute vom Museum für Natur und Umwelt Lübeck und der Domgemeinde gemeinsam genutzt. Er ist durch ein Zufahrtstor im Ostflügel von der Musterbahn erschlossen.

Literatur

  • Johannes Baltzer und Friedrich BrunsDie Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring: Lübeck 1920, S. 102–107
  • Hartwig Beseler (Hrsg.): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1974, S. 56
  • Dieter-Jürgen Mehlhorn: Klöster und Stifte in Schleswig-Holstein: 1200 Jahre Geschichte, Architektur und Kunst, Ludwig, 2007, S. 178

Weblinks

 Commons: Domkloster Lübeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1.  Klosterprojekt Schleswig-Holstein Augustinerchorherren
  2.  Adolf Friederici: Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter 1160–1400. Neumünster: Wachholtz 1998 (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins 91) ISBN 3-529-02191-1, S. 77
  3.  Diarium ecclesiasticum des Doms I, S. 313.
  4.  Heinrich Langes Sohn Gottfried Lange war Nachfolger Böddekers als Bischof von Schwerin aufgrund einer mit der Familie Lange getroffenen Versorgungsvereinbarung.
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Ratzeburger Dom

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Ratzeburger Dom

Der Ratzeburger Dom im Winter

Blick aus dem Kreuzgang

Der Ratzeburger Dom ist ein herausragendes Zeugnis romanischer Backsteinarchitektur in Norddeutschland.

Geschichte

Das ab 1160 unter Bischof Evermod erbaute Gotteshaus befindet sich auf dem höchsten Punkt der Nordspitze der Altstadtinsel von Ratzeburg. Es beherbergt die Gebeine des 1066 im Wendenaufstand getöteten hl. Ansverus. Gestiftet wurde der Dom von Heinrich dem Löwen als Bischofskirche des Bistums Ratzeburg. Daher ist er einer der vier sogenannten Löwendome, zu denen auch der Schweriner Dom, der Lübecker Dom und der Braunschweiger Dom gehören. Eine Replik des Braunschweiger Löwen steht auf dem Domhof.

Innenansicht nach Osten

Am 11. August 1154 fand die Grundsteinlegung statt; nach 1160 begannen die Bauarbeiten am Chor. Mit der Südvorhalle wurde der Kirchenbau um 1220 vollendet. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden der Kreuzgang und das Kapitelhaus der Prämonstratenser-Chorherren angebaut, 1380 die sogenannte „Lauenburger Kapelle“.
Nach dem Tod des Bischofs Georg von Blumenthal 1550 versuchte Herzog Franz I. von Sachsen-Lauenburg vergeblich, seinen neunjährigen Sohn Magnus zum Bischof wählen zu lassen, gewählt wurde jedoch Christoph von der Schulenburg. Darauf hin rief der Herzog den Söldnerführer Vollrad von Mansfeld mit seinen Truppen ins Land, die am 23. Mai 1552 den Dom plünderten. Mansfeld blieb zwei Monate; gegen eine Zahlung von 4.000 Talern brannte er den Dom nicht nieder.
1554 veräußerte der zum Protestantismus konvertierte Bischof Christoph von der Schulenburg das Bistum für 10.000 Taler an Herzog Christoph von Mecklenburg. 1566 wurde mit Georg Usler der erste protestantische Prediger an den Dom berufen. Nach seinem Tod wurde die Pfarrstelle am Dom zunächst von den Superintendenten des Hochstifts wahrgenommen, darunter Konrad SchlüsselburgNicolaus Peträus und Hector Mithobius.
Seit der Säkularisation des Bistums im Westfälischen Frieden (1648) gehörten Hochstift und Domhof territorial zum Fürstentum Ratzeburg, das nach 1701 an Mecklenburg-Strelitz fiel, während die Stadt Ratzeburg zum Herzogtum Sachsen-Lauenburg gehörte. Für die Mecklenburger Herzöge wurde in direkter Nachbarschaft zum Dom das Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg errichtet. Der Domhof kam erst 1937 aufgrund eines Gebietstausches durch das Groß-Hamburg-Gesetz zur damals noch preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Der Dom und seine Gemeinde, zu der auch die Bäk gehört, blieb Teil der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, die jedoch nach Gründung der DDR an der Verwaltung gehindert war und deshalb 1954 per Kirchengesetz den Verwaltungsbezirk Ratzeburg, der auch die Kirchengemeinde Ziethen umfasste, schuf. Die Verwaltungsstelle wurde durch den Landessuperintendenten in Ratzeburg errichtet, stand aber unter der Aufsicht des Schweriner Oberkirchenrats. 1972 ermächtigte der Oberkirchenrat das Lutherische Kirchenamt der VELKD in Hannover, seine Rechte wahrzunehmen und Schutz- Fürsorge- und Verwaltungshilfsmassnahemen zu gewähren. 1978 übertrug der Oberkirchenrat seine Aufgaben und Rechte an die Nordelbische Kirche.[1] Am 23. September 1980 wurde ein Vertrag zwischen den beiden Kirchen geschlossen, der die Domgemeinde und die Gemeinde Ziethen der Nordelbischen Kirche zuordnet, ohne ihren Rechtsstatus zu ändern.[2]
Nach der Wiedervereinigung blieb diese Zuordnung mit ihren finanziellen Vorteilen erhalten; nach jahrelangen Diskussionen[3] wurde zwar die Kirchengemeinde Ziethen 1998 kirchenrechtlich vollständig aus Mecklenburg aus- und der Nordelbischen Kirche angegliedert;[4] beim Dom und seiner Gemeinde hingegen ist es bis 2012 beim status quo geblieben, der als Ausdruck der Verbundenheit und Zusammenarbeit beider Landeskirchen angesehen wurde, die in diesem Dom ihren gemeinsamen Angelpunkt gefunden hatten.[5]
Bei der Vereinigung der drei norddeutschen Landeskirchen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland 2012 blieb der Status des Doms ohne Zugehörigkeit zu einem Kirchenkreis bis auf weiteres bestehen.[6] Die Synode der Nordkirche beschloss im September 2016 ein Kirchengesetz, nach dem die Ratzeburger Domkirchgemeinde ab 2017 zum Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gehört.[7]
Wegen der „Brückenfunktion“ des Doms fand hier am Pfingstsonntag, dem 27. Mai 2012 der Festgottesdienst zur Gründung der Nordkirche statt. Anwesend war dabei auch Bundespräsident Joachim Gauck.
Das dingliche Kirchenpatronat mit der Verantwortung für die Baulast von Dom und zugehörigen Gebäuden liegt beim Land Schleswig-Holstein;[8] die Liegenschaften werden vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein betreut.

Architektur

Der Dom von der Südseite gesehen

Ratzeburger Dom von Bäk über den Ratzeburger See

Vor und nach dem Brand am 19. August 1893

Das eindrucksvolle Bauwerk ist eine dreischiffige romanische Basilika im gebundenen System mit Querhausgotischem Kreuzgang des angegliederten Prämonstratenser-Klosters (1251) auf der Nordseite und wuchtigem Westturm. Komplettiert wird das Westwerk des Doms von zwei querhausartigen Anbauten, die zu beiden Seiten dem Turm angefügt sind; ursprünglich war die Anlage von Doppeltürmen geplant. Auf der Südseite gliedert sich hier ebenfalls noch eine niedrigere Vorhalle, die Südervorhalle von 1220, an, die über eine prächtige Fassade mit verziertem Giebel verfügt.
Über der Vierung des Bauwerks erhebt sich ein hoher Dachreiter.
Einige Elemente des ursprünglichen romanischen Baus wurden während der Gotik entsprechend angepasst, sodass mitunter Spitzbögen bei den Fenstern auftreten (z. B. am Turmschaft). Auch das Gewölbe des Mittelschiffes wurde gotisch umgestaltet, wobei die Arkaden zu den Seitenschiffen den romanischen Rundbogen behalten haben.
1693 wurde der Dom bei der Beschießung der Stadt Ratzeburg durch die dänischen Truppen König Christians des V. nur beschädigt, während die Stadt Ratzeburg in Schutt und Asche sank. 1876 bis 1881 erfolgte eine umfassende Restaurierung des Doms unter Leitung von Georg Daniel, bei der auch die gotischen Kapellenanbauten bis auf die Lauenburger Kapelle beseitigt wurden. Am 19. August 1893 wurden Teile des Baus durch einen Brand zerstört. Die nachfolgenden Restaurierungen wurden bis 1899 durch Georg Daniel und Friedrich Wilhelm J. Rickmann durchgeführt. Bei den letzten größeren Restaurierungen (1953–1966) wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Heute ist der mittelalterliche Dom eines der ältesten Kirchengebäude im Land Schleswig-Holstein. Die Gesamtanlage mit Dom, Kreuzgang und Klosterbauten ist eines der am vollständigsten erhaltenen Ensembles der Spätromanik in Europa.

Ausstattung

Der Dom besitzt eine reichhaltige Innenausstattung. So beherbergt er unter anderem das älteste Chorgestühl Norddeutschlands. Auch der im frühbarocken Knorpelstil gehaltene Hochaltar von Gebhard Jürgen Titge (1629, heute im südlichen Querschiff) sowie das 1649 ebenfalls von Titge im gleichen Stil geschaffene herzogliche Epitaph von August von Sachsen-Lauenburg und seiner Ehefrau Gräfin Catharina zu Oldenburg und Delmenhorst, der geschnitzte Flügelaltar aus der Spätgotik mit Flügeln aus der Lübecker Werkstatt des Hermen Rode (~1490), die Rückseiten der Tafeln bemalt von Hinrich van Kroghe (1483), die prächtige Renaissancekanzel von 1576 und eine Triumphkreuzgruppe aus dem 13. Jahrhundert sind nur einige Beispiele.
In der Lauenburger Kapelle am südlichen Seitenschiff befindet sich das Grabmal von Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg und seiner Ehefrau samt dem herzoglichen Kirchengestühl. Das nicht zugängliche Erbbegräbnis der Lauenburger Herzöge befindet sich unterhalb der Vierung. Auch die Gebeine des heiligen Ansverus sind im Ratzeburger Dom bestattet.
Im Innenhof des Kreuzgangs befindet sich seit 1978 ein Nachguss der Plastik des Bettlers von Ernst Barlach, einer der Skulpturen aus der Gemeinschaft der Heiligen am Westwerk der Lübecker Katharinenkirche.

Orgeln

Die Geschichte der Orgeln im Ratzeburger Dom lässt sich bis in das Jahr 1230 zurückverfolgen; der Dom hatte damals eines der ersten Instrumente in Norddeutschland. Im Jahre 1563 baute der Orgelbauer Jacob Scherer ein neues Instrument; im Jahr 1619 errichtete der Orgelbauer Albrecht Lewin eine Schwalbennestorgel, die insgesamt 38 Register hatte.[9]
Nach der Renovierung des Domes Ende des 19. Jahrhunderts baute der Orgelbaumeister Friedrich Albert Mehmel (Stralsund) auf der Westempore eine große Domorgel. Das Instrument hatte 41 Register auf drei Manualen und Pedal.[10] 1902 wurde dieses Instrument von dem Orgelbauer Barnim Grüneberg (Stettin) umgebaut; dieses wiederum wurde 1954 durch die Orgelbaufirma Kemper und Sohn (Lübeck) erneut umgebaut. Bereits im Jahre 1966 baute die Orgelbaufirma Kemper ein neues Instrument für den zwischenzeitlich restaurierten Dom.

Rieger-Orgel von 1978

Heute verfügt der Dom über drei Orgeln, die allesamt neueren Datums sind.[11]

Große Domorgel

Die große Orgel vor der Westwand des Domes wurde 1978 von der Orgelbaufirma Rieger (Vorarlberg) mit 60 Registern auf vier Manualen und Pedal erbaut. Sie besitzt zwei Horizontalzungen, ein Zimbelstern und ein Glockenspiel. 1994 wurde im Schwellwerk ein Carillon hinzugefügt und das ganze Instrument 2013 klanglich überarbeitet. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[12]
I Rückpositiv C–g3


1. Principal 8′
2. Rohrflöte 8′
3. Quintade 8′
4. Octav 4′
5. Koppelflöte 4′
6. Sesquialter II 223
Quinte (aus 6.)  223
7. Prinzipal 2′
8. Quinte 113
9. Scharff IV 1′
10. Rankett 16′
11. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3


12. Principal 16′
13. Principal 8′
14. Spitzflöte 8′
15. Metallgedeckt 8′
16. Octav 4′
17. Quinte 223
18. Super Octav 2′
19. Cornett V 8′
20. Mixtur major VI 223
21. Mixtur minor IV  2′
22. Fagott 16′
23. Trompete 8′
24. Span. Trompete 8′
25. Span. Trompete 4′
III Schwellwerk C–g3


26. Bordun 16′
27. Holzprincipal 8′
28. Bleigedackt 8′
29. Gamba 8′
30. Schwebung 8′
31. Octav 4′
32. Blockflöte 4′
33. Viola 4′
34. Nasat 223
35. Waldflöte 2′
36. Terz 135
37. Sifflet 1′
38. Mixtur VI 223
39. Dulzian 16′
40. Oboe 8′
41. Franz. Trompete  8′
Tremulant
IV Brustwerk C–g3


42. Holzgedackt 8′
43. Holzrohrflöte  4′
44. Gemshorn 2′
45. Terzsept IV 135
46. Zimbel II 13
47. Regal 16′
48. Vox humana 8′
Tremulant
Pedal C–f1


49. Principal 32′
50. Principal 16′
51. Subbaß * 16′
52. Octav 8′
53. Gedackt * 8′
54. Octav 4′
55. Rohrpfeife * 4′
56. Rauschpfeife IV  223
57. Kontrafagott 32′
58. Bombarde 16′
59. Posaune 8′
60. Schalmei * 4′
  • Koppeln: III/I, I/II, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
  • Nebenregister: Zimbelstern V in G (Rückpositiv), Glockenspiel V in C (Hauptwerk), Carillon (37 Bronze-Glocken, Schwellwerk)
  • Kollektivzüge für Prinzipale, Mixturen und Zungen (wirken nur auf Hauptwerk- und Pedalregister)
  • Sperrventil für Großpedal, es bleiben die mit * gekennzeichneten Register
In einem Abwägungsprozess, angeregt durch den Domorganisten Christian Skobowsky, wurde entschieden, die Disposition 2013 geringfügig zu verändern:
  • Die wenig charakteristische Flöte 4’ des Hauptwerks wurde zum (15.) Metallgedeckt 8’ umgearbeitet, um ein (wirklich) leises Begleitregister zu gewinnen.
  • Der (6.) Sesquialter 223 des Rückpositivs wurde getrennt und die Quinte 223 mittels eines Vorabzuges einzeln registrierbar gemacht, um die Farbvielfalt zu erhöhen.
  • Das (44.) Gemshorn 2’ des Rückpositivs und (7.) Principal 2’ des Brustwerks haben die Plätze getauscht.
  • Die (41.) Franz. Trompete 8’ des Schwellwerks wurde mit einer neuen großen Oktave versehen und von 4′ auf 8′ umgerückt.
  • Die alte Oboe 8’ des Schwellwerks wurde durch eine neue (40.) Oboe 8’ französischer Art ersetzt.

Chororgel

Rieger-Orgel von 1972

Die Chororgel wurde im Jahre 1972 von der Orgelbaufirma Rieger (Vorarlberg, Österreich) erbaut und am südlichen Rand des Chorraumes aufgestellt. Das Instrument wurde 1977 und 1997 erweitert. Es hat heute 13 Register (mit teilweise recht amüsanten Registernamen) auf zwei Manualen und Pedal.
I Hauptwerk C–g3


1. Peters Panflöte 8′
2. Gambenschwebung (ab F)  8′
3. Bischofsprinzipal 4′
4. Buchholzer Waldflöte 2′
5. Anden-Terz (ab c) 135
6. Ulrichs-Oktave 1′
7. Mixtur „Uwe und Hille“ II
Tremulant
II Schwellwerk C–g3


8. Cocopula 8′
9. Foweline 4′
10. Chilenischer Prinzipal 2′
11. Guillermos Quintessenz 113
12. Frz. Bibelregal „Du Maire“  8′
Tremulant
Pedal C–f1


13. Römnitzer Grunzbaß 16′
14. Souffleur „Ludwig Diehn“

Paradies-Orgel

Becker-Orgel von 1985

Die kleine Orgel in der Vorhalle des Domes, dem „Paradies“, wurde 1985 von dem Orgelbauer Michael Becker erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 10 Register auf zwei Manualen und Pedal.
I Hauptwerk C–


1. Rohrflöte 8′
2. Prinzipal 4′
3. Pommer 4′
4. Waldflöte 2′
5. Mixtur III
II Brustwerk C–


6. Gedackt 4′
7. Prinzipal 2′
8. Sesquialter II 
9. Regal 8′
Tremulant
Pedal C–


10. Subbass 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P
Zu den namhaften Organisten des Doms gehörte der Kirchenmusikdirektor Neithard Bethke. Sein Nachfolger seit 2007 und derzeitiger Kirchenmusiker am Dom ist Christian Skobowsky, der vorher am Freiberger Dom tätig war.

Glocken

Beim Brand des Doms 1893 wurden die vier historischen Glocken des Doms zerstört. Sie waren alle in Lübeck gegossen worden, und zwar 1678 von Albert Benningk, 1727 von Lorenz Strahlborn und 1752 von Johann Hinrich Armowitz. Die anschließend neu gegossenen Glocken wurden im Ersten Weltkrieg 1917 zu Rüstungszwecken eingezogen. 1927 erhielt der Dom als Ersatz Eisenglocken, die 2001 durch ein sechsstimmiges Geläut aus Bronzeglocken der Glocken- und Kunstgießerei Rincker ersetzt wurden.[13]
Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Masse
(kg)
Durchmesser
(mm)
Schlagton
(HT1/16)
1 Sterbeglocke 2001 Glocken- und Kunstgießerei Rincker, Sinn 2947 1677 ais0
2 Betglocke 1886 1431 cis1
3 Abendmahlsglocke 1292 1267 dis1
4 Taufglocke 857 857 fis1 –3
5 Gottesdienstglocke 648 995 gis1
6 Friedensglocke 443 860 h1

Geistliche

Für die Bischöfe, siehe die Liste der Bischöfe von Ratzeburg.
Die folgenden Personen waren als Geistliche mit wechselnder Amtsbezeichnung[14] am Ratzeburger Dom nach Einführung der Reformation tätig:[15]
  • 1566–1597: Georg Usler, Pastor
  • 1589–1593: Henricus Berndes, Diaconus[16]
  • 1593–1624: Josau Huxterus (Hückstedt), Diaconus[17]
  • 1625–1639: Jeremias Schrey, Diaconus
  • 1639–1645: Zacharias Vogel, Diaconus
  • 1646–1654: Johann Daniel von Engeln, Diaconus
  • 1654–1660: Johannes Beverinus, Diaconus
  • 1660–1663: Gottlieb Schwarz (Theophilus Nigrinus), Diaconus
Vakanz

Literatur

  • W. Schulz-Demmin: Das bemalte Kreuzigungsrelief im Dom zu Ratzeburg. In: Der Wagen, 1963, S. 31–33.
  • Karl Heinz Göttert und Eckard Isenberg: Orgelführer Deutschland Band 1 Bärenreiter-Verlag, ISBN 3-7618-1347-3, S. 29–32.
  • Heinz-Dietrich Gross: Dom und Domhof Ratzeburg. Aufnahmen von Hans-Jürgen Wohlfahrt. 5. Auflage. Langewiesche, Königstein im Taunus 1996, ISBN 3-7845-3183-0 (Die blauen Bücher).
  • Carl Jacob: Die Restaurierung des Ratzeburger Domes. In: Der Wagen, 1965, S. 55–59.
  • Georg Krüger: Die Pastoren im Fürstentum Ratzeburg seit der Reformation, Schönberg 1899 (Digitalisat)
  • Georg Krüger (Bearb.): Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaats Mecklenburg-Strelitz. Band II: Das Land Ratzeburg, Neubrandenburg 1934; Nachdruck Stock & Stein, Schwerin 1994, ISBN 3-910179-28-2, S. 41–180.
  • Hans-Jürgen Müller: Der Dom zu Ratzeburg. Aufnahmen: Jutta Brüdern. 4. völlig neu bearb. Auflage. Dt. Kunstverlag, München–Berlin 2002, (DKV-Kunstführer. Nr. 283).
  • Horst Otto Müller: Ratzeburger Dom. Fotografische Facetten. 1. Auflage. Buchhandlung Weber, Ratzeburg 2016, ISBN 978-3-00-054102-5.
  • Th. G.: Der Dom von Ratzeburg. In: Die Gartenlaube. Heft 39, 1893, S. 668 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks

 Commons: Ratzeburger Dom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1.  Siehe die Dokumentation von Klaus Blaschke: Dokumentation: Zuordnung der Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Kirche. Zuordnung der Kirchengemeinde Lassahn zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. In: Kurt Jürgensen (Hrsg.): Die Kirche im Herzogtum Lauenburg: Beiträge zu ihrer Geschichte und Gegenwart. (Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur: Kolloquium 5), Neumünster: Wachholtz 1994, ISBN 978-3-529-02005-6, S. 152–164
  2.  Vertrag über die Zuordnung der zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gehörenden Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Memento des Originals vom 19. August 2014 im Internet Archivei Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. und Kirchengesetz über die Zustimmung zu dem Vertrag betreffend die Zuordnung der Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Memento des Originals vom 9. Mai 2014 im Internet Archivei Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 29. November 1980.
  3.  Dom-Wirrwarr. In: Die Zeit, Nr. 11/1996
  4.  Zuordnungsgesetzaufhebungsverordnung (Memento des Originals vom 23. Mai 2015 im Internet Archivei Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5.  Siehe Nach dem Bistum (Website des Ratzeburger Doms, abgerufen am 10. Februar 2009)
  6.  Das Einführungesetz zur Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland sagte dazu in § 8: „Domkirchgemeinde Ratzeburg. Bis zu einer anderweitigen kirchengesetzlichen Regelung wird die Praxis entsprechend den bisherigen Rechtsverhältnissen fortgeführt.“ Einführungsgesetz zur Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Memento des Originals vom 22. März 2014 im Internet Archivei Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 949 kB), 3. Tagung der Verfassunggebenden Synode 7. Januar 2012, Beschluss – Drucksache 5/III, abgerufen am 5. März 2012
  7.  Dombote 3 (PDF, S. 4), 2016; Beschlussvorlage Kirchengesetz über die Neuordnung der Rechtsverhältnisse der Ev.-Luth. Domkirchgemeinde Ratzeburg und die Rechtsbereinigung betreffend die Rechtsverhältnisse der Ev.-Luth. Kirchengemeinden Ziethen und Lassahn (PDF); Domkirchgemeinde Ratzeburg ab 2017 im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.
  8.  Oskar EphaDer Ratzeburger Dom und das Kirchenpatronat des Landes Schleswig-Holstein. In: Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte 39-40 (1983-84), S. 89–108.
  9.  Informationen zur Geschichte der Orgeln (PDF) in der Festschrift von 2013
  10.  Disposition siehe Urania: Musik-Zeitschrift für Orgelbau, Orgel- und Harmoniumspiel. 39 (1881), S. 66 f (books.google.com Digitalisat).
  11.  Nähere Informationen zu den Orgeln auf der Website des Ratzeburger Doms
  12.  Nähere Informationen zu den Orgeln im Ratzeburger Dom
  13.  Die folgende Übersicht nach einer Informationstafel im Dom. Nach anderen Angaben ist die Schlagtonfolge ais0–cis1–dis1–fis1–gis1–h1
  14.  In den historischen Quellen wird sowohl Propst als auch Probst gebraucht; die heutige Amtsbezeichnung ist Domprobst (Vertrag über die Zuordnung der zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gehörenden Domkirchgemeinde Ratzeburg und der Kirchgemeinde Ziethen zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Memento des Originals vom 19. August 2014 im Internet Archivei Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Artikel 4: Der Pfarrstelleninhaber führt weiterhin die Dienstbezeichnung „Domprobst“.) – mit b zur Unterscheidung von Propst (mit p) als Vorsteher einer Propstei bzw. eines Kirchenkreis-Bezirkes.
  15.  Bis 1899 nach Georg KrügerDie Pastoren im Fürstentum Ratzeburg. 1899
  16.  Eintrag im Rostocker Matrikelportal
  17.  Eintrag im Rostocker Matrikelportal
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Kloster Bordesholm

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Die Klosterkirche von Osten aus gesehen mit südlichem Gruftanbau

Das Kloster Bordesholm war ein Augustiner-Chorherren-Stift in der Gemeinde Bordesholm im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein.

Geschichte des Klosters

Das 1125 in Neumünster von Vicelin gegründete Chorherrenstift siedelte 1330 nach Bordesholm um. Die Chorherren machten eine Insel im Bordesholmer See durch drei Dämme landfest und bauten darauf Kirche und Klostergebäude. Für den 1309 begonnenen Bau stiftete Otto Pogwisch aus Bistenkesse (Bissee, später Bothkamp), in seinem Testament 1327 300 Mk, davon ausdrücklich 100 Mk. für Glasfenster.[1] Als erster seiner Familie wurde er im damals noch nicht fertiggestellten Chor der Klosterkirche beigesetzt.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Kloster zu einem bedeutenden kulturellen und religiösen Zentrum. Die Einnahmen durch Wallfahrer erlaubten, die Kirche zweimal zu erweitern. Eine Filiale befand sich in Jasenitz bei Stettin. Dort beendete Propst Reborch 1476 die im folgenden Jahr in Bordesholm erstmals aufgeführte Bordesholmer Marienklage. Dem Kloster inkorporiert war u. a. die Pfarrkirche St. Nikolai in Kiel. 1490 schloss sich das Chorherrenstift der Windesheimer Kongregation an. Ein letzter wirtschaftlicher Aufschwung ermöglichte es noch im selben Jahr, die Erweiterung der Klosterkirche in Angriff zu nehmen.
1528 schrieb der Kieler Pfarrer, der Chorherr Wilhelm Prävest, an Martin Luther, um sich über den Laienprediger Melchior Hofmann zu beschweren. Als sich jedoch herausstellte, dass er gleichzeitig gegen Luther polemisierte, musste er sich nach Bordesholm zurückziehen. Predigt und Seelsorge in Kiel wurden daraufhin von evangelischen Predigern übernommen. Obwohl die Reformation in Schleswig-Holstein bereits 1547 offiziell eingeführt wurde, bestand das Kloster bis 1566, als es von Herzog Hans dem Älterensäkularisiert wurde. Die älteren Chorherren durften bleiben, die jüngeren wurden verpflichtet, am Unterricht der nun evangelischen Fürstenschule teilzunehmen, die in die Gebäude einzog. Stattdessen flohen die Mönche ins Kloster Windesheim in Zwolle und prozessierten elf Jahre lang – letztlich vergeblich – um die Herausgabe ihres Besitzes. Die Gelehrtenschule wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst 1662 wieder eröffnet. Aber schon 1665 wurde sie nach Kiel verlegt und bildete den Grundstock der dort neu gegründeten Universität. Die Klostergebäude wurden danach abgerissen. Das letzte aus der Bordesholmer Klosterzeit heute noch erhaltene Bauwerk ist die Klosterkirche.

Klosterkirche

Das Innere der Kirche; im Vordergrund das Grabmal der Herzogin Anna († 1514)

Rankenwerkmalerei im Gurtbogen (ursprünglich 1490, erneuert)

Bau und Baugeschichte

Die Klosterkirche Bordesholm ist ein langgestreckter Backsteinbau. Es handelt sich um eine dreischiffige, sechs Joch lange Hallenkirche mit Fünfachtelschluss im Osten. Stützpfeiler sind tief in den Bau eingezogen und außen nur als Wandstreifen sichtbar. Die Kirche ist turmlos, das hohe Satteldach trägt einen Dachreiter. In ihren einheitlich gotischen Formen gilt die Kirche als eine der schönsten Bauten des Landes.
Die Bauzeit für den ersten Bauabschnitt begann 1309. 1332 wurde die Kirche geweiht. Sie hatte anfangs ein dreijochiges Mittelschiff mit begleitenden Seitenräumen.
Zwischen 1450 und 1462 wurde im Westen ein Verlängerungsjoch mit schmalen Seitenschiffen angebaut. Es folgte 1490 bis 1509 ein diesmal zweijochiger Verlängerungsabschnitt, sodass der gesamte Bau jetzt aus sechs Jochen bestand. In der Barockzeit wurde schließlich ein Gruftanbau an der Südseite angefügt. In dieser Form ist die Kirche bis heute erhalten.

Innerer Raum

Die Seitenwände im Ostteil des Mittelschiffs (erster Bauabschnitt) sind spitzbogig aufgeschnitten. Nach oben wird der Raum durch ein spätgotisches Kreuzrippengewölbe auf Rundstabdiensten abgeschlossen. Auch die Verlängerungsjoche haben Kreuzrippengewölbe. Im ersten weiträumigen Verlängerungsjoch befinden sich kreuzförmige Pfeiler. Die Pfeiler im zweijochigen zweiten Verlängerungsteil sind achteckig und steigen im Mittelschiff höher auf.

Ausstattung

Chorgestühl (1509)

Ausmalung

Der Mittelschiffgurtbogen zwischen dem 1. und 2. Verlängerungsteil ist mit Rankenwerk bemalt. Die spätgotische Bemalung, ursprünglich aus der Zeit um 1490, wurde aber stark erneuert.

Chorgestühl

Das Chorgestühl von 1509 besteht aus 30 Klappsitzen. Die Rückwand ist in Felder aufgeteilt, darüber liegt ein Baldachin mit Maßwerkstirn.

Triumphkreuz

Das spätgotische 2,20 m hohe Triumphkreuz wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschaffen.

Fotoprojektion des Brüggemann-Altar an seinem ursprünglichen Standort

Hauptaltar

Herzog Friedrich stiftete der Klosterkirche nach dem Tod seiner Frau einen Schnitzaltar, den der Künstler Hans Brüggemann 1521 fertigstellte. Dieser Brüggemann-Altar, auch als Bordesholmer Altar berühmte Schnitzaltar wurde 1666 von Bordesholm in den Schleswiger Dom überführt. 1672 überließ die St. Johanniskirche in Brügge eine ebenfalls Brüggemann oder seiner Werkstatt zugeschriebenen geschnitzte Darstellung der Kreuzigung der Bordesholmer Kirche. Diese befindet sich heute auf Schloss Gottorf.[2]
Der heutige Altar mit großem, spätbarockem Aufbau stammt von 1727. Im Sockelbild zeigt er das Abendmahl, im Hauptbild die Taufe Christi. Bekrönt ist er mit Wolken und Strahlenkranz. Der Altar wurde von Herzog Carl-Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf gestiftet, als die Kirche nach jahrzehntelangem Leerstand eine neue Nutzung als Gemeindekirche erhielt.

Augustinus-Altar

Im ersten südlichen Seitenraum befindet sich ein spätgotischer Schnitzaltar aus der Zeit um 1500. Er zeigt im Mittelschrein die Figur des heiligen Augustin, von Astwerk umrankt.

Kirchenväter-Altar

Im ersten nördlichen Seitenraum steht ein spätgotischer dreiflügeliger Bildaltar mit den Kirchenvätern. Im Mittelfeld sind Augustinus und Ambrosius abgebildet, in den Flügeln Gregorius und Hieronymus. Alle vier Figuren sind vor Brokatvorhängen in Kirchenräumen dargestellt. Der Altar stammt aus der Zeit um 1510 und zeigt niederländische Machart.

Taufe

Die pokalartige Taufe ist aus Kupfer getrieben und stammt von 1737. Der Deckel mit Buckelrand wird durch eine Taube bekrönt, dem Symbol der Heiligen Geistes.
Später im 18. Jahrhundert wurden vier mittelalterlichen Bronzelöwen als Stützen für das Taufbecken benutzt.[3] Sie hatten als Träger der heute noch in der Kirche befindlichen steinernen Grabplatte von Wolfgang Pogwischs und seiner Ehefrau Christina Munk gedient. Wolfgang (Wulf) Pogwisch, ein enger Vertrauter von Herzog und König Friedrich I., erhob auch nach der Reformation noch Anspruch auf das 200 Jahre zuvor von seinem Vorfahren gegründete Stift.[4] Er wurde 1554 als letzter seiner Familie in der Bordesholmer Kirche beigesetzt. Die Löwen wurden aber vermutlich früher angefertigt. Sie tragen in den Tatzen die Wappen der Familien Pogwisch, Munk, Ahlefeld und Rosenkranz nach den Eltern von Wulf Pogwisch und seiner Ehefrau.[5] Die Bronzelöwen wurden in 1864 im Zuge einer Klosterkirchenrestaurierung an Hamburger Händler verkauft und galten seitdem als verschollen. 2015 tauchten sie wieder auf und wurden identifiziert. Die mittelalterlichen Kunstwerke befinden sich im Rijksmuseum Amsterdam und der Eremitage in Sankt Petersburg.[6] In Bordesholm soll eine Replik aufgestellt werden.[7]

Grabmal der Herzogin Anna von Brandenburg († 1514)

Im Mittelgang zwischen dem ersten und dem zweiten Erweiterungsteil steht auf einem Sandsteinsockel die Bronzetumba mit den liegenden Figuren des Herzogpaares Anna von Brandenburg und Friedrich I. von Schleswig-Holstein-Gottorp. Es ist das bedeutendste spätgotische Grabmal im Land. Die Wandungen zeigen Reliefs der Wappen der beiden Toten, der Verkündigung und die Figuren der 12 Apostel. Vor den Ecken stehen als Freifiguren vier leuchtertragende Engel.
Der Sarkophag ist allerdings leer. Die Herzogin ist unterhalb des Kenotaphs im Grabgewölbe des Kirchenschiffs beigesetzt, der Herzog hat sein Grab im Schleswiger Dom.

Russische Kapelle

Die ehemalige Sakristei gehört zu den wenigen erhaltenen überirdischen Bauresten des Augustiner-Chorherren-Stifts außerhalb der Kirche. Sie ist die Grabkapelle des 1739 verstorbenen Herzogs Carl Friedrich. Der Herzog war mit Anna Petrowna, der Tochter Peter des Großen, verheiratet und Vater des späteren Zaren Peter III., daher der heutige Name der Kapelle.
1999 wurde bei Sanierungsarbeiten eine spätmittelalterliche Wandmalerei, die die Geißelung Christi darstellt, wiederentdeckt und freigelegt.

Orgel

Blick auf die Orgel

Die Orgel wurde 1969 von dem Orgelbauer Paschen erbaut.[8]
I Hauptwerk C–g3


Prinzipal 8′
Spitzflöte 8′
Oktave 4′
Koppelflöte 4′
Nassat 223
Oktave 2′
Blockflöte 2′
Mixtur V
Cymbal III
Dulzian 16′
Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3


Holzflöte 8′
Salicional 8′
Schwebung 8′
Traversflöte 4′
Quinte 223
Oktave 2′
Terz 135
Cornettino III
Oboe 8′
Vox Humana 8′
Tremulant
III Brust-Schwellwerk C–g3


Gedackt 8′
Prinzipal 4′
Rohrflöte 4′
Oktave 2′
Oktave 1′
Sesquialtera II
Scharff IV–VI
Krummhorn 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1


Prinzipal 16′
Subbass 16′
Oktave 8′
Gedackt 8′
Oktave 4′
Nachthorn 2′
Hintersatz IV
Posaune 16′
Trompete 8′
  • Koppeln: II/I, II/II (Suboktavkoppel), III/I, IIII/II, I/P, II/P, III/P

Muhlius-Kapelle

Die Muhlius-Kapelle liegt in der westlichen Hälfte des nördlichen Seitenschiffes. Dieser Gebäudeteil gehört zum ältesten Bauabschnitt der Kirche (ca. 1327 bis 1460). Das Kreuzrippengewölbe war bereits in vorreformatorischen Zeit eingerichtet. Die Rechte als